michaelit hat geschrieben:Vielleicht ist das eben für jeden Menschen die erste Zeit im Nachleben so, daß wir für unsere Bosheiten und Lieblosigkeiten irgendwie etwas tun müssen, etwa Dinge wie jeden Menschen den man einmal verletzt hat, um Vergebung zu bitten. Und viel bei Gott zu sein, was ja in der Ewigkeit wohl intensiver wird als hier. Jedenfalls gilt aber eine umfassende Gnade für jeden Menschen, und das Kreuz Jesu' wiegt am Ende schwerer als alle Sünde.
Hi Michaelit, deine Gedanken finde ich interessant. Weil sie so ganz anders sind als das, was man oft von Christen als "richtig" vorgelegt bekommt.
Ich denke auch schon sehr lange über manche scheinbar feststehende Fakten im christlichen Glauben nach. Und dabei bin ich schon auf so manche Ungereimtheiten gekommen und habe mir Gedanken gemacht, wie es auch verstanden werden könnte. Dabei habe ich ohne Weiteres auch die biblischen Aussagen vor Augen. Die aber manchmal plötzlich in ganz andere Zusammenhänge kommen und deren Aussagen dadurch eine neue Botschaft für mich bekamen.
So auch die Frage nach dem Kreuzestod von Jesus. Er wird ja von vielen Christen als Sühne für unsere Sünden verstanden. Von vielen auch besonders als Sühne, um den Weg zu Gott frei zu machen. Weil Gott zornig sei über die Sünden der Menschen und so quasi die Sünden vergelten muss, damit er die Menschen überhaupt annehmen kann.
Über einen längeren Zeitraum habe ich da eine ganz andere Theorie gefunden. Die ich natürlich ebenfalls nicht als absolute Wahrheit darstellen will, aber nachdenkenswert finde.
Gottes Vergebung galt auch schon damals, als Jesus noch nicht auf die Erde kam. Die Opfer, die als Zeichen für den Ausblick auf den Opfertod Jesu galten, hat Gott dann nur eingesetzt,
weil die Menschen ein Opfer als erlösend empfanden. Ein Pfarrer hat mal gesagt, dass in dem Grundtext, wonach die Bibel übersetzt wurde, die Redewendung von Gott bei Einsetzung der Opfergesetze so in etwa lautet: "Wenn ihr opfern
wollt, dann macht es so ..."
Das bedeutet, er hat dem Opferkult einfach einen Sinn gegeben,
weil die Menschen das für ihren Umgang mit Gott brauchten.
Zwischendrin im AT hat Gott auch manchmal gesagt, dass ihm die Opfer überhaupt nicht gefallen. Da hat er deutlich klar gemacht, dass es ihm viel mehr auf die Herzenshaltung des Menschen ankommt.
Und wenn man da hinein den Opfertod am Kreuz als vollkommenes Opfer anschaut, dann kann man den auch einfach als Beendigung des Opferkultes verstehen, damit die Menschen von den Ritualen runterkommen und sich tatsächlich Gott zuwenden.
Und dann sieht vielleicht auch das, was wir unter "Gericht" verstehen, wieder ganz anders aus...
Ich denke, die Herzenshaltung zu Gott hin macht aus uns den Menschen, der wir sein sollen. Danach werden wir letztendlich beurteilt. Wie das Urteil ausfällt, das ist ganz allein Gottes Sache.