Sagt doch keiner, dass du das wollen sollst. Niemand will sterben. Selbst jemand der sich umbringt, um einer unerträglichen Situation zu entfliehen, würde sich, wenn er die Chance hätte, wohl lieber für eine Alternative entscheiden, bei der er dieser Situation entfliehen kann UND überlebt.
Was das Akzeptieren angeht, was ist die Alternative?
Wenn es keinen Gott o.ä. gibt und mit unserem Tod tatsächlich Schluss für uns sein sollte, dann ändert sich daran auch nichts, nur weil ich glaube, dass mich ein Nachleben erwartet. Natürlich würde ich dann etwas unbesorgter leben und der große Vorteil hier wäre ja, dass selbst wenn ich bei meinem Tod aufhöre zu existieren, dann würde ich nie den Punkt erreichen, wo ich erkennen kann, dass ich mich geirrt habe, denn zu diesem Zeitpunkt bin ich ja dann schon nicht mehr da.
Jetzt kommt aber das Problem, das ich hier habe. Ich glaube nicht an einen Gott, ich glaube nicht, dass wir so etwas wie eine Seele haben, ich glaube nicht an ein Nachleben, das bedeutet ich bin nicht in der Position, mir ein Nachleben einreden zu können ohne mir gleichzeitig darüber bewusst zu sein, dass ich es mir einrede. Welche Alternative außer Akzeptanz, außer meinen Frieden mit meiner Endlichkeit zu schließen, habe ich also?
Naja eigentlich tu ich doch genau das nicht. Wer an ein Leben nach dem Tod oder vergleichbares glaubt, verdrängt seine Endlichkeit und sieht den Tod nur als Übergang zur nächsten Phase seiner Existenz und alles wird ganz toll und man sieht seine Familie wieder und man ist bei Gott und was weiß ich noch alles.Ich denke, dass du oder auch andere den Tod verdrängen oder das, was damit zusammenhängt.
Ich weiß, dass ich sterben werde und ich denke, dass ich dann nicht mehr existieren werde, weil ich keinen Grund sehe etwas anderes anzunehmen. Diesen Umstand verdränge ich nicht, er macht mir aus den genannten Gründen nur einfach keine Angst mehr. Ich bin mir natürlich bewusst, dass ich in meinem Tod die einfachste Rolle habe, ich muss nur sterben, meine Liebsten müssen damit umgehen. Um eins auch noch klarzustellen, meine Ausführungen beziehen sich immer auf den Tod selbst. Was den Sterbeprozess angeht, bin ich voll bei Pluto, da habe ich durchaus Angst, dass meine letzten Stunden (oder noch schlimmer Tage o.ä.) von Schmerzen etc. gekennzeichnet sind, denn den Teil nehme ich ja noch wahr.
Es gibt Menschen, allen voran natürlich meine Kinder, für die ich sterben würde, ja.Würdest du dein Leben für jemanden anderen aktiv opfern?
Wie ich bereits schrieb, von Wollen kann nicht die Rede sein. Und ja, natürlich stehe ich dem Tod hilflos gegenüber, ich erwarte nicht, dass die Wissenschaft in den paar Jahrzehnten, die mir (hoffentlich) noch bleiben einen derartigen Fortschritt macht, dass ich in den Genuss eines ewigen Lebens kommen würde. Ich habe also im wahrsten Sinne keine Hilfe, die mich vor dem Tod bewahrt.Nein, ich glaube, wir wollen alle nicht sterben und egal, wie sehr wir uns belügen, stehen wir dem Tod nicht gefasst gegenüber, sondern einfach nur hilflos.
Meine Gefasstheit lasse ich mir hier aber nicht absprechen, auch wenn es dir schwer fallen mag, das nachzuvollziehen.
Ich glaube ein wichtiger Faktor für die Angst vor dem Tod ist der Gedanke, dass man in die Situation kommen könnte, dass man tot ist und plötzlich mit der Gewissheit konfrontiert ist, dass man ganz viel nicht mehr tun kann und man weiß nicht, wie man mit diesem Kummer, diesem Bedauern zurecht kommen sollte.
Aber auch hier kann ich nur sagen, dass ich keinen Grund sehe, zu glauben, dass ich in dieser Situation sein werde, da ich eben schlicht und einfach gar nicht mehr sein werde.