Novalis hat geschrieben:Wie vertrauenswürdig sind die Evangelien?
„Ich vertraue den Evangelien.“ (8) Durch diesen meisterhaften Schachzug wird die philosophisch aufgeladene Hermeneutik des Misstrauens durch eine Hermeneutik des Vertrauens ersetzt.
Dies ist auch der hermeneutische Ansatz, für den Klaus Berger wirbt. Vielleicht wäre der goldene Mittelweg zwischen Skeptizismus und Vertrauen der ausgewogenste.
Joseph Ratzinger hat die Theologen und Exegeten schon oft dazu aufgerufen, wachsam gegenüber impliziten philosophischen Annahmen zu sein, die bereits eine gewisse Voreingenommenheit gegen dem Glauben und die übernatürliche Dimension der Offenbarung in sich tragen.
Mit dem Glauben an GOTT, einem GEIST "jenseits aller bedingt bedingenen Kräfte" (Karl Barth), glaubt der Christ bereits an eine [jenseits der naturalistisch erfahrbaren Welt]
transnaturalistische* Gottesmacht, womit der positivistische Rahmen gesprengt wird. Wenn ich einen solchen GOTT bejahe, warum sollte ich ihm dann die Fähigkeit, Wunder wirken zu können, absprechen?
Die Vorentscheidung der Kritiker ist m. E. nur dann logisch kohärent, wenn sie aus einem atheistisch-naturalistischen Weltbild entspringt. Ihre "positivistische Hermeneutik" muss sich von jener unterscheiden, die gottgläubig sind.
Will ich wirklich unvoreingenommen und offen an die Evangelien herangehen, dann sollte ich auch die transnaturalistische Dimension als Möglichkeit in Erwägung ziehen und nicht von vornherein kathegorisch ausschließen.
Sehr deutlich stellt er fest, dass „die Debatte über die moderne Exegese in ihrem Kern nicht eine Debatte unter Historikern [ist], sondern eine philosophische Debatte.“
Hierin stimme ich Joseph Ratzinger zu. So wurde laut Berger
"die philosoophische Anthropologie Martin Heidegers als Filter vor alle Theologie gesetzt".
Obige Zitate aus
http://www.kath-info.de/exegese.html
Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Berger:
Zitat von Klaus Berger:
Die „liberale“ Exegese beruht demnach wesentlich auf philosophischen oftmals einseitiger Tendenz, die dann in der Folgezeit regelmäßig nicht mehr durchschaut werden. Ich bemerkte, dass die neuere Exegese sehr häufig auf den der Bibel „eigentlich“ ganz unangemessenen Philosophien von Kant und Hegel beruhte und zwar bis hinein in die neueren Ideologien.
Zitatquelle
Diese einseitige philosophische Tendenz wird Berger zufolge nicht durchschaut. Wenn das stimmt, dann kann die philosphische Wurzel der kritischen Hermeneutik nicht bewusst reflektiert werden und wirkt gewissermaßen mehr oder weniger verborgen in einem Fast-Automatismus.
*
Begriff von mir.