Magdalena61 hat geschrieben:Und nun... fiel er ebenfalls unter das Gericht Gottes, welches auf göttlichen Befehl hin durch das israelische Militär vollstreckt wurde?
Das ist eben die grundsätzliche Frage - was IST eigentlich Gottes Gericht?
Halten wir nüchtern fest: Aus Sicht der Israeliten ist JHWH ein Volks-Gott (nämlich ihr eigener). Nur halten sie ihn für DEN Gott überhaupt - das machen Baals-Anhänger wahrscheinlich auch. - WELCHER Gott stärker ist, findet man im Kampf ("Wettbewerb unter Menschen") heraus - und das Volk, das eine Schlacht gewinnt, hat den stärkeren Gott - so meint man dann. - Insofern ist der Begriff "Gottes Gericht" erst einmal eine Chiffre dafür, dass ein siegreiches Volk seine Siegestaten als Taten ihres Souveräns (Gott) darstellt - das machen andere Völker auch.
Magdalena61 hat geschrieben:Bileam wurde auch getötet. Aber... er hatte die Israeliten doch gesegnet, als er von Balak, dem König der Moabiter engagiert worden war, um Israel zu verfluchen?
Bileam spielt ZWEI heilsgeschichtliche Rollen. - Erstens ist er der Nicht-Israelit der sich gegen seinen Chef wendet, weil er von dem EINEN Gott JHWH bevollmächtig wird, ihn zu erkennen:
„Erlauten des Mannes erschlossenen Augs, Erlauten des Hörers göttlicher Sprüche, Mitwissers um das Wissen des Höchsten, der die Schau des Gewaltigen schaut, hinsinkend, bar die Augen“ (Buber, Num. 24,16)
Dies ist eine große heilsgeschichtliche Botschaft.
Zweitens ist er der natürliche Feind Israels, der nach em Entzug der Bevollmächtigung durch Gott wieder "normal" ist - insofern ist es folgerichtig im volks-göttischen Sinne, dass er abgemurkst wird. - Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.
Man darf in heilsgeschichtlichen Dingen die menschliche Person nicht in den Mittelpunkt stellen ("Wer ist Bileam?"), sondern dessen jeweilige heilsgeschichtliche Rolle. - Das gilt auch für Abraham, der allerhand krass charakterlose Sachen bringt UND gleichzeitig die Rolle des Auserwählten hat - dafür kann er nichts.
In diesem Sinne ist "göttliches Gericht" ebenfalls eine heilsgeschichtliche Größe zur Anschauung für den Menschen - wie der Mensch vor Gott individuell "gerichtet" wird, hat damit nichts zu tun. - Wenn MacBeth auf der Bühne "gerichtet" wird, heißt das nicht, dass der Schauspieler, der die Rolle des MacBeth übernimmt, genauso "gerichtet" wird.