Kondolenz bei Nichtchristen

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
Rilke
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#1 Kondolenz bei Nichtchristen

Beitrag von Rilke » Mi 16. Jan 2019, 16:16

Hallo liebe Leute.

Aus gegebenen Anlass würde ich gerne von euch erfahren, wie ihr mit Todesfällen von Nichtchristen in eurem Bekanntenkreis umgeht. Sagt ihr dann manchmal Dinge wie "Er/Sie ist an einem besseren Ort.", oder ähnliches, bzw. wie reagiert ihr darauf, wenn das jemand in eurer Gegenwart sagt?
Was sagt ihr diesen Leuten, wenn sie mit euch ein Gespräch führen wollen?

Ich denke damit geht jeder anders um, mich würde eure ganz persönliche Sicht der Dinge interessieren.

Vielen Dank,
Rilke
Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. - Joh 10, 27-28

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Travis
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#2 Re: Kondolenz bei Nichtchristen

Beitrag von Travis » Mi 16. Jan 2019, 18:14

Was ich in solchen Situationen ausdrücke, ist mein empfundenes Mitgefühl und meine Anteilnahme. Beides kann ich aus voller Überzeugung und von Herzen machen. Hoffnung zu wecken, wo ich keine sehe, halte ich nicht für angebracht und in meinem Fall auch für unehrlich.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

Elliam
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#3 Re: Kondolenz bei Nichtchristen

Beitrag von Elliam » Mi 16. Jan 2019, 18:24

Rilke hat geschrieben:Sagt ihr dann manchmal Dinge wie "Er/Sie ist an einem besseren Ort.
Nein. Das könnte ich ja gar nicht wissen. Ich übermittle meine Anteilnahme, das aber auch nur, wenn ich mit dem Angehörigen bekannt bin. Sonst reicht ein Händedruck. Was andere sagen, darüber höre ich in solchen Fällen einfach hinweg.

Helmuth
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#4 Re: Kondolenz bei Nichtchristen

Beitrag von Helmuth » Mi 16. Jan 2019, 18:33

Rilke hat geschrieben:
Mi 16. Jan 2019, 16:16
Was sagt ihr diesen Leuten, wenn sie mit euch ein Gespräch führen wollen?
Ich belasse es bei der Floskel "Mein Beileid". Wenn sie wirklich das tiefere Gespräch suchen, dann lass ich mich vom Heiligen Geist leiten. Er gibt mir dann die Stichworte. Aus mir heraus predige ich die Leute einfach nicht nieder, wenn du verstehst, was ich damit sagen will.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
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Scrypton
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#5 Re: Kondolenz bei Nichtchristen

Beitrag von Scrypton » Mi 16. Jan 2019, 18:50

Travis hat geschrieben:
Mi 16. Jan 2019, 18:14
Was ich in solchen Situationen ausdrücke, ist mein empfundenes Mitgefühl und meine Anteilnahme. Beides kann ich aus voller Überzeugung und von Herzen machen. Hoffnung zu wecken, wo ich keine sehe, halte ich nicht für angebracht und in meinem Fall auch für unehrlich.
Würde ich so tatsächlich unterschreiben.

Die Frage ist zwar weniger an mich gerichtet - doch verhält es sich einfach nur umgekehrt. Es klingt in meinen Ohren etwas merkwürdig, wenn bei einem Todesfall ein "besserer Ort" (oder ähnliches) von den schwer Betroffenen ausformuliert wird. Doch hat es stark mit Mitgefühl und Rücksichtnahme zu tun, weshalb ich dann weder schweige noch widerspreche sondern eher gegen meine eigentliche Überzeugung zustimmend bin.
Aber.. viel mehr als Beileid auszusprechen ist auch kaum drin. Selten einen nahe Angehörigen eines Verstorbenen auf dessen Beerdigung gesehen, die Gesprächigkeit hält sich da verständlich in Grenzen.

Es wäre schon sehr herb in einer solchen Situation auszuführen, dass ich nicht an die Existenz eines solchen "besseren Ortes" glaube... das wäre vielleicht in einer Komödie im Sinne eines schwarzen Humors gut in Szene zu setzen, aber sicherlich nicht im echten Leben. :D

Ruth
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#6 Re: Kondolenz bei Nichtchristen

Beitrag von Ruth » Mi 16. Jan 2019, 19:07

Rilke hat geschrieben:
Mi 16. Jan 2019, 16:16
us gegebenen Anlass würde ich gerne von euch erfahren, wie ihr mit Todesfällen von Nichtchristen in eurem Bekanntenkreis umgeht.

Genauso, wie ich es bei Christen auch mache. Ich "weine mit den Weinenden" (Röm.12,15)
es liegt irgendwie in meiner Natur, dass ich, sobald ich jemanden traurig sehe, mir die Tränen kommen. Das gefällt mir manchmal nicht so sehr und ist mir peinlich. Aber in solchen Fällen finde ich es hilfreich. Da muss ich nicht viele Worte gebrauchen.

Wenn es nur jemand ist, der sozusagen in der Nachbarschaft lebte und ich die Angehörigen nicht weiter kenne, dann sage ich einfach "Herzliches Beieid".
Angehörige, die mir näher bekannt sind und die es gewohnt sind, von mir herzlicher begrüßt zu werden, umarme ich dabei.
Manchmal war es auch schon so, dass ich jemanden wortlos umarmt habe und wusste, das ist das Richtige.

Ich denke, in Trauer ist es hauptsächlich wichtig, zu zeigen, dass man mitfühlt, Und in manchen Fällen biete ich auch meine Hilfe an, oder mein Ohr, zum hören, wenn sich jemand aussprechen und ausweinen möchte. Das muss ich dann spontan entscheiden, nach Intuition.

Jedenfalls ist das alles völlig unabhängig davon, ob jemand gläubig ist oder nicht.

Abischai
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#7 Re: Kondolenz bei Nichtchristen

Beitrag von Abischai » Mi 16. Jan 2019, 19:20

Ich versuche dann immer für die Hinterbliebenen ein sinnvolles Wort zu finden. Wenn ich eine Anekdote aus dem Leben des Verstorbenen weiß, reiße ich sie an, das entkrampft und richtet den Blick auf den Dank für das Vergangene hin, was uns alle ja geprägt hat und unser Weiterleben beeinflußt.
Ich habe die Idee dazu aus einem Western ("Die Söhne der Katie Elder"): "Eure Mutter hat mir mal ein blindes Pferd verkauft, nicht zu glauben; sie hat sogar mich hinters Licht geführt." merkte ein Trauergast anerkennen und heiter an.

Diese Art hat mir gefallen, sie ist wie ein eingeschlagener Nagel, eine letzter Puzzlestein aus dem Bild der Beziehungen, die wir einst hatten.
Ich sage sowas (ähnliches) dann auch aus tiefem Herzen und habe den Eindruck, daß es den Trauernden doch eine kurze Verschnaufpause gibt.

Falsche Versprechungen oder Lügen, das verbiete ich meinem Mund. Wenn jemand ein feiner Mensch war (Mitmenschen sind wir einander ja alle), dann erkenne ich das an und sage es auch so. Ob der VErstorbene im Reinen mit Gott ist, weiß ich nicht, das ist dann nicht mehr zu ändern. Des weiteren halte ich es wie Helmuth, "niederpredigen" ist eine Sünde meiner Jugend, die ich hoffentlich hinter mir habe.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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AlTheKingBundy
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#8 Re: Kondolenz bei Nichtchristen

Beitrag von AlTheKingBundy » Mi 16. Jan 2019, 19:23

Rilke hat geschrieben:
Mi 16. Jan 2019, 16:16
Aus gegebenen Anlass würde ich gerne von euch erfahren, wie ihr mit Todesfällen von Nichtchristen in eurem Bekanntenkreis umgeht. Sagt ihr dann manchmal Dinge wie "Er/Sie ist an einem besseren Ort.",

Hallo Rilke,

das wäre doch gelogen, woher sollen wir wissen, wie es ihnen geht?

Rilke hat geschrieben:
Mi 16. Jan 2019, 16:16
Was sagt ihr diesen Leuten, wenn sie mit euch ein Gespräch führen wollen?

Im Vordergrund stehen doch die Trauernden, nicht die Toten. Wenn Sie reden wollen, egal worüber, dann macht man das, so gut man kann.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Rilke
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#9 Re: Kondolenz bei Nichtchristen

Beitrag von Rilke » Do 17. Jan 2019, 08:25

Danke euch allen!
Im Grunde kann ich jedem von euch zustimmen. Mir fällt es nur schwer, in Momenten, in denen Menschen über den Tod eines Menschen trauern und diesen zum endgültigen Ende aller Existenz erklären, nicht ins Wort zu fallen: Es wäre zutiefst unhöflich und taktlos.
Nichtsdestotrotz sehe ich ihr unnötig großes Leid gerade darin begründet, das Geschenk Gottes nicht annehmen zu wollen. Ohne Jesus ist der Tod nämlich tatsächlich ein Fluch. Da gerate ich in den Konflikt zwischen Höflichkeit/Taktgefühl und Evangelium. Denn gerade diese Menschen in solch einer Situation könnten es am ehesten brauchen.
Das aber einem Nichtchristen anlässlich des Todes eines Nichtchristen zu sagen wäre eher destruktiv im Hinblick auf den Glauben.
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Travis
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#10 Re: Kondolenz bei Nichtchristen

Beitrag von Travis » Do 17. Jan 2019, 08:35

Rilke hat geschrieben:
Do 17. Jan 2019, 08:25
Im Grunde kann ich jedem von euch zustimmen. Mir fällt es nur schwer, in Momenten, in denen Menschen über den Tod eines Menschen trauern und diesen zum endgültigen Ende aller Existenz erklären, nicht ins Wort zu fallen: Es wäre zutiefst unhöflich und taktlos.
Mir fällt es grundsätzlich schwer in solchen Situationen (Bestattungen) gute Worte zu finden, egal ob Christ oder Nichtchrist. Daher betreibe ich lieber Trauerbegleitung, besuche den / die Hinterbliebenden vor und nach der Bestattung, biete Unterstützung, nehme in den Arm oder setze mich einfach ohne eigene Themen dazu und warte, was aus dem Trauernden so heraussprudelt.

Wie jemand fällt, kann ich nicht vorhersagen. Daher versuche ich so aufzufangen, wie es kommt. Und wie es kommt, ist es zunächst mal richtig. Jeder trauert anders und ich bewundere jeden, der überhaupt aktiv trauern kann. Was und wer ich bin, wissen alle die mich zu solchen Ereignissen und Lebenslagen einladen. Daher erwarten sie auch entsprechenden Beistand.
Ich weiß, dass ich nicht einmal weiß das ich nichts weiß.

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