Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

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Andreas
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#91 Re: Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

Beitrag von Andreas » Do 17. Jan 2019, 14:35

PeB hat geschrieben:
Do 17. Jan 2019, 12:49
(ich bin wohl doch nicht der einzige, der sich diese Fragen stellt)
Nein, bist du nicht. Leider steht da nicht dabei, von wem, wann und wo das schon bestritten wurde.
Galling, Kurt (Hg.): Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1956-1965/3. RGG Bd. 6, S. 1185.) hat geschrieben:Das AT nennt Ūr Kasdîm (Ur in Chaldäa), dessen Identität mit Ur wohl zu Unrecht öfter bestritten wurde, in Gen 11,28.31 und 15,7 sowie Neh 9,7 die Heimat ⇒ Abrahams und seiner Familie (⇒ Haran) und bezeugt damit die große Bedeutung Babyloniens für die Kultur Israels.
Aber in meiner Bibliothek habe ich vielleicht doch noch etwas gefunden:
Graetz, Heinrich: Geschichte der Juden von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Leipzig: Oskar Leiner, 1897/4. Band 2.1 S. 158f hat geschrieben:Die Erzählung der Thora verläßt, nachdem sie die Völkertafel im Ueberblick gegeben, die von Noah abstammenden Geschlechter und Völker, um sich ausschließlich mit der Geschichte Abraham's und seiner Nachkommen zu beschäftigen. Sie deutet aus alten geschichtlichen Erinnerungen das Stammland an, aus dem des ersten Erzvaters Urahnen ausgezogen sind. Der erste Urahn war Arpachschad, d.h. er stammte aus dem Gebirge Arrapachitis, das einst die Grenze von Assyrien, Armenien und Medien bildete [31]. Von hier aus war diese semitische Familie nach Ur-Chasdim im karduchischen Gebirge gezogen. Hier ward auch Abraham von Therach erzeugt. Therach verließ diese Gegend, um nach dem Lande Kanaan auszuwandern. Als er aber mit seiner Familie in Charan (Hara, Carrhae) in Mesopotamien, dem Kreuzungspunkte der Karavanenstraßen, angelangt war, beschloß er sich da dauernd anzusiedeln. An Abraham erging aber der göttliche Ruf, dieses Land, Familie und Vaterhaus zu verlassen, um in ein Land zu ziehen, dessen Namen ihm erst später genannt werden sollte.

31 [S. jedoch Schrader, KAT2, S. 112 u. Kautzsch bei Niehm-Vaethgen I, S. 116 b.]

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Scrypton
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#92 Re: Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

Beitrag von Scrypton » Do 17. Jan 2019, 14:48

Andreas hat geschrieben:
Do 17. Jan 2019, 14:35
PeB hat geschrieben:
Do 17. Jan 2019, 12:49
(ich bin wohl doch nicht der einzige, der sich diese Fragen stellt)
Nein, bist du nicht. Leider steht da nicht dabei, von wem, wann und wo das schon bestritten wurde.
Das Bild hat er von hier:
https://afireinmybones.wordpress.com/20 ... -blessing/

Die erstmalige Verwendung dieses Bildes befindet sich aber wohl (vermutlich) hier:
http://www.godsplan.org.uk/hebrew.htm

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Andreas
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#93 Re: Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

Beitrag von Andreas » Do 17. Jan 2019, 15:03

Wenn ich das in der Geschichte der Juden richtig interpretiere, wäre das eine 3. mögliche Route:


3. Route_2.jpg
3. Route_2.jpg (59.59 KiB) 4755 mal betrachtet


Diese Seite liefert möglicherweise weitere Anhaltspunkte

PeB
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#94 Re: Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

Beitrag von PeB » Do 17. Jan 2019, 15:42


Ja, vor allem in Bezug auf die Frage, warum das südmesopotamische Ur als das Ur der Bibel angesehen wurde:
https://ipfs.io/ipfs/QmXoypizjW3WknFiJn ... asdim.html
In 1927 Leonard Woolley identified Ur Kaśdim with the Sumerian city of Ur (founded c. 3800 BCE)
[...]
The identification of Sumerian Ur with Ur Kaśdim accords with the view that Abraham's ancestors may have been moon-worshippers, an idea based on the possibility that the name of Abraham's father Terah is related to the Hebrew root for moon (y-r-h). The Book of Joshua says "Joshua said to all the people, "This is what the Lord, the God of Israel, says: 'Long ago your ancestors, including Terah the father of Abraham and Nahor, lived beyond the Euphrates River and worshiped other gods.'"(Joshua 24:2)

Frei übersetzt:
1927 identifizierte Leonard Woolley Ur Kasdim (Bibel) mit der sumerischen Stadt Ur (gegründet ca. 3800 v. Chr.)
[…]
Die Identifikation des sumerischen Ur mit Ur Kasdim korrespondiert mit der Vorstellung, dass Abrahams Vorfahren Mondanbeter gewesen sein könnten; ein Gedanke, der auf der Möglichkeit basiert, dass der Name von Abrahams Vater Terach mit der hebräischen Wortwurzel für "Mond" in Verbindung stehen könnte. In Josua 24,2 heißt es dazu: "So spricht der HERR, der Gott Israels: Eure Väter wohnten vorzeiten jenseits des Stroms, Terach, Abrahams und Nahors Vater, und dienten andern Göttern."

Ich halte das für ein äußerst schwaches historisches Indiz.

Woolley ist also der Meinung: es gibt einen Mondtempel in Ur. Terach könnte von der Wortwurzel her mit dem hebäischen Wort für Mond zusammenhängen. Also kommt die Familie Abrahams aus Ur in Mesopotamien.

So lautet wohl die Herleitung.

Kuckuck
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#95 Re: Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

Beitrag von Kuckuck » Do 17. Jan 2019, 19:49

Habe bei Flavius Josephus nachgelesen, der über Abraham schrieb. Das er aus Ur (Chaldear )gekommen sei. Flavius Josephus bezieht seine Aussagen ausdrücklich auf Berossos, Chaldäische Geschichte.
Vielleicht sucht ihr mal in seinen Unterlagen, Fragmente und Auszüge von Berossos sind noch vorhanden.
Weiter fand ich eine Zusammenfassung von Roger Liebi.
Er schreibt:
11,27-31: Ur in Chaldäa (im Süd-Irak; 150 km westlich von Basra; im Gegensatz zu Ur bei Haran; vgl.
Ebla-Tafeln); Götzendienst in Ur (Jos 24,2); Ausgrabungen in Ur 1854-1855 (J.E. Taylor), 1918-1919
(Reginald C. Thompson / H.R.H. Hall), 1922-1934: Sir Leonard Wooley; Zikkurat völlig ausgegraben,
gesamtes Tempelgebiet in Ur freigelegt, auch Teile der Wohn- und Gewerbeviertel der Stadt. Entdeckung
des Königsfriedhofs aus der Zeit um 2600 v. Chr., mit Kunstschätzen aus Gold, Silber, Bronze und
Edelsteinen. Tausende von Keilschrifttafeln gefunden: Verwaltungsaufzeichnungen, literarische Texte (2700
v. Chr. bis zum 4. Jh. v. Chr.)
• Zur Zeit Abrahams floss der Euphrat in der Nähe der Stadtmauern vorbei ÃŽ Zugang zum Meer, ideal für
Handel; um 2100 v. Chr.: Ur = reichste Stadt von Mesopotamien; Stadt von Kunsthandwerkern und
Kaufleuten; tiefe Verachtung für Nomaden (vgl. Abrahams Bereitschaft, dennoch ein Nomade zu werden)
• Die Namen Serug, Tarah, Nahor und Abraham sind typisch für die Zeit um 2000 v. Chr. (Zeugnis der
altassyrischen und babylonischen Texte; vgl. PRICE, SS. 94-95.
• Geburt Abrahams: 2065 v. Chr. (R. Liebi: Chronologie des AT); Einzug ins Land Kanaan: 1990 v. Chr.
• Hauptgott von Ur: Mondgott Nanna, fast alle göttlichen Eigenschaften wurden ihm in Hymnen
zugesprochen, habe sich die Stadt Ur (1Mo 11,28.31; 15,7; Neh 9,7) als seine Stadt ausgewählt (vgl. Heb
11,10); vgl. die ausgegrabene Zikkurat Nannas aus der Zeit Abrahams in Ur = Stufenturm-Tempel (3
Stockwerke + Tempelhaus) für Nanna
Quelle : http://info.sermon-online.com/german/Ro ... 050528.pdf

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Münek
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#96 Re: Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

Beitrag von Münek » Do 17. Jan 2019, 23:54

Was ist daran so wichtig, ob Abram aus dem Ort Ur weggezogen ist?

Nachdenklicher stimmt mich, dass Gott sein Versprechen, Abrahams Nachkommen so zahlreich wie Sand am Meer zu machen, nicht eingehalten hat. Die Juden sind nach wie vor ein relativ kleines Volk.


Da hat sich in den letzten dreitausend Jahren nichts geändert.

jose77
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#97 Re: Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

Beitrag von jose77 » Do 17. Jan 2019, 23:59

Münek hat geschrieben:
Do 17. Jan 2019, 23:54
Was ist daran so wichtig, ob Abram aus dem Ort Ur weggezogen ist?

Nachdenklicher stimmt mich, dass Gott sein Versprechen, Abrahams Nachkommen so zahlreich wie Sand am Meer zu machen, nicht eingehalten hat.


Noch ist nicht aller Tage Abend. Geduld, Geduld :D
Israel steht erst wieder seit 70 Jahren.
Grüsse von Jose


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Münek
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#98 Re: Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

Beitrag von Münek » Fr 18. Jan 2019, 00:09

Solange sich nicht jede jüdische Frau bei ihrer Eheschließung dazu verpflichtet, mindestens fünfzehn Kindern das Leben zu schenken, klappt das nicht.

Da kann Jahwe dem Abraham noch soviel zugesagt haben. :)

jose77
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#99 Re: Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

Beitrag von jose77 » Fr 18. Jan 2019, 00:11

Münek hat geschrieben:
Fr 18. Jan 2019, 00:09
Solange sich nicht jede jüdische Frau bei ihrer Eheschließung dazu verpflichtet, mindestens fünfzehn Kindern das Leben zu schenken, klappt das nicht.

Da kann Jahwe dem Abraham noch soviel zugesagt haben. :)

Denk mal wie rasch in Ägypten das Volk gewachsen ist :!:
Grüsse von Jose


Lass mich!...Ich muss mich da jetzt kurz reinsteigern

PeB
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#100 Re: Abraham kam aus Ur - aber aus welchem?

Beitrag von PeB » Fr 18. Jan 2019, 06:29

Münek hat geschrieben:
Do 17. Jan 2019, 23:54
Nachdenklicher stimmt mich, dass Gott sein Versprechen, Abrahams Nachkommen so zahlreich wie Sand am Meer zu machen, nicht eingehalten hat. Die Juden sind nach wie vor ein relativ kleines Volk.
Sind denn nur Juden die Nachkommen Abrahams?
Ich denke da außerdem an die Araber (seeeeeehr zahlreich) und auch an die Europäer (nicht durchweg, aber durch die jahrtausendelange jüdische Diaspora dürfte wohl fast jeder zweite Europäer in einer Abstammungslinie auch auf Abraham zurückführen können).

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