2 x Mensch: Adam (אדם) & Enosch (אנוש)

Themen des alten Testaments
Benutzeravatar
Andreas
Beiträge: 5147
Registriert: So 21. Apr 2013, 19:15

#31 Re: 2 x Mensch: Adam (אדם) & Enosch (אנוש)

Beitrag von Andreas » Di 11. Sep 2018, 23:52

Hast du Num 16 über die Sünde Korachs nicht nachgelesen? Wie kann man denn den Vers Jud 1,11 verstehen, wenn man nicht weiß, was mit "dem Aufruhr Korachs" gemeint ist?

Dasselbe analoge Geschehen, wie bei Kain und Abel: Korachs, Datans und Abirams Leute und Aarons Söhne opfern: Gott nimmt das Opfer der Söhne Aarons als legitimen Gottesdienst an, vernichtet aber das ganze Haus Korachs, Datans und Abirams weil sie aus den Leviten nicht zum Priesterdienst ausgesondert sind.

Genau dasselbe Spielchen um den wahren Gottesdienst gibt es nochmal im ersten Buch der Könige mit Elia und den Baalspriestern auf dem Karmel. Das Opfer von Elia wird angenommen, das der Baalspriester nicht, sie werden von Elia vernichtet. Gleiches mit dem Nordreich Israel und dem Südreich Juda. Gott nimmt Abels Opfer an, das des Kain nicht. Die Bibel legt die Bibel aus: durch solche inhaltlichen Analogien meiner Meinung nach viel besser, als durch einzelne Verse, die irgendwo aus ganz anderen Zusammenhängen gerissen werden.

Dieselbe Frage ist im NT noch immer aktuell, wenn es darum geht, welches der richtige Kult, welches der richtige Kultort und wer die richtigen Priester sind: Samaritaner auf dem Berg Garizim oder die Juden auf dem Tempelberg in Jerusalem.
Noch heute opfern die Samaritaner auf dem Berg Garizim und noch heute spielt im Judentum der Name Kohn (kōhÄ“n) eine Rolle, da sie die Angehörigen einer Gruppierung mit priesterlichen Funktionen sind (Kohanim). Sie werden als männliche Nachkommen Aarons und Zadoks angesehen.

Rienecker, Fritz / Maier: Lexikon zur Bibel, 2005 Wuppertal, R. Brockhaus hat geschrieben: Priester
I) WORTBEDEUTUNG
1) Das hebr. Wort für P. (kohen) ist von einem Verb mit der Bedeutung »als P. dienen, das Priesteramt verwalten« abgeleitet. Die Grundbedeutung dieses Verbs kommt in der Bibel nicht mehr vor; wahrscheinlich hieß sie urspr. »stehen«. Der P. ist demnach einer, der dienend vor der Gottheit steht (vgl. 5Mo10,8; 18,7 - an diesen Stellen ist allerdings nicht von den Priestern in engerem Sinne, sondern von den -> Leviten die Rede). Man hat auch gemeint, daß das Verb einmal die Bedeutung »rüsten, zurichten« (nämlich ein Opfer) gehabt habe, doch das ist weniger wahrscheinlich.

Außerdem steht in den Büchern Exodus, Levitikus und Numeri alles über den Opferkult bzw. den Gottesdienst. Es wird dort sehr langatmig, dafür aber haarklein beschrieben, was die Aufgaben der Leviten sind (Tempeldiener), und was die Aufgaben der Söhne Aarons (Priester) sind. Liest halt heute kaum noch einer, obwohl fast alle beteuern, wie wichtig Gottes Wort ist: "Sag den Söhnen Aarons ..." steht ungezählte Male in den mosaischen Priester- und Kultgesetzen.

Ist halt langweilig sich damit zu beschäftigen, zugegeben, ich muss mich da auch immer durchquälen, da ich nebenbei meine deutschen Bibelübersetzungen, eine nach der anderen, von vorne bis hinten ganz lese. Fertig werde ich damit sicher nicht werden, aber ohne dieses gesamtbiblische Wissen, versteht man halt die unterhaltsameren Teile der Bibel nicht. Nur so erschließen sich mir die großen Bögen in der Bibel.

Was ist da schwer an meinen Bezügen und Gedankengängen zu verstehen? Ich belege alles, was ich hier sage mit Quellen, die meisten Belege stammen aus der Bibel selbst.

Benutzeravatar
Andreas
Beiträge: 5147
Registriert: So 21. Apr 2013, 19:15

#32 Re: 2 x Mensch: Adam (אדם) & Enosch (אנוש)

Beitrag von Andreas » Mi 12. Sep 2018, 12:24

Andreas hat geschrieben:Sie werden als männliche Nachkommen Aarons und Zadoks angesehen.
Stuttgarter Erklärungsbibel, Kleines Lexikon zur Lutherbibel, 2005 Stuttgart, Deutsche Bibelgesellschaft hat geschrieben:Zadok
Vermutlich zunächst Oberpriester des kanaanitischen Stadtgottes von Jerusalem, erscheint Zadok in 2Sam 8,17; 15,24 recht unvermittelt als Priester des Herrn neben dem altbewährten Priester Abjatar (bzw. dessen Sohn Ahimelech). Unter Salomo tritt er an die Stelle Abjatars (1Kön 2,26-27.35) und ist der erste in der Reihe der Obersten Priester am Jerusalemer Tempel. Später galt er als Ahnherr der Jerusalemer Priesterschaft, der »Söhne Zadoks« (Hes 40,46; 43,19; 44,15; 48,11), und sein Stammbaum wurde auf –›Aaron zurückgeführt (1Chr 5,29-34; 6,35-38; Esr 7,2-5). Die vornehmen Priestergeschlechter Jerusalems zur Zeit Jesu bezeichnen sich vermutlich nach ihm als –›Sadduzäer. Aus ihren Kreisen wurde der –›Hohepriester gewählt.
Kogler, Franz (Hg.): Herders Neues Bibellexikon, Freiburg 2009. hat geschrieben:Zadok
(hebr. Gerechtigkeit).

1) Führende Priestergestalt – neben Abjatar – zur Zeit Davids und Salomos (vgl. 1 Chr 12,29; 15,11); der Name weist auf die Herkunft aus dem jebusitischen Stadtstaat Jerusalem, wo man eine Gottheit namens Zedeq verehrte; durch David wurde die Stadt wie deren Priesterschaft dem JHWHGlauben zugeführt. Abstammungsnachweise (âž› Ahitub [1)]) versuchen Zadok in die altisraelitische Geschlechterfolge einzubauen. Er wird unter David als der führende Priester erwähnt (2 Sam 8,17), der immer treu zu seinem König hielt. Als David vor seinem Sohn âž› Abschalom [1)] fliehen musste, versah Zadok mit Abjatar den Dienst an der mitgeführten Bundeslade (2 Sam 15,24 f ).

Sein priesterliches Amt hinderte ihn nicht, eine politisch aktive Rolle zu spielen. So organisierte er die Spionage für David zur Zeit der Thronrevolte (2 Sam 15,35 f ) und rief nach dem gescheiterten Putsch zur Anerkennung Davids auf (2 Sam 19,12–15). Während der blutigen Auseinandersetzungen um die Davidnachfolge zwischen Adonija und Salomo unterstützte er Salomo und wurde nach dessen Machtergreifung Führer des einzig entscheidenden Priestergeschlechts (1 Kön 1,8.32–39).

Die Geschichte zeigt, dass es immer wieder Rivalitäten zwischen den Priestergeschlechtern Zadoks, Abjatars, Aarons und Levis gab. Ezechiel nennt noch Zadok als führende Priesterschaft (Ez 40,46). Dagegen scheint sich nach dem Babylonischen Exil eine Zeit lang eine Gleichrangigkeit durchgesetzt zu haben (1 Chr 24,31).

Zur Makkabäerzeit standen sich wieder nur die Zadokiden und die Aaroniden gegenüber; doch hatten die Nachkommen Zadoks am Beginn des 2. Jh. v. Chr. die führende Rolle inne (vgl. Sir 51,12).
Im AT geht es auch um machtpolitische Themen innerhalb des Judentums. Nicht selten wurde Gott in den Schriften für die eigenen Interessen der Schreiber instrumentalisiert - je nach Verfasser, seiner Position und seiner Zeit eben. Oft haben sie sich die "Geschichte" durch eigene "Geschichten" passend zurechtgemacht. Manche Dinge waren schon immer so wie heute. Die Geschichte wird meist von den Siegern geschrieben.

Ich nehme die Bibel halt so, wie sie ist, und nehme neben all dem Erbaulichen und Geistlichen auch die anderen Seiten der Bibel zur Kenntnis. Gotteswort in Menschenwort - mit allen Vor- und Nachteilen die das mit sich bringt.

Antworten