Sprüche

Themen des alten Testaments
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2Lena
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#1 Sprüche

Beitrag von 2Lena » Di 29. Apr 2014, 12:38

Pluto hat geschrieben:In der Bibel steht ja man soll die Kinder auch körperlich züchtigen, während heutige Psychologen eher der Meinung sind, gerade eine liebevolle, gewaltfreie Erziehung fördere den Charakter des Kindes.

Pluto gab in einem anderen Thema die übliche Meinung preis:
In den Sprüchen (13.24) steht: wer seinen Sohn liebt, schone die Rute nicht!
Ben Sira meinte in seinem Vorwort zu den Sprüchen, sie haben in Hebräisch keinen kleinen Unterschied!

Wer die Rute schont, anders gesagt sparsam mit dem Gespräch umgeht, der hasst seinen Sohn.

Züchtigen soll man nicht, lieber die Variante "Belehrung" nehmen.
Der Satz in den "Sprüchen" lässt sich bei genauerer Leseweise zum Auflösen allen Wissens glaube ich mit bis zu acht verschiedenen Arten lesen.

Abischai
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#2 Re: Sprüche

Beitrag von Abischai » Di 29. Apr 2014, 23:50

Das ist Unsinn! So kann eigentlich nur reden, wer keine Kinder hat.

Das Gegenteil von Zucht, ist Zuchtlosigkeit und Unzucht. Ungezogen kommt auch davon. Erziehung und Zucht sind identisch. Und was "Aufzucht" ist, wird wohl hoffentlich auch jeder wissen. Und die geht nicht ohne die Paketlösung. Wie das im konkreten Fall aussieht, muß man lehren, vorleben, beraten und im Endeffekt aber den Eltern überlassen.

Wenn die Bibel von Rute spricht, kann damit sicher u.a. auch etwas anderes gemeint sein, aber grundsätzlich ist eine Rute eine Rute, und jeder Vergleich greift auf das Verständnis der Rute als Schlagstock um weh zu tun, zurück.
Alles andere sind kurzlebige, moderne Wunschvorstellungen, die nicht funktionieren, das ist ja selbst in der Moderne in relativ kurzer Zeit schon jedem aufgefallen (mit einigen superintelligenten Ausnahmen).

Daß man Zucht und Rute genauso mißbrauchen und in Verruf bringen kann, wie das schönste Ding der Menschheit; den Sex, das sollte nicht von verantwortungsvoller genauer Betrachtung der Sache ablenken.
Oder meint jemand, der liebevolle eheliche Verkehr von Mann und Frau seien verbrecherisch, nur weil es sowas wie Mißbrauch und Vergewaltigung gibt, die sich rein äußerlich - der Zufall will es so - auf dem gleichen Gebiet austoben?
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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Magdalena61
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#3 Re: Sprüche

Beitrag von Magdalena61 » Mi 30. Apr 2014, 01:30

2Lena hat geschrieben:Ben Sira meinte in seinem Vorwort zu den Sprüchen, sie haben in Hebräisch keinen kleinen Unterschied!

Wer die Rute schont, anders gesagt sparsam mit dem Gespräch umgeht, der hasst seinen Sohn.

Züchtigen soll man nicht, lieber die Variante "Belehrung" nehmen.
Der Satz in den "Sprüchen" lässt sich bei genauerer Leseweise zum Auflösen allen Wissens glaube ich mit bis zu acht verschiedenen Arten lesen.
Die Rute steht, so wie ich die Bibel verstehe, für "Erziehung in Verbindung mit Strafe", genauer gesagt: Für eine strenge und klare Linie, für eine Pädagogik, die eindeutige Grenzen setzt, die Einhaltung derselben einfordert und absichtliche Verstöße gegen klar definierte Regeln u.U. mit körperlichen Strafen beantwortet.

Der biblische Begriff Züchtigung klingt ein bißchen altmodisch und hat in unserem Sprachgebrauch den Beigschmack von "Vergeltung", "Bestrafung".

Züchtigung-- Zucht-- meint in der Schrift nicht zwingend unangenehme, schmerzhafte Folgen eines ungebührlichen Verhaltens (die Quittung für vorsätzliche, bewußte und vermeidbare Verstöße gegen das Gesetz), sondern verfolgt das Ziel, einen Menschen vorzubereiten, auszubilden, stark zu machen; zu läutern, zu qualifizieren... damit er ein brauchbares Mitglied der Gesellschaft und dazu fähig wird, die Aufgaben, die der HERR für ihn vorgesehen hat, zu erfüllen.

Diese Sorte von "Züchtigung" beinhaltet und erfordert seitens des Erziehers einiges an Einsatz: Aufmerksamkeit, Zuwendung, Interesse, Nachdenken, Gebet, Belehrung, Korrektur--- Mühe.
LG
God bless you all for what you all have done for me.

2Lena
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#4 Re: Sprüche

Beitrag von 2Lena » Mi 30. Apr 2014, 10:25

Abischai, meine Kinder sind ohne Schläge groß geworden - und ich habe es nicht bereut. Sie geben ein gutes Bespiel ihren Kindern weiter.

Magdalena61: Die Rute steht, so wie ich die Bibel verstehe, für "Erziehung in Verbindung mit Strafe", genauer gesagt: Für eine strenge und klare Linie, für eine Pädagogik, die eindeutige Grenzen setzt, die Einhaltung derselben einfordert und absichtliche Verstöße gegen klar definierte Regeln u.U. mit körperlichen Strafen beantwortet.

Du machst einen Kompromiss zwischen "christlichen Idealen" unter Missachtung des biblischen Wortlauts. Diese "Deutung" stellt sich einen strafenden Gott vor, als Polizei, der mit Gewalt die Regeln durchsetzt. Du hast eine etwas mit Herz durchsetzte Schlingerlösung, die bessere vorläufig ausschließt.

Wir haben aber nicht so einen Gott, der derartige Vorschriften vorgibt. Gott steht vom Wort her in Deutsch für Güte. Den Krampf der "Zucht" (Nichtrespektieren des Induviduums und den tiefen Seelenanliegen) folgten so viele Schäden. Von den Seelenschäden voriger Generationen mag ich gar nicht reden. Die Gewalt drückt sich aus in Militäraktionen, in den Züchtungen von Tierrassen, bei falsch aufgebauten Pflanzensorten. Sie zeigt sich in Tausenden von Vergewaltigungen von Mensch, Tier, Pflanzen und Natur. Mit Graus gehe ich an den "schönen" Gärten vorbei. Mir schnürt es das Herz zu bei mancher stolz ausgestellten Züchtung und mancher "Hausordnung". Das heißt nicht, dass ich gegen eine Ordnung bin, aber es gilt eine bessesre, eine richtigere zu finden.

Die "Zucht" sagt, schone die Rute nicht. Doch das entspricht deutschen Regeln. So viel Schaden richtete das an, bis hin zu den "kirchlichen Missbrauch-Skandalen". Wieviel Tränen wurden in den Klosterschulen geweint und in besonders bibeltreuen christlichen Gruppen. Andere Völker gehen liebevoller mit den Kindern um.

Falls ich so eine "Zucht" akzeptieren würde, bejahe ich Eltern die prügeln, bejahe eine böse Bibel und wähle später selbst diese Form der ungehobelten Kommunikation. Wenn ein Kind das nicht akzeptiert, bekommt es wohl vorläufig die doppelte Portion Schläge. Wenn es Pech hat, bleiben die Konflikte zwischen den Personen ein Leben lang erhalten - und auch Seelenschäden werden von Dauer. Im Erwachsenenalter kommt noch ein Zwist mit Gott dazu, der meint: "Rute nicht schonen!" Das Herz sagt ganz entschieden "nein" dazu.

Als ich die Sprüche in Hebräisch las, habe ich erst einmal ein paar Stunden lang gelacht:

שיח ['siax] Verb, sich befassen, bedenken, reden,
Subjekt Gespräch, Beziehungen
שיח ['siax] Strauch (Rute ist wirklich sehr weit hergeholt)


מוסר [musar] Moral, Ethik, Zurechtweisung, Belehrung, Zucht
מוסר [mosér] aber ist ein Denunziant.

Mit Begriffsdeutungen in Deutsch kommt man nicht weiter, kann die Sätze nicht wirklich verstehen.

Schon die Konstruktion eines Satzes in den Sprüchen weist in ihrer Vielfalt der Aussagen auf sehr einfühlsame Aspekte hin. Sie gehen wirklich in die Seele und helfen, Kinder liebevoller mit ganz anderer Moral, mit etwas mehr Verständnis zu erziehen.. Prügel und Ruten kann man vergessen!
(Ihre Legitimisierung durch die Bibel auch.)

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