Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Philosophisches zum Nachdenken
closs
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#481 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » So 3. Mär 2019, 14:47

sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:33
Dann müßtest du darlegen, worin der Unterschied deiner Privatdefintion von "christlicher Fügung" besteht und der allgemeinen Definition von Fügung.
Privat-Definitionen meinerseits sind meistens nicht nötig - Du hältst viel für "privat", was ganz normale christliche Lehre ist. - Lies mal folgendes:

" Je nachdem wie viel Entscheidungsspielraum dabei dem freien Willen des Menschen gegenüber dem vorbestimmten oder vorgesehenen Schicksal zugestanden wird, gehen diese Vorstellungen recht weit auseinander und reichen von expliziter Ablehnung des Schicksalsbegriffs in vielen christlichen Richtungen über einen schicksalhaften Bestimmungsglauben, wie er beispielsweise im Islam betont wird, bis hin zu der Vorstellung einer Prädestination des Seelenheils, also der Vorherbestimmung des zukünftigen Schicksals eines Menschen nach seinem Tod" (wik)

Konkret heißt das (*mache ich es Dir mundgerecht*), dass es im Christentum BEIDES gibt - siehe oben blau. - Hier denke ich eher katholisch, wobei mein Willensverständnis etwas anders ist als bei den Katholiken. - Aber darum geht es nicht - es geht darum, dass "Fügung" und "explizite Ablehnung des Schicksalsbegriffs" vereinbar sind.

sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:33
Theologen beschweren sich über Esoteriker?
Nein - über die Nichterreichbarkeit per Vernunft und Intelligenz.

sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:33
Hier spiegelst du mal wieder deine Meinung und legst sie sogar anderen in den Mund.
Willst Du damit sagen, dass sich Deine Fraktion NICHT in Sachen Vernunft und Aufklärung überlegen fühlt?

sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:40
Ähm, doch, denn es ist die Konsequenz aus deiner Behauptung, dass eine Aussage gleichzeitig wahr und falsch sein kann. Genau das hat Thaddäus dir aufgezeigt.
Schlicht dummdreist falsch - wie oft soll ich es noch erklären?

sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:40
Das ist aber definitiv in der historischen Forschung nicht der Fall.
Das ist auch in der kanonischen Forschung nicht der Fall - auch da wechselt man die Hermeneutik nicht. - Was redet Ihr da für einen Schrott?

sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:40
Deshalb ist die HkM die Standardmethode und nicht die kanonische Exegese. Das hat sogar die päpstliche Bibelkommission begriffen, nur der closs hinkt mal wieder hinterher. :roll:
Und auch das hast Du falsch verstanden. - Thaddäus hat in vielen Punkten unrecht, was ihrer Denkformatierung und System-Sicherheit geschuldet ist. - Du bist Thaddäus gegenüber keine 1% so kritisch wie mir gegenüber - und verstehst komplett falsch, was Ratzinger meint.

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Andreas
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#482 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Andreas » So 3. Mär 2019, 15:02

Du verschiebst die Torpfosten bei der kleinsten Gelegenheit, um deine Unzulänglichkeiten zu verbergen: Aus meiner Antwort auf deine Frage, "von wem das sei?" machst du sinnentstelltes Zitatengeschnetzeltes auf deine unnachahmliche Art ...
Andreas hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:31
closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 11:33
An diesem Zitat ist einiges falsch oder mindestens schräg - von wem ist es?
Mei, überflieg' Texte halt nicht nur immer. Alles was nicht mittels Zitatfunktion zwischen

Zitat Anfang Thaddäus spricht
------------------------------------------

und

------------------------------------------
Zitat Ende

steht ist von Thaddäus, ich hab den Originalbeitrag doch auch noch extra verlinkt. :roll:
... das:
closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:35
Gerade, weil ich gescheit gelesen habe, stelle ich erhebliche Mängel fest.
Vollpfosten!

closs
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#483 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » So 3. Mär 2019, 15:12

Andreas hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 15:02
Du verschiebst die Torpfosten bei der kleinsten Gelegenheit, um deine Unzulänglichkeiten zu verbergen: Aus meiner Antwort auf deine Frage, "von wem das sei?" machst du sinnentstelltes Zitatengeschnetzeltes auf deine unnachahmliche Art ...
Nicht akzeptabel, was Du da machst. - Von "Torpfosten verschieben" sprichst Du, wenn nur die geringste Differenzierung innerhalb einer Diskussion stattfindet. - Die Antwort auf meine Frage "Von wem das sei" habe ich akzeptiert und Dir gleichzeitig zur Kenntnis gegeben, dass ich das einschlägige Zitat inhaltlich gelesen habe und kritisiere. Ich habe halt nicht mitgekriegt, dass das immer noch Thaddäus war - *in Staub mich wälze*.

Wo ist Deine INHALTLICHE Auseinandersetzung - Du gierst nach Lücken, in die man Salz streuen kann. - Ansonsten: Vielen Dank für Deine Heidegger-info - das kannte ich nicht, weil ich Heidegger mehr unter dem Gesichtspunkt Sein vs. Seiendes gelesen habe.

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#484 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Pluto » So 3. Mär 2019, 15:26

closs hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 20:18
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:24
Streng genommen, können richtig eingestellte Messgeräte nicht falsch sein.
Du fängst an, NACHDEM die Frage geklärt ist, um die es hier geht. Du gehst einfach davon aus, dass Gucken und Messen und Gemessenes verbunden sind (was ich ebenfalls GLAUBE - aber Du GLAUBST es nicht, sondern meinst zu WISSEN, dass es so ist).
Ja. Ich glaube fest daran, dass Messgeräte NICHT lügen.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:24
Vernünftig ist also immer anthropogen. Es kann gar nicht universal sein. Wir müssen uns auf eine Definition einigen, erst danach können wir sagen etwas ist vernünftig.
Genau so. - Dann aber kann man nicht beanspruchen, über Universales anthropogen urteilen zu können!!! - Insofern würde ich "anthropogene Vernunft" als höchstes verfügbares Mittel bei pragmatischen Fragen bezeichnen - also voll ausreichend für den Alltag.
Das ist mir zu eng gesehen. Wir können NUR anthropogen urteilen. Das tust du genauso.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:24
Das sind keine Vorannahme eines HKE-lers. Er setzt nichts.
Falsch - mit der Wahl seines Modells und seiner Methodik kommt er nicht umhin, etwas zu setzen.
Das ist genau das, was ich meine. Du schaffst es nicht zu akzeptieren, dass man neutrale Ergebnisse NUR ohne Vorannahmen erzielen kann.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:24
Du bist davon besessen, dass immer Vorannahmen gesetzt werden müssen, und willst nicht akzeptieren, dass man an Texte möglichst ohne Vorannahmen herangehen sollte.
Weil es nicht GEHT.
Doch, es geht.
closs hat geschrieben:Der HKM-ler geht an den Text, als sei es ein normaler antiker Text - aber das heißt doch nicht, dass diese Herangehensweise keine Vorannahmen hätte.
Dann sage mir welche Vorannahmen er trifft.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:24
Die wissenschaftliche Methode führt immer zum Ziel, manchmal zu einem Ziel das dir nicht gefällt
"Wissenschaft" ist nicht mein Problem, sondern deren Vereinnahmung für Weltanschauung.
Was Leute wie du alles unterstellen...
Korrekt geführte Wissenschaft führt nicht zu einer Weltanschauung.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:24
Wir Wissenschaftler sind immer bereit unsere Meinung zu ändern. Der Pumkt ist, wissenschaftliche Methodik funktioniert in der Praxis.
Alles richtig - aber doch nur im Rahmen ihrer Vorannahmen.
Welche Vorannahmen. Du scheinst dich immer noch nicht vom Begriff "Vorannahmen" trennen zu wollen.
closs hat geschrieben:Eine dieser Vorannahmen ist, dass "Wirklichkeit" so zu definieren sei, dass sie ausnahmslos wissenschaftlich untersuchbar sei - und schon hat man den Sack zu gemacht.
Wissenschaft funktioniert in dem sie zum Ziel führt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:24
Und danach?
Danach wird das Gehirn (nach dem Glauben spirituell Denkender) zu Matsch und die Existenz bleibt als eigentliche geistige Größe vorhanden.
Und wo werden Erinnerungen abgespeichert?
closs hat geschrieben:Lies dazu mal Viktor Frankl, der zwischen physischer, seelischer und geistiger Natur des Menschen unterscheidet - letztere ist für ihn (in christlicher Anlehnung - oder gar jüdischer Anlehnung?) unabhängig von Physis und Seele, sondern nur zu irdischen Lebzeiten damit verbunden.
Frankl ist Teil einer ganz kleinen Minderheit. Zudem hat sich die Wissenschaft des Gehirns enorm weiter entwickelt.

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:
Sa 2. Mär 2019, 15:24
Aha! Wie erklärst du dann, dass so viele Menschen (auch Christen) am Leben festhalten?
Natürliche Trägheit. - Man hält an dem fest, was man hat - zumal die Existenz in der Schöpfung ja gott-gewollt ist.
Das mag auf einige wenige Menschen ziteffen aber nicht auf große Masse.

closs hat geschrieben:Es geht mir darum zu zeigen, dass es immer eine höhere Warte gibt, aus der das, was man selber vertritt immer "Flacherdlertum" ist.
Naja... Das ist eine gute Definition für den immer kleiner werdenden Gott der Lücken. Dort wo Wissenschaft noch nicht vorgedrungen ist, herrscht Gott. Doch dieser Spielraum schrumpft von Tag zu Tag.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Andreas
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#485 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Andreas » So 3. Mär 2019, 15:27

Inhaltlich geht mit dir einfach beim besten Willen nicht, weil Fairness nicht dein Ding ist: Wieder gibt es von dir nur Zitatengeschnetzeltes als Antwort:
closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:35
Andreas hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:31
Auch für die Wirklichkeit von Tieren, die keinen Glaubensentscheid geleistet haben, die nicht vom 21. Jahrhundert falsch formatiert wurden, aber dennoch seit Millionen Jahren vernünftig begründete Entscheidungen treffen,
Tiere treffen keine vernünftig begründete Entscheidungen, es sei denn, sie sind ich-reflexions-fähige Wesen.
Weil du die Inhaltliche Begründung meiner Aussage einfach abschneidest, und so tust, als hätte ich kein inhaltliches Argument geliefert:
Andreas hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:31
Auch für die Wirklichkeit von Tieren, die keinen Glaubensentscheid geleistet haben, die nicht vom 21. Jahrhundert falsch formatiert wurden, aber dennoch seit Millionen Jahren vernünftig begründete Entscheidungen treffen, wie die zur Flucht vor einem Feind, weil sie durch Wahrnehmung gelernt haben, wer ein Feind ist und wer nicht, da die Wirklichkeit ihres Weiterlebens nicht vom Sündenfall des Menschen sondern von ihrer richtigen Wahrnehmung abhängt.
Deshalb ist es reine Zeitverschwendung mit dir zu diskutieren. Das geht mir von der Lebenszeit ab, die ich sinnvoller nutzen kann.

Gott segne dich.

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#486 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von closs » So 3. Mär 2019, 15:56

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Deshalb nichts zur Sache tut, weil Du Deine Wirklichkeit vorschützt, die Du nur als persönliche Meinung vertreten kannst.
Das ist meine DEFINITION. - Du DEFINIERST insofern anthropozentrisch, als dass Du anscheinend "Wirklichkeit" davon abhängig machst, ob sie menschlicher Prüfung standhält - das halte ich für Hybris.

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Muss aber sein. Denn Du erhebst diese Meinung hier im Forum ja immer zu einem allgemeinen Prinzip. Zu einem allgemeinen Prinzip, ohne dies dann als persönliche Meinung zu kennzeichnen.
Eigentlich geht es mir eher darum, welche Meinung welche Konsequenzen hat. - Wenn man "Wirklichkeit" von menschlicher Prüfung abhängig macht, kann man konsequenterweise nicht gleichzeitig beanspruchen, dass "Wirklichkeit" unabhängig von anthropogenen Parametern wäre. - Wenn man - wie Lena - "Wirklichkeit" als das versteht, was das jeweilige Individuum erlebt, kann man konsequenterweise "Wirklichkeit" nicht objektivieren (was Lena auch nicht tut).

Weder Deine oder Lenas oder meine DEFINITION sind ein allgemeingültiges Prinzip. - Im Gegenteil: Ich kann mir sogar vorstellen, dass Lena recht hat: "Wirklichkeit ist das, was wir als solche erleben". - Ich weiß es aber nicht. ----- Möglicherweise sind die bekannten QM-Fälle sogar der richtige Ansatz: Wahrnehmung MACHT Wirklichkeit. - Weiß ich's? Nein (dann wären wir wieder ziemlich nah an Descartes' radikal-skeptizistischen Fragen).

Mir geht es um den konsequenten Umgang mit dem, was man hermeneutisch vorannimmt - und kein Ragout und unsauberes Denk-Gerutsche.

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Als "Existenz und Entität" wieder ganz auf Dein Wirklichkeitskonzept bezogen. Wissenschaft bezieht sich aber nicht darauf.
Das weiß ich - das habe ich in der Tat von Dir gelernt und verstanden (vielleicht kannst Du es auch mal Deinen Wissenschafts-Kollegen beibringen :devil: ). - Und nochmal: Die WISSENSCHAFT in DEINER Darstellung ist überhaupt kein Problem. - Es geht allenfalls um die weltanschauliche Überhöhung von Wissenschaft ins Weltanschauliche hinein - das fängt schon an mit Sätzen wie: "Wissenschaftliche Ergebnisse sind ontische Wirklichkeit" oder so ähnlich. - Siehe Thaddäus und die von mir ansonsten extrem geschätzte Janina - plus andere.

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Das sind die, die Dir in ihren Anschauungen am nächsten stehen, obwohl genau Ihr Euch aus genau diesem Grund am meisten "zankt".
Was soll man denn aus DEINER Sicht tun? - Das Wort "Wirklichkeit" abschaffen? - Wie nennst Du es, WENN unbekannterweise 1,23 Milliarden Lichtjahre von hier ein Planet voller Steinwüsten rumfliegt? - Nennst Du es "Umpf" oder "Wirklichkeit" - "Faktum" wohl nicht, weil "Faktum" menschen-gemachtes ist - vielleicht "Tatsache"? - Oder doch "umpf"?

Was ich damit sagen will: Man bekommt "etwas" nicht dadurch weg, dass man ihm die Sprache entzieht.

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Weil diese Existenz/Entität unzugänglich ist, selbst wenn wir anzunehmen geneigt sind, es gäbe so etwas?
Das ist aus meiner Sicht kein Argument. - Man kann sagen "Ich komme nicht ran", aber es wäre doch unvernünftig zu sagen "Weil ich nicht rankomme, kann es nicht SEIN". - ERgo ist es vernüftig zu sagen "Auch wenn ich an etwas nicht rankomme, kann es sein".

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Bei Plato konnte diese Wirklichkeit ja noch als sinnvoll in seinem Erklärungsmodell der Erkenntnisgewinnung bezeichnet werden. Nur werden die Erkenntnisse, unser Wissen, eben nicht so generiert, wie der Platon es sich gedacht hat, wie es funktioniert.
Es gehört AUCH zur kritischen Vernunft, es für möglich zu halten, dass die Art heutiger Erkenntnis-Vermittlung ein Rückschritt zur platonischen Schule ist. - Ich habe aus Deinem "Wissen" "Erkenntnis" gemacht, weil Du mit "Wissen" schon wieder wissenschaftlich, also systemisch, also system-intern, also anthropozentrisch präjudizierst - also "Wirklichkeit" ins Licht dieser Präjudizierung stellst.

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Ist Deine Vorstellung der Existenz einer solchen Wirklichkeit nicht auch "anthropogen"? Entstammt sie nicht Deinem Denkgehäuse? Ist sie nicht recht "clossisch"? Außer, der "Heilige Geist" oder ähnliches hätte es Dir eingegeben. Wobei wir schon wieder sehr nahe beim Platon sind. Und beim Glauben, selbstverständlich!
1) Es gibt nichts, was INSOFERN nicht "anthropozentrisch" ist, als dass wir nur mit uns selber denken. - Aber das kannst Du nicht meinen - denn dann wäre auch 2+2=4 anthropozentrisch.

2) Ich halte es NICHT für anthropozentrisch, wenn man (wie ich) sagt, dass Wirklichkeit NICHT anthropozentrisch zu verstehen sein soll.

Das ist wie in der Theologie: Wenn der Mensch erkennt, dass er das Anthropozentrische aufgeben soll, kann man sophistisch sagen: "Wenn Du das AAntropozentrische aufgibst, bist Du anthropozentriker".

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Außer, der "Heilige Geist" oder ähnliches hätte es Dir eingegeben.
Ich glaube, das geschieht beim Menschen eh ständig (ohne dass dies vom Betroffenen reflektiert wird)

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Und ist die vernünftige Begründung überhaupt das Merkmal, an dem der Erfolg der Wissenschaften gemessen wird?
Im Sinne entsprechender Definition ist das so.

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
"Wissen" zum tausndsden Male heißt nicht, eine -- und schon garnicht Deine -- Wirklichkeit erkannt zu haben. Es heißt, etwas vernünftig zu begründen.
Moment: Ich habe es aus Deinem Mund verstanden als "Wenn eine Modellvorhersage mit Beobachtungen übereinstimmt". - Mit Deinem "Es heißt, etwas vernünftig zu begründen" würde man auch Gott "wissen" - denn er ist sehr wohl vernünftig zu begründen - aber eben nur, wenn man "vernünftig" als universale und nicht anthropogene Größe versteht. - Insofern gefällt mir die Version "Modell/Beobachtungen" weitaus besser. - Bei "Vernunft" kommst Du in Teufels Küche.

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Und diese Grenze, oh Wunder, die kennen wir. In jeder seriösen Einführung in die Wissenschaftstheorie wird darauf hingewiesen!
Das ist ehrenwertes hermeneutisches Festlegen, das aber nur im Rahmen des dadurch definierten Korrridors gültig ist. - "Wirklichkeit" dagegen ist (nach MEINER Defintion) eine system-unabhängige Größe, also nicht-anthropozentrische Größe.

natürlich kann man auch anders definieren ("Wirklichkeit = was bei Wissenschaft als Wissen rauskommt - das würdest Du nicht tun, aber andere tun es) - aber damit bekommt man "das" nicht dadurch weg, dem man damit die Sprache entzieht. - Mit anderen Worten: Es wird immer diffuser, wie man hier im Forum "Wirklichkeit" definiert.

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Wenigstens mittlerweile auch nur ein Werkchen aus der Dir mehrfach sehr an das Herz gelegten Literaturliste besorgt? :roll:
Ja - über eines (ich weiß NICHT mehr, welches) habe ich eine Rezension gelesen und konnte darin eigentlich nur inner-systemische Schlüssigkeiten feststellen und NICHTS, was über das System hinausgeht (KANN ja gar nichts sein - aber genau das ist doch mein Problem).

Ich habe es auch recht schnell weggelegt und diesen Wirklichkeits-Thread aufgemacht, weil erst mal die Basis klar sein muss. - Mein jetziger Stand: Die von Dir empfohlenen Bücher basieren auf dem, was Du in Deiner Definition "Vernunft" nennst und was Du wissenschaftliche Grundlagen nennst. - Genau das ist aber zu wenig, weil es hier ontologische Fragestellungen geht, die über wissenschaftliche Fragen weit hinausgehen.

Anton B. hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:44
Und das Wissen der Wissenschaften ist eben so nützlich, andererseits in Teilen auch so kontra-intuitiv und doch offensichtlich funktionierend, dass es leicht wie allmächtig, die hintersten Winkel einer Wirklichkeit Deines Verständnisses erhellend empfunden wird. Besser: "Wahrgenommen" wird.
Richtig. - Deshalb doch mein Hinweis, dass Wahrnehmung/Wissenschaft (bei allen Unterschieden) gute Chancen hat, zu ontischer Wirklichkeit sensu Closs authentisch zu sein. - Merkst Du eigentlich, dass Du ständig Wissenschaft verteidigst/rechtfertigst, obwohl es um diese gar nicht geht?

Claymore
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#487 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Claymore » So 3. Mär 2019, 15:59

closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:35
Andreas hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:31
Also los:

Erlebte persönliche Wirklichkeit ...
Ontische Wirklichkeit ...
Ontologische Wirklichkeit ...
Sonstige frei definierbare Wirklichkeiten ...
Sonstige frei definierbare Wirklichkeiten ...
Bei mir gibt es nur die ontische Wirklichkeit wie oben beschrieben: Das, was der Fall ist, ob wir es wahrnehmen oder nicht. - Was Du willst, ist eine Unterteilung davon - durchaus interessant, aber bisher hier noch gar nicht thematisiert (außer von Dir jetzt).
Auch wenn du es wieder als “destruktiv” abtust – vorhin ging es dir noch um die physikalische Wirklichkeit… nicht um die ontische. Gibt es da einen Unterschied?

Gehört 1 + 1 = 2 (potentiell) zur ontischen Wirklichkeit? Gehören Trauminhalte zur ontischen Wirklichkeit?

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#488 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Pluto » So 3. Mär 2019, 16:11

closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:47
sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:33
Dann müßtest du darlegen, worin der Unterschied deiner Privatdefintion von "christlicher Fügung" besteht und der allgemeinen Definition von Fügung.
Privat-Definitionen meinerseits sind meistens nicht nötig - Du hältst viel für "privat", was ganz normale christliche Lehre ist. - Lies mal folgendes:

" Je nachdem wie viel Entscheidungsspielraum dabei dem freien Willen des Menschen gegenüber dem vorbestimmten oder vorgesehenen Schicksal zugestanden wird, gehen diese Vorstellungen recht weit auseinander und reichen von expliziter Ablehnung des Schicksalsbegriffs in vielen christlichen Richtungen über einen schicksalhaften Bestimmungsglauben, wie er beispielsweise im Islam betont wird, bis hin zu der Vorstellung einer Prädestination des Seelenheils, also der Vorherbestimmung des zukünftigen Schicksals eines Menschen nach seinem Tod" (wik)

Konkret heißt das (*mache ich es Dir mundgerecht*), dass es im Christentum BEIDES gibt - siehe oben blau. - Hier denke ich eher katholisch, wobei mein Willensverständnis etwas anders ist als bei den Katholiken. - Aber darum geht es nicht - es geht darum, dass "Fügung" und "explizite Ablehnung des Schicksalsbegriffs" vereinbar sind.
Fügung kann es allein deshalb nicht geben, weil der Mensch durch seine Freiheiten autonom ist.
Gäbe es Fügung, so wären wir Gottes Sklaven.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#489 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von sven23 » So 3. Mär 2019, 16:39

closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:47
sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:33
Dann müßtest du darlegen, worin der Unterschied deiner Privatdefintion von "christlicher Fügung" besteht und der allgemeinen Definition von Fügung.
Privat-Definitionen meinerseits sind meistens nicht nötig - Du hältst viel für "privat", was ganz normale christliche Lehre ist. - Lies mal folgendes:

" Je nachdem wie viel Entscheidungsspielraum dabei dem freien Willen des Menschen gegenüber dem vorbestimmten oder vorgesehenen Schicksal zugestanden wird, gehen diese Vorstellungen recht weit auseinander und reichen von expliziter Ablehnung des Schicksalsbegriffs in vielen christlichen Richtungen über einen schicksalhaften Bestimmungsglauben, wie er beispielsweise im Islam betont wird, bis hin zu der Vorstellung einer Prädestination des Seelenheils, also der Vorherbestimmung des zukünftigen Schicksals eines Menschen nach seinem Tod" (wik)

Konkret heißt das (*mache ich es Dir mundgerecht*), dass es im Christentum BEIDES gibt - siehe oben blau. - Hier denke ich eher katholisch, wobei mein Willensverständnis etwas anders ist als bei den Katholiken. - Aber darum geht es nicht - es geht darum, dass "Fügung" und "explizite Ablehnung des Schicksalsbegriffs" vereinbar sind.
Nein, sind sie eben nicht. Unabhängig davon, dass dies viele christlichen Richtungen, wie im Zitat gesagt, ablehnen, ist es ein Widerspruch in sich.
Fügung durch eine externe Macht und freier Wille/Entscheidungsfreiheit schließen sich aus, schon aus rein logischen Gründen.


closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:47
sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:40
Ähm, doch, denn es ist die Konsequenz aus deiner Behauptung, dass eine Aussage gleichzeitig wahr und falsch sein kann. Genau das hat Thaddäus dir aufgezeigt.
Schlicht dummdreist falsch - wie oft soll ich es noch erklären?
Wenn dir nicht mal solche simplen Grundlagen klar sind, dann wird verständlich, dass es mit dem Doktortitel nichts werden konnte. :roll:

closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:47
sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:40
Das ist aber definitiv in der historischen Forschung nicht der Fall.
Das ist auch in der kanonischen Forschung nicht der Fall - auch da wechselt man die Hermeneutik nicht. - Was redet Ihr da für einen Schrott?
Hast du überhaupt verstanden, was Thäddäus geschrieben hat?
So, wie kanonische Exegese vorgeht, handelt es sich um eine petitio principii.
Denn, das, was sie an historischem Geschehen nachweisen will, hat sie bereits vorausgesetzt.
Jeder, der auch nur halbwegs etwas von ergebnisoffener Forschung und wissenschaftlicher Methodik versteht, wird dir das bestätigen.
Deshalb kann kanonische Exegese nicht in der historischen Forschung eingesetzt werden.


closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:47
sven23 hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 12:40
Deshalb ist die HkM die Standardmethode und nicht die kanonische Exegese. Das hat sogar die päpstliche Bibelkommission begriffen, nur der closs hinkt mal wieder hinterher. :roll:
Und auch das hast Du falsch verstanden. - Thaddäus hat in vielen Punkten unrecht, was ihrer Denkformatierung und System-Sicherheit geschuldet ist. - Du bist Thaddäus gegenüber keine 1% so kritisch wie mir gegenüber - und verstehst komplett falsch, was Ratzinger meint.
Na, ja, das liegt aber ganz einfach daran, dass Thäddäus keinen Anlaß gab, ihre Ausführungen zu kritisieren (vielleicht bis auf einige MInipunkte, die sie aber korrigiert hat).
Der closs liefert aber einen Klopper nach dem anderen. Da muss man ganz einfach einschreiten.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#490 Re: Was versteht Ihr unter "Wirklichkeit"?

Beitrag von Pluto » So 3. Mär 2019, 17:56

closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 14:35
Tiere treffen keine vernünftig begründete Entscheidungen, es sei denn, sie sind ich-reflexions-fähige Wesen.
Selbstverständlich treffen auch Tiere Entscheidungen. Tiere sind genauso wie wir reflexionsfähige Wesen.
Was uns von ihnen unterscheidet, ist (a) Kultur und (b) die Fähigkeit Werkzeuge gezielt (intelligent) einzusetzen.
Möchtest du Beispiele haben, wo Tiere entscheiden und unterscheiden?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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