War der Sündenfall von Gott geplant?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
closs
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#451 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 01:52

Savonlinna hat geschrieben:Diktaturen haben immer große geistige Entwürfe.
Der größte gegenwärtige Entwurf ist der menschliche Wahn, die Welt mit eigenen Wahrnehmungs-Mitteln letztgültig und maßstäblich zu begreifen. - Das "Begreifen" ist nicht das Problem (jeder Mensch kann nur mit seinen bescheidenen Mitteln begreifen) - der Anspruch auf Maßstäblichkeit für die Welt ist das Problem:

"Ich mache einen Entwurf von der Welt und sorge, die Welt ihm ähnlich wird." - "Der Entwurf der Welt?" - "Nein - die Welt dem Entwurf". - Genau das ist mein Vorwurf an dem, was sich heute "Aufklärung" nennt.

Unter "Entwurf" verstehe ich sich per hermeneutischen Zirkel ständig ändernde "Versteh-Entwürfe", weil sich "die Welt" (damit ich Dasein und das Dahinter/Jenseits dazu) nicht ändert.

Novalis hat geschrieben:während man seit Kant nur noch die interne Autorität der autonomen Vernunft akzeptiert
Genau das meine ich - ich würde dies als Abkehr von der Aufklärung bezeichnen.

Novalis hat geschrieben:Ein Brückenbauer ist für mich Meister Eckhart, weil er gerade diese Autonomie bejaht und nur das für ihn wirkliche Nachfolge ist.
Ja - aber wie kann man das im westlichen 21. Jh. verstehen?

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Münek
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#452 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Münek » Fr 5. Feb 2016, 03:36

closs hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben:Du vermisst offenbar jene Epoche, in der die Philosophie ancilla theologieae war.
Philosophie müsste der Wahrheit dienen - müsste also eine Sisyphos-Disziplin sein. - Es ist aus meiner Sicht eine Versklavung, wenn man lediglich induktiv vorgeht, also keinen großen geistigen Entwurf hat.

Geht es Dir wirklich um Wahrheit? Da habe ich sehr, sehr große Zweifel!

Dein "großer geistiger Entwurf" scheint mir in Deinem Glauben an den Gott der Bibel und den
im "Neuen Testament" verheißenen Versprechungen und einem angeblichen göttlichen Heils-
plan verwirklicht zu sein.


Obwohl Du an das als Lohn winkende "ewige Leben" angeblich nie denkst, hast Du andererseits vor
längerer Zeit eingeräumt, dass Dir ein ewiger Tod schier unerträglich erscheint!!!

Wenn das nicht DAS Motiv für all Deine Bemühungen hier im Forum ist!?

Dieses "Nicht-Ertragen-Können" der Endlichkeit des Daseins scheint für mich der Grund zu sein, wes-
halb Du trotz bei Deiner hohen Intelligenz hier oft laienhaft-dilettantisch agierst und Dich auch nicht
scheust, aus der Luft gegriffene Behauptungen in den Raum zu stellen, die angeblich Deinen Vortrag
stützen...

Nicht ohne Grund weisen Dich unsere philosophisch geschulten Frauen wie Savonlinna und Thaddäus
immer wieder auf Deine argumentativen Unzulänglichkeiten hin. Was leider folgt, ist keine Einsicht,
sondern sehr oft verbales, ausweichendes Herumgeeiere.

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Münek
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#453 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Münek » Fr 5. Feb 2016, 04:38

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Diktaturen haben immer große geistige Entwürfe.
Der größte gegenwärtige Entwurf ist der menschliche Wahn, die Welt mit eigenen Wahrnehmungs-Mitteln letztgültig und maßstäblich zu begreifen.

Der Mensch versucht die Welt so gut er es vermag zu ergründen und zu begreifen. Das
ist sein gutes Recht. Und das lässt er sich auch nicht von Glaubensspinnern nehmen.


Der Mensch ist sich zumindest seit der Aufklärung und erst recht heute sehr wohl darüber
im Klaren, dass er sehr vieles nicht weiß und womöglich auch nie wissen wird. Insofern
ist Dein Vorwurf mal wieder reiner Blödsinn.

Der eigentliche Wahn (eines Teils) der Menschen besteht doch darin zu glauben,
dass die Welt (das Universum) um ihretwillen von einem fürsorglichen allmächtigen
Gott geschaffen wurde.

Die gesamte Welt seit ca. 14 Milliarden Jahren für den Trockennasenaffen Homo
sapiens, der erst vor einigen Hunderttausendjahren auftrat. :D :D :D

So Kurt - jetzt erhebe mal langsam Deine Stimme gegen diesen Größenwahn!

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Savonlinna
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#454 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 5. Feb 2016, 08:57

Novalis hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:
closs hat geschrieben: Philosophie müsste der Wahrheit dienen - müsste also eine Sisyphos-Disziplin sein. - Es ist aus meiner Sicht eine Versklavung, wenn man lediglich induktiv vorgeht, also keinen großen geistigen Entwurf hat.
Diktaturen haben immer große geistige Entwürfe.

Das ist eine schlagkräftige Antwort, denn das stimmt. Doch ebenso stimmt: wo der Geist des Herrn weht, da ist Freiheit. Eine wirklich herrliche Denkweise ist eine freiheitsliebende Denkweise, die Raum lässt und zur selbstständigen Wahrheitssuche ermutigt; das ist mein Maßstab.
Ja, genau, Novalis. Eine "freiheitsliebende Denkweise kann ich mir nur wünschen.
Aber "ein großer geistiger Entwurf" - den man selber entwirft und allen als verpflichtend darlegt - ist erwürgend.

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sven23
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#455 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von sven23 » Fr 5. Feb 2016, 09:20

closs hat geschrieben: "Ich mache einen Entwurf von der Welt und sorge, die Welt ihm ähnlich wird." - "Der Entwurf der Welt?" - "Nein - die Welt dem Entwurf". - Genau das ist mein Vorwurf an dem, was sich heute "Aufklärung" nennt.
Wie soll das denn gehen? Die Welt ist nun mal wie sie ist, egal, ob und wie wir sie verstehen.
Unser Verständnis/Interpretation von der Welt kann sich ändern und hat sich ja auch im Laufe der menschlichen Entwicklungsgeschichte geändert.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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Savonlinna
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#456 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 5. Feb 2016, 09:37

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Diktaturen haben immer große geistige Entwürfe.
Der größte gegenwärtige Entwurf ist der menschliche Wahn, die Welt mit eigenen Wahrnehmungs-Mitteln letztgültig und maßstäblich zu begreifen.
Selbst wenn das stimmen würde - berechtigt Dich das, mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen? Den Teufel mit dem Beelzebub auszutreiben?

closs
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#457 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 10:09

Münek hat geschrieben:Geht es Dir wirklich um Wahrheit?
Natürlich.

Münek hat geschrieben:Obwohl Du an das als Lohn winkende "ewige Leben" angeblich nie denkst, hast Du andererseits vor längerer Zeit eingeräumt, dass Dir ein ewiger Tod schier unerträglich erscheint!!!
Ich meine, dies geschah im Zusammenhang des Getriebenseins von Selbstverwirklichungs-Jüngern, die alles im Dasein schaffen müssen, weil sonst nichts ist. - Das finde ich unerträglich.

Münek hat geschrieben:Nicht ohne Grund weisen Dich unsere philosophisch geschulten Frauen wie Savonlinna und Thaddäus immer wieder auf Deine argumentativen Unzulänglichkeiten hin.
Für diese beiden Damen bin auch sehr dankbar, weil sie echte Substanz dagegen stellen können (nicht NUR die beiden Damen). - Trotzdem können auch sie sich irren.

Münek hat geschrieben:Der Mensch versucht die Welt so gut er es vermag zu ergründen und zu begreifen. Das ist sein gutes Recht.
Eigentlich sogar seine geistige Pflicht.

Münek hat geschrieben: Und das lässt er sich auch nicht von Glaubensspinnern nehmen.
Selbige werden sogar dazu ermutigen.

Münek hat geschrieben:Der eigentliche Wahn (eines Teils) der Menschen besteht doch darin zu glauben, dass die Welt (das Universum) um ihretwillen von einem fürsorglichen allmächtigen Gott geschaffen wurde.
Dazu drei Antworten:

1) Ich habe noch keinen Christen erlebt, den dieser Aspekt irgendwie interessieren würde. - Würde es noch 1 Million andere geist-fähige Kulturen im Universum geben, würden sie auch nach dem EINEN Gott suchen, den sie dann bestimmt nicht Jahwe nennen würden - aber es wäre dasselbe.

2) Es handelt sich um eine Chiffre, um die Kleinheit des Menschen und die Größe der Schöpfung darzustellen.

3) Wir wissen doch nur aus UNSERER Wahrnehmung, wie groß das Universums ist. - Vor wenigen Jahren gab es noch ernstzunehmende (gar nicht christliche) Physiker, die ein Universum von einem Lichttag Durchmesser für möglich gehalten haben. - Nicht weil sie nicht die modernen Messungen kannten, sondern weil sie um deren Realitivität kannten.

Unterm Strich:
Geht man etwas tiefer, spielt Dein hier angespieltes Motiv keine Rolle.

Münek hat geschrieben:jetzt erhebe mal langsam Deine Stimme gegen diesen Größenwahn!
Völliges Missverständnis - der Größenwahn findet da statt, wo menschliche Wahrnehmung zum verbindlichen Maßstab für die Welt gemacht wird.

sven23 hat geschrieben:Die Welt ist nun mal wie sie ist, egal, ob und wie wir sie verstehen.
Das ist EXAKT meine Rede.

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#458 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von closs » Fr 5. Feb 2016, 10:11

Savonlinna hat geschrieben:Selbst wenn das stimmen würde - berechtigt Dich das, mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen?
Dann gehen wir zum Verständnis mal ganz an den Anfang zurück:

Aus meiner Sicht ist jedes Verständnis-System (ob Deines, meines oder das der Naturalisten) unter dem Vorbehalt des "Ich weiss, dass ich (absolut) nichts weiss".

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Münek
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#459 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Münek » Fr 5. Feb 2016, 11:07

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Obwohl Du an das als Lohn winkende "ewige Leben" angeblich nie denkst, hast Du andererseits vor längerer Zeit eingeräumt, dass Dir ein ewiger Tod schier unerträglich erscheint!!!
Ich meine, dies geschah im Zusammenhang des Getriebenseins von Selbstverwirklichungs-Jüngern, die alles im Dasein schaffen müssen, weil sonst nichts ist. - Das finde ich unerträglich.

Nein - Das trifft nicht zu. Du schriebst nicht von anderen, sondern ausschließlich von Dir und der nicht zu ertragenden Sinnlosigkeit des Lebens, wenn danach nichts mehr kommt. Das hat sich mir eingeprägt, weil ich darin Dein Hauptmotiv erkannte, hier im Forum so zu agieren, wie Du es tust.

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Savonlinna
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#460 Re: War der Sündenfall von Gott geplant?

Beitrag von Savonlinna » Fr 5. Feb 2016, 11:16

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Selbst wenn das stimmen würde - berechtigt Dich das, mit gleichen Mitteln zurückzuschlagen?
Dann gehen wir zum Verständnis mal ganz an den Anfang zurück:

Aus meiner Sicht ist jedes Verständnis-System (ob Deines, meines oder das der Naturalisten) unter dem Vorbehalt des "Ich weiss, dass ich (absolut) nichts weiss".
Ich kenne Deine Lippenbekenntnisse.
Ich kenne aber auch Deine de-facto-Ansprüche.

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