Die Weisheit orthodoxer Christen

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Novas
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#321 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Sa 24. Feb 2018, 21:10

Ska'ara hat geschrieben:
Munro hat geschrieben: Btw: Das Bildnis-Verbot gilt im Islam und im Judentum.
Nicht aber im Christentum!
Es ist nicht biblisch, denk mal an das goldene Kalb (2. Mose. 32). Das Christentum ist also eine Abwandlung des jesuanischen Glaubens, was sich dann irrtümlicherweise Christentum nennt. :shock:

Entscheidend ist: Ikonen gehören zum Glauben der Orthodoxen Christen und ihrer Kirche, ihrer Theologie und Spiritualität. Ob andere Menschen damit einverstanden sind oder nicht, spielt für sie nicht die geringste Rolle. Wenn Du ein anderes Glaubensverständnis bevorzugst, dann ist es eben so. Erwachsene und mündige Menschen sollten mit solchen Differenzen leben können. Es zwingt Dich niemand orthodoxer Christ zu werden, wie Du sicher schon bemerkt hast ... :) wenn Du dich wirklich damit beschäftigen und verstehen willst, anstatt nur aus irgendwelchen mysteriösen Gründen dagegen zu sein, dann empfehle ich Dir diesen Einstieg:

Zuletzt geändert von Novas am Sa 24. Feb 2018, 21:42, insgesamt 3-mal geändert.

Munro
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#322 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Munro » Sa 24. Feb 2018, 21:15

Ska'ara hat geschrieben: denk mal an das goldene Kalb (2. Mose. 32).

Das war im AT - ich aber lebe im NT.
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

Munro
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#323 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Munro » Sa 24. Feb 2018, 21:17

Novalis hat geschrieben: Entscheidend ist: Ikonen gehören zum Glauben der Orthodoxen Christen und ihrer Kirche, ihrer Theologie und Spiritualität. Ob andere Menschen damit einverstanden sind oder nicht, spielt für sie nicht die geringste Rolle.

Ich mag sowohl Ikonen wie auch andere Heiligenbilder - und auch allgemein Bilder! :)
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

Novas
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#324 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Sa 24. Feb 2018, 21:24

Munro hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben: Entscheidend ist: Ikonen gehören zum Glauben der Orthodoxen Christen und ihrer Kirche, ihrer Theologie und Spiritualität. Ob andere Menschen damit einverstanden sind oder nicht, spielt für sie nicht die geringste Rolle.

Ich mag sowohl Ikonen wie auch andere Heiligenbilder - und auch allgemein Bilder! :)

Ja, das Christentum hat allgemein eine eher bilderfreundliche Geisteshaltung. „Die Schönheit wird die Welt retten“, so sagte der russische Dichter Dostojewski. Die Inkarnation Christi hat die ganze Welt in ein Licht der Schönheit getaucht, welches in dem Zeitalter vor Christus so nicht existierte. Die Ikonen feiern dieses weltbewegende Ereignis der Inkarnation.

Munro hat geschrieben:
Ska'ara hat geschrieben: denk mal an das goldene Kalb (2. Mose. 32).
Das war im AT - ich aber lebe im NT.

Richtig. Zwischen dem AT und NT ist etwas passiert: Christus ist passiert :thumbup: und das verändert alles. Oder rein gar nichts. Je nachdem ob ein Mensch sein Herz dafür öffnet oder nicht.

Ska'ara hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:
Ska'ara hat geschrieben:Was ist daran noch Christentum, so dass es noch auf Jesus zurückzuführen ist?
Ganz einfach. Alles davon kann auf Jesus zurückgeführt werden, denn er war selbst ein Mystiker, wie wir an solchen Worten erkennen können: „Das Reich Gottes ist inwendig in euch“ (Lukas 17,21).
Bin kein Jude und auch kein Esoteriker. Das Reich inwendig ... hm, und du weißt, was dies heißt?

Ja. :engel: auch wenn das in Worten kaum beschrieben werden kann. Doch die Christusverheißung vom Reich Gottes, das „mitten unter euch“ oder „ inwendig in euch“ ist (Luk. 17,21) ist absolut zentral für den jesuanisch inspirierten Glauben. Ohne die Erfahrung, dass Christus in uns und unter uns gegenwärtig ist, gibt es keine lebendige Kirche. In moderner Sprache ausgedrückt ist das Reich Gottes ein NEUES BEWUSSTSEIN, welches den Menschen und die ganze Welt transformiert.

Novas
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#325 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Sa 24. Feb 2018, 22:16

Bild
Die „Sixtinische Madonna“ von Raffael ist eines der berühmtesten Gemälde der italienischen Renaissance. Es befindet sich heute in der Gemäldegalerie Alte Meister in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, nachdem es 1754 von König August III. angekauft worden war.

Die mittelalterlichen franziskanischen Meister, wie Alexander von Hales und insbesondere der Hl. Bonaventura, schrieben dem Lebewesen, in Weiterführung der Tradition des Dionysius Aeropagita und des Hl. Augustinus, eine weitere transzendente Eigenschaft zu: pulchrum, d. h. Schönheit. Der Hl. Franziskus, ein Poet und Ästhet von außerordentlicher Fähigkeit, der "in der Schönheit der Geschöpfe den Allerschönsten erkannte", bereicherte unser Verständnis vom Lebewesen durch die Dimension der Schönheit, was gewiss auf seiner persönlichen Erfahrung beruhte. Alle Wesen, selbst diejenigen, die abstoßend auf uns wirken, zeigen, wenn wir sie mit Zuneigung betrachten, in ihren Details und im Ganzen, jedes auf seine eigene Weise, eine einzigartige Schönheit, und wenn nicht in ihrer Form, so doch in der Art und Weise wie das Ganze durch erstaunliches Gleichgewicht und Harmonie zum Ausdruck gebracht wird.
Einer der größten Schönheits-Experten war Fjodor Dostojewski. Schönheit war in seinem Leben etwas so Zentrales, wir der Benediktinermönch und große Spirituelle, Anselm Grün, uns in seinem letzten Buch ("Schönheit - Eine neue Spiritualität der Lebensfreude", Vier- Türme Verlag, 2014) lehrt, dass sich der große russische Schriftsteller jedes Jahr nach Dresden begab, um Raphaels wunderschöne Sixtinische Madonna zu betrachten. Vor diesem großartigen Werk verweilte er lange Zeit. Dies ist erstaunlich, denn seine Romane spielen in den düstersten und perversesten Bereichen der menschlichen Seele. Was ihn aber tatsächlich antrieb, war die Suche nach Schönheit. Seinem Roman "Der Idiot" verdanken wir den berühmten Satz: "Schönheit wird die Welt retten."

In "Die Brüder Karamasow" vertieft Dostojewski diese Frage. Ippolit, ein Atheist, fragt Prinz Mischkin: "Wie könnte Schönheit die Welt retten?" Der Prinz sagt nichts darauf, sondern geht zu einem 18-jährigen jungen Mann, der ein qualvolles Leben führt. Erfüllt von Mitgefühl und Liebe bleibt er bei ihm, bis der junge Mann stirbt. Damit wollte der Prinz zum Ausdruck bringen, dass Schönheit uns zur Liebe führt, wenn wir den Schmerz unserer Mitmenschen teilen; die Welt wäre jetzt und für immer gerettet, wenn diese Geste gelebt würde. Wie sehr vermissen wir sie heutzutage!
Das Betrachten von Raphaels Madonna war Dostojewskis persönliche Therapie. Hätte er dies nicht getan, so wäre er angesichts all der Probleme, die er sah, an der Menschheit und sich selbst verzweifelt. In seinen Werken beschrieb er böse und zerstörerische Menschen sowie solche, die kurz vor der Verzweiflung standen. Doch seiner Sichtweise, nach der Liebe damit einhergeht, die Schmerzen anderer zu teilen, gelang es, die Schönheit in der Seele der perversesten Personen zu sehen. Für Dostojewski bestand das Gegenteil von Schönheit nicht in Hässlichkeit, sondern im Utilitarismus, der Haltung, andere zu benutzen und sie dabei ihrer Würde zu berauben.
"Gewiss können wir nicht ohne Brot leben, aber es ist ebenso unmöglich, ohne Schönheit zu leben", wiederholte Dostojewski immer wieder. Schönheit ist mehr als Ästhetik, sie hat eine ethische und religiöse Dimension inne. Er sah in Jesus jemanden, der Schönheit zeigte. "Er war ein Beispiel für Schönheit und Er pflanzte sie in die Seele der Menschen, sodass sie alle durch Schönheit einander Brüder würden." Dostojewski meint hier nicht die Nächstenliebe. Im Gegenteil: Es ist die Schönheit, die die Liebe hervorruft und uns den anderen als liebenswert erscheinen lässt.


Leonardo Boff: “Schönheit wird die Welt retten” - Dostojewski sagt uns, wie das geht

Zuletzt geändert von Novas am Sa 24. Feb 2018, 22:22, insgesamt 1-mal geändert.

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AlTheKingBundy
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#326 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von AlTheKingBundy » Sa 24. Feb 2018, 22:17

Munro hat geschrieben:
AlTheKingBundy hat geschrieben:Ich kann nur wenig bis gar keine Weisheit im orthodoxen Christensystem oder dem der RKK oder sonstigen erkennen, weil sie gegen fundamentale Prinzipien des (Ur)Christentums verstoßen. Bei den orthodoxen oder der RKK fällt mir ganz schnell die Götzenverehrung (Bildnisverbot) ein

Bei diesen wunderschönen russischen Ikonen fällt dir also gleich das Wort "Götzen-Verehrung" ein?
Was für ein unsinniger Unsinn.

Btw: Das Bildnis-Verbot gilt im Islam und im Judentum.
Nicht aber im Christentum!

In Deinem Christentum, was sich weder auf dem AT noch auf dem NT gründet sondern auf einer zusammengesponnen "Tradition", ist das sicher so.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Novas
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#327 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Sa 24. Feb 2018, 22:24

AlTheKingBundy hat geschrieben:in Deinem Christentum, was sich weder auf dem AT noch auf dem NT gründet sondern auf einer zusammengesponnen "Tradition", ist das sicher so.

Komm runter von deinem Baum. Ikonen sind bildhafte Theologie, so wie die Bibel eine Theologie in Form von Worten zum Ausdruck bringt. Wo ist also das Problem? ;)

Munro
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#328 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Munro » Sa 24. Feb 2018, 23:31

AlTheKingBundy hat geschrieben: In Deinem Christentum, was sich weder auf dem AT noch auf dem NT gründet sondern auf einer zusammengesponnen "Tradition", ist das sicher so.

Let us agree to dis-agree. :)
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

Rilke
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#329 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Rilke » Mo 26. Feb 2018, 15:55

Familiär bedingt verbringe ich jedes Jahr den Großteil des Sommers (August-September) in Griechenland, genauer gesagt auf Kreta. Ich befinde mich dort in der "letzten Pampa", wo sich kaum ein Tourist hin verläuft, die Bevölkerung ist also noch sehr konservativ und der durchschnittliche Einwohner ist sehr gläubig. Dort habe ich das alltägliche griechisch-orthodoxe Leben kennengelernt. Ich bewundere die wunderschönen Kirchen (da habe ich sehr viele Fotos, falls jemand Interesse daran haben sollte) und die Lebenseinstellung der Popen, die da die orthodoxen Priester stellen. Sie haben Kinder und nehmen das Leben mit Freude und Leichtigkeit - sind sich einerseits ihrer Verantwortung und Aufgaben bewusst, schaffen es dennoch, sich reibungslos in das alltägliche Leben der Leute zu integrieren. Die griechisch-orthodoxe Kirche auf Kreta ist keine Gemeinschaft am Rande der Gesellschaft - sie befindet sich im Zentrum und wird auch von Atheisten respektiert. Das Bild eines im Ordensgewand gekleideten Popen, der im Kaffeehaus sitzt und mit seinen Kindern am Tablet Kinderfilme guckt, das ist für mich die gelebte Griechische Orthodoxie.
Das kirchenpolitische Klima ist ein ganz anderes als bei uns, würde ich sagen. Man distanziert sich nicht von der christlichen Gemeinde, auch wenn man selbst nicht gläubig ist. Leben und leben lassen, das ist - zumindest in der erwähnten Gegend - das Motto.
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. - Joh 10, 27-28

Novas
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#330 Re: Die Weisheit orthodoxer Christen

Beitrag von Novas » Di 27. Feb 2018, 14:30

Rilke hat geschrieben:Familiär bedingt verbringe ich jedes Jahr den Großteil des Sommers (August-September) in Griechenland, genauer gesagt auf Kreta. Ich befinde mich dort in der "letzten Pampa", wo sich kaum ein Tourist hin verläuft, die Bevölkerung ist also noch sehr konservativ und der durchschnittliche Einwohner ist sehr gläubig. Dort habe ich das alltägliche griechisch-orthodoxe Leben kennengelernt. Ich bewundere die wunderschönen Kirchen (da habe ich sehr viele Fotos, falls jemand Interesse daran haben sollte) und die Lebenseinstellung der Popen, die da die orthodoxen Priester stellen. Sie haben Kinder und nehmen das Leben mit Freude und Leichtigkeit - sind sich einerseits ihrer Verantwortung und Aufgaben bewusst, schaffen es dennoch, sich reibungslos in das alltägliche Leben der Leute zu integrieren. Die griechisch-orthodoxe Kirche auf Kreta ist keine Gemeinschaft am Rande der Gesellschaft - sie befindet sich im Zentrum und wird auch von Atheisten respektiert. Das Bild eines im Ordensgewand gekleideten Popen, der im Kaffeehaus sitzt und mit seinen Kindern am Tablet Kinderfilme guckt, das ist für mich die gelebte Griechische Orthodoxie.
Das kirchenpolitische Klima ist ein ganz anderes als bei uns, würde ich sagen. Man distanziert sich nicht von der christlichen Gemeinde, auch wenn man selbst nicht gläubig ist. Leben und leben lassen, das ist - zumindest in der erwähnten Gegend - das Motto.

Eine schöne Beifügung. Danke dafür :thumbup:



Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft, die der Heilige Geist schenkt, sei mit euch. (2Kor 13, 13)

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