Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Pflanzenfreak
Beiträge: 1739
Registriert: Mo 1. Jul 2013, 13:46

#31 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Pflanzenfreak » Fr 21. Apr 2017, 09:54

Tyrion hat geschrieben:Sachlichkeit ist für viele sehr schwierig, wenn es um Religion geht. Man fühlt den eigenen Glauben wohl sehr schnell angegriffen. Nicht umsons unterscheidet man ja gerne zwischen Mitgliedern der eigenen Glaubensgemeinschaft (Mitbrüder, -schwestern) und den "Anderen". Religion kann auf diese Weise ausgrenzen, sie kann Menschen in rechtgläubig und falschgläubig klassifizieren. Nur wer entscheidet, wer rechtgläubig ist? Das ist eben so ein Problem. Und da der Gläubige gerne dieses Recht für sich pachtet, wird es schnell emotional.
... ich verstehe es dennoch nicht. Natürlich gehe ich in eine Gemeinde die meine Theorien vertritt. Ich möchte dazulernen in dem wie ich bereits glaube. Die Entscheidung dafür habe ich hinter mir. Und eine Gemeinde soll ja auch sowas wie eine Heimat sein. In der Heimat brauche und möchte ich mich nicht dauernd rechtfertigen oder hinterfragen lassen. Da möchte ich von dem Punkt an weitergehen an dem ich stehe und nicht ständig zurückgehen zu Punkten die für mich abgehakt sind.

Letzten Endes machst du es hier ja auch. Das Wort "ungläubig" ist für dich offenbar sehr negativ besetzt, wenn du schreibst, "Deshalb ist er weder dumm noch ungläubig noch sonstwas."
... nun, dies steht im Zusammenhang damit, daß mir Jemanden meinen Glauben abspricht und mich ungläubig betitelt, weil ich nicht seine Theorie vertrete. Dann empfinde ich es abwertend.

Das klingt so, als wäre "ungläubig" abwertend wie "dumm". Ich beispielsweise bin natürlich ungläubig und finde das völlig o.k. ;) Es ist sogar mein Recht. Die Frage ist, wie Christen mit Ungläubigen umgehen sollten. Das müsst ihr Christen aber unter euch klären.
... daß Jemand mit meinem Glauben nichts anfangen kann ist für mich völlig in Ordnung. Für mich ist ein Mensch in erster Linie ein Mensch. Wie er sich verhält ist für mich entscheidender als das woran er glaubt.

Pflanzenfreak
Beiträge: 1739
Registriert: Mo 1. Jul 2013, 13:46

#32 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Pflanzenfreak » Fr 21. Apr 2017, 10:17

Opa Klaus hat geschrieben: "Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?"
Der Titel müsste doch korrekt heißen:
"Wie sollte sich Christen und Nichtchristen GEGENEINANDER verhalten?
Hallo Opa Klaus,
Deine Kritik ist absolut gerechtfertigt. Allerdings bin ich dafür dies in einem parallelen Thread zu diskutieren, das bringt meines Erachtens größere Klarheit. Es gibt viele deckungsgleiche Vergehen aber es gibt auch spezielle Vergehen, deren sich Christen eher bedienen oder deren sich Nichtchristen eher bedienen.

Benutzeravatar
fin
Beiträge: 1144
Registriert: So 16. Okt 2016, 13:49

#33 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von fin » Fr 21. Apr 2017, 11:01

-
Zuletzt geändert von fin am Fr 21. Apr 2017, 11:05, insgesamt 2-mal geändert.

Benutzeravatar
Opa Klaus
Beiträge: 1018
Registriert: Di 24. Mär 2015, 11:56

#34 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Opa Klaus » Fr 21. Apr 2017, 11:02

Zurückblickend auf den Thread-Eröffnet Halmann war das für ihn eine Art Selbstreflektion christlichen Verhaltens mit Blick auf das diplomatische Vorgehen von Paulus in Athen den Nichtchristen gegenüber, weil er Zuhörer "gewinnen" wollte.
Paulus war ja selbst mal ein Christen-Gegner und wusste, wie groß die Vorbehalte seiner Zuhörer waren. Offensichtlich herrschte im Areopag-Forum eine offene, lobenswerte Diskussionskultur.
Halmann hat in seinem Eifer wohl übersehen, die Nicht-Christen auch in die Pflicht ein zu beziehen.
Ich selbst "sitze zwischen zwei Stühlen", weil ich weder Gottesleugner noch traditioneller Christ bin.
Als Freund Gottes bemühe ich mich, alles negative gegen Gott abzuwehren. Damit befinde ich mich Außerhalb der Christen-Scene.
Zuletzt geändert von Opa Klaus am Fr 21. Apr 2017, 11:11, insgesamt 1-mal geändert.
Wohltätig ist des Geistes macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht. Wer die Vernunft ausschaltet, findet im Dunkeln den Schalter zum Wiedereinschalten nicht mehr. http://www.prueter.eu

Benutzeravatar
fin
Beiträge: 1144
Registriert: So 16. Okt 2016, 13:49

#35 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von fin » Fr 21. Apr 2017, 11:05

-- Verhaltensweisen --

Tyrion hat geschrieben:Sachlichkeit ist für viele sehr schwierig, wenn es um Religion geht. Man fühlt den eigenen Glauben wohl sehr schnell angegriffen. Nicht umsons unterscheidet man ja gerne zwischen Mitgliedern der eigenen Glaubensgemeinschaft (Mitbrüder, -schwestern) und den "Anderen". Religion kann auf diese Weise ausgrenzen, sie kann Menschen in rechtgläubig und falschgläubig klassifizieren. Nur wer entscheidet, wer rechtgläubig ist? Das ist eben so ein Problem. Und da der Gläubige gerne dieses Recht für sich pachtet, wird es schnell emotional.

Pflanzenfreak hat geschrieben: ... nun, dies steht im Zusammenhang damit, daß mir Jemanden meinen Glauben abspricht und mich ungläubig betitelt, weil ich nicht seine Theorie vertrete. Dann empfinde ich es abwertend.

Ruth hat geschrieben:Ich finde es auch manchmal heftig, wie Menschen im Namen Gottes Dinge verkündigen und tun, die absolut nichts mit Gott zu tun haben. sondern nur das eigene Machtbedürfnis untermauern. Weil man selbst nicht mit seinen Ansprüchen an andere durchkommt, muss man sich eben auf jemand Stärkeren berufen. Am Besten ist natürlich dann jemand, dessen Stärke alle anderen Menschen übertrifft. Und wenn ich den dann noch für meine eigenen Gesetze vereinnahme, dann kann ich seine Stärke für mich selbst nutzen, ohne wirklich angreifbar zu sein.

Was aber ist die eigentliche Ursache?

Wurde der Grundstein für dieses Verhalten nicht durch den/die Ansprüche der abrahamitischen Religionszweige selbst gelegt? Wenn man die jeweiligen Schriften genau betrachtet, dann lassen sich diese Verhaltensweisen bis auf das Wort der jeweiligen Texte zurückführen - das sollte man nicht außer Acht lassen und schon gar nicht unterschätzen.

Die jüdische Gemeinschaft folgt ihren Rabbis, die sich auf den Talmud beziehen. Hier wird ganz klar zwischen Juden und dem Rest (Goyim) unterschieden, wobei Kanaiter und Ameliker abgrundtief verhasst sind und ... Die meisten Christen haben überhaupt keine Ahnung, was die jüdische Kultur treibt, weil sie deren Schriften und Bräuche nicht einsehen. Man braucht nur einen Blick auf Israel zu werfen, um eine Ahnung davon zu bekommen, wie stark Nationalismus, jüdischer Antisemitismus und Rassismus (etc.) dort ausgeprägt sind - und wie diese Ideologien von Kindesbeinen an eingetrichtert werden.

Die Christen beziehen ihren Glauben ebenfalls aus ihren Schriften und beziehen sich dabei nicht nur auf das NT. Wer diese Texte näher untersucht wird feststellen, daß letztlich auch hier mit Angst und Schrecken operiert werden kann. Wer nicht den rechten Glauben besitzt, der ist für immer verworfen. Keiner kann wirklich sicher sein, ob er im Buch des Lebens steht oder vielleicht doch ausgestrichen wird. Es gibt hier keine großen Spielräume ...

Diese Problematik wurde durch den Koran und den Islam nicht aufgehoben. Ganz im Gegenteil, der Koran hat das abrahamitische Erbe in eine noch größere Schieflage gebracht, weil es nun drei Pole gibt, die sich gegenseitig ausschließen. Diese Differenzen brachte/bringt nicht der Mensch ins Spiel, sondern sie sind den jeweiligen Gottesoffenbarungen geschuldet!

In diesem religiösen Bermudadreieck befindet sich der kleine Mensch, der eigentlich eine zuverlässige Orientierung (Autorität) sucht und im guten Glauben seinen Eltern, der Familie, Kultur, Tradition, Religion ... folgt. Man darf nicht vergessen, wie tief diese Prägungen sitzen und wie schwer es den Menschen fällt, all diese Dinge (Identität) zu hinterfragen!?

Wer kann/will schon Gott in Frage stellen?

Benutzeravatar
Opa Klaus
Beiträge: 1018
Registriert: Di 24. Mär 2015, 11:56

#36 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Opa Klaus » Fr 21. Apr 2017, 11:24

fin :thumbup:
fin hat geschrieben:In diesem religiösen Bermudadreieck befindet sich der kleine Mensch, der eigentlich eine zuverlässige Orientierung (Autorität) sucht und im guten Glauben seinen Eltern, der Familie, Kultur, Tradition, Religion ... folgt. Man darf nicht vergessen, wie tief diese Prägungen sitzen und wie schwer es den Menschen fällt, all diese Dinge (Identität) zu hinterfragen!? Wer kann/will schon Gott in Frage stellen?
Angesichts dieses Dilemmas habe ich NICHT endlos viele (Bücher-)Meinungen durchforstet über das, was andere denken. Nein! ich habe einfach selbst zu denken angefangen und es trainiert um aus dem Labyrinth einen Ausweg zu finden, der meine Seele erwärmt. Obwohl mein Bemühen sicher sehr menschlich ist, sehe ich mich länger schon als Einzelkämpfer angefeindet.
Wohltätig ist des Geistes macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht. Wer die Vernunft ausschaltet, findet im Dunkeln den Schalter zum Wiedereinschalten nicht mehr. http://www.prueter.eu

Ruth
Beiträge: 2572
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 12:42

#37 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Ruth » Fr 21. Apr 2017, 11:39

fin hat geschrieben:-- Verhaltensweisen --

Tyrion hat geschrieben:Sachlichkeit ist für viele sehr schwierig, wenn es um Religion geht. Man fühlt den eigenen Glauben wohl sehr schnell angegriffen. Nicht umsons unterscheidet man ja gerne zwischen Mitgliedern der eigenen Glaubensgemeinschaft (Mitbrüder, -schwestern) und den "Anderen". Religion kann auf diese Weise ausgrenzen, sie kann Menschen in rechtgläubig und falschgläubig klassifizieren. Nur wer entscheidet, wer rechtgläubig ist? Das ist eben so ein Problem. Und da der Gläubige gerne dieses Recht für sich pachtet, wird es schnell emotional.

Pflanzenfreak hat geschrieben: ... nun, dies steht im Zusammenhang damit, daß mir Jemanden meinen Glauben abspricht und mich ungläubig betitelt, weil ich nicht seine Theorie vertrete. Dann empfinde ich es abwertend.

Ruth hat geschrieben:Ich finde es auch manchmal heftig, wie Menschen im Namen Gottes Dinge verkündigen und tun, die absolut nichts mit Gott zu tun haben. sondern nur das eigene Machtbedürfnis untermauern. Weil man selbst nicht mit seinen Ansprüchen an andere durchkommt, muss man sich eben auf jemand Stärkeren berufen. Am Besten ist natürlich dann jemand, dessen Stärke alle anderen Menschen übertrifft. Und wenn ich den dann noch für meine eigenen Gesetze vereinnahme, dann kann ich seine Stärke für mich selbst nutzen, ohne wirklich angreifbar zu sein.

Was aber ist die eigentliche Ursache?

Wurde der Grundstein für dieses Verhalten nicht durch den/die Ansprüche der abrahamitischen Religionszweige selbst gelegt? Wenn man die jeweiligen Schriften genau betrachtet, dann lassen sich diese Verhaltensweisen bis auf das Wort der jeweiligen Texte zurückführen - das sollte man nicht außer Acht lassen und schon gar nicht unterschätzen. ....
....
Die Christen beziehen ihren Glauben ebenfalls aus ihren Schriften und beziehen sich dabei nicht nur auf das NT. Wer diese Texte näher untersucht wird feststellen, daß letztlich auch hier mit Angst und Schrecken operiert werden kann. Wer nicht den rechten Glauben besitzt, der ist für immer verworfen. Keiner kann wirklich sicher sein, ob er im Buch des Lebens steht oder vielleicht doch ausgestrichen wird. Es gibt hier keine großen Spielräume ...
....
Wer kann/will schon Gott in Frage stellen?

Ich sehe das so: Menschen machen von Anfang an Hierarchie. Der Stärkere bestimmt über die Schwächeren. Der Stärkere wird festgelegt durch Kämpfe und die Sieger derselben.

Die biblischen Berichte und Geschichten sind von Menschen geschrieben, die nach diesem Muster der Hierarchie alles beurteilen. Daher auch die Suche nach dem Schuldigen.

Das wird dann zwar Gott unterstellt, aber hat im Grunde mit Gott nichts zu tun. Das, was man von Gott erkennen kann, wird quasi diesem System zugeordnet. Also, nicht die Geschichten über Gott sind die Ursache, sondern das System, welches die Menschen Gott unterstellen wollen, mit dem Ziel, ihre eigenen Vorstellungen einer Macht zu unterstellen, der man nicht (oder nur sehr schwierig) widersprechen kann.

Auch die Geschichten von Jesus sind von Menschen aufgeschrieben. Und trotzdem kann man darin ganz andere Merkmale erkennen, die im Grunde diesem Hierarchie-Denken widersprechen. Jesus hat insgesamt das Machtgehabe abgelehnt und Liebe gepredigt und gelebt. Oft sogar gegen die alttestamentlichen Gesetze.

Allerdings ist dieses menschliche System auch schon im AT widerlegt worden. Ganz deutlich sogar u.a. im Zusammenhang mit Gottes Reden und Handeln. Das war, als Israel anfing, einen König zu fordern (1.Samuel 8). Gott (über seinen Propheten Samuel) hat dem Volk abgeraten und angezeigt, dass sie dann nicht mehr frei wären, wenn jemand offiziell über sie herrscht. Er bot an, Gott selbst als König zu akzeptieren. Aber das Volk wollte es nicht. Dann hat Gott ihnen einen König erwählt. NIcht, weil Gott die Hierarchie wollte, sondern weil das Volk es wollte. Gott hat ihnen gegeben, was sie unbedingt haben wollten. Damit zumindest am Anfang der König noch einen Bezug zu Gott hat und nicht gleich das Volk zugrunde regiert.

Wenn man dann mal die Geschichten der Bibel unter diesem Aspekt liest, dass es nicht Gott ist, der vernichtet und Gewalt verherrlicht, sondern die Menschen - im Namen Gottes. Da wo in diesem Dilemma Gott ins Spiel kommt, weil die Menschen dann plötzlich nach ihm rufen, macht Gott aus dem Chaos bestenfalls einen Ausgang, der in dem Chaos noch eine gewisse Ordnung schafft. Nie aber dazu, um irgendeinen Menschen die uneingeschränkte Macht zu geben.

.

Benutzeravatar
Opa Klaus
Beiträge: 1018
Registriert: Di 24. Mär 2015, 11:56

#38 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von Opa Klaus » Fr 21. Apr 2017, 13:39

Ruth :thumbup: genau wie Du schreibst, unterscheide ich zwischen Gott und Gott.
Die traditionelle religiöse "Gottesvorstellung/Gottesbild" habe ich 29 Jahre lang zum erbrechen "genossen" mit allen sogenannten Quellenangaben.
Langsam wurde mir der Missbrauch "Gottes" klar. Darauf habe ich mir ein von Grund auf neues eigenständiges Gottesbild erarbeitet und fahre bisher gut damit. Vor allem ist jegliche Einschüchterung und Angst fortgeblasen. Ja ich empfinde es wie eine Heimkehr in ein warmes, glückliches "Zuhause".

"Mein Gott" lässt den Menschen völlige Handlungsfreiheit ohne sich einzumischen oder Sanktionen auszuüben.
Ausnahme ist: er verhindert Übergriffe in seine Ressourcen: Auslöschung der Menschheit, zu große Zerstörung der Erde und ähnliches.
"Mein Gott" bietet den Menschen Rat und 'Gebrauchsanleitung' für ein glückliches Erdenleben an, aber zwingt sie zu nichts.. er läßt sie 'Ölen', auch wenn sie sich durch ihre Unvernunft selbst ins Unglück stürzen.
Das hat logischerweise mit der Zeit eine Separierung von Guten und Bösen zur Folge. Den Guten reicht er seine Hand und die Bösen ermuntert er zur Umkehr um gerade Wege zu echtem Glück einzuschlagen. Die jetzigen WEGE der Mehrheit sind Lug und Trug mit dem Ergebnis von Leid und Elend.
Tja, darüber will ja niemand diskutieren, das STINKT zu vielen Animals nach unbekannter, störender Vernunft.
Wohltätig ist des Geistes macht, wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht. Wer die Vernunft ausschaltet, findet im Dunkeln den Schalter zum Wiedereinschalten nicht mehr. http://www.prueter.eu

Benutzeravatar
1Johannes4
Beiträge: 710
Registriert: Fr 10. Mär 2017, 19:17

#39 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von 1Johannes4 » Sa 22. Apr 2017, 11:26

Hallo Ska'ara,

Ska'ara hat geschrieben:
1Johannes4 hat geschrieben:Hallo Halman,

einerseits kann man in der Bibel Texte lesen, die zu "Sanftmut und Ehrerbietung" aufrufen, aber andererseits bezeichnet Jesus die Pharisäer in Matthäus 23 unter Anderem als "Heuchler", "Narren und Blinde", "Schlangen" und "Otternbrut".

Wenn man also aus den Aussagen des Paulus, die beispielsweise zur Sanftmut und Ehrerbietung gegenüber Anderen auffordern eine Art Gesetz 2.0 entwirft, wird das erste Opfer die eigene Liebe zur Wahrheit sein, weil man in der Folge meist die Bibeltexte, die nicht zum Gesetz 2.0 passen, ignorieren oder gar leugnen wird.
Unterscheide: Wir sind nicht Jesus, und die Pharisäer sind nicht das Volk. Während Jesus als Sohn Gottes urteilen darf/kann, sollten wir uns da nicht bevollmächtigen.
ich finde es immer eigenartig, wenn jemand zum "wir" greift, denn das riecht zumeist nach rhetorischen Tricks. Nur trifft Dein Hinweis nicht wirklich ins Schwarze, denn Jesus hat in Matthäus 23 nicht nur die Pharisäer beurteilt, sondern regelrecht beschimpft. Außerdem ist es auch für Christen eine Notwendigkeit sich selbst darüber Gedanken zu machen, was sie als richtig bzw. falsch beurteilen, denn das wird wiederum ihr eigenes Verhalten bestimmen. Und worin bestände die Liebe zu einem Nächsten, der sich falsch oder schlecht verhält, wenn man denjenigen nicht darauf hinweisen würde?

Die Liebe zum Nächsten hat je gerade den Anderen im Blickfeld und erst in der Folge richtet sich das eigene Verhalten an der Hilfsbedürftigkeit des Nächsten aus. Ohne Einschätzung des Nächsten kann es also auch keine Liebe zum Nächsten geben.

Natürlich wird sich jeder Mensch vor dem Richterstuhl Jesu verantworten müssen (z.B. 2. Korinther 5, 10), aber darum ging es in Matthäus 23 meines Erachtens nicht.

In Römer 14,1 bis Römer 15, 13 erörtert Paulus ziemlich umfassend den Umgang von Glaubensstarken mit Glaubensschwachen, wobei es zwar hauptsächlich um Speisen ging, jedoch auch generell nützliche Gedankengänge enthalten sind:
Römer 14, 10 (Elberfelder) hat geschrieben:Du aber, was richtest du deinen Bruder? Oder auch du, was verachtest du deinen Bruder? Denn wir werden alle vor den Richterstuhl Gottes gestellt werden.
Römer 14, 15 (Elberfelder) hat geschrieben:Denn wenn dein Bruder wegen einer Speise betrübt wird, so wandelst du nicht mehr nach der Liebe. Verdirb nicht mit deiner Speise den, für den Christus gestorben ist!
Diesen Vers habe ich natürlich herausgestellt, weil dieser belegt, was ich auch in meinem letzten Kommentar ausdrücken wollte. Es wird schädlich, wenn sich etwas, das man aus dem vermeintlichen Willen Gottes abgeleitet hat, regelrecht verselbstständigt, indem man sich nicht mehr im konkreten Einzelfall fragt, wie ein Wandel in der Liebe auszusehen hätte.

Römer 14, 17 - 19 (Elberfelder) hat geschrieben:17 Denn das Reich5 Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist. 18 Denn wer in diesem dem Christus dient6, ist Gott wohlgefällig und den Menschen bewährt. 19 So lasst uns nun dem nachstreben, was dem Frieden, und dem, was der gegenseitigen Erbauung7 dient.
Da mag man zunächst annehmen, dass "Sanftmut" und "Ehrerbietung" einem solchen Ziel dienen, aber wie sieht dergleichen aus, wenn man auf einen streitsüchtigen Unruhestifter trifft? Nicht jeder lässt sich mit "Sanftmut" und "Ehrerbietung" vom Guten überzeugen - und was dann? Darf man dann so jemandem eine solche Einschätzung in klaren Worten mitteilen und sich eventuell auch klar davon abgrenzen? Frieden mit dem ständig Streitsüchtigen sorgt doch dafür, dass es keinen Frieden mehr gibt - würde also den Gedanken des Friedens ad absurdum führen.

Besonders interessant ist auch folgende Anmerkung, speziell wenn man meint, dass Sanftmut und Ehrerbietung immer das Mittel der Wahl wären, man es aber nicht immer so hinbekommen würde:
Römer 14, 22 - 23 (Elberfelder) hat geschrieben:22 Hast du Glauben? Habe ihn für dich selbst vor Gott! Glückselig, wer sich selbst nicht richtet in dem, was er gutheißt! 23 Wer aber zweifelt, wenn er isst, der ist verurteilt, weil er es nicht aus Glauben tut. Alles aber, was nicht aus Glauben ist, ist Sünde.

Römer 15, 1 - 2 (Elberfelder) hat geschrieben:1 Wir aber, die Starken, sind verpflichtet, die Schwachheiten der Kraftlosen1 zu tragen und nicht uns selbst zu gefallen. 2 Jeder von uns gefalle dem Nächsten zum Guten, zur Erbauung2!
Wie gesagt, bei der Liebe zum Nächsten geht es um den Nächsten und nicht darum, dass man sich selbst in seinem Verhalten gefällt.

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

Benutzeravatar
1Johannes4
Beiträge: 710
Registriert: Fr 10. Mär 2017, 19:17

#40 Re: Wie sollten sich Christen gegenüber Nichtchristen verhalten?

Beitrag von 1Johannes4 » Sa 22. Apr 2017, 14:12

Hallo Halman,

danke für Deine ausführliche Antwort, der ich entnehmen konnte, dass Du es durchaus differenzierter betrachtest als ich zunächst den Eindruck hatte.

Grüße,
Daniel.
Da der hiesige Admin willkürlich meine Beiträge löscht, lohnt es sich nicht hier noch mitzulesen bzw. sich mit Kommentaren einzubringen. Wünsche Euch alles Gute.

Antworten