Aber dieser Satz ist erst möglich, NACHDEM er erkannt hat, dass dieses Schauen unabhängig ist von Begründungen - also NACHDEM er bedingungslos loslässt. - Und nachdem er sehr, sehr erschöpft ist.Rembremerding hat geschrieben: "Nun habe ich Gott mit meinen eigenen Auge gesehen"
Gehen wir noch mal durch:
Die Freunde Hiobs meinen, es müsse einen "selbst-verschuldeten" (heute würde man sagen: "eigen-verantwortlichen") Grund geben, warum Hiob leidet. - Für diese Version bekommen die Freunde am Ende von Gott eins auf die Mütze.
Hiob meint umgekehrt, Gott sei ungerecht, weil er, Hiob, nachweisen könne, dass er immer "rechtschaffen" gewesen sei. - Warum, fragt Hiob unter anderem, gehen die reichen Frevler straflos und geachtet in den Scheol, wenn er als Rechtschaffener in Schmach von der Welt gehen soll. - Denn es IST Schmach nach der Version der Freunde (stellvertretend für das Denken der Zeit), wenn jemand gott-gestraft/verflucht ist wie Hiob - denn Gott täte so etwas nicht ohne "selbst-verschuldeten" Grund Hiobs. - Für diese Version Hiobs, Gott sei ungerecht, bekommt Hiob eins auf die Mütze, weil Gott ihm klar macht, dass sein Leid unabhängig davon ist, ob er, Hiob, rechtschaffen ist oder nicht.
Das versteht natürlich kein Mensch - besonders heute, also in einer Zeit, die das Ich zum Zentrum macht.
Ja - insofern ist Hiob 19,25 ein echter Quantensprung: "Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und zuletzt wird er sich über den Staub erheben. 26 Und nachdem diese meine Hülle zerbrochen ist, dann werde ich, von meinem Fleisch los, Gott schauen". Erwähnenswert ist hier allerdings, dass ausgerechnet diese ungemein wichtige Bibelstelle außer bei Schlachter, Buber und Einheitsübersetzung (vielleicht gibt es noch welche, die ich nicht kenne) mehrheitlich exakt umgekehrt übersetzt wird.Rembremerding hat geschrieben:Man muss das Buch Job unbedingt mit Blick auf Christus Jesus und sein Heilswerk betrachten.
Die heutige Bibel-Exegese scheint mir mehrheitlich NICHT über die Haltung der Freunde hinauszugehen. Nicht weil sie pharisäisch wäre, sondern weil sie dann doch wieder das Handeln und die "Entscheidung" des Menschen in den Mittelpunkt stellt. - Genau das verbittet sich Gott im Buch Hiob.