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von closs » Mo 15. Okt 2018, 19:26
Um immer wieder etwas Dynamik reinzubringen, wenn was hängenbleibt. - Seid Ihr mit folgender Zusammenfassung der ersten Elifas-Rede einverstanden? (Es ist etwas anspruchsvoller, weil es richtig fett in den Text reingeht - wenn es im Forum nicht angenommen wird, bin ich überhaupt nicht beleidigt)
Elifas beschreibt Gott als einen „Zurechtweiser“ des Menschen, dem er diese Zurechtweisung sowohl mit „Peitsche“ („er verwundet“) als auch mit „Zuckerbrot“ („er verbindet“) zukommen lässt. – Der Mensch tut dabei wohl, beides als „Glück“ (Buber: 5,17) für sich begreifen, weil er in diesem Begreifen der „Fürchtigkeit“ (Buber: 4,6) dann zu den „Redlichen <gehört, die nicht> im Stich gelassen“ (4,7) werden. – „Er zerbricht die Ränke der Listigen“ (5,12), was damit gleichzusetzen zu sein scheint, dass der Mensch der göttlichen Zurechtweisung letztlich nichts entgegensetzen kann.
Aus Sicht des Eifas beinhaltet seine erste Rede (vgl. 4,1 – 5,27), dass Gott-Ferne des Menschen Folge von menschlicher „Schuld“ (4,7) („Sträflichkeit“ (vgl. Buber: ibd)) ist. – Ausgeführt wird dabei nicht, ob sich die aus Schuld folgende „Vertilgung“ (vgl. zu 4,7) auf den leiblichen Tod oder den geistigen Tod des Menschen bezieht. Ebenso wird die Frage nicht gestellt, ob die „Vertilgung“ irreversibler oder reversibler Natur ist.
Indirekt beantwortet Elifas jedoch diese Frage, indem er „Heil“ (5,4) („Befreiung“ (Buber: ibd)) für möglich hält und Hiob empfiehlt, Gott seine Sache vorzulegen (vgl. 5,8). – Die von Elifas eingeschoben zitierte Traum-Geist-Geschichte lässt einen Geist erscheinen, der ihn in „Furcht und Zittern“ (4,14) versetzt, ohne dass die Identität bzw. der „Absender“ dieses Geistes gelüftet wäre. Nach Aussagen dieses Geistes gibt es keinen Menschen im Dasein, der vor Gott „bewahrheitet“ (Buber: 4,17) ist – was seins-orientiert nachvollziehbar ist. Weiterhin wird Gott dargestellt als jemand, der im Grundsatz keinem seiner Geschöpfe traut und seine Schöpfung „vom Morgen bis zum Abend <zerschlägt>“ (4,20) – was für meine Ohren wie eine Gegenkraft zu Gott klingt.
Denn mit dieser Charakterisierung Gottes steht die Traumaussage im Gegensatz zu Elifas‘ Ansicht, dass Gott-Ferne des Menschen Folge von menschlicher „Schuld“ (4,7) („Sträflichkeit“ (vgl. Buber: ibd)) ist, mithin umgekehrt Schuldlose „nicht im Stich gelassen werden“ (4,7). – Näher steht diese Charakterisierung Gottes durch den Traumgeist hingegen der Ansicht Hiobs (vgl. zu 3,23), dass Leid nicht Folge eigenen (im heutigen Wortsinn eines subjektiven) Verfehlens ist, sondern primär gott-veranlasst ist.
Somit deutet sich zum jetzigen Zeitpunkt eine geistige/geistliche Konstellation an, in der Hiob sich als Opfer eines willkürlich seine Opfer auswählenden Gottes versteht, und in der Elifas (diesem Willkür-Gedanken widersprechend) in der menschlichen Schuld den Grund für das Leiden sieht, während der Traumgeist jenseits menschlicher Schuld und Willkür-Auswahl in Gott denjenigen sieht, der grundsätzlich niemandem traut (vgl. 4,18) und jeden zerstört (vgl. 4,20). – Noch weiter verdichtet, stehen somit einem (mir) satanisch anmutenden Gottesbild des Traum-Geistes bei Hiob der Ansatz einer Gnaden-Rechtfertigung und bei Elifas der Ansatz einer Werks-Gerechtigkeit gegenüber, die allerdings vom Menschen nicht durchschaut werden kann (vgl. 5,12ff) und – weitergedacht - somit auch nicht vom Menschen von der Gnaden-Rechtfertigung unterschieden werden kann.
Überm Daumen einverstanden?