Leila hat geschrieben: ↑Di 24. Sep 2019, 08:21
Und ohne Sündenfall, wären sie nicht nötig gewesen, diese Worte Jesu, er hätte nicht kommen müssen und so viel Leid auf sich nehmen müssen....etc
Doch, denn die angebliche "Sündenfallerzählung", beschreibt nicht wie das Böse in die Welt gekommen ist, sondern wie die verantwortungsvolle Liebe in die Welt kommt.
Das kann man in diesen Texten der Schöpfung und des Garten Eden erkennen, denn die Sündenfallinterpretation, muss solche Dinge im Text ignorieren, wie eben zum Beispiel diese, dass Gott schon vor der Schöpfung ihr Ende weiß, oder dass der Satz fällt, dass alles "sehr gut" ist, was Gott erschaffen hat, nicht vor dem Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen, sondern erst lange danach - eigentlich heute, also immer dann fällt, wenn der Erzähler den Leser persönlich anspricht: siehe, alles wahr bzw. ist sehr gut.
Dass wir tatsächlich oft nicht verantwortungsvoll Gott und unseren Nächsten lieben, ist eine offensichtliche Tatsache, weil wir uns nicht an das Gebot halten, der verantwortungsvolle Hüter unseres Bruders zu sein - obwohl er doch Fleisch von meinem Fleisch und Bein von meinem Bein ist. Es gibt den biblischen Sündenfall ja - aber erst bei und ab Kain und Abel, jeden Tag bis heute - und siehe, es ist sehr gut - aber halt noch nicht vollendet.
Sterblich sind wir nicht, weil wir ein Speisegebot übertreten hätten, das ohnehin zu diesem Zeitpunkt keine Gültigkeit mehr hatet, was man ebenfalls dem Text entnehmen kann und nicht ignorieren sollte, sondern weil uns Gott aus Staub gemacht hat und der Mensch zu dem zurückkehrt, wovon er genommen ist. Das entspricht der inneren Logik des Textes, weil Gottes Schöpfung auf der Ebene himmlischer Ruhe nicht mehr nur "sehr gut" ist, sondern dort im Himmel erst vollendet wird und nicht auf der weltlichen Ebene - auch das steht im Text.
Die Schöpfung wird aus der Perspektive Gottes vom Himmel auf die Erde geschildert, die Garten Eden Erzählung beschreibt den Menschen aus der Perspektive des Menschen auf der Erde auf den Himmel hin, was bedingunslos verantwortliche Liebe ist - das ist eine der Früchte vom Baum der Erkenntnis des Guten und des Bösen, der voller samentragender Früchte hängt und der auch unsere Nahrung sein soll, weil jeder Baum uns zur Nahrund dienen soll - auch das steht im Text.
Es genügt für Jesu Auftreten völlig als Grund, dass wir, als aus dem Staub bedingte Sterbliche, noch nicht zu unbedingter himmlischer Liebe fähig sein können, bevor wir wieder zum Staub zurückgekehrt sind. Doch diese unbedingt vertrauensvolle Liebe ist unser Glaube und unsere Hoffnung. Das verkörpert Jesus, und ist deshalb der Weg, die Wahrheit und der Garant für das ewige Leben in himmlischem Frieden in dem wir vollendet sein werden.
Man sollte diese Urerzählungen mit Herz und Verstand sehr, sehr, sehr viele Male lesen, wobei einem immer wieder die Augen ein Stückchen weiter aufgehen, und wobei man jedesmal ein Stückchen umdenken muss, um ihre poetische Sprache zu lernen, damit man ihre Inhalte auch in ihrer ganzen Tiefe erfasst. Erst wenn alle Mosaiksteinchen aus diesen biblischen Textbausteinen sinnvoll, logisch und widerspruchsfrei zueinanderpassen, ohne dass auch nur ein einziges übrigbleibt, welches nicht dazupassen will, ist das Bild vollständig. Das aber ist bei der Sündenfall interpretation offensichtlich nicht der Fall. Bisher hat jedenfalls keiner, die von mir aufgezeigten Widersprüche sinnvoll auflösen können. Aber darum geht es, wenn man einen Text verstanden haben will.
Damit will ich nicht sagen, dass die Sündenfallinterpretation nicht auch ihre Berechtigung auf dem Weg der eigenen spirituellen Entwicklung hat. Doch Gehorsam kann nur einer der ersten unbeholfenen Schritte darin sein - unbedingte verantwortungsvolle Liebe ist aber sicher der letzte Schritt.