sven23 hat geschrieben:Die Studie Die Interpretation der Bibel in der Kirche (1993) der Päpstlichen Bibelkommission von Johannes Paul II., das auf Initiative und nach dem Entwurf des damaligen Kommissionspräsidenten Kardinal Joseph Ratzinger entstand, empfahl erstmals, den synchronen kanonischen Zugang zusammen mit der zum echten Bibelverständnis unverzichtbar bezeichneten diachronen historisch-kritischen Methode anzuwenden: „Dadurch soll die historisch-kritische Methode nicht ersetzt, sondern ergänzt werden.
Quelle: Wikipedia
Naja - das ändert aber nichts daran, dass die apriorifrei-gehaltene HKE als Basis-Reservoir gelobt wurde. - Die heremeneutische Ergänzung ist eh nötig, wenn man auch ein Verständnis im Sinne von Apg. 8,30 verstehen will. - Aber das sollte nicht in der HKE sein - insofern stimme ich den Kritikern zu.
Das ideale und eigentlich normale Gespann wäre:
1) Grundverständnis = HKE (hermeneutik-frei)
2) Sinnverständnis im Sinne von Apg. 8,30 = christliche Exegesen (oder jüdische Exegesen)
sven23 hat geschrieben:Apriorifrei heißt hier, dass keine vorangestellten Glaubensbekenntnisse benötigt werden.
Keine religiöse Glaubensbekenntnisse - ja, das ist richtig, weil das Stufe 2) wäre. - So meint es auch Ratzi.
sven23 hat geschrieben:Wenn man nun die Texte historisch-kritisch bearbeitet und schiebt die Glaubensbekenntnisse hinterher, hat man denselben unwissenschaftlichen Kuddelmuddel.
Falsch - da, wo die HKE nach eigener Selbst-Definition aufhören muss/MÜSSTE, muss doch jemand anderes anschließen.
sven23 hat geschrieben:Bultmann sagt doch zu Recht, dass die historische Jesusforschung auch ein Stück weit Geschichtswissenschaft betreibt.
Vermutlich kann man auch "Geisteswissenschaft" so oft umdefinieren, dass nur der drin ist, den man drin haben will. - Frage: Ist das inhaltliche Verstehen von "Faust 1" von Goethe oder Shakespeares "McBeth" eine Sache der Geisteswissenschaft oder nicht?
sven23 hat geschrieben: closs hat geschrieben:
Insofern ist die Aussage richtig, dass der christlich hermeneutische Jesus ein anderer ist als der säkular apriorifreie Jesus, der überhaupt nicht auf die Idee kommen dürfte, wertend diese Gegenüberstellung zu machen, da es sich um zwei vollkommen unterschiedliche Ebenen handelt.
Das sage ich doch schon seit Äonen.
Verbal sagst Du dasselbe, aber Du meinst etwas ganz anderes damit. - Du stellst zwei Sachen gegenüber ("A = wirklichkeits-authentischer als B"), die nicht gegenüberstellbar sind - im Grunde sagst Du: "Eine Linie ist besser als eine Kugel".
sven23 hat geschrieben:die historisch-kritische Forschung ist keine Falle, sondern der einzige Weg, Licht ins mythologische Dunkel zu bekommen.
Wenn es um Mythologie gehen soll, kann das eventuell richtig sein - aber das ist gerade NICHT der Sinn von Apg. 8,30.