Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
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Halman
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#1 Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Halman » Do 20. Apr 2017, 05:10

:wave: liebe User-Gemeinde.

Hier prallen Christen und Nichtchristen aufeinander und häufigt "funkt" es. Dies ist menschlich, aber es wirft auch die Frage auf: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?
Ich möchte dieses Thema im Lichte der Bibel diskutieren und deshalb eröffne ich es auch hier im Bibelforum.

Paulus sah sich in gewisserweise als ein Diener aller Menschen, indem er ihnen das Evangelium verkündigte, um so einige zu retten.
Zitat aus 1. Korinther 9, 19-23 (Menge):
Denn obwohl ich von allen Menschen unabhängig bin, habe ich mich doch allen zum Knecht gemacht, um die Mehrzahl (oder: recht viele) von ihnen zu gewinnen.So bin ich denn für die Juden (oder: den Juden gegenüber) zu einem Juden geworden, um Juden zu gewinnen; für die Gesetzesleute zu einem Mann des Gesetzes – obgleich ich selbst nicht unter dem Gesetz stehe –, um die Gesetzesleute zu gewinnen;für die (Heiden), die das Gesetz nicht haben, zu einem Manne, der ohne das Gesetz lebt – obgleich ich nicht ohne Gottes Gesetz lebe, vielmehr dem Gesetz Christi unterworfen bin –, um die, welche das Gesetz nicht haben, zu gewinnen;für die Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen; kurz: für alle bin ich alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten.Alles (das) aber tue ich um der Heilsbotschaft willen, damit auch ich Anteil an ihr (oder: ihrem Segen, d.h. an dem in ihr verheißenen Heilsgut) erlange.
Dabei war er nicht barsch. Auf vorbildliche Weise hielt er auf dem Areopag in Athen eine galante Predigt, in der er den Griechen in der Tat zum Griechen wurde.
Eine gelungende Schilderung mit aufschlussreichen Hintergrundinformationen könnt Ihr im Link nachschlagen:
Der Areopag - Paulus in Athen (Apg 17)

Ferner verweise ich auf meinen Beitrag vom Di 2. Dez 2014, 21:19.

Paulus war einst ein Pharisäer und nun ein Judenchrist und Apostel Jesu Christi. Wie empfand er, als er die vielen Götzenbilder sah?
Zitat aus Apostelgeschichte 17, 16;Elberfelde:
Während aber Paulus sie in Athen erwartete, wurde sein Geist in ihm erregt, da er die Stadt voll von Götzenbildern sah.
Könnte man nun nicht eine gepfefferte Strafpredigt von einem ehemaligen Phariäser erwarten, dass den Griechen die Ohren wackeln?
Sehen wir weiter.

Jedenfalls wollten die Griechen ihn höhren, Paulus drängte sich ihnen also nicht auf.
Zitat aus Apostelgeschichte 17, 20;Elberfelder:
Denn du bringst etwas Fremdes vor unsere Ohren. Wir möchten nun wissen, was das sein mag.
Und nun stand Paulus mitten unter ihnen:
Zitat aus Apostelgeschichte 17, 22-23;Elberfelder:
Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Männer von Athen, ich sehe, daß ihr in jeder Beziehung den Göttern sehr ergeben seid.Denn als ich umherging und die Gegenstände eurer Verehrung betrachtete, fand ich auch einen Altar, an welchem die Aufschrift war: Dem unbekannten Gott. Den ihr nun, ohne ihn zu kennen, verehret, diesen verkündige ich euch.
Ist dies nicht eine galante Rede? Paulus hielt ihnen keinen gepfefferte Predigt, welche die Griechen kaum ertragen und nur gegen ihn aufgebracht hätten. Stattdessen war seine Rede mit "Salz" gewürzt, wie ein wohlschmeckendes Gericht.
Er interessiete sich dafür, was die Menschen glaubten, denen er predigte, denn er hatte sich zuvor genau umgeschaut, so dass ihn auch ein besonderer Altar nicht verborgen blieb. Paulus tadelte sie nicht, sondern lobte sie sogar für ihre religiöse Ergebenheit, als er auf diesen Altar Bezug nahm, indem er ihn nun diesen "unbekannten Gott" verkündete.

Wie der Bericht zeigt, waren einige Griechen nicht für die Botschaft der Auferstehung empfänglich, aber andere schon.
Zitat aus Apostelgeschichte 17, 32-34;Elberfelder:
Als sie aber von Totenauferstehung hörten, spotteten die einen, die anderen aber sprachen: Wir wollen dich darüber auch nochmals hören.Also ging Paulus aus ihrer Mitte hinweg.Etliche Männer aber schlossen sich ihm an und glaubten, unter welchen auch Dionysius war, der Areopagit, und ein Weib, mit Namen Damaris, und andere mit ihnen.
Paulus wurde hier allen Griechen ein Grieche, um so einige für Christus zu gewinnen. Er überließ es seinen Zuhörern zu entscheiden und respektierte, dass jeder seinen Weg ging.
Es werden drei Reaktionen berichtet; sie reichen von Spott, über Interesse bis Bekehrung. Da lese ich nichts von Zwangmissionierung. Dies ist das biblische Vorbild (vgl. bitte 1Kor 9:19-22).
Christen, die Gewalt gegen Andergläubige praktizieren, verlassen logisch notwendig das biblische Christentum.

Paulus ist ein gutes Vorbild für christiche Mission.

Sehr bewegend finde ich auch Pauli Verteidigungsrede vor Festus. Festus dachte sogar, dass Paulus vor lauter Gelehrsamkeit von Sinnen sei.
Zitat aus Apostelgeschichte 26, 24-29;Schlachter 2000:
Als er aber dies zu seiner Verteidigung vorbrachte, sprach Festus mit lauter Stimme: Paulus, du bist von Sinnen! Das viele Studieren bringt dich um den Verstand!
Er aber sprach: Hochedler Festus, ich bin nicht von Sinnen, sondern ich rede wahre und wohlüberlegte Worte! Denn der König versteht dies sehr wohl! An ihn richte ich meine freimütige Rede. Denn ich bin überzeugt, daß ihm nichts davon unbekannt ist; denn dies ist nicht im Verborgenen geschehen! Glaubst du den Propheten, König Agrippa? Ich weiß, daß du glaubst!
Da sagte Agrippa zu Paulus: Es fehlt nicht viel, und du überredest mich, daß ich ein Christ werde! Paulus aber sprach: Ich wünschte mir von Gott, daß über kurz oder lang nicht allein du, sondern auch alle, die mich heute hören, solche würden, wie ich bin, ausgenommen diese Fesseln!
Als ich dies vor vielen Jahren das erste mal in der Bibel las, war ich sehr berührt und noch heute beeindruckt mich Pauli christliche Nächstenliebe, die hier zum Ausdruck kommt. Paulus sprach so selbstbewusst und respektvoll, dass Agrippa von seinen Worten sehr angetan war.
Paulus wünschte sich, dass er so werden würde, wie er - nur ohne Fesseln. Das ist Christentum.

An die Urchristen in Kolossä schrieb er:
Zitat aus Kolosser 4, 5-6;Elberfelder:
Wandelt in Weisheit gegen die, welche draußen sind, die gelegene Zeit auskaufend.Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, um zu wissen, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt.
Paulus gab nicht nur diesen Rat, er wandte ihn selbst an.
Titus riet er:
Zitat aus Titus 3, 2;Elberfelder:
niemand zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, gelinde, alle Sanftmut erweisend gegen alle Menschen.
Christen sollten nicht streitsüchtig sein, oder über Atheisten lästern, sondern gegen allen Menschen, ob nun Agnostiker, Muslime oder Hindus, sanftmütig sein.

Petrus stimmte mit Paulus darin überein:
Zitat aus 1. Petrus 3, 15;Schlachter 2000:
sondern heiligt vielmehr Gott, den Herrn, in euren Herzen! Seid aber allezeit bereit zur Verantwortung gegenüber jedermann, der Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist, [und zwar] mit Sanftmut und Ehrerbietung;
So sollten Christen Außenstehenden gegenüber auftreten, doch ich räume ein, dass es mir schwerfällt, diesem Ideal zu entsprechen.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

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Vitella
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#2 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Vitella » Do 20. Apr 2017, 08:05

Halman hat geschrieben: Hier prallen Christen und Nichtchristen aufeinander und häufigt "funkt" es. Dies ist menschlich, aber es wirft auch die Frage auf: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?
Ich möchte dieses Thema im Lichte der Bibel diskutieren und deshalb eröffne ich es auch hier im Bibelforum.

aber wer die Bibel nicht liest, müsste es im Lichte der Realität diskutieren, da wohl einige Nichtchristen hier, keine Bibel lesen.

Halman hat geschrieben: Paulus wurde hier allen Griechen ein Grieche, um so einige für Christus zu gewinnen.

heute würde man das wohl als...ehm, als was würde man so ein Verhalten bezeichnen..?...ich überlege noch. Bild
  Der Gott aller Gnade aber, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Christus,
der wird euch, die ihr eine kleine Zeit leidet, aufrichten, stärken, kräftigen, gründen.
1 Petrus 5:10

 

Ruth
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#3 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Ruth » Do 20. Apr 2017, 09:51

Christen sollten sich Menschen gegenüber so verhalten, wie sie selbst von Menschen behandelt werden möchten.
Zwei Bibelverse, die das Verhalten zum Nächsten ansprechen:

Phil 2,3 Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst,
Jak 2,8 Wenn ihr das königliche Gesetz erfüllt nach der Schrift (3. Mose 19,18): »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst«, so tut ihr recht;

Dabei ist es egal, ob es sich um Christen oder Nichtchristen handelt. Wenn man einen Menschen nur als "Missionsobjekt" behandelt, ist das abwertend.

Ein passender bekannter Spruch aus dem außerchristlichen Bereich:

„Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst.“
oder:
„Was du nicht willst, dass man dir tu, das füg auch keinem andern zu.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Goldene_Regel

Pflanzenfreak
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#4 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Pflanzenfreak » Do 20. Apr 2017, 10:38

... das finde ich auch. Menschlich soll man sein, gegenüber jedem Menschen.
Und das bedeutet für mich ihn gleichwertig zu behandeln. Z.B. nicht über ihn entscheiden. Egal ob es sich um das Sonntagsprogramm, seinen Glauben oder seine Speisegewohnheiten handelt. Es ist heutzutage eine weitverbreitete Unart, daß Eltern über ihre Kinder entscheiden, manchmal sogar über deren Familien, oder Kinder über ihre Eltern ...
Beispiele? Meine Schwiegermutter bot, als die Kinder klein waren ihre Hilfe an. Sie entsorgte dabei Dinge, die sie für wertlos hielt ohne mich zu fragen. Sowas geht gar nicht!
Als meine Schwiegereltern krank waren, bestellte meine Schwägerin ihnen Essen auf Rädern und eine Putzkraft gegen ihren Willen. Sie hatte das zusammen mit der anderen Schwägerin so beschlossen. Meine Einwände dies mit den Schwiegereltern zu besprechen wies sie vom Tisch: die lassen nicht mit sich reden. Meine Schwiegereltern hatten wochenlang vorgekocht und hätten wochenlang davon leben können auch sowas geht gar nicht!

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1Johannes4
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#5 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von 1Johannes4 » Do 20. Apr 2017, 10:48

Hallo Halman,

einerseits kann man in der Bibel Texte lesen, die zu "Sanftmut und Ehrerbietung" aufrufen, aber andererseits bezeichnet Jesus die Pharisäer in Matthäus 23 unter Anderem als "Heuchler", "Narren und Blinde", "Schlangen" und "Otternbrut".

Wenn man also aus den Aussagen des Paulus, die beispielsweise zur Sanftmut und Ehrerbietung gegenüber Anderen auffordern eine Art Gesetz 2.0 entwirft, wird das erste Opfer die eigene Liebe zur Wahrheit sein, weil man in der Folge meist die Bibeltexte, die nicht zum Gesetz 2.0 passen, ignorieren oder gar leugnen wird.

An erster Stelle steht die Liebe zu Gott und bereits die Liebe zum Nächsten ist daraus abgeleitet. Wenn man sich dann weiter dazu Gedanken macht, wie man dergleichen im Leben ausleben kann, erachte ich es als wichtig nicht diesen Ausgangspunkt aus den Augen zu verlieren, was beispielsweise meistens dann geschieht, wenn einem das Gesetz 2.0 dazu dient sich quasi selbst vor Gott zu rechtfertigen bzw. Anderen ihren Glauben abzusprechen, wenn diejenigen sich nicht entsprechend einem solchen Gesetz 2.0 verhalten. Kurzum, da droht einem, dass man zum Pharisäer wird.

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

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Ska'ara
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#6 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Ska'ara » Do 20. Apr 2017, 10:59

1Johannes4 hat geschrieben:Hallo Halman,

einerseits kann man in der Bibel Texte lesen, die zu "Sanftmut und Ehrerbietung" aufrufen, aber andererseits bezeichnet Jesus die Pharisäer in Matthäus 23 unter Anderem als "Heuchler", "Narren und Blinde", "Schlangen" und "Otternbrut".

Wenn man also aus den Aussagen des Paulus, die beispielsweise zur Sanftmut und Ehrerbietung gegenüber Anderen auffordern eine Art Gesetz 2.0 entwirft, wird das erste Opfer die eigene Liebe zur Wahrheit sein, weil man in der Folge meist die Bibeltexte, die nicht zum Gesetz 2.0 passen, ignorieren oder gar leugnen wird.
Unterscheide: Wir sind nicht Jesus, und die Pharisäer sind nicht das Volk. Während Jesus als Sohn Gottes urteilen darf/kann, sollten wir uns da nicht bevollmächtigen.

Pflanzenfreak
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#7 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Pflanzenfreak » Do 20. Apr 2017, 11:23

1Johannes4 hat geschrieben:Wenn man also aus den Aussagen des Paulus, die beispielsweise zur Sanftmut und Ehrerbietung gegenüber Anderen auffordern eine Art Gesetz 2.0 entwirft, wird das erste Opfer die eigene Liebe zur Wahrheit sein, weil man in der Folge meist die Bibeltexte, die nicht zum Gesetz 2.0 passen, ignorieren oder gar leugnen wird.
... wieso das denn?

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fin
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#8 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von fin » Do 20. Apr 2017, 11:59

Sofern ich Johannes richtig verstanden habe, möchte ich mich seinen Bedenken anschließen, da ich ebenfalls glaube, daß sich die Christenheit in Denominationen und Pharisäertum verliert, wenn sie nicht schon vollständig von diesen Strukturen aufgesogen wurde, die das christliche ABC (Adventisten-ZJ) für sich beanspruchen.

Der wahre Jünger wird sich möglicherweise ganz vom Christentum lösen müssen, um tatsächlich das zu bewahrheiten, was Jesus im/am Herzen lag.

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Halman
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#9 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Halman » Do 20. Apr 2017, 12:14

Vitella hat geschrieben:
Halman hat geschrieben: Hier prallen Christen und Nichtchristen aufeinander und häufigt "funkt" es. Dies ist menschlich, aber es wirft auch die Frage auf: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?
Ich möchte dieses Thema im Lichte der Bibel diskutieren und deshalb eröffne ich es auch hier im Bibelforum.

aber wer die Bibel nicht liest, müsste es im Lichte der Realität diskutieren, da wohl einige Nichtchristen hier, keine Bibel lesen.
Nun, wenn Christen und Nichtchristen aneinander geraten, so berufen sich viele Christen in der Regel auf die Bibel. Daher wählte ich die biblische Perspektive, um in ihrem "Lichte" zu beleuchten, wie man sich als Christ gerade in religiösen Gesprächen gegenüber Nichtchristen verhalten sollte.

Ist mein Fokus zu "eng" gewählt? Falls dem so ist, habe ich kein Problem damit, ihn zu erweitern. In dem Fall müsste dieser Thread aus dem Bibelforum verschoben werden.
Tja, ein Proton müsste man sein: Dann würde man die Quantenphysik verstehen, wäre immer positiv drauf und hätte eine nahezu unendliche Lebenszeit:-) - Silvia Arroyo Camejo

Rembremerding
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#10 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Rembremerding » Do 20. Apr 2017, 12:44

1Johannes4 hat geschrieben:
Wenn man also aus den Aussagen des Paulus, die beispielsweise zur Sanftmut und Ehrerbietung gegenüber Anderen auffordern eine Art Gesetz 2.0 entwirft, wird das erste Opfer die eigene Liebe zur Wahrheit sein, weil man in der Folge meist die Bibeltexte, die nicht zum Gesetz 2.0 passen, ignorieren oder gar leugnen wird.
Das ist sicherlich ein richtiger und wichtiger Hinweis.

Ein anderer Hinweis: Die Aussage des Herrn: "Ich bin der Weg", hat auch Bedeutung für die Mission und christlichem Verhalten.
Ein Weg hat nicht nur eine Richtung, er muss auch begangen werden hin zum Ziel. Darum sagt der Herr in Mk 16:15: "Geht hinaus ...".
In einer Vereinfachung können Menschen in drei Kategorien eingeteilt werden: Jene, die suchen; jene, die gefunden haben; jene, die nicht mehr suchen. Christen wurden vom Weg gefunden und in Besitz genommen, wenn sie sich auf ihn, auf Jesus, einließen.

Paulus trifft in Athen auf Menschen, die einen Gott, göttliches suchen. Sie sind in Bewegung, sie gehen. Sie suchen Götter in der Natur, in sich, in der Philosophie. Ihr Weg öffnet sich nicht nur nach vorne, sondern auch noch nach oben, über sie und die Natur hinaus.
Wenn heute Christen Menschen mit einer gottsuchenden Haltung antreffen, etwa Buddhisten, Muslime, Agnostiker etc., dann besteht die Mission und christliches Verhalten darin deren Weg liebend kreuzen (kreuzigen) zu wollen. Wie Paulus zum Griechen, Sklaven, Schwachen, zu alles wurde, so kann ein Christ zu jemanden für sie werden, der den Weg kennt, weil er in ihm wohnt und damit auch die Wahrheit. Oder anders ausgedrückt: Überall, wo ein Christ geht, ist der Weg zu Gott anwesend, eben nicht nur im Wort, sondern auch in den Taten der Liebe. Und Liebe zwingt nie!
Erfahrungsbeispiel: der erste Ansatz einer Mission bei von Christen betreuten muslimischen Flüchtlingen ist oftmals deren Frage: "Warum tut ihr das für uns?" Da auch sie innerlich auf einer Gottsuche sind, verstehen sie deshalb, wenn man vom christlichen Gott der Liebe spricht.

Anders bei jemanden, der nicht mehr auf dem Weg ist, der stehen geblieben und sich nur mehr um sich selbst dreht. Der meint, vor einer Wand der Materie zu stehen, die ihn aufhält, obwohl es nur eine Säule ist, die er umkreist. Sein Weg hinaus endete, somit dessen Sinn, der im Standpunkt verharrt, weil die Dimension des "darüber hinaus" abhanden kam.
Die Mission und das Verhalten eines Christen hier besteht darin erst einmal den Blick des anderen zu weiten, ihn wieder in Bewegung zu setzen, damit er seinen Standpunkt vor der Säule der Materie verlässt und wenigstens ein Suchender wird. Man muss sich aber klar sein, dass es hier für einen Christen schwierig wird, denn Jesus in ihm drängt ihn weiter den Weg zu gehen, obwohl man eigentlich gezwungen wird mit dem anderen stehen zu bleiben. Die Liebe mag da viel, auch weil einige Christen einmal selbst keine Gottsucher waren und wissen, dass Sinnbefreiung oft Härte, Verbitterung, Spott, Hochmut verursacht, denn man meint ja sich zu bewegen, aber eben nur um sich selbst.
Hier wird es dann gefährlich für Christen die Liebe Gottes zu verdunkeln. Darum warnt die Bibel auch sich bei Spöttern, Frevlern etc. lange aufzuhalten. Sitzt man nämlich nicht bei ihnen, kann man sie leichter lieben.

Und ein anderer Aspekt: Die Zeit bis zum erfüllten Heilsgeschehen in der Wiederkunft des Herrn ist viel zu kurz, um lange herumzusitzen. Zudem ist die Ernte im Weinberg viel zu groß. Denn Christen sind ebenso gesendete, die um Erntearbeiter beten und als Werkzeug des Herrn die Aufgabe erhielten mit ihm alle willigen Seelen zu retten.

Servus :wave:
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