Da reute es den HERRN

Themen des alten Testaments
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Magdalena61
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#1 Da reute es den HERRN

Beitrag von Magdalena61 » Fr 14. Sep 2018, 02:32

Amos 7, 1-9 (LUT): So ließ Gott der HERR mich schauen:

Und siehe, er schuf einen Schwarm Heuschrecken, als die Spätsaat aufging. – Die Spätsaat folgt auf die Mahd des Königs. –
Als sie das Kraut im Lande abgefressen hatten, da sprach ich: Ach, Herr HERR, sei gnädig! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein.
Da reute es den HERRN. Der HERR sprach: Es soll nicht geschehen!

So ließ Gott der HERR mich schauen: Und siehe, Gott der HERR rief einen Feuerregen herbei. Der verzehrte die große Tiefe und fraß das Ackerland.
Da sprach ich: Ach, Herr HERR, halt ein! Wie soll Jakob bestehen? Er ist ja so klein.
Da reute es den HERRN. Gott der HERR sprach: Auch das soll nicht geschehen.

So ließ er mich schauen: Und siehe, der Herr stand auf einer Mauer von Zinn, und er hatte Zinn in seiner Hand.
Und der HERR sprach zu mir: Was siehst du, Amos? Ich sprach: Zinn. Der Herr sprach: Siehe, ich bringe Zinn mitten unter mein Volk Israel. Ich will nicht mehr an ihm vorübergehen!
Und die Höhen Isaaks sollen verwüstet und die Heiligtümer Israels zerstört werden, und ich will mich mit dem Schwert über das Haus Jerobeam hermachen.
Bei der dritten Ansage "reute" es den HERRN nicht. Amos gab diese Worte weiter und stieß damit beim "staatlichen" Priester Amazja nicht gerade auf positive Resonanz.

Die ersten beiden Visionen betreffend ließ Gott sich umstimmen. "Da reute es..." -- Was soll dieses "reute" aussagen?

Unüberlegte oder schlecht durchdachte; für Israel lebensbedrohliche Absichten Gottes, welche zwingend durch den Propheten "korrigiert" werden mussten, kann man ja sicherlich nicht annehmen. Und auch nicht mangelnde Kompetenz: "Gott spuckt große Worte, aber dann schafft Er es nicht, seine Ankündigungen durchzuziehen, weswegen Er einen Rückzieher macht".

Warum dann die Beschreibung "es reute den HERRN" ?

Vielleicht liegt hier ein Übersetzungsproblem vor?
Hat jemand den Urtext zur Verfügung und kann ihn alternativ übersetzen?
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Helmuth
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#2 Re: Da reute es den HERRN

Beitrag von Helmuth » Fr 14. Sep 2018, 07:25

Magdalena61 hat geschrieben: Warum dann die Beschreibung "es reute den HERRN" ?
Weil das seinem Wesen entspricht. Gott will keine Vernichtung, er will Rettung.

Magdalena61 hat geschrieben: Vielleicht liegt hier ein Übersetzungsproblem vor?
Hat jemand den Urtext zur Verfügung und kann ihn alternativ übersetzen?
Für mich passt es. Das Wort hat wie so oft eine breitere Bedeutung. Die Grundbedeutung ist "Bereuen", "einem Leid tun" aber auch "Trost spenden". Wenn wir den Hinterbliebenen eines Verstorbenen "mein Beileid" bekunden, dann ist dieser Trost unser Mitleid. Und wenn einem damit Genugtuung verschafft wird, dann geht die Bedeutung hin zu bis zu "seine Rache damit haben".

Allgemein drückt es ein "Umstimmen" aus. Um von einem Zustand des Unfriedens, den man nicht möchte, in einen Zustand des Friedens, den man anstrebt, zu kommen. Gottes Wille soll damit letztendlich sehr wohl erreicht werden, auch wenn man das als wankelmütig sehen und spitzfindig so auffassen könnte, als wüsste jemand nicht was er eigentlich will und redet mal so und mal so.

Doch das ist gar nicht der Fall. Gott will grundsätzlich den Frieden.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Hemul
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#3 Re: Da reute es den HERRN

Beitrag von Hemul » Fr 14. Sep 2018, 12:00

Helmuth hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben: Warum dann die Beschreibung "es reute den HERRN" ?
Weil das seinem Wesen entspricht. Gott will keine Vernichtung, er will Rettung.
Magdalena61 hat geschrieben: Vielleicht liegt hier ein Übersetzungsproblem vor?
Hat jemand den Urtext zur Verfügung und kann ihn alternativ übersetzen?
Für mich passt es. Das Wort hat wie so oft eine breitere Bedeutung. Die Grundbedeutung ist "Bereuen"...……
Werter Helmuth!
Der Gott der Bibel "JHWH" hat nichts zu bereuen. Schau bitte wie sein treuer Knecht Moses diesen wunderbaren Gott in 5.Mose 32:1-4 beschreibt:
NeÜ,
1 Höre, Himmel, ich will reden! / Die Erde höre meinen Spruch! 2 Meine Lehre ströme wie Regen, / wie Tau sollen meine Worte fallen, / wie Regentropfen auf das Gras, / wie ein Guss auf welkes Kraut. 3 Den Namen Jahwes rufe ich aus: / Gebt unserem Gott die Ehre! 4 Der Fels: Vollkommen ist sein Tun, / ja, alle seine Wege sind recht! / Ein treuer Gott, der niemals betrügt, / gerecht und gerade ist er!
Die "Gute Nachricht" und auch einige andere Bibel-Übersetzungen geben deshalb Amos 7:3 wie folgt wieder:
3 Dem Herrn tat es Leid und er sagte: »Gut, es soll nicht geschehen.«
Das entspricht auch der jüdischen Buber&Rosenzweig-Übersetzung, die dem Urtext -wie von der Fachwelt
anerkannt wird ziemlich nahe kommt:
3 Dem Herrn tat es Leid und er sagte: »Gut, es soll nicht geschehen.«
https://www.die-bibel.de/shop/buber-ros ... hrift-1491
Aus dem Hebräischen verdeutscht von Martin Buber gemeinsam mit Franz Rosenzweig*. Zwischen 1954 und 1962 neu bearbeiteter Text mit den letzten Änderungen Bubers in seinen Arbeitsexemplaren. Die Verdeutschung des Alten Testaments durch Martin Buber und Franz Rosenzweig ist eine sprachschöpferische Leistung, die das hebräische Original so genau wie möglich in der deutschen Sprache nachbildet.
Ich bereue" sagt aus, dass der Sprecher die schlimme Sache verursacht hat, es beinhaltet ein Schuldeingeständnis und ein Schuldgefühl des Sprechers.
Deshalb:Bereuen nein-leid tun ja.
:wave:
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

Helmuth
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#4 Re: Da reute es den HERRN

Beitrag von Helmuth » Fr 14. Sep 2018, 13:17

Hemul hat geschrieben: Deshalb:Bereuen nein-leid tun ja.
:wave:
Auf die Bedeutungsbreite samt Erklärung habe ich hingewiesen. Da war leid tun klar enthalten. Wortklauberei betreibe ich aber nicht.

Und zu Buber: Finde ich gut, aber nicht gut genug. Closs liebt sie auch. Der alten ELB sind mir aber immer noch lieber. Aber gut ist es, sie nebeneinander zu legen um zu sehen, wie verschiedene Übersetzer es verstanden wissen wollen. Das hast du gemcht und das war gut.

Nix Kritk daher, sondern Lob. :clap:
Da schauste-gelle? :D
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Lena
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#5 Re: Da reute es den HERRN

Beitrag von Lena » Fr 14. Sep 2018, 14:16

Gottes Gerichte sind vollkommen und gerecht. Amos tritt wie ein Vorschatten auf Jesus Christus auf, als Mittler zwischen dem Recht das bestrafen muss und der Vergebung unter der Gnade. Es ist ein sich herabneigen Gottes aus Liebe. Es tut ihm leid, ja es reut ihn, bestrafen zu müssen. Er kann so handeln, weil es für die Sünde der Menschen, von Anfang an eine Lösung gibt. Weil Gott selbst die Strafe in seiner Menschwerdung bezahlt.
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

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AlTheKingBundy
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#6 Re: Da reute es den HERRN

Beitrag von AlTheKingBundy » Fr 14. Sep 2018, 18:01

Helmuth hat geschrieben:
Magdalena61 hat geschrieben: Warum dann die Beschreibung "es reute den HERRN" ?
Weil das seinem Wesen entspricht. Gott will keine Vernichtung, er will Rettung.

Wie jetzt, gehört Unvollkommenheit zum Wesen Deines Gottes?
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

Helmuth
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#7 Re: Da reute es den HERRN

Beitrag von Helmuth » Fr 14. Sep 2018, 19:14

AlTheKingBundy hat geschrieben: Wie jetzt, gehört Unvollkommenheit zum Wesen Deines Gottes?
Vielleicht reut es mich später dir geantwortet zu haben. ;)
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

Abischai
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#8 Re: Da reute es den HERRN

Beitrag von Abischai » Fr 14. Sep 2018, 19:43

Mal nur so "aus der Feder gepurzelt" meine ich (geht mir gerade so durch den Kopf)
Reue ist innere Umkehr, Buße ist auch äußere Umkehr. Zur Buße kann man geleitet, überredet und gezwingen werden, zur Reue nicht, die erfährt/empfindet man, aber ohne Zutun anderer.
Bei der Buße wirken mitunter ander mit.
(vgl. "Bußgeld", eine "Reugeld" gibt es nicht.)

"Das wirst du mir büßen !" ist bekannt als Warnung/Drohung.
"Das wirst du bereuen !" ist seltener und meint wohl doch auch mehr das "Büßen".
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Abischai
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#9 Re: Da reute es den HERRN

Beitrag von Abischai » Fr 14. Sep 2018, 19:46

Da fällt mir nochwas ein.:

Mancher Mensch muß einen gewichtigen Unterschied noch lernen, den nämlich zwischen "dran glauben", und "dran glauben müssen".

Der Herr Jesus hat gesagt: "was ihr diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, habt ihr mir getan."

Werden wir da zu büßen haben, oder zu bereuen? Oder beides?
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

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AlTheKingBundy
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#10 Re: Da reute es den HERRN

Beitrag von AlTheKingBundy » Fr 14. Sep 2018, 19:51

Reue bedeutet das Bedauern einer falschen bzw. ungerechten Handlungsweise. Also kann "Reue" hier nicht gemeint sein, es sei denn man geht von einem fehlerhaften Gott aus.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

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