Abraham, der Stammvater Israels

Themen des alten Testaments
Pluto
Administrator
Beiträge: 43975
Registriert: Mo 15. Apr 2013, 23:56
Wohnort: Deutschland

#1 Abraham, der Stammvater Israels

Beitrag von Pluto » Mo 14. Jan 2019, 10:23

Eine etymologische Ableitung des Namens "Abraham" aus dem Hebräischen existiert nicht. Die Form "Abram" erscheint in der Bibel nur in Genesis 11,26 - 17,5, Nehemia 9,7 und 1.Chronik 1,26. Ansonsten erscheint überall gleichbleibend der Name Abraham, der auch von sonst keinem anderen biblischen Protagonisten getragen wird. Es existiert ferner auch keine außerbiblische Namensparallele. In akkadischen Keilschrifttexten des 19. Jahrhunderts v.u.Z. finden sich "A-ba-am-ra-ma", "A-ba-ra-ma" oder auch "A-ba-am-ra-am". Im Ugaritischen findet sich "Abrm", doch dies wurde wahrscheinlich wie "A-bi-ra-mi" ausgesprochen. Es gibt keinerlei Beweise, dass Abram eine Kurzform für Abirami gewesen wäre. Betrachten wir "Abram" aber als einen zusammengesetzten Namen, so könnte das erste Namenselement von "ab" abgeleitet werden, dem bekannten semitischen Terminus für "Vater". Der zweite Namensbestandteil könnte entweder aus dem akkadischen "ra amu" hergeleitet werden, was so viel wie "lieben" bedeuten würde. Wahrscheinlicher für das zweite Namenselement wäre aber die westsemitische Wurzel "rwm" für "erhöht sein". "Erhöhter Vater" wäre meiner Meinung nach die beste Übersetzung für "Abram" und somit nichts anderes als ein Synonym für den Mondgott Nanna.
Aus: Biblische Mythen von Albert Wittine.

Was hält ihr von dieser Darstellung, die Abraham dem Mondgott "Nanna" gleichsetzt?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

Munro
Beiträge: 7274
Registriert: Do 11. Jan 2018, 15:36

#2 Re: Abraham, der Stammvater Israels

Beitrag von Munro » Mo 14. Jan 2019, 14:28

Pluto hat geschrieben:
Mo 14. Jan 2019, 10:23
Was hält ihr von dieser Darstellung, die Abraham dem Mondgott "Nanna" gleichsetzt?


Klingt interessant! :idea:

Ich werde darüber nachlesen! :wave:
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

Munro
Beiträge: 7274
Registriert: Do 11. Jan 2018, 15:36

#3 Re: Abraham, der Stammvater Israels

Beitrag von Munro » Mo 14. Jan 2019, 14:33

Hier habe ich diese Namensdeutung gefunden:

Name bedeutet: von jenseits des Flusses (altorientalisch)
oder (volksetymologisch): Vater der Menge (hebr.)

Mehr über Abraham: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienA/Abraham.htm

Btw: Es gibt auch einen katholischen und auch andere Gedenktage für ihn:

Gedenktag katholisch: 9. Oktober
bedacht im "Eucharistischen Hochgebet I"
Diözesankalender Mainz
als Vorfahre Jesu: 24. Dezember

Gedenktag evangelisch: 9. Oktober (LCMS)

Gedenktag orthodox: 21. August, 9. Oktober

Gedenktag armenisch: 17. Januar, 26. Dezember
liturgische Feier am 2. Donnerstag nach dem Verklärungssonntag

Gedenktag koptisch: 21. August

Gedenktag syrisch-orthodox: Dienstag nach Ostern, 21. August, 22. August, 6. Oktober, 16. Dezember
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 832
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

#4 Re: Abraham, der Stammvater Israels

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Mo 14. Jan 2019, 16:37

Pluto hat geschrieben:
Mo 14. Jan 2019, 10:23
Was hält ihr von dieser Darstellung, die Abraham dem Mondgott "Nanna" gleichsetzt?

Das kann sehr gut sein.

Josua 24,2 Und Josua sprach zu dem ganzen Volke: So spricht Jahwe, der Gott Israels: Eure Väter wohnten vor alters jenseit des Stromes, Tarah, der Vater Abrahams und der Vater Nahors, und sie dienten anderen Göttern.

Abraham kam ja gebürtig aus Ur in Chaldäa und dort wurde der Mondgott verehrt. Es wäre also recht naheliegend, dass sein Vater ihm einen entsprechend religiös geprägten Namen gab
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

PeB
Beiträge: 3712
Registriert: Do 15. Mär 2018, 19:32

#5 Re: Abraham, der Stammvater Israels

Beitrag von PeB » Mo 14. Jan 2019, 16:41

Pluto hat geschrieben:
Mo 14. Jan 2019, 10:23
Eine etymologische Ableitung des Namens "Abraham" aus dem Hebräischen existiert nicht. Die Form "Abram" erscheint in der Bibel nur in Genesis 11,26 - 17,5, Nehemia 9,7 und 1.Chronik 1,26. Ansonsten erscheint überall gleichbleibend der Name Abraham, der auch von sonst keinem anderen biblischen Protagonisten getragen wird. Es existiert ferner auch keine außerbiblische Namensparallele. In akkadischen Keilschrifttexten des 19. Jahrhunderts v.u.Z. finden sich "A-ba-am-ra-ma", "A-ba-ra-ma" oder auch "A-ba-am-ra-am". Im Ugaritischen findet sich "Abrm", doch dies wurde wahrscheinlich wie "A-bi-ra-mi" ausgesprochen. Es gibt keinerlei Beweise, dass Abram eine Kurzform für Abirami gewesen wäre. Betrachten wir "Abram" aber als einen zusammengesetzten Namen, so könnte das erste Namenselement von "ab" abgeleitet werden, dem bekannten semitischen Terminus für "Vater". Der zweite Namensbestandteil könnte entweder aus dem akkadischen "ra amu" hergeleitet werden, was so viel wie "lieben" bedeuten würde. Wahrscheinlicher für das zweite Namenselement wäre aber die westsemitische Wurzel "rwm" für "erhöht sein". "Erhöhter Vater" wäre meiner Meinung nach die beste Übersetzung für "Abram" und somit nichts anderes als ein Synonym für den Mondgott Nanna.
Aus: Biblische Mythen von Albert Wittine.

Was hält ihr von dieser Darstellung, die Abraham dem Mondgott "Nanna" gleichsetzt?
Ich verstehe nicht, wie sich aus einem ugaritischen und einem westsemitischen Namensbestandteil ein elamischer Mondgott ableiten lässt.
Sehr weit hergeholt.

PeB
Beiträge: 3712
Registriert: Do 15. Mär 2018, 19:32

#6 Re: Abraham, der Stammvater Israels

Beitrag von PeB » Mo 14. Jan 2019, 16:42

ProfDrVonUndZu hat geschrieben:
Mo 14. Jan 2019, 16:37
Abraham kam ja gebürtig aus Ur in Chaldäa und dort wurde der Mondgott verehrt. Es wäre also recht naheliegend, dass sein Vater ihm einen entsprechend religiös geprägten Namen gab
in westsemitisch?

Benutzeravatar
ProfDrVonUndZu
Beiträge: 832
Registriert: Do 11. Aug 2016, 08:16

#7 Re: Abraham, der Stammvater Israels

Beitrag von ProfDrVonUndZu » Mo 14. Jan 2019, 17:15

Die Komposition ist wohl typisch westsemitisch, aber ansonsten sind die Wurzeln auch im biblischen Hebräisch üblich.
"Viele, die leben, verdienen den Tod. Und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben? Dann sei auch nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand." - Gandalf in J.R.R Tolkien - Herr der Ringe, Band 1

Abischai
Beiträge: 3190
Registriert: Sa 27. Apr 2013, 14:25

#8 Re: Abraham, der Stammvater Israels

Beitrag von Abischai » Mo 14. Jan 2019, 19:18

Hebräisch ist semitisch.
Abram ist eigentlich ein sehr einfach zu zuerlegendes Wort: Ab und Ram. In der Vorfahrenschaft gab es einen Ram und Ab (Vater) bedeutet damit kombiniert: "Der Vater ist Ram", Abram ist also irgend ein Nachkomme Rams. Das Wortspiel, dessen Gott sich später bedient, indem er diesen Mann Abraham benennt ("Vater vieler Völker") hat mit dem Chaldäergötzen nichst zu tun. Da sind wir im deutschsprachigen Raum viel näher dran als alle andere Völker.
Abrams Familie war ein Fremdkörper in Chaldäa, Semiten im Umfeld von Hamiten, oder irre ich mich da gar zu sehr? Entscheidend ist die Genealogie der Familie Abrams, die stammen von Sem ab, und als Abram seine zunächst bedauernswerte Kinderlosigkeit betrachtet, lebte Sem noch irgendwo im Kaukasus als sehr alter Mann.
Meine Hilfe kommt von Jahweh, der Himmel und Erde gemacht hat. [Ps 121;2]

Munro
Beiträge: 7274
Registriert: Do 11. Jan 2018, 15:36

#9 Re: Abraham, der Stammvater Israels

Beitrag von Munro » Mo 14. Jan 2019, 19:58

Pluto hat geschrieben:
Mo 14. Jan 2019, 10:23
Was hält ihr von dieser Darstellung, die Abraham dem Mondgott "Nanna" gleichsetzt?

Ich habe jetzt mal über den Mondgott Nanna nachgelesen:

Seine Residenz ist die aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. noch gut erhaltene Zikkurat von Ur, der Tempel EkiÅ¡nugal. Hohepriesterin des Nanna war in der Regel die Tochter des sumerischen Herrschers von Ur. Die Erscheinungsformen waren vielfältig und wechselten im Laufe der Zeit. In Mesopotamien erscheint die Mondsichel waagerecht am Firmament. Als Mondsichel wurden Deutungen als Hörner eines Stieres oder als Bogen vorgeschlagen. Der tatsächliche mythologische Hintergrund bleibt jedoch unklar.

In der Ur-III-Zeit symbolisierten den Mondgott das hölzerne Wagenrad, ein Trog, eine halbe Krone und die Niere. Die gewöhnliche ursprüngliche Ableitung als doppelt liegende Mondsichel für die wachsende Frucht, das Auge oder das Rundboot (akkadisch quppu) gilt als wahrscheinlich. Noch heute wird im Irak die Mondsichel mit dem Rundboot verglichen.

Ein spätakkadischer Mythos versucht mithilfe der Figur Suen eine Mondfinsternis zu erklären: die Götter Sin, Ischtar und Å amaÅ¡ versuchen, Anteil an der Macht des Gottes Anu zu erlangen. Dieser sendet daraufhin seine Kinder, die Siebengottheit gegen Sin aus, die diesen umzingeln und blockieren. Erst durch das Eingreifen Enkis wird er befreit.


https://de.wikipedia.org/wiki/Nanna_(Gott)

In den verschiedensten Religonen gibt es wohl viele verschiedene Mondgötter und Sonnengötter.
Jean Paul Getty:
Die Sanftmütigen werden die Erde besitzen, aber nicht die Schürfrechte.

Ziska_Deleted

#10 Re: Abraham, der Stammvater Israels

Beitrag von Ziska_Deleted » Mo 14. Jan 2019, 20:19

Abram bedeutet: „Vater ist hoch“ oder „Vater ist erhaben“
Abraham bedeutet: „Vater eine Menge“ oder „Vater von vielen“

Antworten