Pluto hat geschrieben:Wie kann das sein? "Maßstab" bedingt eine Messung.
Ja - nur kann der Mensch dies nicht be-messen.
Pluto hat geschrieben:Gegen was misst man, wenn der Maßstab unbekannt ist.
Gar nicht - man versucht hermeneutisch zu vernetzen, und guckt, wei weit man ohne Widersprüche kommt.
Das ist (aus männlicher Sicht) wie bei einer Frau: Du kriegst nicht raus , wer Dein Gegenüber ist, wenn Du SChuhgröße, Taillen-Weite und Körbchengröße misst - auch neurowissenschaftliche Beobachtungen bringen einen diesbezüglich nicht wirklich weiter. - Du tust es (unwillkürlich) hermeneutisch (selbst wenn man diesen BEgriff nicht benutzt), indem man mit seinem "WIssens-"Stand beginnt und diesen über die Zeit entwickelt. - Manchmal gibt es dabei positive, manchmal auch negative ERgebnisse.
Pluto hat geschrieben: Die Wissenschaftl schafft universelle Erkenntnisse über die Welt.
Wenn man "Universum" naturalistisch versteht und "Wissenschaft" nicht interpretativ, sondern rein sachlich versteht, kann man es vielleicht so sagen. - Aber in Bezug auf die HKM bezieht sich nur auf reine Sachaussagen ("Zur Zeit Jesu war Augustus Kaiser"), aber sicherlich nicht auf Aussagen wie "JEsus hatte eine Naherwartung (im hier kolportierten Sinn)".
Dass Augustus Kaier war, ist unabhängig von hermeneutischen Setzungen - dass das nahe Gottesreich Kernmotiv des NT ist, ebenfalls - aber nicht, wie man es zu interpretieren hat. - Da bedarf man (egal wer) eine Hermeneutik ("Wir interpretieren im Sinne des damaligen Volksglaubens"/"Wir interpretieren im Sinne eines NT-Paradigmenwechsels"). - So einfach ist es eigentlich erklärt.
Das Problem: Unter dem Namen "Wissenschaft" wird hier beides vermischt - das kann man so durchgehen lassen. - Man kann aber NICHT durchgehen lassen, dass die eine Hermeneutik "WIssenschaft" sei und die andere nicht - da wird es dann schnell ideologisch.
Pluto hat geschrieben: Beim Musizieren ist die Musik der Schlüssel zur Erkenntnis; in der Wissenschaft ist Wissen der Schlüssel.
Nachdem "Wissen" (ich beziehe mich hier auch auf Anton) immer Modell-Wissen ist, kann man das so sehen. - Aber was heißt dies in Bezug auf "das, was ist"/"Wirklichkeit"? - Jedenfalls ist es keine Automatismus.
Und wenn man diesen Gedanken wegließe, bliebe immer noch: Wie könnte man dann "Jesus hatte eine Naherwartung" als "Wissen" alias "Tatsache" verkaufen?
Pluto hat geschrieben:Wer Prämissen anlegt ist allein die Kanonik.
Eben NICHT - sobald die HKM über reine Sachaussagen ("Augustus war Kaiser") hinaus geht, hat auch sie Prämissen.
Pluto hat geschrieben:Was ist denn der Unterschied zwischen naturalistisch historisch und geistig historisch?
Schwierige Frage, weil man damit schon wieder definieren müsste, was "historisch" ist ("methodische oder ontische Größe" - Du meinst es wahrscheinlich hier ontisch, also was WIRKLICH war). - Und was wäre "geistig"? Bei Dir wahrscheinlich "Geist als Folge von Materie", bei mir umgekehrt.
Deshalb etwas anders formuliert (falls Du folgendes damit gemeint hast):
Was ist bei Jesus/der Bibel materiell ermittelbar, was damals wirklich war, und wann spirituell? - Da wäre meine Antwort, dass es beide Wege gibt, um das (immer nur annäherungsweise) zu ermitteln, was wirklich war. - Kritisch-rational betrifft dies äußere Dinge ("Politisch-historisches Umfeld"/"Damals übliche Glaubenswelt"/"Quellen-Analyse physikalisch und stilistisch"/ etc) - spirituell betrifft es Verständnisdinge ("Was hat Jesus eigentlich wirklich gemeint?").
Das Problem: Diese Frage nach dem "was hat er wirklich gemeint" ist (s.o.) nur hermeneutisch angehbar, weil man vorausschicken muss, unter welchen Annahmen man diese Frage beantworten will. - War er nur eine Wanderprediger, was ja gut möglich ist: Dann ist bspw. der Satz "Ich bin die Wahrheit" eher etwas für den Psychologen. - War er tatsächlich göttlich, was ja ebenso möglich ist: Dann hat dieser Satz ein ganz anderes Gewicht.
Kann man "nur menschlich" oder "auch göttlich" wissenschaftlich entscheiden? - Nein, nicht falsifizierbar.
Pluto hat geschrieben:Anders gefragt: Kann es in der Vergangenheit zwei Realitäten gegeben haben (eine Naturalistische und eine Geistige)?
Nein - es gibt nur Eine. - Das Sein ist unteilbar. - Aber welches ist das? - Nicht falsifizierbar/nachweisbar.