Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Novas
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#1 Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Beitrag von Novas » Mi 19. Aug 2015, 18:26

Wie vertrauenswürdig sind die Evangelien?

Es gibt überhaupt keinen Grund dafür, weshalb wir keine exakte und objektive historische Forschung über die Geschichte antiker Völker und Texte betreiben könnten, während wir gleichzeitig an Gott, Vorsehung und göttliche Inspiration glauben. In Jesus von Nazareth begegnet Ratzinger dem dürftigen Skeptizismus der Kritiker sowohl mit überzeugenden Argumenten als auch vor allem mit jener umwerfend simplen Alternative, die sich jedem Fragesteller eröffnet: „Ich vertraue den Evangelien.“ (8) Durch diesen meisterhaften Schachzug wird die philosophisch aufgeladene Hermeneutik des Misstrauens durch eine Hermeneutik des Vertrauens ersetzt.

Joseph Ratzinger hat die Theologen und Exegeten schon oft dazu aufgerufen, wachsam gegenüber impliziten philosophischen Annahmen zu sein, die bereits eine gewisse Voreingenommenheit gegen dem Glauben und die übernatürliche Dimension der Offenbarung in sich tragen. Sehr deutlich stellt er fest, dass „die Debatte über die moderne Exegese in ihrem Kern nicht eine Debatte unter Historikern [ist], sondern eine philosophische Debatte.“ (9) In Wirklichkeit ruft er uns dazu auf, die Hermeneutik des Misstrauens gegenüber der Heiligen Schrift durch die Exegeten selbst rückgängig zu machen. In seinem Werk Schauen auf den Durchbohrten stellt er die These auf: „Die historisch-kritische Methode wie auch andere neuere wissenschaftliche Methoden sind wichtig zum Verständnis der Heiligen Schrift wie der Überlieferung. Ihr Wert hängt allerdings an dem hermeneutischen (philosophischen) Kontext, in dem sie angewandt werden." (Schauen auf den Durchbohrten, Johannes Verlag Einsiedeln, 2. Auflage 1990, S. 37.)

Die historische Bibelkritik befasst sich mit der Heiligen Schrift stets so, als bestehe diese aus einer Reihe fragmentierter Werke aus unterschiedlichen Epochen, und damit bleibt sie per definitionem auf der einfachen Stufe menschlicher Hypothesen stehen. Wenn dies nunmehr das exklusive Bemühen des biblischen Wissenschaftlers geworden ist, dann ist die Theologie kategorisch ausgeschlossen und durch eine weitgehend säkulare Philosophie und Weltsicht ersetzt worden
http://www.kath-info.de/exegese.html

Martinus
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#2 Re: Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Beitrag von Martinus » Do 20. Aug 2015, 06:29

Novalis hat geschrieben:Wie vertrauenswürdig sind die Evangelien?


Ziemlich vertrauenswürdig, jede Sorge ist unbegründet.
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2Lena
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#3 Re: Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Beitrag von 2Lena » Do 20. Aug 2015, 07:11

Warum machen die philosophische Annahmen und historische Bezüge [/]bevor sie den GANZEN Text kennen? Das entspricht keiner vernünftigen Vorgehensweise.

1) Die "Meinung", die vorliegenden Texte (AT / NT) seien die einzigen schriftliche Überlieferungen, erzeugte eine schräge Ansicht. 2) Dass der Textverlauf etwas merkwürdig krumm ist, wurde bemängelt. Es wurde nicht entdeckt, welcher Zweck dahintersteht. Das erzeugte einen schrägen Eindruck. 3) Vor allem wurden die Zeugnisse der Zeitzeugen nicht mitgenommen. Das erzeugte eine Gratwanderung eines besonders eigenen Stils.

Solange diese drei Angelegenheiten in den Büchern fehlen, ist wohl kaum eine "vertrauenswürdige" Auskunft vorhanden.

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Münek
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#4 Re: Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Beitrag von Münek » Do 20. Aug 2015, 11:32

Die Evangelien sind in erster Linie GLAUBENSZEUGNISSE ihrer Verfasser und damit historisch nur sehr bedingt vertrauenswürdig.

Darüberhinaus wurden sie erst Jahrzehnte nach Jesu Tod von Menschen verfasst, die keine Augenzeugen der damaligen Ereignisse waren.

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clausadi
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#5 Re: Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Beitrag von clausadi » Do 20. Aug 2015, 13:25

Münek hat geschrieben:Die Evangelien sind in erster Linie GLAUBENSZEUGNISSE ihrer Verfasser und damit historisch nur sehr bedingt vertrauenswürdig.

Darüberhinaus wurden sie erst Jahrzehnte nach Jesu Tod von Menschen verfasst, die keine Augenzeugen der damaligen Ereignisse waren.
Also ich verstehe die vier Evangelien und die Apostelgeschichte als Berichte der Zeitgenossen Jesu Christi, also als historische Berichte.
Wobei die Berichte auch zum Glauben an Jesus Christus aufrufen.

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Halman
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#6 Re: Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Beitrag von Halman » Do 20. Aug 2015, 14:23

Novalis hat geschrieben:Wie vertrauenswürdig sind die Evangelien?

Ich vertraue den Evangelien.“ (8) Durch diesen meisterhaften Schachzug wird die philosophisch aufgeladene Hermeneutik des Misstrauens durch eine Hermeneutik des Vertrauens ersetzt.
Dies ist auch der hermeneutische Ansatz, für den Klaus Berger wirbt. Vielleicht wäre der goldene Mittelweg zwischen Skeptizismus und Vertrauen der ausgewogenste.

Joseph Ratzinger hat die Theologen und Exegeten schon oft dazu aufgerufen, wachsam gegenüber impliziten philosophischen Annahmen zu sein, die bereits eine gewisse Voreingenommenheit gegen dem Glauben und die übernatürliche Dimension der Offenbarung in sich tragen.
Mit dem Glauben an GOTT, einem GEIST "jenseits aller bedingt bedingenen Kräfte" (Karl Barth), glaubt der Christ bereits an eine [jenseits der naturalistisch erfahrbaren Welt] transnaturalistische* Gottesmacht, womit der positivistische Rahmen gesprengt wird. Wenn ich einen solchen GOTT bejahe, warum sollte ich ihm dann die Fähigkeit, Wunder wirken zu können, absprechen?
Die Vorentscheidung der Kritiker ist m. E. nur dann logisch kohärent, wenn sie aus einem atheistisch-naturalistischen Weltbild entspringt. Ihre "positivistische Hermeneutik" muss sich von jener unterscheiden, die gottgläubig sind.
Will ich wirklich unvoreingenommen und offen an die Evangelien herangehen, dann sollte ich auch die transnaturalistische Dimension als Möglichkeit in Erwägung ziehen und nicht von vornherein kathegorisch ausschließen.
Sehr deutlich stellt er fest, dass „die Debatte über die moderne Exegese in ihrem Kern nicht eine Debatte unter Historikern [ist], sondern eine philosophische Debatte.
Hierin stimme ich Joseph Ratzinger zu. So wurde laut Berger "die philosoophische Anthropologie Martin Heidegers als Filter vor alle Theologie gesetzt".

Obige Zitate aus http://www.kath-info.de/exegese.html

Abschließen möchte ich mit einem Zitat von Berger:
Zitat von Klaus Berger:
Die „liberale“ Exegese beruht demnach wesentlich auf philosophischen oftmals einseitiger Tendenz, die dann in der Folgezeit regelmäßig nicht mehr durchschaut werden. Ich bemerkte, dass die neuere Exegese sehr häufig auf den der Bibel „eigentlich“ ganz unangemessenen Philosophien von Kant und Hegel beruhte und zwar bis hinein in die neueren Ideologien.
Zitatquelle

Diese einseitige philosophische Tendenz wird Berger zufolge nicht durchschaut. Wenn das stimmt, dann kann die philosphische Wurzel der kritischen Hermeneutik nicht bewusst reflektiert werden und wirkt gewissermaßen mehr oder weniger verborgen in einem Fast-Automatismus.

*Begriff von mir.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

closs
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#7 Re: Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Beitrag von closs » Do 20. Aug 2015, 18:06

Novalis hat geschrieben:Wie vertrauenswürdig sind die Evangelien?
Aus meiner Sicht ist das irrelevant. - Ich würde die Frage ganz anders stellen: Wie vertrauenswürdig ist die Fähigkeit des Menschen, geistige Texte auszulegen?

Das soll keine Thread-Verwandlung werden, sondern darauf hinweisen, dass in erster Linie da steht, was da steht - egal ob es historisch verbürgt ist oder nicht. - Weiterhin ist es aus meiner Sicht ein fataler Irrtum, zwischen historisch Verbürgtem und Mythologischem zu unterscheiden, wenn es um das geht, was da steht.

Dieser Irrtum jedoch führt gelegentlich in die Falle, textliche Aussagen nicht aus ihrem geistigen Kern, sondern in der Peripherie der Frage "Historizität - ja oder nein" zu evaluieren. - Umgekehrt kann dies bedeuten, dass man nur das akzeptiert, was historisch gesichert ist - Katastrophe.

Historische Untersuchung ist natürlich gut - aber bei geistigen Dingen nicht als Hauptfeld, sondern als Nebenfeld. - Es besteht der Verdacht, dass Nebenfelder zu Hauptfeldern gemacht werden, weil die eigentliche Hauptsache überfordert.

Pluto
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#8 Re: Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Beitrag von Pluto » Do 20. Aug 2015, 18:48

Martinus hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Wie vertrauenswürdig sind die Evangelien?
Ziemlich vertrauenswürdig, jede Sorge ist unbegründet.
Wirklich...?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Pluto
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#9 Re: Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Beitrag von Pluto » Do 20. Aug 2015, 18:55

closs hat geschrieben:Ich würde die Frage ganz anders stellen: Wie vertrauenswürdig ist die Fähigkeit des Menschen, geistige Texte auszulegen?

Das soll keine Thread-Verwandlung werden, sondern darauf hinweisen, dass in erster Linie da steht, was da steht - egal ob es historisch verbürgt ist oder nicht.
Also sollte gar keine Interpretation zugelassen werden, aus Angst diese könnte ideologisch verunglimpft werden?

Weiterhin ist es aus meiner Sicht ein fataler Irrtum, zwischen historisch Verbürgtem und Mythologischem zu unterscheiden, wenn es um das geht, was da steht.

closs hat geschrieben:Dieser Irrtum jedoch führt gelegentlich in die Falle, textliche Aussagen nicht aus ihrem geistigen Kern, sondern in der Peripherie der Frage "Historizität - ja oder nein" zu evaluieren.- Umgekehrt kann dies bedeuten, dass man nur das akzeptiert, was historisch gesichert ist - Katastrophe.

Historische Untersuchung ist natürlich gut - aber bei geistigen Dingen nicht als Hauptfeld, sondern als Nebenfeld. - Es besteht der Verdacht, dass Nebenfelder zu Hauptfeldern gemacht werden, weil die eigentliche Hauptsache überfordert.
Was meinst du mit "geistigen Kern" und wieso sollte ein historische Auslegung in eine Falle führen?
Welche Gründe hast du eine andere Auslegung der historischen vorzuziehen?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Hemul
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#10 Re: Können wir den Evangelien vertrauen oder sollten wir ihnen misstrauen?

Beitrag von Hemul » Do 20. Aug 2015, 19:10

Pluto hat geschrieben:
Martinus hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Wie vertrauenswürdig sind die Evangelien?
Ziemlich vertrauenswürdig, jede Sorge ist unbegründet.
Wirklich...?
Na klar denn es gibt gem. Johannes 1:16-34 Augen u. Ohrenzeugen:


19 Und dies ist das Zeugnis des Johannes, als die Juden aus Jerusalem Priester und Leviten zu ihm sandten, damit sie ihn fragen sollten: Wer bist du? 20 Und er bekannte und leugnete nicht, und er bekannte: Ich bin nicht der Christus. 21 Und sie fragten ihn: Was denn? Bist du Elia? Und er sagt: Ich bin es nicht. Bist du der Prophet? Und er antwortete: Nein. 22 Sie sprachen nun zu ihm: Wer bist du? Damit wir Antwort geben denen, die uns gesandt haben. Was sagst du von dir selbst? 23 Er sprach: Ich bin die "Stimme eines Rufenden in der Wüste: Macht gerade den Weg des Herrn", wie Jesaja, der Prophet, gesagt hat. 24 Und sie waren abgesandt von den Pharisäern10. 25 Und sie fragten ihn und sprachen zu ihm: Was taufst du denn, wenn du nicht der Christus bist noch Elia noch der Prophet? 26 Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich taufe mit Wasser; mitten unter euch steht, den ihr nicht kennt, 27 der nach mir kommt, vor dem11 ich nicht würdig bin, den Riemen seiner Sandale zu lösen. 28 Dies geschah zu Betanien, jenseits des Jordan, wo Johannes taufte.
Des Täufers Zeugnis über Jesus
29 Am folgenden Tag sieht er Jesus zu sich kommen und spricht: Siehe, das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt wegnimmt! 30 Dieser ist es, von dem ich sagte: Nach mir kommt ein Mann, der vor mir ist, denn er war eher als ich. 31 Und ich kannte ihn nicht; aber damit er Israel offenbar werde, deswegen bin ich gekommen, mit Wasser zu taufen. 32 Und Johannes bezeugte und sprach: Ich schaute den Geist wie eine Taube aus dem Himmel herabfahren, und er blieb auf ihm. 33 Und ich kannte ihn nicht; aber der mich gesandt hat, mit Wasser zu taufen, der sprach zu mir: Auf welchen du sehen wirst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, dieser ist es, der mit Heiligem Geist tauft. 34 Und ich habe gesehen und habe bezeugt, dass dieser der Sohn Gottes ist.
:Smiley popcorn:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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