Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Rembremerding
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#21 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von Rembremerding » Mi 6. Mai 2015, 21:54

closs hat geschrieben:Das geht natürlich nicht - da fehlt ja nur noch die Reinkarnation.
In vielen gnostischen Lehren ist die Reinkarnation der allerwichtigste Bestandteil.

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Die Gnosis sieht es in der Verantwortung des Menschen seine Seele so zu vervollkommnen, um ins Heil-Sein eintreten zu können.
Hoppla - dann müssen sich aber einige christliche Denominationen warm anziehen, die Erlösung durch Werke predigen.
Richtig. Nur Werke aus dem Glauben, aus der göttlichen Liebe des Herzens bringen "Lohn". Nicht umsonst ist etwa bei den ZJ die Werkgerechtigkeit ein wichtiger Lehrbestandteil. Der Gründer stand den Freimaurern nahe.

closs hat geschrieben:Da sind wir uns sehr einig. - Gibt es in der Gnosis den Gnaden-Begriff?
Etwa in den gnostischen Freimaurerlehren gibt es ihn, aber nicht im christlichen Sinn. Es gibt "große Seelen", die nicht mehr inkarnieren müssen und durch ihre geistige Kraft Menschen befähigen können. Diese Befähigung wird Gnade genannt.

closs hat geschrieben:
Rembremerding hat geschrieben:Missionierung bedeutet Christus in sich in die Welt zu tragen
Ja - aber da bin ich schon der Meinung, dass man erklären können müsste, WAS/WER Jesus eigentlich ist. - Ich habe echt Jahrzehnte gebraucht, bis ich es verstanden habe.

Nicht dass es einem nicht gesagt wurde ""Jesus ist Deine Rettung", etc., sondern warum dieser Satz überhaupt stimmt. - Aus meiner Sicht sollte man dem intellektuell weniger Interessierten Jesus einfach vorleben (und keine Sprüche klopfen wie "Jesus rettet Dich" - versteht keine Sau, was das soll) ODER dem intellektuell Belastbaren erklären können, wo Jesus seins-mäßig anzusiedeln ist (aber das scheitert meistens) :lol: .
Ich bin der Meinung, dass jeder Christ einmal dafür befähigt wird, hergerichtet von Gott durch Leid, Freude und/oder seine Liebe, um mindestens eine weitere Seele zu Gott zu führen. Und wenn sie es nicht tut, kann es kein anderer tun. Deshalb sollte man völlig unverkrampft und mit Gottvertrauen an die Sache rangehen, denn nicht man selbst, sondern Gott wird es durch einen tun.
Lieber authentisch mit seinen gegebenen Mitteln Christus bezeugt, als aus eigener Kraft einen Missionar spielen. Nicht jeder ist gleich ein Paulus (1Kor 9:20-22)
Den Juden wurde ich wie ein Jude, um Juden zu gewinnen. Denen unter dem Gesetz wurde ich wie einer unter dem Gesetz - obwohl ich selber nicht unter dem Gesetze stehe -, um die unter dem Gesetz zu gewinnen. Den Gesetzlosen wurde ich wie ein Gesetzloser - obwohl ich nicht gesetzlos bin vor Gott, sondern unter dem Gesetz Christi stehe -, um die Gesetzlosen zu gewinnen. Den Schwachen wurde ich ein Schwacher, um die Schwachen zu gewinnen. Allen bin ich alles geworden, um auf jede Weise einige zu retten
Aber jeder kann ein Diener der Liebe Gottes sein (1Kor 9:19)
Denn obwohl ich unabhängig bin von allen, machte ich mich doch zum Knechte aller, um recht viele zu gewinnen.

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#22 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von closs » Mi 6. Mai 2015, 22:20

Rembremerding hat geschrieben:In vielen gnostischen Lehren ist die Reinkarnation der allerwichtigste Bestandteil.
Oha - das habe ich befürchtet.

Ansonsten: Vielen Dank für Deine interessanten Ausführungen. :Herz:

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Halman
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#23 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von Halman » Do 7. Mai 2015, 02:02

@Rembremerding
@closs

Ich danke euch für eure tiefgründige Diskussion. :thumbup:

Wie wäre es mit etwas "Futter"?
Was meint ihr, welche Bedeutung haben die Nag Hammadi-Papyri? Dabei handelt es sich um 13 Codices (antike Bücher), eine Sammlung mit 47 verschiedenen "Büchern". (z. Vgl.: AT umfasst n. jüd. Zählung 22 Buchrollen, in d. Bibel unterteilt in 39 Büchern; mit 7 deuterokanonischen Schriften sind es 46 Bücher; d. NT umfasst 27 Bücher; Bibel umfasst insgesamt 66 b. 73 Bücher.)
Zitat aus Wikipedia - Umfang und Herkunft:
... Diese enthalten eine Sammlung von 47 unterschiedlichen Texten. Einige Texte sind jedoch mehrfach enthalten, weshalb die Sammlung aus insgesamt 53 einzelnen Texten besteht. Die Manuskripte stammen aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts, verfasst wurden die Texte vermutlich vorwiegend im 1. oder 2. Jahrhundert. Als Herkunft der Texte wird überwiegend Ägypten angenommen, bei einigen Texten gibt es aber auch Hinweise auf eine Herkunft aus Syrien. Die Sprache der Texte ist Sahidisch, ein Dialekt des Koptischen,[2] man geht jedoch davon aus, dass es sich um Übersetzungen aus dem Griechischen handelt.
Das ist eine recht umfangreiche Textsammung, ja eine kleine Bibliothek. Der bekannteste Text dieser Sammlung dürfte das Thomasevangelium sein, welches in siner frühesten Form vermutlich in der Mitte des 2. Jhds. verfasst wurde.
Zitat von Robert McLachlan Wilson:
„die Komposition der frühesten Version kann vielleicht auf die Mitte dieses [2.] Jahrhunderts festgesetzt werden“
Das Interessante am ThomEv ist, dass es 13 Doppelparallelen zu MkEv und der Logienquelle „Q“² aufweist. Mein Eindruck ist, dass überlieferte Jesusworte in einem prägnostischen Text einflossen. Im Unterschied zu den kanonischen Evangelien enthält das ThomEv keinen erzählerisch geschilderten Lebensbericht über Jesus, sondern lediglich 114 Logien ("Jesus"-Worte). Hier ein Beispiel:
Zitat aus aus Thomas-Evangelium (zweite Logion):
»Jesus spricht: Wer sucht, soll nicht aufhören zu suchen, bis er findet. Und wenn er findet, wird er bestürzt sein. Und wenn er bestürzt ist, wird er erstaunt sein. Und er wird König sein über das All.«
Die Apostelväter, wie Irenäus von Lyon, kannten diese Schrift noch nicht. Von den Kirchenvätern wurde sie erst um 230 n. Chr. zur Kenntnis genommen.

Auf der Webside sakrileg-betrug wird festgestellt:
7 Es ist unwahr, dass die apokryphen Evangelien älter als die Evangelien des Neuen Testaments seien. In Wirklichkeit wurden die gnostischen Evangelien lange Zeit nach Jesus (manche erst 200 Jahre später) aufgeschrieben. Es sind auch keine Evangelien im biblischen Sinne!
Im sakrileg-betrug - Hintergrundbericht wird kritisch Stellung bezogen:
... Enthalten die Nag Hammadi-Schriften authentische Berichte über Jesus? Die Antwort lautet: Nein! Diese Schriften (einige von ihnen oft auch fälschlicher Weise "Evangelien" genannt) stammen eindeutig aus der Zeit nach(!) der Niederschrift der Evangelien. Im Falle des sog. Thomasevangeliums sind sie eine lose Sammlung angeblicher geheimer Aussprüche Jesu. ... Diese Schriften gehen auf eine gefährliche frühchristliche Sekte zurück, die sog. Gnostiker. Sie stehen mit ihrer Erlösungsbotschaft durch besondere Erkenntnisse (Gnosis griech. = Erkenntnis / Wissen) in einem klaren Widerspruch zur biblischen Lehre. ...
Demnach floss gnostisches Gedankengut auch im Koran ein und zwar in Sure 4, Vers 157:
4.157. und dafür, daß sie sagten: "Gewiß, wir haben al-Masih ´Isa, den Sohn Maryams, den Gesandten Allahs getötet." - Aber sie haben ihn weder getötet noch gekreuzigt, sondern es erschien ihnen so. Und diejenigen, die sich darüber uneinig sind, befinden sich wahrlich im Zweifel darüber. Sie haben kein Wissen darüber, außer daß sie Mutmaßungen folgen. Und sie haben ihn mit Gewißheit nicht getötet. (Bubenheim)

Im oben verlinkten Hintergrundbericht wird die Lehre der Gnostiker folgendermaßen zusammengefasst:
... Für die Gnostiker sind der Mensch bzw. sein Geist (seine Seele, sein Pneuma) göttlichen Ursprungs. Durch ein kosmisches Verhängnis sei dieser Lichtfunke in eine materielle Welt geraten, die von einem niederen Gott (Demiurg) geschaffen worden sei. Darin wird er von bösen Mächten gefangengehalten und der Mensch hat seinen göttliche Ursprung vergessen. Seine Befreiung beginnt in dem Augenblick, indem er sich seines Lichtwesens und seiner himmlischen Heimat bewusst wird und sich ihr zuwendet. Zu dieser "Wiedergeburt" verhilft ihm die Gnosis. Das Durchschauen dieser Zusammenhänge und das Wiedererkennen der ursprünglichen göttlichen (Licht-)Heimat sei der erste Schritt zur Erlösung aber nicht der Kreuzestod Jesu. Allerdings gibt es diese Erkenntnis nur für die Pneumatiker, eine Elite von ausgewählten Geistmenschen. Für sie ist Gnosis ein Weg zur Selbst- und zur Gotteserkenntnis. ...
Nur durch spirituelle Gnosis ausgewählte Pneumatiker können also das materielle Gefängnis verlassen, doch all jene, denen die Gosis fehlt, bleiben gefangen. - Für mich ist es einleuchtend, dass die Kirchenväter diese Lehre ablehnten, da sie völlig unvereinbar mit der jesuanisch-apostolischen Verkündung ist.

²Vermutete Quelle von authentischen Jesusworten (40-70 n. Chr.), welche m. W. die erste Textschicht in Markus bildet.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Naqual
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#24 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von Naqual » Do 7. Mai 2015, 07:56

Hallo Alle! ;)

Bin mal wieder ins Forum gesprungen. Das Thema Gnosis ist ein extrem interessantes. Sie kann zu einem vertieften Verständnis führen des Glaubens an einen Gott führen, selbst wenn man die Gnosis (ebenfalls) für nicht absolut korrekt hält. Einfach, in dem man ihre Kritiken mal ohne die üblichen Vorurteile angeht und sich seine Überlegungen dazu macht.

Verkehrt ist m.E. der Gnostik zu unterstellen, sie habe nur "abgekupfert". Die antiken Gnostiker haben durchaus Elemente aus anderen Religionen betrachtet, teils integriert, teils nicht (so auch, wenn es i. d. R. verheimlicht wird, die anderen Religionen, das Christentum ebenfalls, auch). Aber sie hatten auch ihre ganz eigenen Überlegungen und Mythen, die man so in dieser Form anderswo nicht findet. Kernelement gnostischer Mythen ist sicher der sog. "Demiurge". Interessant ist hierbei welche Überlegungen hinter dieser gottähnlichen Gestalt stehen. Letztlich ist die gedankliche Gestalt des Demiurgen eine in sich absolut schlüssige Figur und Antwort (Schlüssigkeit bedeutet nicht zwingend Wahrheit) auf ein Problem, das selbst im Christentum nicht gelöst ist: das Theodizee-Problem. Also woher kommt all dieses Übel in der Welt? Warum verschlingt die ausbrechende Glut und Lava eines Vulkans gute wie böse Menschen, warum fressen z.B. Krokodile Menschen? Warum führt Macht (oft) zum Bösen? Die Welt ist ganz offensichtlich so, wie sie eben nicht sein sollte. Und das hat bereits die Gnostiker beschäftigt. Ihr Ansatz: wie könnte ein vollkommener Gott etwas anderes schaffen als Unvollkommenes. Und die Welt ist unvollkommen. Wie sollte also "Gott" die Welt geschaffen haben?
Gott (der "Wahre") kann es also nicht gewesen sein. Schöpfer ist für die antiken Gnostiker nun ein gottähnliches Wesen, der "Halbmacher", der Demiurge. Er mag nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt haben, aber die Welt, die er schuf, war so unvollkommen wie er selbst.
So haben die antiken Gnostiker die hebräische Religion sehr genau angeschaut, sie kamen aber zu anderen - teils völlig diametral entgegengesetzten - Schlüssen. Der Sündenfall im Garten Eden liest sich dann im gnostischen Verständnis auch ganz anders: Warum sollte ein vollkommener Gott eifersüchtig darüber wachen, dass die Menschen (Adam und Eva) keine Erkenntnis (Gnosis) bekommen? Warum sollten sie nicht unsterblich sein (sterblich ist alles andere als vollkommen)? Der jüdische Gott des AT ist für die antiken Gnostiker insofern nichts anderes, wie der Demiurge. Also der, der es genau genommen ziemlich versaut hat. Dieser "Gott" (Demiurge) verhalte sich so, wie ein unreifer Mensch: herrisch, teils unbeherrscht, eifersüchtig, grausam in den Strafen und wohltuend seinen Lakaien gegenüber. Das empfanden die antiken Gnostiker nicht gerade als göttlich im Sinne eines "wahren Gottes".

Richtig stellen muss man auch, dass die Gnostiker "Erkenntnis" als ausschließlich rationales Phänomen gesehen hätten. Im Gegensatz zum heutigen Sprachgebrauch war dem eigentlich nicht so.
Gnosis verstanden die ganzheitlich (wie man heute sagen würde). Verstand und Gefühl, Glauben und konkrete Lebensführung gehören zusammen.
"Gnosis" wurde tendenziell stärker von Person zu Person weitergegeben. Die eigentlich "demiurgische" Alternative: Ganze Kontinente mit politischer Macht zu einer Religion zu pressen und die anderen Religionssysteme ausrotten.

2Lena
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#25 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von 2Lena » Do 7. Mai 2015, 08:02

closs hat geschrieben:Natürlich ist es in der heutigen "verkopften" Gesellschaft noch leichter durch kluge Sprüche und komplizierte Lehren Aufmerksamkeit zu erlangen. Man muss dabei nicht sein Herz, sein Leben verändern
Denk es mal so, dass die "Verkopfung" dringend notwendig geworden war, um das "russische Roulett" zu beenden, mit dem bisher das Leben in den vergangenen Jahrhunderten bewältigt wurde wie mit der Schi-Fahrmethode: "schuss-bum", Losstarten, Hinfallen. Mehr ist das nämlich nicht, wenn eine Lehre vorliegt wie: "liebet einander und an den Früchten sollt ihr sie erkennen". Wie denn ... Das Problem liegt doch darin, dass man nicht weiß "WIE".

Es ist nicht so, dass die Leute unwillig sind - man hat keinen Rat. Jeder Versuch eines undurchführbaren Ratschlags bringt neben dem Frust auch viel Abweisung und Ärger ein.

Das "Vorleben" geht ebensowenig, wenn die Lehrer es selbst nicht wissen wo es lang ging, und dabei unnachvollziehbare Zufallstreffer als Lösung - ohne Regelwerk ausgeben.

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#26 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von 2Lena » Do 7. Mai 2015, 08:12

Rembreberding hat geschrieben:Nun will die Gnosis, ist sie redlich, dieses erkennen allein zu einem Akt des menschlichen Verstands machen, mit allerlei Wissen, Lehren und Schemata, damit der Verstand auch tatsächlich beruhigt wird.
Mit "bla, bla" hätte ich als trotziges Kind geantwortet. Du weißt nicht wovon du redest ... Wenn du die Bibel mit der Gnosis erschließen könntest, würdest du dich ganz, ganz still aber mit glänzenden Augen in die Ecke setzen und runter kommen von deinem "Roß". Aber du wagst dich ja mit deinen Vormeinungen nie dahin.

Rembreberding hat geschrieben:All das angeblich verborgene Wissen, die Lehren und Winkelzüge mit Zahlen oder sonstwelche Bücherkenntnisse werden obsolet, weil man selbst Tempel des Hl. Geists, von Jesus Christus wird, er ist die Wahrheit.
So ein Krampf wurde uns allen vorgesagt, und ich habe das auch eine Weile "nachgebetet", weil sich so gut wie jeder als Jugendlicher an die vorgegebenen Muster hält. Der macht erst mal alles nach. Dann wird er durch etliche eigene Erfahrungen eines Besseren belehrt, zum Nachdenken im Leben angehalten.

Spätestens das Lesen einiger wirklich guter Bücher macht deine Theorie obsolent. Das öffnet den Horizont, und führt in Bereiche hinein, von denen ein "beschränktes Ich" noch überhaupt keine Ahnung hatte. Spätestens ein paar Fernreisen machen deine Theorie obsolent, das "eigene Heim" sei der Mittelpunkt der Erde. Spätestens die Begegnung mit anderen Weisheitslehren bringt deinen "Glauben" ins Wanken, wenigstens zum Hinterfragen der Phrasen, die dann (in einem mulitkulturellen Umfeld) nicht mehr so gut ankommen, wie in der Heimat, in der man damit zum "guten Makker" wurde.

Willst du in diesen (neuen) Situationen mit Verheimlichen, mit Unruhe oder dem dem "Schwert" durch. Kommst du denn überhaupt durch - mit solchen Reden wie hier - oder musst du kneifend oder schimpfend abhauen, vielleicht tobend zuschlagen oder verfolgt den Schwanz einziehen.

Mit dir ist keine "Auseinandersetzung" mit den Themen möglich, nur die eingeübten Wiederholungen. Ich meine jene Hilfen, die genau die Fragen auflösen können, die "Tausende" haben. Wegen der fehlenden Gnosis konnten die Widersprüche der Bibel nicht aufgelöst werden! Mit Redensarten wie deinen wurden die seit Jahrhunderten Barrieren geschaffen. Es löste einen inneren Widerstand bei logisch denkenden Leuten aus. Hej, machen wir doch alle: "weil man selbst Tempel des Hl. Geists, von Jesus Christus wird, er ist die Wahrheit."

Was denn, hat das jeder schon drei mal nachgesagt ... und was kam raus?
Angekitteter Verputz etwas ...der wieder abspringt.

Grad weil man die Evangelien nicht kennt, ergeben sich keine Handlungsspielräume zum Auflösen der Fragen. Du sagst deine Sprüche möglicherweise aus "Überzeugung". Vielleicht ist auch Gefühl dabei. Kannst du auch überzeugen, dass das alles nachvollziehbar ist? Oder musst du die Bibel wegwerfen mit ihren Widersprüchen. Du kannst sie wohl kaum aus der Kirche herausoperieren, oder was? Bei jedem Widerspruch darin sind deine Argumente hinfällig. Das finde ich persönlich gemein, dass die Leute diesen Gegensätzen ausgeliefert sind - und nichts tun, um sie abzustellen.

Du stellst dich an wie früher Ärzte, die einer schwierigen Geburt gerufen wurden. Bloß nicht hinschauen ... alles unter eine Decke packen, wird schon von selbst passieren.
Igitt, bloß nicht "unrein" werden ...

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#27 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von 2Lena » Do 7. Mai 2015, 08:22

Hallo Naqual, schön, dass du wieder da bist!

Deine Bechreibung von "Gnosis" zeigt, wie man sie die letzten Jahrhunderte aufgefasst hat - als mystisches Getue, als leeres Gerede.

Das hat nicht mit den eigentlichen Themen zu tun. Es waren nur die Rückschlüsse, die ohne die Lösungsaufgaben seltsame Bilder brachten.

Debattier mal über ein gelöstes Kreuzworträtsel, der Text ist wirklich rätselhaft, falls du die Aufgabenstellung eines "Kreuzworträtsels" nicht kennst ...

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#28 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von 2Lena » Do 7. Mai 2015, 08:27

Halman hat geschrieben:Was haltet ihr von der mystischen Orientierung?
Die ist bereits vor 1000 Jahren daneben gegangen.

Ich weiß nicht, ob du meinen Hinweis im Glaubensbekenntnis beachtet hast. Der katholische Katechismus beschreibt mit einem Zitat von Cyrill aus Jerusalem eine ganz andere Sicht der Evangelien. Die schreiben das zwar als "Wichtigkeit" von alters her, erfassen aber keine treffende Informationstiefe.

Jedes der Kapitel der Bibel hat nahezu den gleichen Lehrstoff und das vor sehr verschiedenen historischen Kulissen. So genügten die vier Evangelien, um ganz kompakt das Wesentliche aus 1000en von Schriften zusammenzustellen, die es gab. Auch die Vier sind nicht von vier Autoren, sondern sie tragen untereinander sehr verschiedene "Handschriften". Doch der Ansatz zum Öffnen liegt in anderen Kulturen, die viel älter waren, lange hinter dem eisernen Vorhang verborgen waren.

In den Apokryphen oder in mystischen Schriften rumzusuchen ist im Grunde "verkehrt". Das ist zwar ganz interessant, mal die Hintergründe der Dichtkunst und weitere Hinweise auf Mythen oder Begebenheiten zu erfahren. Aber die erschließen sich ohnehin nicht, wenn man nicht mal das AT und die anderen Schriften des NT erschließen kann.

Rembremerding
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#29 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von Rembremerding » Do 7. Mai 2015, 11:50

Naqual hat geschrieben:
Richtig stellen muss man auch, dass die Gnostiker "Erkenntnis" als ausschließlich rationales Phänomen gesehen hätten. Im Gegensatz zum heutigen Sprachgebrauch war dem eigentlich nicht so.
Gnosis verstanden die ganzheitlich (wie man heute sagen würde). Verstand und Gefühl, Glauben und konkrete Lebensführung gehören zusammen.
"Gnosis" wurde tendenziell stärker von Person zu Person weitergegeben. Die eigentlich "demiurgische" Alternative: Ganze Kontinente mit politischer Macht zu einer Religion zu pressen und die anderen Religionssysteme ausrotten.
Danke @Naqual für Deinen Beitrag.
Du hast mit dem Demiurgen den Unterbau vor allen der frühen Mysterienschulen eingebracht. Dieses dualistische Weltbild sah eben in der Schöpfung des Demiurgen die materielle Welt, den Leib, als unvollkommen und verdammt. Deshalb enthielt sich etwa die Elite der Katharer der Fortpflanzung.
Einige griechische Philosophen meinten, man solle ruhig fressen, saufen und huren und nicht auf den Leib achten, denn er ist nur das Gefängnis der göttlichen Seele. Dies änderte sich später in manchen gnostischen Strömungen, denn natürlich hat auch die Gnosis eine Geschichte, unterlag Veränderungen und wurde beeinflusst, deshalb gab es tatsächlich auch "abgekupfertes". Gnostisches Freimaurertum achtet heute sehr wohl auch auf den Leib, empfiehlt sogar Vegetarismus. Vieles, was heute als Gnosis verkauft wird, ist ein Sammelsurium aus verschiedenen Kulturen. Und im Grunde gibt es auch eine jüdische Gnosis, eigentlich eine Unmöglichkeit.
Zu allen Zeiten steckt im Wesen der Gnosis aber die Gefahr einer Erlösung nur für wenige, eine Klassengesellschaft, die sich auch in den Einweihungsgraden vieler Mysterienschulen und gnostische Logen ausdrückt. Selbst das Bestreben nach Gleichheit während der französischen Revolution, das gnostisches Gedankengut politisch umsetzen wollte, endete wieder in Klassenkampf, in Eliten und Massenhinrichtungen.
Die Gnosis will den Menschen durch das Erkennen der kosmischen Zusammenhänge und die Auswirkungen auf seinen Geist, Seele, Leib zurück zum wahren Gott führen, von dem sie auch stammte. Deshalb wird schlussendlich hinter jeder guten Tat, hinter jedem neuen Einweihungs- und Erkenntnisgrad eines Gnostikers immer Eigennutz stehen. Er selbst ist schließlich dafür verantwortlich seinen Seelenleib zu läutern und von allem demiurgischen zu reinigen. Liebe kann in der Gnosis eher als Altruismus definiert werden, wie ihn Humberto Maturana vertritt.


In den Nag Hammadi Papyri findet man nicht umsonst viel gnostisches Gedankengut, einiges ist es aber nicht. Mit dem Gott der Liebe, welche die Christen nun verkündeten und vor allen vorlebten, den Wundern, die geschahen, sahen sich die Gnostiker mit einer Lebenspraxis konfrontiert, die ohne großen Lehrunterbau genau das umsetzte, was sie mittels umfänglichen Lehren und bewusstes Arbeiten an ihrer Seele und Geist anstrebten. Ein Hl. Geist oder eine Kraft Gottes, die sie stärkte, ja ein Gott, der bei ihnen sein wollte, kannten sie nicht.
Für die Gnostiker war das Wort vom Kreuz einfach eine Torheit. So einfach konnte es doch nicht sein vollkommen zu werden, indem man nur an einen elendig und in Schande Gekreuzigten glaubte, der von sich behauptete Sohn jenes Gottes zu sein, zu den Gnostiker ihre Seelen erheben wollten. Und vor allen: Jeder Mensch konnte dies im Glauben an Jesus Christus erreichen! Das war eine Ungeheuerlichkeit, zumal dieser große Gott auch noch die eigentlich so unvollkommene materielle Welt und den Leib durch seinen Besuch ehrte.
Um nun diese einfache christliche Lehre zu verkomplizieren, schufen Gnostiker nun zahlreiche Nebenschriften. Vieles diente nur dazu die tatsächliche frohe Botschaft zu vernebeln, zu verunsichern, eine Methode, die man heute Desinformation nennt. War dies erst einmal etabliert konnte man nun beginnen ein Lehrmonopol aufzubauen. Gnostische Lehrer wollten sich zwischen dem Menschen und Gott als Vermittler schieben, Jesus Christus musste überflüssig werden. Dabei wurde das traditionelle Schüler-Lehrer-Prinzip der Gnosis verwendet, obwohl das Christentum dies nicht derart kennt, wirkt dort doch der Hl. Geist.
Irenäus von Lyon konnte in seinem fünfbändigen Werk Adversus haereses das Bestreben der damaligen Gnostiker entlarven. Sie wichen vom Hl. Land in die Araba aus, wo später Mohammed mit ihnen Kontakt hatte, was auch den Koran beeinflusste.

Diese Technik der Desinformation zur Vernebelung des Evangeliums ist bis heute aktiv, auch in diesem Forum.
Dabei hätte die Gnosis zumindest in der heutigen verkopften Zeit mit ihren Schemata und Lehrkonstrukten das Potential Menschen das Göttliche und Tranzendenz näher zu bringen, wenn sie es denn mit Liebe tut.

Servus :wave:
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Salome23
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#30 Re: Was ist eigentlich die Gnosis? (Bibelforum)

Beitrag von Salome23 » Do 7. Mai 2015, 12:05

Naqual hat geschrieben:Hallo Alle! ;)

Und ich dachte schon, du wärst verschollen :D

Ich freu mich wirklich sehr, dich wieder zu lesen... :Herz:

:wave:

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