Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
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Halman
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#1 Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Beitrag von Halman » Di 25. Aug 2015, 02:04

:wave:

angeregt durch diesen Beitrag von Naqual, habe ich mich entschlossen, die Frage aufzuwerfen, ob es in der Urgemeinde Streit darüber gab, ob nun GLAUBEN oder WERKE zum Heil führen.
Naqual hat geschrieben:
Halman hat geschrieben:
Naqual hat geschrieben:Jakobus widerspricht Paulus auch massiv unter Bezugnahme (fast wörtliche Wiederholung von Formulierungen) einer paulinischen Schrift.
Darf ich Dich darum bitten, die Verse zu benennen, auf die Du dich hier beziehst?

Jakobus 2, 14 ff. Jakobus bringt sogar die Beispiele (Abraham), die Paulus verwendet hatte (Röm3 u 4).
Soweit ich weiß, gehen viele davon aus, dass zwischen dem Apostel Paulus und dem leitenden Ältesten der Urgemeinde in Jerusalem, dem Herrenbruder Jakobus, Differenzen darin bestanden, ob denn nun Werke notwendig waren oder nicht.

Was meint ihr?
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Naqual
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#2 Re: Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Beitrag von Naqual » Di 25. Aug 2015, 06:34

Halman hat geschrieben:... ob denn nun Werke notwendig waren oder nicht.
Was meint ihr?

dass man Glaube und Werke nicht trennen kann und nicht sollte (nach Jakobus, und ich gebe ihm Recht).
Glaube ist die innere Einstellung zum Guten, Werke sind die äußere Ausdrucksform des Guten, die aber auch wieder auf die innere Einstellung zurückwirken.

Rembremerding
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#3 Re: Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Beitrag von Rembremerding » Di 25. Aug 2015, 09:06

Man sollte dies auch mit den Paulus-Briefen an die Korinther und die Galater in Verbindung setzen.
Einige Korinther meinten, dass alles möglich ist, weil man sowieso errettet, einige Galater wollten sich wieder dem Gesetz des Mose zuwenden und die Gnade des Herrn nicht annehmen. Paulus verärgerte letzteres übrigens weitaus mehr.
Wie Gemeinden heute auch, war die Urgemeinde keine homogene Masse. In jeder Gemeinde wird es die Spannung zwischen Werke und Gnade (der Glaube an den einen Gott allein genügt nicht, man muss die Gnade annehmen!) gegeben haben. In einer Hafenstadt wie in Korinth waren die Verführungen zur Sünde groß, weshalb man, wie heute, gerne Werke weniger im Blick hat. Die Galater hatten eine keltische Kultur, in der Gesetze, vor allen der Ehre, wichtig waren und bereits oberste Priester etabliert. So waren sie empfänglicher für judenchristliche Missionare, die Beschneidung und Leben nach dem Gesetz forderten.

Jakobus war kein Essener, aber er verwendet einige Redewendungen, die auch in Texten aus Qumran gebräuchlich waren. Zudem ist es nicht zu 100 % erwiesen, ob die Qumran-Texte von den Essenern stammen. Die Ausbildung von Paulus war der pharisäischen Strömung der Juden entsprungen, Jakobus war weniger von dieser beeinflusst, hatte wohl aber Verbindungen zu den Essenern. Nach seinem Erlebnis vor Damaskus erkannte Paulus seine Verfehlungen und deshalb war er es, der nun mehr den Part der Errettung aus Gnade übernahm, weil er dies selbst erfahren hat. Jakobus blieb in seinem Umfeld in Jerusalem und betonte mehr die Werke. Beide widersprechen sich nicht, sie weisen lediglich jene zurecht, die billige Gnade oder Gesetzlichkeit fordern.
Die ersehnte Liebe, die man im Glauben im Herzen erfährt, drängt gerade dazu, sich nach außen zu verschenken.

Servus :wave:
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Abischai
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#4 Re: Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Beitrag von Abischai » Di 25. Aug 2015, 22:24

Ich halte die Bibel für absolut verifiziert, vor allem in sich und untereinander (Autoren).
Paulus und Jakobus widersprechen einander in keinem Punkt, beide beleuchten 2 Extreme, und auch wir neigen zu beiderlei Extremen, einmal zur Werksgerechtigkeit und zum anderen zur Gesetzlosigkeit.
Und die das Thema immer wieder wunder wie hochhalten unterschlagen andererseits die ganz einfache Tatsache der Werke aus Glauben, in denen zu Wandeln Gott selbst sich ein Volk geheiligt hat (u.a. uns).

Die Sprichworte kennt ja jeder:
"Wovon das Herz voll ist, geht der Mund über" (O-Ton Jesus)
"Sage mir wen du liebst, und ich sage dir wer du bist"
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Catholic
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#5 Re: Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Beitrag von Catholic » Di 25. Aug 2015, 22:30

Abischai hat geschrieben:..., beide beleuchten 2 Extreme, und auch wir neigen zu beiderlei Extremen, einmal zur Werksgerechtigkeit und zum anderen zur Gesetzlosigkeit.
...

womit wir auch wieder ein Hauptthema haben,mit dem sich Doktor Martin Luther einst befasste.
Leider hat meiner Meinung nach die falschen Schlüsse gezogen.

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Naqual
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#6 Re: Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Beitrag von Naqual » Mi 26. Aug 2015, 17:44

Catholic hat geschrieben:
Abischai hat geschrieben:..., beide beleuchten 2 Extreme, und auch wir neigen zu beiderlei Extremen, einmal zur Werksgerechtigkeit und zum anderen zur Gesetzlosigkeit.
...
womit wir auch wieder ein Hauptthema haben,mit dem sich Doktor Martin Luther einst befasste.
Leider hat meiner Meinung nach die falschen Schlüsse gezogen.
Ja, denke ich auch.

"Werksgerechtigkeit" ist eine ganz gefährliche "Kampf-Vokabel" geworden. Und der Begriff kommt in der Bibel auch nicht vor.
Er ist alleine schon deswegen unglücklich, weil der jüdische Begriff "Gerechtigkeit" in der Bibel schlicht meint, dass jemand seine Werke im Sinne Gottes hat, nicht irgendwelche inneren Hirngespinste. Der Begriff gibt m.E. auch keinen Erkenntnisgewinn, er ist überflüssig.
Nachdem niemand sündenfrei ist, ist jeder auf die Gnade angewiesen. Gleichwohl geht es darum mit ganzen Herzen gerecht zu werkeln. Wer das nicht will oder so werkelt, glaubt nicht (oder irgendwas sehr Verkehrtes).

Der Widerspruch zwischen Jakobus und Paulus liest sich so:

Jak 2,14 Was hilft's, liebe Brüder, wenn jemand sagt, er habe Glauben, und hat doch keine Werke? Kann denn der Glaube ihn selig machen?
versus
Röm 3,28 So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, (Luther hat hier noch ein "allein" eingefügt) durch den Glauben.
Röm 4,5 Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.

Abischai
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#7 Re: Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Beitrag von Abischai » Mi 26. Aug 2015, 18:47

Gut daß Du die Verse zitiert hast.

Ganz einfach:

Die Werke von denen Paulus redet sind nicht die gleichen Werke, von denen Jakobus redet.
Glaube, der nicht sichtbare wird, indem er Werke hervorbringt, die dem Glauben entsprechen, ist unglaublich.

Wenn jemand die Werke des Gesetzes zu tun gedenkt ( die im Gesetz gefordert sind ), und wenn er nun meint, durch die Werke gerecht zu sein, irrt er mächtig, denn der Glaube fehlt hier offensichtlich.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Catholic
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#8 Re: Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Beitrag von Catholic » Mi 26. Aug 2015, 18:56

Abischai hat geschrieben: Glaube, der nicht sichtbare wird, indem er Werke hervorbringt, die dem Glauben entsprechen, ist unglaublich.

Das ist der Punkt.
Weil ich mir meiner Erlösungsbedürftigkeit bewusst bin kann ich der Erlösung durch Jesus zustimmen (denn ich werde nicht gegen meinen Willen erlöst).
Dadurch erfahre ich eine Gnade,die mich befähigt aus dem Glauben heraus zu handeln.

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Naqual
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#9 Re: Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Beitrag von Naqual » Mi 26. Aug 2015, 19:10

Abischai hat geschrieben:Gut daß Du die Verse zitiert hast.

Ganz einfach:

Die Werke von denen Paulus redet sind nicht die gleichen Werke, von denen Jakobus redet.
Glaube, der nicht sichtbare wird, indem er Werke hervorbringt, die dem Glauben entsprechen, ist unglaublich.

Wenn jemand die Werke des Gesetzes zu tun gedenkt ( die im Gesetz gefordert sind ), und wenn er nun meint, durch die Werke gerecht zu sein, irrt er mächtig, denn der Glaube fehlt hier offensichtlich.

Immer wenn einer sagt "Ganz einfach" in biblischen Sachen, wird meist recht gefährlich gemutmaßt.

Deine Interpretation, die zwei verschiedene Verständnisse von Werken hervorbringt, trifft m.E. deswegen nicht,
weil Jakobus sagt: Ist nicht Abraham, unser Vater, durch Werke gerecht geworden, als er seinen Sohn Isaak auf dem Altar opferte? Jak 2,21
mit größter Wahrscheinlichkeit eine kritische Antwort auf das Pauluswort:
Röm 4,2 Das sagen wir: Ist Abraham durch Werke gerecht, so kann er sich wohl rühmen, aber nicht vor Gott. 3 Denn was sagt die Schrift? »Abraham hat Gott geglaubt und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet worden.

Abischai
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#10 Re: Gab es Streit in der Urgemeinde?" (Bibelforum)

Beitrag von Abischai » Mi 26. Aug 2015, 19:25

Doch "ganz einfach"...

Jakobus kannte die Schriften, Und da steht, daß Abraham Gott glaubte, was ihm hoch angerechnet wurde. Das wußte also auch Jakobus. Paulus hat es gewußt und so gesagt, Jakobus hat aber Leute angesprochen, die - am Beispiel Abrahams - den Befehl zur Opferung Isaaks gehört hätten, aber nicht der Gleichen getan hätten, Leute also, die durch ihr Nichtstun bewiesen hätten, daß sie Ungläubige sind.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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