Monotheismus oder Monolatrie?

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Halman
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#1 Monotheismus oder Monolatrie?

Beitrag von Halman » Do 23. Apr 2015, 19:48

Die abrahamitischen Schriftreligionen sind für ihren Monotheismus bekannt. Doch waren die alten Juden wirklich strenge Monotheisten? Schließt das Christsein zwingend aus, andere Götter für existent zu halten?

Zitat aus Begriffsdefinition: Monotheismus – Henotheismus – Monolatrie:
Man unterscheidet von ihm bisweilen den Henotheismus oder Summodeismus (Smith, 2008, 168), d.h. die zeitlich begrenzte Verehrung einer Gottheit, die unter vielen ausgewählt wurde, und die Monolatrie, die langfristige Alleinverehrung eines Gottes neben anderen Gottheiten.
Der Henotheismus (oder Summodeismus) kommt nicht in betracht, da eine zeitlich begrenzte Veehrung des biblischen Gottes dem Wesen des Judentums ebenso widersprich, wie dem Glauben des Christentums.
Aber könnte es sich gem. der Bibel bei der jüdisch-christlichen Lehre um Monolatrie handeln? Verhält es sich so, dass zwar einige andere Gottheiten existieren, aber nur ein GOTT angebetet wird? Wenn dem so ist, dann liegt nach meinem bescheidenen Verständnis Monolatrie vor.

Aber folgt denn nicht aus den ersten Geboten der „Zehn Worte“ zwingend der Monotheismus? Schauen wir uns die Gebote an:
Erstes Gebot:
3 Du wirst ² keine andern Götter haben neben mir³. -

²Die Befehlsform "du sollst nicht" kann auch wiedergegeben werden: du wirst nicht, d. h. es ist undenkbar, dass du . . . tun wirst.
³w. zu meinem Angesicht hinzu; o. gegen mein Angesicht, d. h. mir zum Trotz
²' Auf Basis der ELB-Fussnote habe ich das Wort "sollst" durch "wirst" ersetzt.

Wie versteht ihr dieses Gebot? Wird hier der Monotheismus geboten, oder die Monolatrie?

Zweites Gebots:
4 Du sollst dir kein Götterbild machen, auch keinerlei Abbild dessen, was oben im Himmel oder was unten auf der Erde oder was im Wasser unter der Erde ist. 5 Du sollst dich vor ihnen nicht niederwerfen und ihnen nicht dienen. ...
Das Bilderverbot schließt den Gebrauch von Götterbildnissen für die Anbetung aus. Aber folgt daraus zwingend der Monotheismus?

Ergänzend möchte ich noch das Dritte Gebot verlinken, welches verbietet, den heiligen Namen GOTTES zu missbrauchen.

So wie ich ersten beiden Gebote des Dekalogs* verstehe, verneinen sie nicht die bloße Möglichkeit, dass es außer JHWH noch andere Götter geben könnte. Allerdings reicht es meiner Meinung nach nicht, den Dekalog isoliert vom Gesamtkontext zu betrachten.
Das mosaische Gesetz wird in der Torah auf lebendige Weise verkündet, indem es im Rahmen einer Geschichte vermittelt wird. Dabei wird u.a. auch geschildert, wie das Volk Israel gegen die ersten beiden Gebote verstießt, als sie das Goldene Kalb anfertigten und anbeteten. Dieser „goldene Gott“ war eindeutig von Menschenhand gemacht und dieser wird ha'Elohím (אלהים ), dem [wahren] Gott, gegen sein Angesicht, ihm zum Trotz, verehrt.

Bereits im Schöpfungsbericht wird deutlich, dass da nur der Schöpfergott Elohím alle Dinge erschuf; Sonne, Mond und Sterne (damit auch die Planeten) werden als leblose Schöpfungswerke gedeutet, was damals höchst unüblich war. (Allerdings wird in Gen 1:26 mit dem Ausdruck „Lasst uns Menschen machen“ angedeutet, dass Gott zum himmlischen Hofstab spricht.)
In der theologischen Abfolge (vom Chaos hin zum „[Schatten]Bild Gottes“) der Schöpfungswerke werden diese „Lichter“ noch vor den Fischen und Vögeln genannt. Damit wird verkündet, dass die Tiere als lebende Seelen Gott näher sind, als die leblosen Lichter Sonne, Mond und Sterne.

Doch Gott selbst hat keinen Schöpfer. So sangen die Juden in einem Psalm, dem sie Moses zuschrieben:
Zitat aus Ps 90:1-4:
... 2 Ehe die Berge geboren waren und du die Erde und die Welt erschaffen2 hattest, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du, Gott. ...

Gemäß dem Propheten Jesaja äußerte sich GOTT noch deutlicher:
Jesaja 43:10:
... vor mir ist kein Gott geschaffen worden, und nach mir wird keiner sein; ...
Zitat aus Jes 44:6-7:
... Ich bin der Erste und bin der Letzte, und außer mir gibt es keinen Gott. ...
Wie versteht ihr diese jesajanischen Worte?

Ich interpretiere sie so, dass damit klargestellt wird, dass nichts und niemand dem biblischen Schöpfergott gleich ist. Mächtige, die ungleich dem Schöpfer sind, werden laut dem biblischen Gesamtkontext nicht zwingend ausgeschlossen. Dies wird auch durch den Gebrauch erhabener Titel für GOTT deutlich:
• 'El 'Eljón (על יוןאל‎ = Gott, der Höchste) – Genesis 14:18 (genannt von Melchisedek)
• El'Olam (אל עולם = ewiger Gott) - Genesis 21:33
• 'El Schaddáj (אל שדי = Gott, der Allmächtige) – Genesis 17:1
• ha'Elohím (הָאֱלֹהִים = der [wahre] Gott im Pluralis Majestatis) – Genesis 17:18
Dies bedeutet aber nicht, dass „Mächtige“, die auch als „Götter“ bezeichnet werden können, kategorisch negiert würden. Man denke nur an die machtvollen Engel und Dämonen, die durchaus mit den Göttern anderer Völker vergleichbar sind.
Asaph bezeichnete sogar Menschen aufgrund ihrer Macht, über andere Menschen zu richten, als "Götter":

Hier kommt es darauf an, in welchem Sinne von "Göttern" die Rede ist. Im Tanach gibt es nur einen GOTT, der angebetet wird, nur einen El Schaddáj (allgewaltigen Gott), der über alle anderen Mächte triumphiert. Darum ist er auch ha'Elohím, der [wahre] Gott.

In dem Monumentalfilm „Die Zehn Gebote“ brachte es Yul Brunner (gem. der Synchronisation) in seiner Rolle als Ramses schön auf den Punkt, indem er über den Gott des Moses sagte: "Sein Gott ist Gott!"

Darum sollten sich die Juden auch keine Götzen machen. In Jes 44:16-19 beschreibt Jesaja einen Menschen, der sich aus dem Holz eines Baumes Brennholz macht, um sich daran zu wärmen und Fleisch zu braten. Aus dem Rest fertigt er einen „Gott“ an. Passend dazu sangen die israeliten in den Psalmen (s. Ps 115:4-8).


*hebr. עשרת הדיברות / (aéreth ha-dibberot); altgr. δεκάλογος („déka lógos“)
Zitat aus NWÜ-Fussnote:
„Die Zehn Worte“, d. h. Gebote. Hebr.: ʽaßéreth haddevarím; gr.: tous déka lógous („den Dekalog“); lat.: vẹrba dẹcem.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Martinus
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#2 Re: Monotheismus oder Monolatrie?

Beitrag von Martinus » Do 23. Apr 2015, 20:30

Halman hat geschrieben:Erstes Gebot[/url]:
3 Du wirst ² keine andern Götter haben neben mir³. -

²Die Befehlsform "du sollst nicht" kann auch wiedergegeben werden: du wirst nicht, d. h. es ist undenkbar, dass du . . . tun wirst.
³w. zu meinem Angesicht hinzu; o. gegen mein Angesicht, d. h. mir zum Trotz

Wie versteht ihr dieses Gebot? Wird hier der Monotheismus geboten, oder die Monolatrie?


Monolatrie! Der Beitrag bringt die Infos des AT über den wahren Gott gut auf den Punkt.
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Münek
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#3 Re: Monotheismus oder Monolatrie?

Beitrag von Münek » Do 23. Apr 2015, 23:02

Halman hat geschrieben:Die abrahamitischen Schriftreligionen sind für ihren Monotheismus bekannt. Doch waren die alten Juden wirklich strenge Monotheisten?

Mit Verlaub, lieber Halman, Du bringst zuviel auf einmal.... ;)

Meines Wissens existierten im Glauben der "alten Juden" neben Jahwe auch andere Götter, und zwar bei
den Nachbarvölkern. Diese mächtigen Gottheiten standen evtl. in "Konkurrenz" zu ihrem Gott - was das "aus-
erwählte Volk" allerdings nie daran hinderte, von Jahwe immer wieder abzufallen und gerade diese Götter zu
verehren. Vielleicht waren sie "attraktiver". ;)

Worauf Jahwe wiederum erbost, zornig und höchst eifersüchtig reagierte... Schließlich wollte er ganz allein ver-
ehrt, d.h. gefürchtet und geliebt werden... Sehr egomanisch - psychisch sehr unsicher!


Tja, in altjüdischer Zeit ging es auch bei den Göttern höchst menschlich zu! Wer denkt da nicht an Zeus, Ju-
piter, Donar, Aton und Wotan?
... Auch diese wurden alle inbrünstig-unterwürfig angerufen und verehrt...und gefürchtet.
Zuletzt geändert von Münek am Do 23. Apr 2015, 23:20, insgesamt 3-mal geändert.

JackSparrow
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#4 Re: Monotheismus oder Monolatrie?

Beitrag von JackSparrow » Do 23. Apr 2015, 23:10

Halman hat geschrieben:Verhält es sich so, dass zwar einige andere Gottheiten existieren, aber nur ein GOTT angebetet wird?
Wer nicht existiert, kann nicht handeln. der HERR größer ist als alle Götter; denn worin sie vermessen handelten 2Mo18:11

Wie versteht ihr dieses Gebot?
1) Gott ist eifersüchtig auf andere Götter (2Mo34:14)
2) Eifersucht ist eine Sünde, die den Tod verdient (Gal5:20)

Aus 1) und 2) können wir folgern: Wäre GOTT gerecht, dann würde Er Sein eigenes Gesetz respektieren und Sich Selbst in den Feuersee werfen. Beweisführung abgeschlossen. Eventuelle Gegenbeweise bitte unten einreichen.

Salome23
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#5 Re: Monotheismus oder Monolatrie?

Beitrag von Salome23 » Do 23. Apr 2015, 23:14

JackSparrow hat geschrieben: 2) Eifersucht ist eine Sünde, die den Tod verdient (Gal5:20)
Wo hast du das denn her? :Smiley popcorn:

JackSparrow
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#6 Re: Monotheismus oder Monolatrie?

Beitrag von JackSparrow » Do 23. Apr 2015, 23:31

Salome23 hat geschrieben:Wo hast du das denn her? :Smiley popcorn:
Wer die Werke des Fleisches tut, wird das Königreich Gottes nicht erben (Gal5:20).

Der HERR ist geständig (2Mo34:14), und der Lohn der Sünde ist der Tod (Röm6:23). Gott muss aufgrund Seiner Schuld aus dem Buch des Lebens gestrichen (Ps69:29) und in den Feuersee geworfen (Off20:15) werden.

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#7 Re: Monotheismus oder Monolatrie?

Beitrag von Salome23 » Do 23. Apr 2015, 23:33

JackSparrow hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Wo hast du das denn her? :Smiley popcorn:
Wer die Werke des Fleisches tut, wird das Königreich Gottes nicht erben (Gal5:20).

Der HERR ist geständig (2Mo34:14), und der Lohn der Sünde ist der Tod (Röm6:23). Gott muss aufgrund Seiner Schuld aus dem Buch des Lebens gestrichen (Ps69:29) und in den Feuersee geworfen (Off20:15) werden.
Mhm- auf die Art kann man sich die tollsten Vorstellungen/Versionen zusammen basteln.... ;)

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#8 Re: Monotheismus oder Monolatrie?

Beitrag von Münek » Do 23. Apr 2015, 23:45

Halman hat geschrieben:Die abrahamitischen Schriftreligionen sind für ihren Monotheismus bekannt. Doch waren die alten Juden wirklich strenge Monotheisten? Schließt das Christsein zwingend aus, andere Götter für existent zu halten?

Gute Frage primär an hiesige Christen. ;)

Ich denke dennoch, Du wirst keine Antwort erhalten...Christen können (und wollen) in "dieser" Beziehung "nur bis EINS zählen"...

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#9 Re: Monotheismus oder Monolatrie?

Beitrag von Münek » Fr 24. Apr 2015, 00:03

Salome23 hat geschrieben:
JackSparrow hat geschrieben:
Salome23 hat geschrieben:Wo hast du das denn her? :Smiley popcorn:
Wer die Werke des Fleisches tut, wird das Königreich Gottes nicht erben (Gal5:20).

Der HERR ist geständig (2Mo34:14), und der Lohn der Sünde ist der Tod (Röm6:23). Gott muss aufgrund Seiner Schuld aus dem Buch des Lebens gestrichen (Ps69:29) und in den Feuersee geworfen (Off20:15) werden.
Mhm- auf die Art kann man sich die tollsten Vorstellungen/Versionen zusammen basteln.... ;)

Jack meint wahrscheinlich folgendes:

Gott-Jahwe outet sich in seinem 1. Gebot als ein "eifersüchtiger Gott".

Lt. Paulus ist "Eifersucht" aber ein "sündiges Verhalten". D.h. Gott ist
mit seinem Eingeständnis ein Sünder. Also ab in den Feuersee... :devil: :devil: :devil:

Comprendre, Cherie...?

Salome23
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#10 Re: Monotheismus oder Monolatrie?

Beitrag von Salome23 » Fr 24. Apr 2015, 00:14

Münek hat geschrieben: Comprendre, Cherie...?
Häschen-ich bin nicht "blond" auch wenn ich zeitweise diesen Eindruck erwecken mag auf Grund...was auch immer :devil:
Nur sagte Paulus keineswegs, dass Eifersucht "Sünde" ist....

Ich spielte jedoch auf etwas anderes an: Röm 101,Vers 0815 + Jesaja 1020,Vers 007 + Mose 2, Vers 4711= der Beweis für....

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