Das Gebot als Anlass zur Sünde

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Helmuth
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#1 Das Gebot als Anlass zur Sünde

Beitrag von Helmuth » Fr 16. Nov 2018, 17:45

Mein Gruß an die Brüder und Schwestern im Herrn.

Ich bin mir bei einer Aussage des Paulus bislang nicht ganz klar geworden, wie er sie meinte. In Bezug auf die Einflußnahme durch die Sünde auf den Menschen machte er im Römerbrief diese Aussage:

Röm 7, 8 hat geschrieben: Da nahm aber die Sünde einen Anlass durch das Gebot und bewirkte in mir jede Begierde; denn ohne das Gesetz ist die Sünde tot.
Ich stelle diese Erfahrung an mir nicht fest. Ich weiß, dass ich nicht nur schon x mal gesündigt habe, sondern dass ich generell ein Sünder bin. Gottes Gebote zeigen sie mir durch den HG für den Einzelfall grundsätzlich auch an. Aber ich denke nicht die Erfahrung gemacht zu haben, dass das Gebot dabei mir zum Anlass wurde.

Wie ist das es nun zu verstehen? Redet Paulus von seiner persönlichen Erfahrung oder allgemein? Wenn er das allgemein meint, dann verstehe ich es nicht, wenn er uns das als seine eigene persönliche Erfahrung mitteilt, dann an sich sehr wohl.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Ziska_Deleted

#2 Re: Das Gebot als Anlass zur Sünde

Beitrag von Ziska_Deleted » Fr 16. Nov 2018, 18:06

Paulus schreibt manchmal recht kompliziert... :lol:
Vielleicht wäre es sinnvoll das ganze siebte Kapitel durchzulesen. Denn das ganze Kapitel behandelt das Thema Gesetz und Sünde.

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ProfDrVonUndZu
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#3 Re: Das Gebot als Anlass zur Sünde

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 16. Nov 2018, 18:44

Denke nicht an einen rosa Elefanten !!! :D
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Helmuth
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#4 Re: Das Gebot als Anlass zur Sünde

Beitrag von Helmuth » Fr 16. Nov 2018, 19:09

Ziska hat geschrieben:
Fr 16. Nov 2018, 18:06
Paulus schreibt manchmal recht kompliziert... :lol:
Das meinte auch Petrus, aber damit komme ich allgemein heute schon klar. ;)

Ziska hat geschrieben:
Fr 16. Nov 2018, 18:06
Vielleicht wäre es sinnvoll das ganze siebte Kapitel durchzulesen. Denn das ganze Kapitel behandelt das Thema Gesetz und Sünde.
Was der ganze Abschnitt Römer 7 sagen will ist mir im Großen und Ganzen klar, nur nicht diese eine Aussage. Paulus redet in diesem Kapitel sehr persönlich auf sich bezogen, indem er in der ersten Person redet. Jetzt muss man auseinanderhalten, was dabei allgemeingültig ist, wie z.B. man will das Gute, macht aber das Schlechte. Diese Erfahrung teilen wir sicher alle und damit sehen wir die Aussage allgemeingültig.

Wenn er davon redet, dass das Gebot nicht zu begehren ihn zum Anlass der Sünde wurde, dann sehe ich das jetzt nicht allgemein. Dass wir durch die Sünde betrogen werden ist allgemein, aber vielleicht wirkte sich bei ihm dieses eine Gebot so aus, dass er dafür anfällig war genau dann zu begehren, wenn es verboten war.

Das kenne ich ehrlich gesagt nicht. Wenn ich böse Lust verspüre, dann nicht weil es das Gebot gibt: "Du sollst nicht begehren deines nächsten Frau", sondern weil sich so manche Frau zu schonend bekleidet. Ich weiß ja gar nicht ob und wessen Frau sie ist und ich will das auch gar nicht. Der Anlass zur Sünde ist nicht der Tatbestand, dass sie eines Mannes Frau ist und damit tabu wäre, sondern weil sie einfach geil aussieht.

Versteht man mich?
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ProfDrVonUndZu
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#5 Re: Das Gebot als Anlass zur Sünde

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Fr 16. Nov 2018, 19:36

Das Gebot vertreibt aber auch die Lust nicht. Es verursacht nur ein schlechtes Gewissen. Paulus meint wohl eine Form von Protestreaktion, evtl Reaktanz. Dabei können wir wohl davon ausgehen, dass Paulus wiederum von einer durch und durch vom Gesetz Mose durchdrungenen Erziehung ausgeht. Die Erziehung in unseren aufklärerischen und kirchlichen Gesellschaften fußt auf eine Art ebenfalls noch auf der jüdischen Religion, meint aber, sich davon emanzipiert zu haben. Damit will ich sagen, dass in uns allen, auch in dir Helmuth, das mosaische Gebot durch die christliche Weitertragung nach wirkt und dein Umgang damit kein natürlicher Prozess ist, für den du es wohl hälst.
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Sola
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#6 Re: Das Gebot als Anlass zur Sünde

Beitrag von Sola » Fr 16. Nov 2018, 19:56

Es ist doch eigentlich ein bekanntes Phänomen, dass das Verbotene besonders reizvoll und begehrenswert erscheint - so zB die sprichwörtlichen Kirschen in Nachbars Garten, die süsser scheinen als die eigenen ....
Und wenn man Kindern etwas verbietet, dann erscheint ihnen das Verbotene um so begehrenswerter, sie werden erst recht neugierig darauf.
Liebe Grüsse
Sola

JackSparrow
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#7 Re: Das Gebot als Anlass zur Sünde

Beitrag von JackSparrow » Fr 16. Nov 2018, 20:41

Helmuth hat geschrieben:
Fr 16. Nov 2018, 17:45
Wie ist das es nun zu verstehen?
Wer Sünder sein will braucht ein Gesetz, gegen das er verstoßen kann.

Redet Paulus von seiner persönlichen Erfahrung oder allgemein?
Er redet davon, dass ihn das Gesetz zu einem Sünder machte.

Helmuth
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#8 Re: Das Gebot als Anlass zur Sünde

Beitrag von Helmuth » Fr 16. Nov 2018, 21:57

Sola hat geschrieben:
Fr 16. Nov 2018, 19:56
Und wenn man Kindern etwas verbietet, dann erscheint ihnen das Verbotene um so begehrenswerter, sie werden erst recht neugierig darauf.
Das erscheint auf den ersten Moment plausibel. Interessant finde ich z.B., dass Adam und Eva zunächst nicht ihrer eigenen Reizwirkung unterlagen, sondern erst als die Schlange einen falschen Anreiz dazu gab.

Wissen aber Kinder immer, was wirklich verboten ist? Vielleicht liegt hier des Pudels Kern. Ich überlege noch.
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Helmuth
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#9 Re: Das Gebot als Anlass zur Sünde

Beitrag von Helmuth » Sa 17. Nov 2018, 08:32

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Fr 16. Nov 2018, 19:36
Das Gebot vertreibt aber auch die Lust nicht. Es verursacht nur ein schlechtes Gewissen.
Das kann ich nicht nur nachvollziehen sondern kennt man auch aus eigenster Erfahrung, und ich denke es ist auch die gottgewollte Wirkung. Wie wir nun mit dem Gewissen umgehen, darüber habe ich im Thread über den HG einiges geschrieben.

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Fr 16. Nov 2018, 19:36
Paulus meint wohl eine Form von Protestreaktion, evtl Reaktanz. Dabei können wir wohl davon ausgehen, dass Paulus wiederum von einer durch und durch vom Gesetz Mose durchdrungenen Erziehung ausgeht.
Danke für diesen Hinweis, das kann ich auch gut verstehen. Die Trotzreaktion ist m.E. aber eine konkrete Ausprägung sündehaften Verhaltens und wieder keine allgemeine. Grundsätzlich denke ich, dass sie eine typische Verhaltensweise des noch unreifen Kindes ist und sie im allgemeinen abgelegt wird wenn man älter wird. Dass es auch unreife Erwachsene gibt wissen wir.

Ich bin kein Kind des Trotzes, kämpfe aber mit mehreren anderen Dingen, summa summarum ein Sünder. Ich meine sie prägt sich bei jedem anders aus. Einer lügt, einer anderer betrügt, wieder ein anderen schlägt andere, alles zusammen macht aber keiner. Ist also Trotz nicht auch nur eine Sünde aus dem gesamten Register?

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Fr 16. Nov 2018, 19:36
Damit will ich sagen, dass in uns allen, auch in dir Helmuth, das mosaische Gebot durch die christliche Weitertragung nach wirkt und dein Umgang damit kein natürlicher Prozess ist, für den du es wohl hälst.
Dem Gedankengang kann ich nicht recht folgen. Welche Art Prozess soll da an sich wirken? Das Erzeugen des schelchten Gewissens hätten wir gerade gemeinsam erkannt. Noch was?
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Ruth
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#10 Re: Das Gebot als Anlass zur Sünde

Beitrag von Ruth » Sa 17. Nov 2018, 11:34

Helmuth hat geschrieben:
Fr 16. Nov 2018, 17:45
......
.....ich denke nicht die Erfahrung gemacht zu haben, dass das Gebot dabei mir zum Anlass wurde.

Wie ist das es nun zu verstehen?

Ich finde das ganz einfach in der Geschichte des Sündenfalls.

A+E bekamen einen ganzen Garten mit Früchten, wovon sie essen durften. Diese Vorgabe erlaubte zunächst alles

Die Einschränkung, die Gott ihnen dann vorgab lautete: von diesem einen Baum dürft ihr nicht essen. Damit machte Gott ihnen diese Vorgabe zu einem Gesetz. Und damit wurde die Gesetzesübertretung die erste Sünde.

Wäre es bei der Freigabe aller Früchte geblieben, war auch das essen von diesem einen Baum keine Sünde. Aber mit dem Gesetz würde es zur Sünde.

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