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#1 Vom Vorherwissen kein Gebrauch machen

Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 15:08
von Raiauer
Hallo...mir fallen immer wieder Texte auf, die aufzeigen, dass Gott von seinem Vorherwissen in vielen Fällen kein Gebrauch macht. Die Frage ist interessant, ob man ein Prinzip dahinter erkennen kann,, in welchen Fällen Gott vorhersieht und in welchen nicht. Welche Schlussfolgerungen kann man daraus ziehen? Ich werden mal nach und nach Beispiele dazu bringen und bin gespannt über eure Ideen dazu. Hier mal ein erstes Beispiel.

1.Mose 2:19

Jahwe, Gott, hatte nämlich alle Landtiere und Vögel aus dem Erdboden gebildet und zu dem Menschen gebracht, um zu sehen, wie er sie nennen würde. Genauso sollten all die Lebewesen dann heißen

Gott war sozusagen gespannt darauf zu sehen, welche Ideen Adam für die Namen der Tiere hatte. Gott wusste also nicht schon im Voraus welche Namen er ihnen geben würde, sondern war live dabei, um zu sehen, welche er aussuchen würde. In meinen Augen unterstreicht dies die Freiheit des Menschen, die von Gott gewünscht war. Adam konnte sich Namen ausdenken , wie er wollte und Gott akzeptierte seine Entscheidungen. Hat Vorherwissen was mit dieser gegebenen Freiheit zu tun?. Solch ein Vorgehen sieht erst mal nicht nach Kontrolle aus, sondern es scheint das Gott die Entscheidungen Adams wünschte und akzeptierte. Es bestand kein Grund diese Entscheidung vorherzusehen. So, dies mal als Anstoss zu dem Thema....LG Rainer

#2 Re: Vom Vorherwissen kein Gebrauch machen

Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 15:31
von Rembremerding
Hallo Raiauer,

ich denke, da sollte man sich erst einmal Gedanken machen, dass es für Gott keine Zeit gibt, also auch kein vorher und nachher. Das heißt, dass in der ewigen Dimension Gottes alles ist, ja nicht mal gleichzeitig, sondern ständig. Gott weiß, wie der Mensch entscheidet, weil er die Entscheidung schon kennt, aber nicht beeinflusst. Aus der Sicht des irdischen Adam schaut also Gott, wie er die Tiere benennen würde, weil hier Raum und Zeit vorhanden sind, beeinflusst aber seine Erkenntnis und Entscheidung nicht. Das will der Text nämlich auch aussagen und er ist für Menschen geschrieben, die in Raum und Zeit leben und verstehen.

Man tut sich vielleicht leichter wenn man sich die Zeitlinie eines Menschen auf einem Blatt Papier vorstellt. Der Mensch geht Punkt für Punkt diese Linie entlang in eine Richtung. Bei diesem Bild ist Gott das ganze Blatt Papier, Gott ist über der Zeit, hat keinen Anteil an ihr, denn er hat sie geschaffen. Gott ist der Grund, auf der sie geschrieben.

Servus :wave:

#3 Re: Vom Vorherwissen kein Gebrauch machen

Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 15:48
von Hemul
Rembremerding hat geschrieben:Hallo Raiauer,
ich denke, da sollte man sich erst einmal Gedanken machen, dass es für Gott keine Zeit gibt, also auch kein vorher und nachher. Das heißt, dass in der ewigen Dimension Gottes alles ist, ja nicht mal gleichzeitig, sondern ständig. Gott weiß, wie der Mensch entscheidet, weil er die Entscheidung schon kennt, aber nicht beeinflusst.
Bei seinem Freund Abraham hat Gott gem. 1.Mose 22:9-12 "VORHER" aber nachweislich nicht gewusst wie dieser sich letztendlich entscheidet:
9 Als sie die Stelle erreichten, die Gott ihm genannt hatte, baute Abraham den Altar. Dann schichtete er das Holz auf, fesselte seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. 10 Und dann griff er nach dem Messer, um seinen Sohn zu schlachten. 11 Da rief der Engel Jahwes vom Himmel her: "Abraham! Abraham!" – "Ja?", erwiderte er. 12 "Halt ein! Tu dem Jungen nichts zuleide! ............................."Jetzt weiß ich, dass du Gott gehorchst".................., denn du hast mir deinen einzigen Sohn nicht verweigert."

#4 Re: Vom Vorherwissen kein Gebrauch machen

Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 16:16
von Helmuth
Servus Rainer,

Gott ist ein Gott der Beziehung. Ich denke, wir wissen in vielen Dinge viel zu wenig über sein Wesen Bescheid. Da unser Wissen schon so begrenzt ist, was meinen wir dann über Gottes "Wissen" Bescheid zu wissen? Ups, da war jetzt viel Wissen auf einmal im Gebrauch.

Ja, bringe einige Stelle in diese Richtung, finde ich super. Es zeigt, dass Gott ein Wesen der Beziehung ist. Er will wissen wie wir denken, fühlen, urteilen. Echt eine interessante Frage: Weiß er wie wir denken, fühlen entscheiden werden? Weiß er es oder kann er bloß milliardenfach damit besser umgehen? Und wenn er es schon vorher weiß? Wozu fragt er dann noch, sieht er nach, wartet er bis ... etc etc ...

Keine Ahnung, aber spannend. :D

#5 Re: Vom Vorherwissen kein Gebrauch machen

Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 18:56
von Raiauer
Rembremerding hat geschrieben:Hallo Raiauer,

ich denke, da sollte man sich erst einmal Gedanken machen, dass es für Gott keine Zeit gibt, also auch kein vorher und nachher.

Hallo Rembremerding.....wie würdest du das biblisch so belegen, dass es für Gott keine Zeit gibt? Sicherlich hat Gott ein anderes Zeitempfinden wie wir, aber er hat ein Zeitempfinden. Als Beleg würde ich 2.Petrus zitieren

2.Petrus 3:8

Meine Lieben, eines dürft ihr dabei nicht übersehen: Beim Herrn gilt ein anderes Zeitmaß als bei uns Menschen. Ein Tag ist für ihn wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein einziger Tag

Gott hat ein anderes Zeitempfinden als wir, aber er hat eins. Warum sollte es kein Vorher und Nachher für ihn geben.? Hättest du denn biblische beispiele dafür?

LG Rainer

#6 Re: Vom Vorherwissen kein Gebrauch machen

Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 19:30
von Raiauer
[quote="Helmuth" Echt eine interessante Frage: Weiß er wie wir denken, fühlen entscheiden werden? Weiß er es oder kann er bloß milliardenfach damit besser umgehen? Und wenn er es schon vorher weiß? Wozu fragt er dann noch, sieht er nach, wartet er bis ... etc etc ...

Keine Ahnung, aber spannend. :D[/quote]^

Hallo Helmuth....ich denke er könnte es wissen, tut es aber in vielen Fällen nicht. Meiner Vorstellung nach nicht, weil er uns Freiheit geschenkt hat und uns als Personen respektiert. Als Adam und Eva von der verbotenen Frucht gegessen hatte, scheint es so, dass Gott nichts davon wusste. er fragte : hast du etwa von der Frucht gegessen?. Warum sollte Gott Adam kontrollieren? ich denke er vertraute Ihnen und hatte keinen Grund sie unter Beobachtung zu stellen. Was denkst du? hat Gott beobachtet wie sie von der Frucht genommen haben oder hat er es danach erfahren?...LG Rainer

#7 Re: Vom Vorherwissen kein Gebrauch machen

Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 20:14
von Rembremerding
Raiauer hat geschrieben:
Gott hat ein anderes Zeitempfinden als wir, aber er hat eins. Warum sollte es kein Vorher und Nachher für ihn geben.? Hättest du denn biblische beispiele dafür?

LG Rainer

Es ist für mich befremdlich Gott so klein denken zu müssen, dass er einem Zeitempfinden, einer Zeit unterworfen ist. Das entspricht nicht meiner Gotteserfahrung und vieler anderer. Versuchen wir es also erst von der logischen Seite, bevor man eine Bibelversrallye beginnt.

Gott ist vollkommen.
Wäre er es auch, wenn er der Zeit unterworfen wäre?
Du wirst dann auch nicht annehmen können, dass Gott allmächtig, allwissend ist. Dann wäre sein ganzes Wirken nicht in Weisheit und Wahrheit. Dann könnte er nichts zum Guten wenden, denn es gäbe besseres.
Was würde dann Gebet bedeuten? Es bliebe ein menschliches Werk nur für den Augenblick, das bei einer Nichterhörung ausschließlich an meinen Fehlern scheiterte. Denn Gott konnte es nicht verwenden, nicht vorher und nicht nachher.
Gott wäre mit einem Zeitempfinden und damit existent in der Zeit, ein Ahnungsloser, in seinem Heilsplan dem Willen seiner Geschöpfe unterworfen (im gewissen Sinn wollte er das auch, aber das ist ein anderes Thema).
Jesus ist vor allem, und alles hat in ihm seinen Bestand (Kol 1:17). Aber dann wäre er zwar vor allem, aber nicht vor der Zeit, womit die Zeit in ihm nicht Bestand hätte, weil sie außerhalb seiner ist. Wer erschuf dann diese Zeit? Gottvater?
Auch nicht, denn auch er war bereits im Anfang (Gen 1:1) und nicht am Anfang, also vor dem Anfang und somit vor der Zeit. Im Anfang war ebenso der Logos, der Sohn, aus dem alles wurde (Joh 1:1-3), auch die Welt und somit Raum und Zeit (Joh 1:10).
Welcher Gott ist also der Schöpfer der Zeit oder ist die Zeit dann unser Gott?
Es gibt noch viele weitere logische Überlegungen, die sich auf Weisheit, Wahrheit, Leben oder Auferstehung beziehen, die nur von einem überzeitlichen Gott Sinn erhalten.

Die ganze Bibel spricht von einem Gott jenseits von Raum und Zeit. Kann es sein, dass man dies beim lesen nicht bemerkt? Es ist seine Liebe, die Achtung vor des Menschen Freiheit, durch die er uns handeln lässt, auch wenn er weiß, was geschehen wird.
Versuche doch einfach mal davon auszugehen und es erschließt sich vieles tiefsinnig, auch was und wie das sein kann, dass Gott im Wesen die Liebe ist.
Und nun doch noch ein Bibelvers unter vielen zu dem Thema:
In 1Kor 2:7 liest man:
Im Gegenteil, wir verkünden als Geheimnis Gottes Weisheit, die zwar verborgen war, die aber Gott vor aller Zeit zu unserer Verherrlichung bestimmt hat.

Und nun sage ich dir nun scheinbar widersprüchlich: Natürlich hat Gott ein Zeitempfinden, nämlich in seinem göttlichen Sohn Jesus Christus der in die Welt und die Zeit kam. So kennt Gott unsere Vergänglichkeit und den Schmerz darin, aus der er uns ebenso retten will, in dem er in uns die Zeit und den Tod verwandelt in ewiges Leben.

Servus :wave:

#8 Re: Vom Vorherwissen kein Gebrauch machen

Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 20:19
von Christian41285
Gottes Wege kann kein Mensch verstehen!

#9 Re: Vom Vorherwissen kein Gebrauch machen

Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 20:42
von Hemul
Rembremerding hat geschrieben: Es ist für mich befremdlich Gott so klein denken zu müssen, dass er einem Zeitempfinden, einer Zeit unterworfen ist. Das entspricht nicht meiner Gotteserfahrung und vieler anderer.
Es ist für mich befremdlich und entspricht auch nicht meiner Gotteserfahrung über Gott so etwas wie folgt zu behaupten:
Rembremerding hat geschrieben: ich denke, da sollte man sich erst einmal Gedanken machen, dass es für Gott keine Zeit gibt, also auch kein vorher und nachher. Das heißt, dass in der ewigen Dimension Gottes alles ist, ja nicht mal gleichzeitig, sondern ständig. Gott weiß, wie der Mensch entscheidet, weil er die Entscheidung schon kennt, aber nicht beeinflusst
Nach o. Behauptung muss der Gott der Bibel schon "VORHER" gewusst haben, dass A&E sich gegen ihn stellen u. sich stattdessen Satan anschließen. Er- der Schöpfer der beide gem. 1.Mose 1:27 in seinem "BILDE" erschaffen hatte-hätte sich damit ein Armutszeugnis ausgestellt-was aber unmöglich der Fall sein kann. Gott hatte A&E in Verbindung mit seinen vorzüglichen Eigenschaften auch mit einem freien Willen ausgestattet. Diesen freien Willen missbrauchten A&E damals-die Folgen davon sollten auch einem Herrn Rem bestens bekannt sein. Oder etwa doch nicht? :roll:

#10 Re: Vom Vorherwissen kein Gebrauch machen

Verfasst: Fr 7. Apr 2017, 21:30
von Raiauer
Hallo Rembremerding....natürlich ist Gott allmächtig, aber bedeutet das, dass er seine Allmacht in ganzer Fülle benutzt? Natürlich könnte Gott alles vorherwissen, aber muss er das wirklich? Es gibt einfach zu viele Texte die etwas anderes sagen. Das schmälert doch nicht seine Allmacht. Stell dir einen Familienvater vor, der eine Tochter hat und diese besitzt ein eigenes Zimmer und führt ein Tagebuch. Natürlich hätte der Vater die " Macht " jeder Zeit in ihr Zimmer zu gehen und auch ihr Tagebuch zu lesen. Das würde er aber nie tun, obwohl er die " Macht " hätte. Gott ist allmächtig, aber er muss nicht alles von uns wissen. Er gesteht uns unsere Entscheidung zu, ohne sie in der Zukunft zu lesen. Ich finde das macht ihn nicht klein, sondern mich berührt das auf angenehme Weise und bringt mich ihm näher. Ich finde es ist ein schönes Bild, wie Gott zusieht, welche Namen er aussucht. Für Gott ist es sozusagen spannend zu sehen, auf welche Einfälle Adam kommmt. Ich entdecke diese " Neugier " von Gott auch bei anderen Gelegenheiten. Da ist z.B die himmlische Szene, wo er die Engel nach Vorschlägen fragt,wie ein Problem gelöst werden sollte. Die Engel bringen individuell verschiedene Ideen vor und Gott entscheidet sich für einen Vorschlag. Ich finde die Vorstellung eher abschreckend, wenn Gott schon alles im Voraus wüsste. Ich denke Gott hat sich entschieden, nicht alles im Voraus zu wissen. Diese Vorstellung ist mir sehr sympathisch. Ich glaube als er Adam und Eva erschaffen hatte, ließ er sie ihr Leben führen und kontrollierte sie nicht. Einmal am Tag kam er vorbei und suchte das Gespräch. Er suchte ein Verhältnis, dass auf Vertrauen basierte und nicht auf Kontrolle und auf Vorherwissen, was mit ihnen geschehen würde....LG Rainer