Gab es die Jungfrauengeburt auch schon im AT?

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luett-matten
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#1 Gab es die Jungfrauengeburt auch schon im AT?

Beitrag von luett-matten » Fr 2. Nov 2018, 19:57

Gruß in die Runde.
Ich bin vor einigen Tagen über folgende Bibelstelle gestolpert.
1. Mose 21, 1-5 hat geschrieben:Und der HERR suchte Sarah heim, wie er verheißen hatte, und der HERR handelte an Sarah, wie er geredet hatte. 2 Und Sarah wurde schwanger und gebar dem Abraham einen Sohn in seinem Alter, zur bestimmten Zeit, wie ihm Gott verheißen hatte. 3 Und Abraham gab seinem Sohn, der ihm geboren wurde, den ihm Sarah gebar, den Namen Isaak. 4 Und Abraham beschnitt Isaak, seinen Sohn, als er acht Tage alt war, wie es ihm Gott geboten hatte. 5 Und Abraham war 100 Jahre alt, als ihm sein Sohn Isaak geboren wurde.
Adam erkannte seine Frau und sie wurde schwanger. Abaham ging ein zu Hagar und sie wurde schwanger, doch Sarah wurde vom HERRN heimgesucht und wurde schwanger. Es wird nicht berichtet, dass Abraham etwas mit der Zeugung Isaaks zu tun hatte. Jesaja sagt ja auch, dass Abraham sie nicht erkannt hat, aber der HERR der Vater ist.
Jesaja 63, 16 hat geschrieben:Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nicht, und Israel kennt uns nicht. Du aber, HERR, bist unser Vater und unser Erlöser; von alters her ist das dein Name.
https://biblehub.com/interlinear/isaiah/63-16.htm

Ebenso heißt es, dass Kinder Gottes nicht aus dem Blut, noch dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Johannes 1, 12-13 hat geschrieben:Allen aber, die ihn aufnahmen, denen gab er das Anrecht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben; 13 die nicht aus dem Blut, noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.
Matthäus 1, 18 hat geschrieben:Die Geburt Jesu Christi aber geschah auf diese Weise: Als nämlich seine Mutter Maria mit Joseph verlobt war, noch ehe sie zusammengekommen waren, erwies es sich, daß sie vom Heiligen Geist schwanger geworden war.
Matthäus 1, 24-25 hat geschrieben:Als nun Joseph vom Schlaf erwachte, handelte er so, wie es ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich; und er erkannte sie nicht, bis sie ihren erstgeborenen Sohn geboren hatte; und er (Joseph) gab ihm den Namen Jesus.
Genau, wie es Jesaja ja auch sagte. Abraham erkannte Sarah nicht und Joseph erkannte Maria auch nicht. Der HERR ist der Vater Jesu. :)
Lukas 1, 30-39 hat geschrieben:30 Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria! Denn du hast Gnade bei Gott gefunden. 31Und siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Jesush geben. 32Dieser wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben; 33und er wird regieren über das Haus Jakobs in Ewigkeit, und sein Reichi wird kein Ende haben.
34 Maria aber sprach zu dem Engel: Wie kann das sein, da ich von keinem Mann weiß? 35Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden. 36 Und siehe, Elisabeth, deine Verwandte, hat auch einen Sohn empfangen in ihrem Alter und ist jetzt im sechsten Monat, sie, die vorher unfruchtbar genannt wurde. 37 Denn bei Gott ist kein Ding unmöglich. 38 Maria aber sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort! Und der Engel schied von ihr.
39 Maria aber machte sich auf in diesen Tagen und reiste rasch in das Bergland, in eine Stadt in Juda, 40und sie kam in das Haus des Zacharias und begrüßte Elisabeth.
Interessant ist ja auch, dass Abraham genauso wie Joseph ihren Söhnen die Namen gaben, sonst tun dies die Mütter.
Wie seht ihr das? Habt ihr dazu schon mal etwas gehört?

Gab es auch im AT schon die Jungfrauengeburt?

Gottes Segen! :)
lütt-matten

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sven23
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#2 Re: Gab es die Jungfrauengeburt auch schon im AT?

Beitrag von sven23 » Sa 3. Nov 2018, 11:52

luett-matten hat geschrieben: Gab es auch im AT schon die Jungfrauengeburt?

Nein, wohl eher nicht.

Der Tanach erzählt mehrmals von wunderbaren Geburten bei Erzvätern, Rettern oder Propheten der Israeliten, aber nie durch Jungfrauen, sondern durch für unfruchtbar gehaltene Frauen wie Sara (Gen 18,10–14), Rebekka (Gen 25,21–26), Rachel (Gen 30,1f.22ff.), der Mutter Samsons (Ri 13,2–5.24) und Samuels (1Sam 1,2.5.11.19f.27; 2,20f.). Im 6. Kapitel der Urgeschichte (Gen 6,1–5 EU) erfahren wir vom Verkehr mythischer Gottessöhne mit menschlichen Frauen. Dieser Vorgang ist in den Zusammenhang des Abfalls von Gott und der zunehmenden Sünde gestellt; aus den unerwünschten Verbindungen gehen keine Gottmenschen, sondern Sterbliche mit verkürzter Lebensdauer hervor. Damit geht die Genesis auf Distanz zu den Theogamie-Vorstellungen der Umwelt Israels.

Die deuteronomische Geschichtsschreibung widerspricht der altorientalischen Gottkönigsideologie, indem sie die Abhängigkeit aller Herrscher von Gottes Gnadenwahl und deren Widerrufbarkeit betont. Jüdische Thronfolger werden zwar bei ihrer Inthronisation manchmal analog zu altorientalischer Hofsprache als von Gott „gezeugter“ Sohn Gottes bezeichnet (Ps 2,7 EU; 110,3 EU), aber immer als bildhafter Ausdruck für eine Adoption, die den Erwählten zum Befolgen der Tora Gottes verpflichtet und beschlagnahmt. So lässt 2 Sam 7,12ff. EU keinen Zweifel daran, dass der von Gott als Sohn erwählte Thronfolger vom Samen seines Vorfahren David stamme. Zudem ist der Sohn-Gottes-Titel nicht auf den König begrenzt, sondern kann auf alle gerechten Israeliten und das ganze berufene Volk Israel bezogen werden (z. B. in Hos 11,1 EU).[30]

Der seit Jesaja in prophetischen Texten angekündigte Heilsbringer wird nie als Sohn Gottes bezeichnet und nie als von einer Jungfrau geboren dargestellt, sondern als menschlicher Nachkomme Davids. Jes 7,14 EU wird heute nach dem hebräischen Wortlaut übersetzt:[31]

„Deshalb wird mein Herr selbst dir ein Zeichen senden: Siehe, die junge Frau wird schwanger und gebiert einen Sohn, und sie wird ihn Immanuel nennen.“

Diese Stelle wurde im vor- und nachchristlichen Judentum nie als Vorhersage des Messias, sondern eines jüdischen Königs gedeutet. Die um 250 v. Chr. von Juden begonnene griechische Bibelübersetzung, die Septuaginta, übersetzte das hebräische Wort עלמה (alma, „junge Frau“ von Heiratsreife bis zur Geburt ihres ersten Kindes) nur dieses eine Mal mit παρθένος (parthenos) („Jungfrau“).

Jüdische Theologen lehrten auch im Einflussbereich des Hellenismus keine Jungfrauengeburt von Menschen. Philon von Alexandria lehrte nur eine Zeugung von Menschen durch Engel: So hätten die betagten Frauen der Patriarchen die verheißenen Nachkommen zur Welt gebracht. Diese Zeugung verstand er aber nicht sexuell, sondern allegorisch für die Geistbegabung und Tugendhaftigkeit von Müttern und Söhnen.

Quelle: Wikipedia

Die Jungfrauengeburt im NT ist aber auch keine neue Erfindung der Schreiber, sondern wurden aus anderen Kulturen und Kulten übernommen, wie etwa aus Ägypten, Persien, Babylonien und der griechisch-römischen Antike.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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ProfDrVonUndZu
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#3 Re: Gab es die Jungfrauengeburt auch schon im AT?

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Sa 3. Nov 2018, 13:50

Interessante Sicht.

Aber wenn du dich auf auf Jesaja 63,16 berufst und Abraham betrachtest, solltst du nicht auch betrachten, was über Israel gesagt wird ?
1. Mose 35,9 Und Gott erschien dem Jakob wiederum, als er aus Paddan-Aram kam, und segnete ihn. 10 Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob; dein Name soll hinfort nicht Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein. Und er gab ihm den Namen Israel. 11 Und Gott sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige, sei fruchtbar und mehre dich; eine Nation und ein Haufe von Nationen soll aus dir werden, und Könige sollen aus deinen Lenden hervorkommen.

Diese Aussage halte ich für weit eindeutiger als das, was Gott zuvor zu Abraham sagt
1. Mose 15,2 Und Abram sprach: Herr, Jahwe, was willst du mir geben? Ich gehe ja kinderlos dahin, und der Erbe meines Hauses, das ist Elieser von Damaskus. 3 Und Abram sprach: Siehe, mir hast du keinen Samen gegeben, und siehe, der Sohn meines Hauses wird mich beerben. 4 Und siehe, das Wort Jahwes geschah zu ihm also: Nicht dieser wird dich beerben, sondern der aus deinem Leibe hervorgehen wird, der wird dich beerben.

Der Knecht zählt zwar zum Haus Abrahams, aber offenbar aus Gottes Sicht nicht zu Abrahams Leib, denn Sarahs Magd Hagar, so wie auch Rahels Mägde, gehörten ihnen und damit zum Hause ihrer Ehemänner. Die zum Haus gehörigen sind also nicht die zum Leib gehörigen. Zum Leib des Mannes gehört aber wahrscheinlich die Ehefrau des Mannes.

Unter Vorbehalt dessen, in wie weit die Begriffe Leib und Lenden differenziert werden dürfen und sollten.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

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