Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

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Helmuth
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#261 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Helmuth » Do 26. Sep 2019, 15:57

PeB hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 14:28
Es ist undenkbar, dass Gott sich hat übertölpeln lassen durch eine Entscheidung Evas, die er nicht bereits im Vorhinein kannte.
Übertölpeln kann man nur Menschen. Du musst der Sinnfrage weiter nachgehen und dabei das Denken rein menschlichen Ursprungs ausklammern. Ich kann dich unterstützen mit Gottes Wort. Ich kann dich nur nicht darin unterstützen, was einem nur Löcher in den Bauch fragt.

Viele Menschen stellen Gott an den Pranger. Im Gegensatz zum Menschen hat Gott 1.000 berechtigte Gründe, wenn er uns vor Gericht stellt und uns Löcher in den Bauch fragt. Leid dient auch der Läuterung.


PeB hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 14:28
Ist es Gerechtigkeit, eine Situation zu schaffen, die eine Bestrafung rechtfertigt - obgleich man die Situation hätte vermeiden können?
Ich denke es wird Zeit den Aspekt der Ewigkeit ins Spiel zu bringen. Aus dieser Perspektive heraus ist jede Maßnahme vorübergehender Züchtigung gerechtfertigt, die dazu führt, ein ewiges Leben mit Gott zu führen anstelle ein endliches ohne Gott, weil er nichts bestraft.

Zwei Gedanken (von Gott) dazu:

Hebräer 12,10-11 Denn sie (die Eltern) züchtigten uns zwar für wenige Tage nach ihrem Gutdünken, er aber zum Nutzen, damit wir seiner Heiligkeit teilhaftig werden. Alle Züchtigung scheint uns zwar für die Gegenwart nicht Freude, sondern Traurigkeit zu sein; nachher aber gibt sie denen, die durch sie geübt sind, die friedvolle Frucht der Gerechtigkeit.

Römer 8, 18 Denn ich denke, dass die Leiden der jetzigen Zeit nicht ins Gewicht fallen gegenüber der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.
Der Herr steht zu mir, deshalb fürchte ich mich nicht. Was kann ein Mensch mir anhaben?
Ps 118:6

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Andreas
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#262 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Do 26. Sep 2019, 17:12

PeB hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 14:45
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 12:04
Die Sterblichkeit des Menschen ist von Anfang an eine feststehende Größe, auch wenn der Grund dafür erst am Ende der Erzählung genannt wird. "DENN Staub bist du ..." Es geht nicht darum, dass der Mensch eine Unsterblichkeit, die er nie hatte verspielt.
Im Gegenteil. Wäre die Sterblichkeit des Menschen in der Schöpfung - wie du meinst - implementiert, könnte auch Jesus nicht dafür sorgen, dass du ewig lebst. Das ist aber die Option.
Es geht nicht darum, was ich meine, sondern darum was wir, im Dialog miteinder, dem Text entnehmen können, und was nicht.

Das ist aber sicher nicht Jesus, der nicht Teil dieses Textes ist. Meinst du dieser Text war den Menschen jahrhundertelang unverständlich, in denen Jesus noch nicht geboren und am Kreuz gestorben war? Diskutieren wir hier über die textinterne Logik dieser Erzählung oder über unterschiedliche Theologien, und wenn ja welche, die katholische oder die unterschiedlichsten protestantischen, die unterschiedlichen jüdischen, oder die islamische - oder nur über die von Helmuth oder nur über deine?

PeB hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 14:45
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 12:04
Wo steht denn, dass der Mensch je unsterblich gewesen sei?
Das ist in der Tat eine Interpretationsfrage. Aber wenn wir "Umkehr" predigen, um das ewige Leben zu erhalten, muss ich doch fragen: Umkehr wohin? Nun: zum ewigen Leben, das du natürlicherweise hattest.
Hä? Wieso ist das eine Interpretationsfrage? Was interpretierst du denn dahingehend in diesem Text? Was bedeutet denn dann, an diesem Tag musst du Sterben, wenn der Mensch, dem dieser Satz gesagt wird ein Unsterblicher ist? Außerdem sagt Gott dem Menschen in diesem Text, dass er jetzt zwar ist, "wie einer von uns", die wissen was Gut und böse ist, aber eben auch, dass er sie aus dem Garten Eden vertreibt und den Cherubim da hin stellt, damit der Mensch nicht auch noch vom Baum des Lebens isst, und wird "wie einer von uns" und ewig lebe. Ich begründe doch alle meine Argumente anhand des Textes.

Und wieso muss ich Unsterblichkeit (die niemand verlieren könnte) gehabt haben, um sie erlangen zu können? In der Urerzählung sterben die Menschen wie die Fliegen, wie soll das gehen, wenn sie unsterblich sind? Umkehr bedeutet doch nicht zum ewigen Leben zurückzukehren. Wie kommst du denn darauf? Umkehr bedeutet sich seiner Sündhaftigkeit bewusst zu werden usw.

Ich verstehe wirklich nicht, was in den Menschen vorgeht, wenn ich mit ihnen über diese Erzählungen in einen sachlichen Dialog kommen möchte. Woher kommen diese ganzen Argumente, die so offensichtlich dem Text zuwiderlaufen, und wieso merken sie das nicht selbst, bevor sie diese Argumente anbringen? Sie kennen ja den Text, sie zitieren auch daraus am laufenden Meter. Ich verstehe das nicht. Was ist das für ein Phänomen PeB, kannst du mir das erklären?

Könnte es daran liegen, dass irgendwer diese Formulierung "Adam und Eva im Paradies" in die Köpfe zementiert hat, obwohl Paradies kein Wort dieses Textes ist, und so den Eindruck erweckt, dass wir ins Paradies "zurückkehren" aus dem wir gekommen sind? Der Garten Eden ist, der Name sagt es, ein Garten. Das neue Jerusalem ist eine Stadt. Garten und Stadt sind doch nicht dasselbe. Jesus sagt auch nirgends, dass wir uns im Garten Eden wiedersehen werden oder dahin zurückkehren. Im ganzen NT ist davon doch nicht die Rede. Das ist doch nicht biblisch, so viel ich weiß.

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Andreas
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#263 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Do 26. Sep 2019, 17:42

PeB hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 14:45
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 12:04
1.Mose 3,22 hat geschrieben:Und Gott, der HERR, sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses. Und nun, daß er nicht etwa seine Hand ausstrecke und auch <noch> von dem Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe!
Hier macht Gott die Gemeinsamkeit und den Unterschied zwischen Gott und Mensch klar. Gemeinsam ist nun Gutes und Böses erkennen zu können. Der Unterschied ist, dass der Mensch im Gegensatz zu Gott nicht ewig lebt.
Richtig!
Mit dem Sündenfall endete (vorerst) der gemeinsame Weg und der Mensch WURDE sterblich. Genau das steht hier:
Siehe, der Mensch ist geworden wie einer von uns, zu erkennen Gutes und Böses. Und nun, daß er nicht etwa seine Hand ausstrecke und auch <noch> von dem Baum des Lebens nehme und esse und ewig lebe!
Heißt: nachdem er schon vom Baum der Erkenntnis gegessen hat, darf er nicht (mehr) vom Baum des Lebens essen - Ewiges Leben over!
"Ewiges Leben over!" ist in sich schon unlogisch, weil ewiges Leben dadurch gekennzeichnet ist, dass es niemals stirbt, sonst wäre es nicht ewiges Leben. Dein (mehr) steht nicht im Text, das mogelst du hier einfach rein.

Außerdem bedeutet "ewiges Leben" bei "geworden wie unsereiner" und dem ewigen Leben des Menschen etwas ganz anderes. So steht nirgends, dass Gott dauernd Früchte vom Baum des Lebens mampft, damit er weiterlebt, wie wir Popcorn im Kino in uns hineinstopfen. Unser Leben hat einen Anfang, nämlich die Schöpfung. Gott hat keinen Anfang. Gottes ewiges Leben müsste demnach länger dauern als unser ewiges Leben, was irgendwie sprachunlogisch ist. Gott ohne seine Schöpfung, und damit ohne uns Menschen, müsste man der Ewigkeit die wir Menschen mit Gott erlangen können irgendwie hinzuaddieren - was halt logisch auch nicht geht. Denn unsere Ewigkeit ist eine Ewigkeit kürzer als die Ewigkeit Gottes.

Wir können also unser ewiges Leben nicht mit dem ewigen Leben Gottes vergleichen oder gar gleichsetzen, sonst gäbe es uns genau so lange wie Gott, sondern sie höchstens als eine Eigenschaft verstehen, die uns in Form des Nichtmehrsterbenkönnens eines Tages verliehen werden wird. Dieses "eines Tages" ist aber nicht "der sechste Tag", an dem alle Menschen sterben müssen. Nach Sechs kommt auch in diesem Text Sieben ... Das ist nicht der Tag des Menschen, sondern der Tag des Herrn, an dem der Mensch eben dadurch vollendet wird, ewiges Leben zu erhalten, das er vorher nicht hatte. Das entspricht der Logik des Textes.

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Thaddaeus
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#264 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Thaddaeus » Do 26. Sep 2019, 19:02

Helmuth hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 10:08
Thaddaeus hat geschrieben:
Mi 25. Sep 2019, 20:04
Das ist offensichtlich falsch. Gott wollte, dass der Mensch vom Baum der Erkenntnis isst.
Du meinst, Gott sagt etwas, dass er keinesfall Ernst meint?
Das ist jedenfalls die einzig mögliche Schlussfolgerung, wenn man die Geschichte als historisches Geschehen missversteht, so wie du und andere hier.
Tut man das nicht, ergibt sich das Problem überhaupt nicht.

Helmuth hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 10:08
Man kann selbstverstänlioch alles denken, was Gott dem menschlichen Denksinn ermöglicht, aber an der Konsequenz kommt keiner vorbei. Man stirbt. Auch das sagte er, und den Nachweis hat er wohl für alle Menschen bislang ausreichend erbracht.
Versteht man die Geschichte in ihrem altestamentlichen, mythologischen und erzählerischen Zusammenhang korrekt, dann kommt der Tod nicht durch diese als historisches Ereignis völlig fehlinterpretierte Geschichte in die Welt, sondern die Erzählung kommt in die Welt, weil der Mensch stirbt und darum weiß, dass er sterben muss.

Helmuth hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 10:08
Thaddaeus hat geschrieben:
Mi 25. Sep 2019, 20:04
Denn er wusste, dass der Mensch von ihm essen würde. Es kann nämlich nicht sein, dass er es nicht wusste. Sonst wäre Gott nicht Gott.
Und wieder ein Mangel an Differenzierung, Wissen verus Wille.
Dieser verqueren Logik folgend bleibt übrig, dass Gott - unter Verhängung der Todes-Strafe - nicht will, dass die Frucht gegessen wird, aber ganz genau weiß, dass sie trotzdem gegessen werden wird.

Allein dieser logische und moralische Murks als Konsequenz macht mehr als deutlich, dass die ganze Geschichte nicht so verstanden werden kann, wie du sie verstehst. Moralischer Murks ist es, weil ein Gott, der ein Verbot unter Androhung der Höchststrafe, nämlich der Todesstrafe, verhängt, aber gleichzeitig weiß, dass das vom ihm selbst als frei erschaffene Wesen dieses Verbot missachten wird, ein a-moralischer Gott ist und eben kein moralischer.

Und darum ist die zwingende Konsequenz, dass deine Auslegung der Erzählung von der verbotenen Frucht der Erkenntnis, falsch sein muss.

Leila
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#265 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Leila » Do 26. Sep 2019, 22:25

PeB hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 15:35
Leila hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 14:52
LIebe Gott
Liebe deinen Nächsten
Liebe deine Feinde
@PeB

Da ist Gottes Gegenwart

Und sie war da und als gut und böse unterschieden wurden, sah man, es gibt Feinde...

Nicht das du das etwa verstehst?
Wie käme ich dazu? ;)

Nur: brachte es den Tod, den Baum anzusehen? Oder brachte es den Tod, von seinen Früchten zu essen?
Frage: was sind denn die Früchte aus der Erkenntnis von Gut und Böse?
Die Erkenntnis von Gut und Böse selber ist jedenfalls nicht todeswürdig.

nicht Todeswürdig, kein Todesurteil.

Deine Frage, was was sind denn die Früchte aus der Erkenntnis von Gut und Böse?
Liebe zu Gott
Feindesliebe
Liebe zu deinem Nächsten.

Oder?

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Hexenjagd
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#266 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Hexenjagd » Do 26. Sep 2019, 22:27

Wenn die Strafe heisst "Ihr werdet sterben".
So gibt es Leben und Tot. Die Erkenntnis kam als Kain Abel erschlug.

Lg
5. Mose 18, 10
Es soll niemand unter dir gefunden werden, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen läßt, oder einer, der Wahrsagerei betreibt oder Zeichendeuterei oder ein Beschwörer oder ein Zauberer,

PeB
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#267 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von PeB » Fr 27. Sep 2019, 10:29

Helmuth hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 15:57
PeB hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 14:28
Es ist undenkbar, dass Gott sich hat übertölpeln lassen durch eine Entscheidung Evas, die er nicht bereits im Vorhinein kannte.
Übertölpeln kann man nur Menschen. Du musst der Sinnfrage weiter nachgehen und dabei das Denken rein menschlichen Ursprungs ausklammern.
Womöglich kannst du das. Für mich halte ich das für schwierig, da ich nicht göttlich bin. Ich bin auf die menschlichen Eigenschaften angewiesen, die Gott mir zugeteilt hat; dazu gehört auch das "rein menschliche Denken".

Vielleicht bist du gesegnet mit einem göttlichen Denken. :shock:

Helmuth hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 15:57
PeB hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 14:28
Ist es Gerechtigkeit, eine Situation zu schaffen, die eine Bestrafung rechtfertigt - obgleich man die Situation hätte vermeiden können?
Ich denke es wird Zeit den Aspekt der Ewigkeit ins Spiel zu bringen. Aus dieser Perspektive heraus ist jede Maßnahme vorübergehender Züchtigung gerechtfertigt, die dazu führt, ein ewiges Leben mit Gott zu führen anstelle ein endliches ohne Gott, weil er nichts bestraft.

Darum geht es doch gar nicht.
Es geht um die Frage des Grundes für den Baum der Erkenntnis mitten im Paradies.
Es geht noch nicht einmal um den Baum selber, sondern um seine Früchte.

Es geht NICHT darum, dass Gott uns für etwas straft, was ER verursacht hat - wie du glaubst.
Es geht darum, dass er uns vor den Konsequenzen von Handlungen warnt, die uns wie "einer von uns" machen:
1. Mose 3,22 hat geschrieben:Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut und böse ist

Bis hierhin erst einmal.
Stell dir bitte jetzt einmal die Frage, was der Baum der Erkenntnis (vor diesem Hintergrund) bewirken sollte - und was er bewirkt hat -> vor allem im Hinblick auf die Endzeit!

Dann sollte dir der Sachverhalt ziemlich klar werden.
Wenn du selber drauf kommst, ist es gut. Ansonsten erkläre ich es dir gerne.

Ich kann die Frage auch anders stellen: wozu dient die Heilsgeschichte?

PeB
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#268 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von PeB » Fr 27. Sep 2019, 10:52

Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:12
Meinst du dieser Text war den Menschen jahrhundertelang unverständlich, in denen Jesus noch nicht geboren und am Kreuz gestorben war?
Unter Umständen ja.
Denn die Heilsgeschichte zielte auf Jesus ab. Entweder Gläubige wussten/ glaubten/ ahnten das schon zu dieser Zeit oder aber nicht - dann blieb der Text unverständlich.
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:12
Diskutieren wir hier über die textinterne Logik dieser Erzählung oder über unterschiedliche Theologien, und wenn ja welche, die katholische oder die unterschiedlichsten protestantischen, die unterschiedlichen jüdischen, oder die islamische - oder nur über die von Helmuth oder nur über deine?
Wir reden über theologische Fragen und können gegebenenfalls textinterne Logik zu Rate ziehen. Reine textinterne Logik ist kein Selbstzweck.
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:12
Außerdem sagt Gott dem Menschen in diesem Text, dass er jetzt zwar ist, "wie einer von uns", die wissen was Gut und böse ist, aber eben auch, dass er sie aus dem Garten Eden vertreibt und den Cherubim da hin stellt, damit der Mensch nicht auch noch vom Baum des Lebens isst, und wird "wie einer von uns" und ewig lebe. Ich begründe doch alle meine Argumente anhand des Textes.
Nein, das sagt er nicht.
Er sagt: der Mensch ist durch die Erkenntnis von Gut und Böse jetzt schon "einer von uns" -> deshalb darf er (noch) nicht ewig leben!
Machts Klick?
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:12
Und wieso muss ich Unsterblichkeit (die niemand verlieren könnte) gehabt haben, um sie erlangen zu können?
Muss nicht. Is aber so. ;)
1) Gott hat den Menschen nach seinem Bilde geschaffen. Ist Gott sterblich?
2) Gott hat den Menschen nach dem Sündenfall vom Baum des Lebens getrennt (aus dem Paradies geworfen). War also der Mensch nun vorher mit dem Baum des Lebens vergesellschaftet oder nicht?

Der Rauswurf aus dem Paradies (Gottes unmittelbare Nähe) und die damit verbundene Trennung vom Baum des Lebens (Gottes Licht) ist doch überhaupt nichts anderes als eine Metapher für den Menschen, der durch seine Trennung von Gott erst sterblich wurde.
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:12
In der Urerzählung sterben die Menschen wie die Fliegen,
Aber doch nicht im Paradies!
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:12
wie soll das gehen, wenn sie unsterblich sind?
Jesus hat es doch vorgemacht.
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:12
Umkehr bedeutet doch nicht zum ewigen Leben zurückzukehren. Wie kommst du denn darauf? Umkehr bedeutet sich seiner Sündhaftigkeit bewusst zu werden usw.
Das ist mir schon klar.
Aber warum dann die Begrifflichkeit. Man kann auch einfach sagen: von der Sünde ablassen.
Wenn ich aber von "Umkehr" rede, ist damit eine Richtungsänderung angesprochen und ich muss fragen: Umkehr wohin? In welchen Zustand?
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:12
Ich verstehe das nicht. Was ist das für ein Phänomen PeB, kannst du mir das erklären?
Das Phänomen heißt: Denken.
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:12
Könnte es daran liegen, dass irgendwer diese Formulierung "Adam und Eva im Paradies" in die Köpfe zementiert hat, obwohl Paradies kein Wort dieses Textes ist, und so den Eindruck erweckt, dass wir ins Paradies "zurückkehren" aus dem wir gekommen sind? Der Garten Eden ist, der Name sagt es, ein Garten. Das neue Jerusalem ist eine Stadt. Garten und Stadt sind doch nicht dasselbe. Jesus sagt auch nirgends, dass wir uns im Garten Eden wiedersehen werden oder dahin zurückkehren. Im ganzen NT ist davon doch nicht die Rede. Das ist doch nicht biblisch, so viel ich weiß.
Ja genau.
Es ist ein Garten.
Und das Wort Paradies bezeichnet einen Garten:
pairi daēza (airan.): umzäunte Fläche
paradeisos (gr.): Tiergarten, Park

Kann es sein, dass es dein eigenes Problem ist, wenn du den Begriff "Paradies" mit Legenden assoziierst?

PeB
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#269 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von PeB » Fr 27. Sep 2019, 11:28

Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:42
"Ewiges Leben over!" ist in sich schon unlogisch, weil ewiges Leben dadurch gekennzeichnet ist, dass es niemals stirbt, sonst wäre es nicht ewiges Leben.
Das ist Wortklauberei.
Es geht um das Potential. Der Mensch hatte das Potential der Untsterblichkeit im Paradies, so wie er sie jetzt wieder hat durch Jesus Christus. Das ist keine Garantie. Adam und Eva hatten sich die Unsterblichkeit verwirkt durch ihr Handeln.
1. Mose 2-3 hat geschrieben: aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm isst, musst du des Todes sterben.
[...]
Nun aber, dass er nur nicht ausstrecke seine Hand und nehme auch von dem Baum des Lebens und esse und lebe ewiglich!
Im ersten Satz steht hier die Warnung und im zweiten Satz steht die erfolgte Konsequenz:
Iss davon, dann musst du sterben -> Davon gegessen, kein Zugang mehr zum Baum des Lebens.

Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:42
PeB hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 14:45
nachdem er schon vom Baum der Erkenntnis gegessen hat, darf er nicht (mehr) vom Baum des Lebens essen
Dein (mehr) steht nicht im Text, das mogelst du hier einfach rein.
Aber keineswegs!
Lies:
1. Mose 2, 16-17 hat geschrieben:Und Gott der HERR gebot dem Menschen und sprach: Du darfst essen von allen Bäumen im Garten,
17 aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen
Von ALLEN Bäumen darfst du essen (außer vom Baum der Erkenntnis) - also durften sie auch vom Baum des Lebens essen.
(Ich kann aber natürlich keine Garantier dafür übernehmen, dass sie es auch getan haben. Das wird aber nicht gesagt)
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:42
Außerdem bedeutet "ewiges Leben" bei "geworden wie unsereiner" und dem ewigen Leben des Menschen etwas ganz anderes.
Deine Interpetation?
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:42
So steht nirgends, dass Gott dauernd Früchte vom Baum des Lebens mampft, damit er weiterlebt, wie wir Popcorn im Kino in uns hineinstopfen.
Muss er auch nicht. Er ist der EWIGE.
Es geht auch nicht ums "mampfen". Der Baum ist nur eine Metapher für das Licht des Lebens, das von Gott selber ausgeht.
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:42
Unser Leben hat einen Anfang, nämlich die Schöpfung. Gott hat keinen Anfang. Gottes ewiges Leben müsste demnach länger dauern als unser ewiges Leben, was irgendwie sprachunlogisch ist.
Wieder Wortklauberei. Lass uns doch nicht über Begriffe diskutieren.
Sprachunlogisch...
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:42
Gott ohne seine Schöpfung, und damit ohne uns Menschen, müsste man der Ewigkeit die wir Menschen mit Gott erlangen können irgendwie hinzuaddieren - was halt logisch auch nicht geht. Denn unsere Ewigkeit ist eine Ewigkeit kürzer als die Ewigkeit Gottes.
Tja, die Raumzeit dieser Welt limitiert uns halt auch im Denken. ;)
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:42
Wir können also unser ewiges Leben nicht mit dem ewigen Leben Gottes vergleichen oder gar gleichsetzen, sonst gäbe es uns genau so lange wie Gott, sondern sie höchstens als eine Eigenschaft verstehen, die uns in Form des Nichtmehrsterbenkönnens eines Tages verliehen werden wird.
Wortklauberei. Rhetorische Finten...
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:42
Dieses "eines Tages" ist aber nicht "der sechste Tag", an dem alle Menschen sterben müssen. Nach Sechs kommt auch in diesem Text Sieben ... Das ist nicht der Tag des Menschen, sondern der Tag des Herrn, an dem der Mensch eben dadurch vollendet wird, ewiges Leben zu erhalten, das er vorher nicht hatte. Das entspricht der Logik des Textes.
Genau richtig!
Ich bin verblüfft. Eben darum geht es. Es geht um den siebten Tag der Heilsgeschichte (analog zum siebten Tag der Schöpfung) -> es geht um die Rückkehr zu Gott in der Endzeit, um die Heimkehr ins Paradies, die Wiedererlangung der Unsterblichlichkeit.
1. Korinther 15,54 hat geschrieben:Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14): »Der Tod ist verschlungen in den Sieg.
Offenbarung 2,7 hat geschrieben:Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt! Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, der im Paradies Gottes ist.

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Andreas
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#270 Re: Warum gab es eigentlich den Baum von der Erkenntnis von Gut und Böse?

Beitrag von Andreas » Fr 27. Sep 2019, 11:52

PeB hat geschrieben:
Fr 27. Sep 2019, 10:52
Andreas hat geschrieben:
Do 26. Sep 2019, 17:12
Meinst du dieser Text war den Menschen jahrhundertelang unverständlich, in denen Jesus noch nicht geboren und am Kreuz gestorben war?
Unter Umständen ja.
Halte ich für völlig ausgeschlossen, weil die Texte der Urerzählung, ganz besonders die ersten vier Kapitel, so viele Inhalte unglaublich dicht auf engsten Raum komprimieren, von solch ausgefeilter Wortwahl und dermaßen durchkomponiert sind. Da kann man kein einziges Wort rausnehmen. Das ist höchste literarische Kunst, so viel mit so wenig auszudrücken. Eine Meisterleistung des Weglassens. Daran erkennt man, dass die Endfassung nicht in einem Rutsch hingeschrieben worden sein kann, sondern durch viele Redaktionsprozesse gegangen ist. Es ist wirklich ausgeschlossen, dass da etwas von vielen verfasst worden ist, das die Beteiligten Autoren selbst nicht in vollem Umfang verstanden haben sollten. Es ist ein jüdischer Text und nicht ein christlicher.

PeB hat geschrieben:
Fr 27. Sep 2019, 10:52
Denn die Heilsgeschichte zielte auf Jesus ab. Entweder Gläubige wussten/ glaubten/ ahnten das schon zu dieser Zeit oder aber nicht - dann blieb der Text unverständlich.
Welchen Sinn soll denn eine Heilsgeschichte haben, die über Jahrtausende geht, wenn der Mensch eine maximale Lebensspanne von 120 Jahren hat? Was soll das Ende der Heilsgeschichte für eine Heilwirkung für einen Menschen am Anfang dieser "Geschichte" haben? Das würde nur Sinn machen, wenn der Mensch sich durch die ganze Heilsgeschichte hindurch immer wieder hindurch inkarnieren würde. Das ist aber weder jüdisches noch christliches Gedankengut.

Der Heilsgeschichtliche Tun-Ergehen-Zusammenhang ergab daher nur in einem völkischen Gedankengut mit einem eigenen Kriegs- und Volksgott Sinn, der die Geschichte eines Volkes lenkt. Weite Strecken des AT, die bis zur Rückkehr aus dem Exil und in der anfänglichen Zeit des zweiten Tempels entstanden, zeichnen solch ein Gottesbild. Das jüdische Volk war umgekehrt, und Gott gehorsam. Dieses Gottesbild brach zusammen, als Alexander der Große wieder alle Träume eines freien Gottesstaates Israel zunichte machte, weil auf das gute gehorsame Tun dennoch "Strafe auf Strafe" folgte.

Deshalb wird dieses Gottesbild mit seinem historisch-geschichtlich-weltlichen Tun-Ergehen-Zusammenhang in Texten wie Hiob und Kohelet aufgegeben und spätere Texte verlagern ihre Hoffnungen eines freien jüdischen Volkes und Jerusalems IN DER WELT auf ein eschatologisches jüdisches Volk mit seinem Jerusalem INS JENSEITS IM HIMMEL, auf eine neue "Erde" dort, weil die Wirklichkeit des realen Jerusalems nicht mehr mit dem alten Gottesbild zu erklären und in Einklang zu bringen war, kamen all die apokalyptischen Gottesbilder auf, spätestens als Juden und später Christen unter römischer Herrschaft standen und der zweite Tempel zerstört wurde, wurde aus realem, historischem Geschichtsdenken apokalyptisch-eschatologisch Geschichtsdenken. Das ist ein theologischer Wandel des Gottesbildes.

Es sind Äpfel und Birnen, denn die reale, historische Geschichte besteht ausschließlich aus Vergangenheit, während apokalyptisch-eschatologische Vorstellungen sich ausschließlich auf die Zukunft beziehen. "Heilsgeschichte" ist ja ein netter Versuch, diese Gegensätze unter einen Hut zu bringen, der aber niemandem nutzt, weil jedem halt nur diese maximal 120 Jahre zur Verfügung stehen, und besonders wir Christen eben kein Volk sind. Geschichte ist nicht die Zukunft und unsere christliche Religion keine Angelegenheit eines auserwählten Volkes. Im jüdischen Glauben ist das eine, Geschichte, mit dem anderen, Volk, untrennbar fest miteinander verbunden, aber das ist nicht auf das Christentum übertragbar. Da helfen auch sprachliche Umdeutungen von Geschichte und Volk nichts.

Denn kein anderes Volk auch nicht das Deutsche träumt davon unter der Herrschaft Israels glücklich zu werden - auch nicht unter einer messianisch-jüdisch-christlichen Weltherrschaft. Das sind - Gott sei Dank - völlig absurde Vorstellungen, wenn man sich die Wirklichkeit der Welt heute anschaut. Mit Jesus hat das jedenfalls nichts zu tun.

Aufwachen.

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