closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Bei religiösen Kriegen geht es dagegen immer um den Wahn, sich im Besitz göttlicher Wahrheit zu befinden
Und wenn es so ist: Nenne mir einen größeren Krieg seit dem Mittelalter, der primär christlich und nicht sozial oder rein machtpolitisch geprägt war. -
Du sprichst hier von Dingen, die seit Jahrhunderten für Europa nicht mehr aktuell sind.
Ja, wegen der hier stattgefundenen Aufklärung sind sie seit dem 17. Jahrh. nicht mehr aktuell und werden in Europa auch nicht mehr aktuell, so lange die Aufklärung nicht vergessen und den "Erleuchteten" nicht das Feld überlassen wird.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Selbstverständlich können Kriege vernünftig sein. Deshalb werden sie aber nicht im Namen der Vernunft geführt.
Der 1. Weltkrieg war irrational und basierend auf kolonialistischem Denken und gekränktem Nationalstolz. Der 2. Weltkrieg war vernünftig und notwendig, um dem antidemokratischen deutschen, italienischen und japanischen Faschismus und der menschenverachtenden Barbarei des Nationalsozialismus Einhalt zu gebieten. Aber im Namen der Vernunft wurde keiner dieser beiden Kriege geführt.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Die Vernunft ist das Prinzip folgerichtigen Denkens und nur durch sie kann tatsächliche Wahrheit überhaupt erst erkannt werden.
1. Zustimmung
2. Da würde auch eine Fundamental-Theologe zustimmend nicken.
Mag sein: nur halten sich gerade die Fundamentaltheologen nicht an die Prinzipien folgerichtigen Denkens.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben: Sokrates hatte eingesehen, dass er, obwohl er über ein umfassendes Wissen seiner Zeit verfügte, das Universum des möglichen Wissens in seinem Leben niemals würde überblicken können. Nur deshalb musste er sich eingestehen, im Grunde nichts zu wissen, gemessen an dem, was zu wissen möglich ist. DAS machte ihn zum weisesten aller Menschen.
Meinst Du wirklich, er hat es nur quantitativ gemeint? "Ich müsste nur mehr wissen". -
Meinst Du NICHT, dass er erkannt hat, dass es Dinge gibt, die der Mensch GRUNDSÄTZLICH nicht wissen kann?
Nein, genau das hat er nicht gemeint. Platon lässt Sokrates auftreten gegen den Relativismus der Sophistik. Was Sokrates möglicherweise dachte, ist uns ausschließlich überliefert durch Platon und Xenophon. Er selbst hat nichts Schriftliches hinterlassen bzw. ist und nichts davon überliefert.
Die Tatsache aber, dass Platon Sokrates gegen den Relativismus der Sophisten in seinen Dialogen auftreten lässt, schließt aus, dass Sokrates'
"Ich weiß, dass ich nichts weiß" relativistisch gemeint sein könnte in dem Sinne, dass er etwa glaubte, nichts Sicheres erkennen zu können, wie es viele Sophisten taten.
Und ansonsten: selbstverständlich gibt es Sachverhalte, die der Mensch grundsätzlich nicht erkennen kann.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:und du seine tiefe philosophische Einsicht gar nicht verstehst.
Meine Herren - woher willst Du das wissen? Meinst Du ihn besser zu kennen, wenn Du seine Aussage rein quantitativ verstehst?
Wie Sokrates' "
Ich weiß, dass ich nichts weiß" gemeint gewesen sein muss, erschließt sich historisch-kritisch aus den Darstellungen des Sokrates durch Platon.