Ist Esau ungläubig ?

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Taner
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#1 Ist Esau ungläubig ?

Beitrag von Taner » So 10. Jan 2016, 18:10

»Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren« (1.Mose 25,23), 13 wie geschrieben steht (Maleachi 1,2-3): »Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.« http://www.bibleserver.com/text/LUT/Römer9

Sicherlich nicht ohne Grund doch ist das ein Grund den Enkelkind Abrahams als Ungläubig abzustempeln ?

Gottes freie Gnadenwahl
14 Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! 15 Denn er spricht zu Mose (2.Mose 33,19): »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.« 16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. 17 Denn die Schrift sagt zum Pharao (2.Mose 9,16): »Eben dazu habe ich dich erweckt, damit ich an dir meine Macht erweise und damit mein Name auf der ganzen Erde verkündigt werde.« 18 So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verstockt, wen er will. http://www.bibleserver.com/text/LUT/Römer9

Abrahams Vater war ja auch ein Götzendiener, so gesehen ist das dieser Generation gar nicht so fremd. Doch warum ausgerechnet der Esau, wo er doch hintergangen worden ist, da er wegen einer Linsensuppe erstmal verscheucht worden war und der jüngere durch lügen und Klamotten die nach Esau rochen ein Perfektes verbrechen begann.

Durch Täuschung davon überzeugt, dass der älteste Sohn vor ihm kniet, spricht der altersblinde Vater über Jakob seinen feierlichen Segen aus. Für den späteren Esau bleibt nur ein Spruch übrig, mit den Worten: Siehe, du wirst wohnen ohne Fettigkeit der Erde und ohne Tau des Himmels von oben her. Von deinem Schwerte wirst du dich nähren, und deinem Bruder sollst du dienen. Aber es wird geschehen, daß du einmal sein Joch von deinem Halse reißen wirst.https://de.wikipedia.org/wiki/Esau

Ein Beispiel, geben sie einem Kurzsichtigen behinderten eine Knarre in den Hand und sagen ihm, er solle im Cafe jemanden ins Bein schießen und zwar einen der eine Dunkele Hose trägt, daraufhin geht dieser in diese Cafe rein und erschießt den ersten von dem er denkt er trägt eine dunkele Hose ins Bein also erwischt er den falschen.

Ist es nicht so, dass der Herr unser Gott, der Einzig ist sich die Erstgeborenen ausgesucht hat ?

Heißt es nicht, dass nicht diejenigen für schuldig empfunden werden die der Sache gezwungen oder geleitet worden sind sondern diejenigen die den Täter dazu gebracht haben ?

Noch leben wir alle auf dieser Welt und der Jüngste Tag hat noch gar nicht stattgefunden, woher wollen die Geschöpfe wissen, wer dieser beiden Brüder bessere Taten, Werke, Früchte etc. hervorbringen wird, haben sie die Macht dazu um im Namen ihres Schöpfers zu urteilen ?
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Magdalena61
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#2 Re: Ist Esau ungläubig ?

Beitrag von Magdalena61 » Mo 11. Jan 2016, 00:11

Taner hat geschrieben:Ist es nicht so, dass der Herr unser Gott, der Einzig ist sich die Erstgeborenen ausgesucht hat ?

Heißt es nicht, dass nicht diejenigen für schuldig empfunden werden die der Sache gezwungen oder geleitet worden sind sondern diejenigen die den Täter dazu gebracht haben ?
Das ist eine schwierige Passage.

Die Vorgehensweise Jakobs war nicht ehrenwert. Mich ärgerte schon oft, dass Jakob so gut wegkam... den eigenen Vater so dreist zu betrügen, das ist doch wirklich unerhört. Dafür muß man schon einige rote Ampeln überfahren.

Und Esau? Warum musste er so hart büßen für "einen Teller Linsen"?

Das fragt man sich, wenn man die Kommentare dazu liest. "Jakob geliebt, Esau gehasst".... und so weiter.

Wer war Jakob? Wer war Esau?
LG
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closs
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#3 Re: Ist Esau ungläubig ?

Beitrag von closs » Mo 11. Jan 2016, 01:32

Magdalena61 hat geschrieben:Wer war Jakob? Wer war Esau?
Mir war Esau immer sehr sympathisch, weil er ein argloser Naturmensch ist, der so mit der Schöpfung um sich rum verschmolzen ist, dass ihm ein Mahl wichtiger ist als ein Erstgeburtsrecht. - Auch in späteren Zeiten verhält sich Esau sehr honorig. - Hier einige Textbeispiele (so, liebe Magdalena, hier kriegst Du mal Auszüge aus meinem Bibel-Kommentar zu Deiner Frage §Wer war Jakob? Wer war Esau? - Du hast es nicht anders gewollt ;) - Ihr müsst das nicht lesen, aber ich probiere es trotzdem mal, weil es ja am Ende doch jemanden interessieren könnte):

Gute Nachricht Bibel: „Das Erstgeburtsrecht war ihm ganz gleichgültig“ (Gen. 25,34)
„Nichts vom Erstgeburtsrecht halten“ (Luther) und ihm „gleichgültig“ begegnen, kann bedeuten, dass Esau als „Mann des freien Feldes“ (25,27) ein unverdorbenes Verhältnis zum Sein hat. Interpretierbar in diesem Sinne ist, dass er als „Naturbursche“ ein Erstgeburtsrecht mit allen seinen Privilegien nicht benötigt, um Gott nahe zu sein. Damit wäre Esaus Verzicht auf das Erstgeburtsrecht Ausdruck gott-orientierter Haltung, die keiner gesellschaftlichen Gerüst-Strukturen bedarf.

Wie Abel ist Esau der von Gott Vorgezogene – Abel beim Opfer, Esau durch die göttliche Gnade der Erstgeburt. – Die Reaktionen der dadurch spirituell Nachrangigen Kain und Jakob sind vergleichbar – der eine tötet seinen Bruder, der andere überlistet seinen Bruder. - Beide missachten also das gottgewollte Vorrecht des anderen (im Gegensatz zu Abimelech bei Abraham und Ismael bei Isaak (vgl. zu 25,9ff)), und greifen den Vorrechte-Inhaber an. - Insofern kommt Jakob nur in den Besitz des Erstgeburtenrechts durch den „gesenkten Blick“ (vgl. zu 4,7) Kains – jedoch nicht mit Mitteln der Gewalt, sondern durch Unehrlichkeit. – Wie also Lots Stämme durch das Mal „Inzucht“ gezeichnet sind (vgl. zu 19,36), wird Jakobs Stamm durch das Mal „Verschlagenheit“ gezeichnet.

Dazu kommt: 27,10 Damit er Dich vor Deinem Tod segnet.
Rebekka geht mit ihrem Verhalten eine Komplizenschaft mit Jakob ein, der sich vorher von seinem Bruder Esau das Erstgeburtsrecht erschlichen hat. Rebecca ergänzt diesen ersten Schritt durch einen zweiten Schritt der Besiegelung dieses Erstgeburtsrechtes für Jakob, indem sie ihren Mann Isaak täuschen will.

27,12f Dann könnte er <Isaak> meinen, ich hielt ihn zum besten <Schlachter: „ich <würde> … als ein Betrüger erscheinen“>, und ich brächte Fluch über mich <Jakob> statt Segen. Seine Mutter antwortete: Dein Fluch komme auf mich <Hoffnung für alle: „Dann soll der Fluch mich treffen“>

Die kriminelle Energie Rebekkas ist also noch höher als bei Jakob, der immerhin fürchtet, dass ihn ein „Fluch“ treffen könne, was ja ein göttlicher Fluch wäre, was aber von Rebekka damit weggewischt wird, dass sie diesen Fluch auf sich nehmen würde. Rebecca erscheint damit als Schlange (vgl. zu 3,4f), die göttliche Gesetzgebung durch Eigengesetzlichkeit ersetzt, was sie den göttlichen Fluch ohne jegliche Gottesfurcht auf sich nehmen lassen kann. – Somit wird endgültig das göttlich eingesetzte Erstgeburtsrecht missbraucht – denn ontologisch gesehen ist ein durch Betrug erschlichenes Erstgeburtsrecht gegen den Willen des Familienoberhauptes gleichzeitig ein Betrug gegen diese von Gott eingesetzte Nachkommens-Ordnung. - Demnach wird die Auserwählung Isaaks durch Gott („Ich will mit Dir sein und Deinen Nachkommen gebe ich diese Länder“ (26,3)) einmal mehr (vgl. zu 20,2) kontaminiert.

27,24 Bist Du mein Sohn Esau? Ja, entgegnete er <Jakob>

Bis zu dieser Frage Isaaks ist ein Feuerwerk an Täuschungen abgelaufen, die den Begriff der Familen-Bande zwischen Rebekka und Jakob in satanischer Sinnbrechung zu „Banden-Kriminalität“ werden lässt. Selbst die abschließende, letztabsichernde Frage Isaaks, ob sein Gegenüber Esau sei, wird von Jakob glatt lügend bejaht. – Ontologisch sind Isaak, Rebecca und Jacob mit Adam, Eva und Kain vergleichbar:

Rebecca ist die der Schlange Ausgelieferte, der keine List zu schade ist, ihre Ziele zu erreichen – sogar den göttlichen Fluch ist sie bereit auf sich zu nehmen. Das „Weil Du das getan hast, bist Du verflucht“ (3,14), scheint sie nicht zu beunruhigen. – Jakob ist der Kain, der seinen Bruder Esau zwar nicht um sein Leben bringt, jedoch um sein Erstgeburtsrecht. – Isaak ist der Adam, der seine Nachfolge durch Nicht-Eingreifen kontaminiert. Zwar will er eingreifen, jedoch kann er nicht eingreifen, weil „seine Augen erloschen waren“ (27,1). Dies ist ontologisch deutbar als ein geistiges Erlöschen als Folge der kontinuierlichen Selbst-Kontaminierung. In diesem Sinne kann Isaak die Nachfolge deshalb nicht in seinem Sinne regeln, weil seine kontinuierliche Daseins-Orientierung den „Blick nach oben“ hat erblinden lassen.

Auch hier ist eine satanische Sinnbrechung insofern erkennbar, dass diese Blindheit ausgerechnet in einem Moment der größten Aufrichtigkeit wirksam wird – Isaak will in reinem Geist seine Nachfolge regeln und scheitert an einer Blindheit, mit der ihn Geschehnisse zuvor geschlagen haben.

27,36 Hat man ihn nicht Jakob genannt?
In der „Einheitsübersetzung“ ist dazu angemerkt, dass „Jakob“ sowohl „Fersenhalter“ als auch „Betrüger“ heißen kann. Die Sinnhaftigkeit von „Betrüger“ ist nicht weiter nötig zu kommentieren. Jedoch lädt das Wort „Fersenhalter“ zu weitergehenden Gedanken ein:

Begründet wird dieser Begriff gemeinhin damit, dass sich Jakob bei seiner Geburt an der Ferse seines erstgeborenen Zwillingsbruders Esau festhielt. Im übertragenen Sinne ist dies interpretierbar, dass Jakob einer ist, der sich am anderen hochziehen will – was er ja tut, indem Jakob sich durch die Erschleichung des Erstgeburtsrechts an Esau, also zu Lasten Esaus, hochzieht, um dann gleichsam über ihm auf seinen Schultern größer zu sein als er. Das ist ein Hinweis auf das komparative Wesen Jakobs.

Spekulativ sei weiterhin angemerkt, dass die Ferse das Körperteil ist, das der Schlange am nächsten ist und für den Biss der Schlange erreichbar ist (3,15). In diesem Sinne wäre Jakob ein Fersen-Beißer, der seinen Bruder so trifft wie die Schlange den Menschen trifft.

27,36f Hast Du mir keinen Segen aufgehoben? … Was kann ich da noch für Dich tun, mein Sohn?
Isaak hält seinen Segen für Jakob nicht revidierbar, weil es ein Segen in göttlicher Vertretung ist. Und da er göttlich Geschehenes als verbindlich ansieht, kann Isaak nichts mehr für Esau tun. Dies ist nachvollziehbar in dem Sinne, dass Isaak auf die Fügungsgewalt im Göttlichen vertrauen muss, so er seins-orientiert ist – und das ist er hier.

Die satanische Sinnbrechung besteht darin, dass das gott-orientierte Halten an göttlicher Fügung zu daseins-orientierter Verwerfung führt, die darin besteht, dass jetzt die „falsche Seite“ gewonnen hat – Betrug hat sich gelohnt, ist aus Daseins-Sicht (!!) gott-mäßig abgesichert und nicht nur nicht ahndbar, sondern sogar Grundlage einer anerkannten Machtposition Jakobs im Dasein.

Dadurch steigt die Kontaminierung der Erwähltheit weiter an. Man glaubt sogar eher als Regel als als Ausnahme festzustellen, dass die Nicht-Erwählten diejenigen sind, die öfter gott-orientiert sind als die Erwählten. Dies ist deutbar als eine wesenmäßige Verbindung zwischen Erwähltheit und Kontaminierung, also Kainsmal. Man gewinnt intuitiv den Eindruck, dass seins-orientierte Figuren wie Abel und Abimelech erst gar nicht erwählt werden, weil Gott sich mit seiner Erwählung den schwereren Fällen zuwenden will (siehe auch den vormaligen Mörder Moses).

27,38ff Esau begann laut zu weinen … dann werde ich meinen Bruder Jakob umbringen.
Esau, der bisher gott-orientiert war, wird durch seinen Schmerz konvertiert in Rachegedanken. Ontologisch heißt dies: Leid als Ausdruck der Trennung von Sein/Gott und Dasein/Mensch (vgl. zu 7,3ff) wird hier Ausdruck vereitelter Nähe und somit von Liebesentzug – interpretiert man die Ausübung der Erstgeborenen-Rechte als gottnahes Geschehen, das ihm jetzt entzogen ist. - Insofern befindet sich Esau in einem „Liebeskummer“ aus Verlust, der ihn vom Holon, also von Gott, weiter wegführt. Somit wird der „Abel“ Esau durch den „Kain“ Jakob selber zum Kain, da er nun wie Kain seinen Bruder umbringen will. - Der Fluch zeitigt Metastasen.

27,40 Doch hältst Du durch, so streifst Du ab sein <Jakobs> Joch.
<Elberfelder: „Wenn Du Dich losmachst, wirst Du sein Joch von Deinem Hals wegreißen> <Buber: „Sowie Du Dich schüttelst, zerrst Du sein Joch Dir vom Nacken“>

Ontologisch ist hier generell bemerkenswert die Unterschiedlichkeit von stammesgeschichtlicher und individueller Heilsgeschichte. Während der Stamm Isaaks aufgrund von Daseins-Orientiertheit kontaminiert in seine Zukunft geht, wird Esau aus eigener Gott-Orientiertheit in die Gefahr persönlicher Kontaminiertheit gebracht.

Die Übersetzungen dieser Textstelle weisen auf verschiedene Aspekte hin: „Durchhalten“ und „Sich-Losmachen“. – „Durchhalten“ ist dahingehend interpretierbar, dass das nachhaltige Festhalten an Gott am Ende zur Befreiung führen wird. - „Sich-Losmachen“ ist interpretierbar im unmittelbaren Sinn, dass Esaus Weggehen von Jakob ihn entlasten wird. Diese Interpretation erscheint mit Blick auf die urtextnahe Übersetzung Bubers „Sowie Du Dich schüttelst“ naheliegender.

closs
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#4 Re: Ist Esau ungläubig ?

Beitrag von closs » Mo 11. Jan 2016, 01:32

II

32,2 Jakob zog seines Weges. Da begegneten ihm Engel Gottes.
Es begegnen einige Zeit später (nach der Trennung von Esau) Jakob Engel - ohne dass sie was tun oder sagen. Von der Anmutung her wirkt diese Szene wie ein Signal, dass nun wieder eine gottbegleitete Zeitphase beginnt.

32,5 Ihr sollt Esau, meinem Herrn sagen
Wie verwandelt, bezeichnet Jakob Esau als seinen Herrn. Er macht damit deutlich, dass er die ursprüngliche gott-gewollte Ordnung des göttlich verfügten Erstgeburtsrecht zugunsten Esaus anerkennt – damit stellt er die Ursprungsordnung über seine daseins-orientierte Erschleichung des Erstgeburtsrechts (vgl. zu 27,24).

32,11 Ich bin nicht wert all der Hulderweisungen und all der Treue
Jakob erkennt demütig, dass seine vorherigen Handlungen das göttliche Festhalten an ihm nicht rechtfertigen. Ontologisch gedeutet: Das göttliche Festhalten am Menschen ist nicht Folge menschlichen Verdienstes, sondern An-sich-Verbundenheit Gottes mit dem Menschen.

32,18 <Wenn Esau> Dich ausfragt: Zu wem gehörst Du … ? Dann sag: Deinem Knecht Jakob.
Dies bedeutet zweierlei: Erstens verfügt Jakob, dass auf eine Frage eine ehrliche Antwort kommt – bemerkenswert im Verhältnis zu der vorangehenden Zeit. – Zweitens unterstreicht er seine ursprünglich gott-verfügte Unterordnung unter dem Erstgeborenen Esau.

32,21 Denn Jakob sagte sich: Ich will ihn … beschwichtigen.
Hier setzt sich Jakob dem Verdacht aus, sein Verhalten sei doch wieder dem eigenen Zweck geschuldet und damit eben nicht Ausdruck erkannten Gottes-Willens. Dies ist deutbar als ständiger Widerstreit in ihm zwischen dem „Blick nach oben“ und „dem gesenkten Blick“, der seit Kain und Abel zum Leitmotiv des Menschseins geworden ist. - Interpretativ ist nicht zu entscheiden, was Jakob wirklich denkt. Seine Demut scheint ehrlich zu sein, sein Zweckdenken scheint zumindest situativ überwunden zu sein, blitzt aber hier wieder durch.

33,10 Denn dafür habe ich Dein Angesicht gesehen, wie man das Angesicht Gottes sieht.

Die zweigesichtigen Verhaltensweisen Jakobs in der Vergangenheit lassen nicht deutlich erkennen, ob er hier Esau schmeichelnd täuschen will oder ob er seine tatsächliche Anerkennung der Erstgeburtsrechte Esaus nochmals betonen will. Die satanische Sinnbrechung blinkt bei Jakob immer wieder durch, ohne an dieser Stelle durchzubrechen.

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Taner
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#5 Re: Ist Esau ungläubig ?

Beitrag von Taner » Mo 11. Jan 2016, 09:18

closs hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben:Wer war Jakob? Wer war Esau?
Mir war Esau immer sehr sympathisch, weil er ein argloser Naturmensch ist, der so mit der Schöpfung um sich rum verschmolzen ist, dass ihm ein Mahl wichtiger ist als ein Erstgeburtsrecht. - Auch in späteren Zeiten verhält sich Esau sehr honorig. - Hier einige Textbeispiele (so, liebe Magdalena, hier kriegst Du mal Auszüge aus meinem Bibel-Kommentar zu Deiner Frage §Wer war Jakob? Wer war Esau? - Du hast es nicht anders gewollt ;) - Ihr müsst das nicht lesen, aber ich probiere es trotzdem mal, weil es ja am Ende doch jemanden interessieren könnte):

Gute Nachricht Bibel: „Das Erstgeburtsrecht war ihm ganz gleichgültig“ (Gen. 25,34)
„Nichts vom Erstgeburtsrecht halten“ (Luther) und ihm „gleichgültig“ begegnen, kann bedeuten, dass Esau als „Mann des freien Feldes“ (25,27) ein unverdorbenes Verhältnis zum Sein hat. Interpretierbar in diesem Sinne ist, dass er als „Naturbursche“ ein Erstgeburtsrecht mit allen seinen Privilegien nicht benötigt, um Gott nahe zu sein. Damit wäre Esaus Verzicht auf das Erstgeburtsrecht Ausdruck gott-orientierter Haltung, die keiner gesellschaftlichen Gerüst-Strukturen bedarf.

Wie Abel ist Esau der von Gott Vorgezogene – Abel beim Opfer, Esau durch die göttliche Gnade der Erstgeburt. – Die Reaktionen der dadurch spirituell Nachrangigen Kain und Jakob sind vergleichbar – der eine tötet seinen Bruder, der andere überlistet seinen Bruder. - Beide missachten also das gottgewollte Vorrecht des anderen (im Gegensatz zu Abimelech bei Abraham und Ismael bei Isaak (vgl. zu 25,9ff)), und greifen den Vorrechte-Inhaber an. - Insofern kommt Jakob nur in den Besitz des Erstgeburtenrechts durch den „gesenkten Blick“ (vgl. zu 4,7) Kains – jedoch nicht mit Mitteln der Gewalt, sondern durch Unehrlichkeit. – Wie also Lots Stämme durch das Mal „Inzucht“ gezeichnet sind (vgl. zu 19,36), wird Jakobs Stamm durch das Mal „Verschlagenheit“ gezeichnet.

Dazu kommt: 27,10 Damit er Dich vor Deinem Tod segnet.
Rebekka geht mit ihrem Verhalten eine Komplizenschaft mit Jakob ein, der sich vorher von seinem Bruder Esau das Erstgeburtsrecht erschlichen hat. Rebecca ergänzt diesen ersten Schritt durch einen zweiten Schritt der Besiegelung dieses Erstgeburtsrechtes für Jakob, indem sie ihren Mann Isaak täuschen will.

27,12f Dann könnte er <Isaak> meinen, ich hielt ihn zum besten <Schlachter: „ich <würde> … als ein Betrüger erscheinen“>, und ich brächte Fluch über mich <Jakob> statt Segen. Seine Mutter antwortete: Dein Fluch komme auf mich <Hoffnung für alle: „Dann soll der Fluch mich treffen“>

Die kriminelle Energie Rebekkas ist also noch höher als bei Jakob, der immerhin fürchtet, dass ihn ein „Fluch“ treffen könne, was ja ein göttlicher Fluch wäre, was aber von Rebekka damit weggewischt wird, dass sie diesen Fluch auf sich nehmen würde. Rebecca erscheint damit als Schlange (vgl. zu 3,4f), die göttliche Gesetzgebung durch Eigengesetzlichkeit ersetzt, was sie den göttlichen Fluch ohne jegliche Gottesfurcht auf sich nehmen lassen kann. – Somit wird endgültig das göttlich eingesetzte Erstgeburtsrecht missbraucht – denn ontologisch gesehen ist ein durch Betrug erschlichenes Erstgeburtsrecht gegen den Willen des Familienoberhauptes gleichzeitig ein Betrug gegen diese von Gott eingesetzte Nachkommens-Ordnung. - Demnach wird die Auserwählung Isaaks durch Gott („Ich will mit Dir sein und Deinen Nachkommen gebe ich diese Länder“ (26,3)) einmal mehr (vgl. zu 20,2) kontaminiert.

27,24 Bist Du mein Sohn Esau? Ja, entgegnete er <Jakob>

Bis zu dieser Frage Isaaks ist ein Feuerwerk an Täuschungen abgelaufen, die den Begriff der Familen-Bande zwischen Rebekka und Jakob in satanischer Sinnbrechung zu „Banden-Kriminalität“ werden lässt. Selbst die abschließende, letztabsichernde Frage Isaaks, ob sein Gegenüber Esau sei, wird von Jakob glatt lügend bejaht. – Ontologisch sind Isaak, Rebecca und Jacob mit Adam, Eva und Kain vergleichbar:

Rebecca ist die der Schlange Ausgelieferte, der keine List zu schade ist, ihre Ziele zu erreichen – sogar den göttlichen Fluch ist sie bereit auf sich zu nehmen. Das „Weil Du das getan hast, bist Du verflucht“ (3,14), scheint sie nicht zu beunruhigen. – Jakob ist der Kain, der seinen Bruder Esau zwar nicht um sein Leben bringt, jedoch um sein Erstgeburtsrecht. – Isaak ist der Adam, der seine Nachfolge durch Nicht-Eingreifen kontaminiert. Zwar will er eingreifen, jedoch kann er nicht eingreifen, weil „seine Augen erloschen waren“ (27,1). Dies ist ontologisch deutbar als ein geistiges Erlöschen als Folge der kontinuierlichen Selbst-Kontaminierung. In diesem Sinne kann Isaak die Nachfolge deshalb nicht in seinem Sinne regeln, weil seine kontinuierliche Daseins-Orientierung den „Blick nach oben“ hat erblinden lassen.

Auch hier ist eine satanische Sinnbrechung insofern erkennbar, dass diese Blindheit ausgerechnet in einem Moment der größten Aufrichtigkeit wirksam wird – Isaak will in reinem Geist seine Nachfolge regeln und scheitert an einer Blindheit, mit der ihn Geschehnisse zuvor geschlagen haben.

27,36 Hat man ihn nicht Jakob genannt?
In der „Einheitsübersetzung“ ist dazu angemerkt, dass „Jakob“ sowohl „Fersenhalter“ als auch „Betrüger“ heißen kann. Die Sinnhaftigkeit von „Betrüger“ ist nicht weiter nötig zu kommentieren. Jedoch lädt das Wort „Fersenhalter“ zu weitergehenden Gedanken ein:

Begründet wird dieser Begriff gemeinhin damit, dass sich Jakob bei seiner Geburt an der Ferse seines erstgeborenen Zwillingsbruders Esau festhielt. Im übertragenen Sinne ist dies interpretierbar, dass Jakob einer ist, der sich am anderen hochziehen will – was er ja tut, indem Jakob sich durch die Erschleichung des Erstgeburtsrechts an Esau, also zu Lasten Esaus, hochzieht, um dann gleichsam über ihm auf seinen Schultern größer zu sein als er. Das ist ein Hinweis auf das komparative Wesen Jakobs.

Spekulativ sei weiterhin angemerkt, dass die Ferse das Körperteil ist, das der Schlange am nächsten ist und für den Biss der Schlange erreichbar ist (3,15). In diesem Sinne wäre Jakob ein Fersen-Beißer, der seinen Bruder so trifft wie die Schlange den Menschen trifft.

27,36f Hast Du mir keinen Segen aufgehoben? … Was kann ich da noch für Dich tun, mein Sohn?
Isaak hält seinen Segen für Jakob nicht revidierbar, weil es ein Segen in göttlicher Vertretung ist. Und da er göttlich Geschehenes als verbindlich ansieht, kann Isaak nichts mehr für Esau tun. Dies ist nachvollziehbar in dem Sinne, dass Isaak auf die Fügungsgewalt im Göttlichen vertrauen muss, so er seins-orientiert ist – und das ist er hier.

Die satanische Sinnbrechung besteht darin, dass das gott-orientierte Halten an göttlicher Fügung zu daseins-orientierter Verwerfung führt, die darin besteht, dass jetzt die „falsche Seite“ gewonnen hat – Betrug hat sich gelohnt, ist aus Daseins-Sicht (!!) gott-mäßig abgesichert und nicht nur nicht ahndbar, sondern sogar Grundlage einer anerkannten Machtposition Jakobs im Dasein.

Dadurch steigt die Kontaminierung der Erwähltheit weiter an. Man glaubt sogar eher als Regel als als Ausnahme festzustellen, dass die Nicht-Erwählten diejenigen sind, die öfter gott-orientiert sind als die Erwählten. Dies ist deutbar als eine wesenmäßige Verbindung zwischen Erwähltheit und Kontaminierung, also Kainsmal. Man gewinnt intuitiv den Eindruck, dass seins-orientierte Figuren wie Abel und Abimelech erst gar nicht erwählt werden, weil Gott sich mit seiner Erwählung den schwereren Fällen zuwenden will (siehe auch den vormaligen Mörder Moses).

27,38ff Esau begann laut zu weinen … dann werde ich meinen Bruder Jakob umbringen.
Esau, der bisher gott-orientiert war, wird durch seinen Schmerz konvertiert in Rachegedanken. Ontologisch heißt dies: Leid als Ausdruck der Trennung von Sein/Gott und Dasein/Mensch (vgl. zu 7,3ff) wird hier Ausdruck vereitelter Nähe und somit von Liebesentzug – interpretiert man die Ausübung der Erstgeborenen-Rechte als gottnahes Geschehen, das ihm jetzt entzogen ist. - Insofern befindet sich Esau in einem „Liebeskummer“ aus Verlust, der ihn vom Holon, also von Gott, weiter wegführt. Somit wird der „Abel“ Esau durch den „Kain“ Jakob selber zum Kain, da er nun wie Kain seinen Bruder umbringen will. - Der Fluch zeitigt Metastasen.

27,40 Doch hältst Du durch, so streifst Du ab sein <Jakobs> Joch.
<Elberfelder: „Wenn Du Dich losmachst, wirst Du sein Joch von Deinem Hals wegreißen> <Buber: „Sowie Du Dich schüttelst, zerrst Du sein Joch Dir vom Nacken“>

Ontologisch ist hier generell bemerkenswert die Unterschiedlichkeit von stammesgeschichtlicher und individueller Heilsgeschichte. Während der Stamm Isaaks aufgrund von Daseins-Orientiertheit kontaminiert in seine Zukunft geht, wird Esau aus eigener Gott-Orientiertheit in die Gefahr persönlicher Kontaminiertheit gebracht.

Die Übersetzungen dieser Textstelle weisen auf verschiedene Aspekte hin: „Durchhalten“ und „Sich-Losmachen“. – „Durchhalten“ ist dahingehend interpretierbar, dass das nachhaltige Festhalten an Gott am Ende zur Befreiung führen wird. - „Sich-Losmachen“ ist interpretierbar im unmittelbaren Sinn, dass Esaus Weggehen von Jakob ihn entlasten wird. Diese Interpretation erscheint mit Blick auf die urtextnahe Übersetzung Bubers „Sowie Du Dich schüttelst“ naheliegender.

Vielen Dank für die ausführliche, sowie mit den Heiligen Schriften begründeten Text!
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#6 Re: Ist Esau ungläubig ?

Beitrag von Magdalena61 » Mo 11. Jan 2016, 13:27

Ähm..... closs....
dafür brauche ich ein bißchen länger.
:o

Bin nur kurz da gerade, weil ich noch einiges erledigen muß irL.
LG
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