Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Rembremerding
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#11 Re: Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Beitrag von Rembremerding » Di 23. Jun 2015, 13:47

Pluto hat geschrieben:
Dieser Glaube, über die Erde nach Gutdünken verfügen zu dürfen zieht sich durch alle abrahamitischen Religionen. Bei den fernöstlichen Religionen ist dies ganz anders: dort sieht sich der Mensch als Teil einer Schöpfung. Deshalb betreiben die Gläubigen in Fernost auch viel weniger Raubbau an der Erde als wir "Wessies".
Das ist natürlich falsch. Aber oha, eigentlich hätte ich auch bescheidenes zum Thema beizutragen, aber da nun wieder einmal der Konsens erreicht ist, dass der Glaube an Gott und vor allen das Christentum auch an der Zerstörung der Umwelt schuld sind, erübrigt sich das. In atheistischen Systemen, wie etwa in China, herrscht halt noch Harmonie mit der Natur und keine Umweltzerstörung. :roll:

Solltest Du differenzierendem Gedankengut zugänglich sein, empfehle ich Dir die Enzyklika Laudato si von Papst Franziskus. Dort erfährst Du etwas von der Lehre der Kirche, was die Schöpfung betrifft, natürlich kostenlos, aber nicht billig:
http://w2.vatican.va/content/francesco/ ... to-si.html

Daraus zum Thema Ziffer 67

67. Wir sind nicht Gott. Die Erde war schon vor uns da und ist uns gegeben worden. Das gestattet, auf eine Beschuldigung gegenüber dem jüdisch-christlichen Denken zu antworten: Man hat gesagt, seit dem Bericht der Genesis, der einlädt, sich die Erde zu „unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28), werde die wilde Ausbeutung der Natur begünstigt durch die Darstellung des Menschen als herrschend und destruktiv. Das ist keine korrekte Interpretation der Bibel, wie die Kirche sie versteht. Wenn es stimmt, dass wir Christen die Schriften manchmal falsch interpretiert haben, müssen wir heute mit Nachdruck zurückweisen, dass aus der Tatsache, als Abbild Gottes erschaffen zu sein, und dem Auftrag, die Erde zu beherrschen, eine absolute Herrschaft über die anderen Geschöpfe gefolgert wird. Es ist wichtig, die biblischen Texte in ihrem Zusammenhang zu lesen, mit einer geeigneten Hermeneutik, und daran zu erinnern, dass sie uns einladen, den Garten der Welt zu „bebauen“ und zu „hüten“ (vgl. Gen 2,15). Während „bebauen“ kultivieren, pflügen oder bewirtschaften bedeutet, ist mit „hüten“ schützen, beaufsichtigen, bewahren, erhalten, bewachen gemeint. Das schließt eine Beziehung verantwortlicher Wechselseitigkeit zwischen dem Menschen und der Natur ein. Jede Gemeinschaft darf von der Erde das nehmen, was sie zu ihrem Überleben braucht, hat aber auch die Pflicht, sie zu schützen und das Fortbestehen ihrer Fruchtbarkeit für die kommenden Generationen zu gewährleisten. Denn „dem Herrn gehört die Erde“ (Ps 24,1), ihm gehört letztlich „die Erde und alles, was auf ihr lebt“ (Dtn 10,14). Darum lehnt Gott jeden Anspruch auf absolutes Eigentum ab: „Das Land darf nicht endgültig verkauft werden; denn das Land gehört mir, und ihr seid nur Fremde und Halbbürger bei mir“ (Lev 25,23).
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clausadi
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#12 Re: Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Beitrag von clausadi » Di 23. Jun 2015, 15:43

Rembremerding hat geschrieben:Darum lehnt Gott jeden Anspruch auf absolutes Eigentum ab: „Das Land darf nicht endgültig verkauft werden; denn das Land gehört mir, und ihr seid nur Fremde und Halbbürger bei mir“ (Lev 25,23).
Wem auch sollten wir Menschen die Erde verkaufen wollen? Den Aliens?

Ich denke hier ist eher gemeint, dass die Israeliten ihr Land Israel nicht endgültig verkaufen dürfen.

Rembremerding
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#13 Re: Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Beitrag von Rembremerding » Di 23. Jun 2015, 17:09

clausadi hat geschrieben: Wem auch sollten wir Menschen die Erde verkaufen wollen? Den Aliens?

Ich denke hier ist eher gemeint, dass die Israeliten ihr Land Israel nicht endgültig verkaufen dürfen.
Natürlich, so ist der Kontext und so ist es wortwörtlich zu lesen. Die Israeliten dürfen das Land nicht außerhalb des Gottesvolks verkaufen. Aber Du weißt ebenso, dass gerade im Tanach hinter den Worten oft ein geistiges Prinzip steht, eine Grundaussage. Und hier ist sie besonders leicht zu finden: Gott gehört das Land, er hat es geschaffen und der Mensch ist als Verwalter dafür eingesetzt. Wir können das Land nutzen für unser Auskommen, aber es steht uns nicht zu es zu verwüsten, sondern es wie ein Verwalter zu pflegen und weiterzureichen. Übrigens gehören auch wir uns nicht, sondern Gott.
Wir können natürlich als Gottesvolk auch die Erde verkaufen: an den Egoismus des Menschen, an seine Gier und damit letztendlich an Satan. So geschieht es auch, Satan ist durch die Sünde zum Fürst dieser Welt geworden und die Erde seufzt deshalb nach Erlösung.

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Pluto
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#14 Re: Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Beitrag von Pluto » Di 23. Jun 2015, 17:36

Rembremerding hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Dieser Glaube, über die Erde nach Gutdünken verfügen zu dürfen zieht sich durch alle abrahamitischen Religionen. Bei den fernöstlichen Religionen ist dies ganz anders: dort sieht sich der Mensch als Teil einer Schöpfung. Deshalb betreiben die Gläubigen in Fernost auch viel weniger Raubbau an der Erde als wir "Wessies".
Das ist natürlich falsch.
Aha!
Und welche Interpretation ist denn richtig, und warum?

Rembremerding hat geschrieben:In atheistischen Systemen, wie etwa in China, herrscht halt noch Harmonie mit der Natur und keine Umweltzerstörung. :roll:
Das stimmt. China ist schon seit über 100 Jahren Religionslos, und sie beuten die Erde weit mehr aus als wir.
Aber das macht die Tatsache nicht falsch, dass die abrahamitischen Religionen insgesamt sich auf Grund von 1. Mose 1,28 als Herrscher über die Erde sehen, während sich die östlichen Religionen predigen, dass der Mensch TEIL der Natur ist, die es zu bewahren gilt.

Rembremerding hat geschrieben:
67. Wir sind nicht Gott. Die Erde war schon vor uns da und ist uns gegeben worden. Das gestattet, auf eine Beschuldigung gegenüber dem jüdisch-christlichen Denken zu antworten: Man hat gesagt, seit dem Bericht der Genesis, der einlädt, sich die Erde zu „unterwerfen“ (vgl. Gen 1,28), werde die wilde Ausbeutung der Natur begünstigt durch die Darstellung des Menschen als herrschend und destruktiv. Das ist keine korrekte Interpretation der Bibel, wie die Kirche sie versteht.
Ist schon klar, dass die Kirche nun versucht dieses an sich schlechte Image (was sich über Jahrhunderte hielt) heute in ein positiveres Licht zu rücken.
Allerdings machen diejenigen Stellen die zu 1.Mose 1,28 im Widerspruch stehen, dessen Aussage nicht ungültig.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Halman
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#15 Re: Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Beitrag von Halman » Di 23. Jun 2015, 18:03

Dank an allen, die hier so rege und kontrovers das Thema entwickeln. :)

ThomasM hat geschrieben:Aber auch Bewahrung hat seinen Preis. Und wenn Christen in ihrem Eifer, die Bewahrung zu propagieren mit Kommunisten gemeinsame Sache machen, dann ist für mich die Grenze erreicht. Auch wenn die Versorgung der Menschen leidet (z.B. weil man Genfood ablehnt), dann ist zu fragen, was Vorrang hat: hungernden Menschen helfen oder der Natur ihren Lauf lassen.
Die jüdisch-christliche Ethik kommt meiner bescheidenen Meinung nach gut in Spr 25:21-22 zum Ausdruck. Paulus greift diesen Gedanken in Rö 12:20 auf (vgl. bitte Hes 18:7, Mat 25:35 u. Jak 2.15-17).
Ist es aus philosophischer Sicht nicht problematisch, einen Grundsatz bzw. ein Gebot herauszugreifen und zum ABSOLUTEN Prinzip zu erheben? Was ist, wenn dies mit anderen Werten kollidiert? Deine Beispiele führen die Problematik sehr gut vor Augen, die daraus resultiert.
In unserem Grundgesetz fallen sich die Grundrechte gegenseitig ins Wort und begrenzen damit einander, damit jedes Grundrecht relativiert werde, um so sinnvoller Teil eines Grundrechtssystems sein zu können, in dem nur Art 1 GG als absolut angesehen werden kann (so mein bescheidenes Verständnis).
Ähnlich verhält es sich meiner Meinung nach mit der Bibel: Wäre sie eine Sammlung absoluter Gebote im abstraktem Sinn, würde sie sich aus philosophischer Sicht in unauflösbare Widersprüche bezüglich ihrer Grundsätze verstricken. Dies macht keinen Sinn. Daher kommen wir nicht umhin, abzuwägen. Dazu braucht es Weisheit und Unterscheidungsvermögen, um zu erkennen, was in der jeweiligen Situtation vorrangig ist. Dies kann Fragen betreffen wie Gewaltverzicht oder Notwehr, Wahrhaftigkeit oder Notlüge (was ist, wenn es darum geht, Verfolgte zu schützen?) usw.

ThomasM hat geschrieben:Wie immer hat jede Münze zwei Seiten. Wir sollten uns bewusst machen, dass wir bei allem Wunsch, Gottes Reich bereits heute und hier sichtbar zu machen, daran scheitern werden, Gottes Reich heute und hier aufzurichten.
Ich denke, dass es nicht unserer Aufgabe ist, das [König]Reich Gottes aufzurichten. Dafür ist Jesus zuständig. Unsere Aufgabe ist es, gem. christlicher Ethik zu wandeln. Der Kern ist die praktizierte Barmherzigkeit und die Nächstenliebe zum Menschen. Dies scheint mir nicht im Widerspruch vor der Achtung der Schöpfung zu stehen.
Ein Beispiel wäre die Achtung der Heiligkeit des Lebens. Wenn aber ein Tier gejagt und getötet werden muss, um einen Stamm zu ernähren, so bringt dies keine Missachtung vor dem Grundsatz zum Ausdruck. Wenn das Tier nur aus Sport und Vergnügen abgeschlachtet wird, dann schon.
Ein historisches Beispiel wäre die Büffeljagd der Native Americans und die Vernichtung der Büffelherden durch die europäischen Siedler.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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#16 Re: Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Beitrag von Rembremerding » Di 23. Jun 2015, 18:07

Als Christ hat man von Gott den Auftrag die Erde zu verwalten, von ihr zu leben und sie zu bewahren für nachfolgende Generationen. In der Kirche gilt dieses Prinzip schon immer, Franz von Assisi hat es im späten Mittelalter sogar als Charisma erhalten. Die Entmythologisierung der Natur ist ein Geschenk Gottes im Christentum: Der Mensch wurde frei gemacht vor der Angst in einer dämonischen Natur zu leben. Dies fehlt bei fernöstlichen Religionen noch.
Dort ist man nicht Verwalter, sondern Teil der Natur, was auch auf Bewahrung hinausläuft. Ich finde dort allerdings auch keine bessere, heile Welt vor.
Was die Erde kaputt macht, sind weder Religionen, noch der Glaube, sondern Menschen, die egoistisch und habgierig sind.

@Thomas hat es in einem anderen Thread richtig ausgedrückt: Wenn im Atheismus Tod und Zerstörung die Menschen überkommt, dann sind es die Menschen, die dies verursachen, aber niemals der Atheismus mit seinen Götzen.
Andererseits ist es für Atheisten immer Gott und seine Gläubigen, die Unheil über die Menschen bringen.
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#17 Re: Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Beitrag von clausadi » Di 23. Jun 2015, 18:23

Rembremerding hat geschrieben:Andererseits ist es für Atheisten immer Gott und seine Gläubigen, die Unheil über die Menschen bringen.
Was ja nicht von der Hand zu weisen ist ...
... siehe Nahost ...

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#18 Re: Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Beitrag von Pluto » Di 23. Jun 2015, 18:40

clausadi hat geschrieben:... siehe Nahost ...
Soweit mir bekannt, ist der gesamte Nahe Osten fest in Händen von abrahimitischen Religiösen, teilweise sogar mit einer Theokratie als Staatsform.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#19 Re: Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Beitrag von clausadi » Di 23. Jun 2015, 21:31

Pluto hat geschrieben:
clausadi hat geschrieben:... siehe Nahost ...
Soweit mir bekannt, ist der gesamte Nahe Osten fest in Händen von abrahimitischen Religiösen, teilweise sogar mit einer Theokratie als Staatsform.
... joh, die sich gegenseitig heftig bekriegen, weshalb Nahost in Schutt und Asche liegt ...

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#20 Re: Sollen wir uns die Erde UNTERTAN machen?

Beitrag von Salome23 » Di 23. Jun 2015, 21:38

Rembremerding hat geschrieben: Gott gehört das Land, er hat es geschaffen und der Mensch ist als Verwalter dafür eingesetzt.
Sowas nennt man "Zwangsbeglückung"...


Übrigens gehören auch wir uns nicht, sondern Gott.

:Smiley popcorn:

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