Roland hat geschrieben: ↑Sa 11. Mai 2019, 12:58
Thaddäus hat geschrieben: ↑Sa 11. Mai 2019, 09:44
Nein, Naturgesetze können nicht gelten und trotzdem willentlich aufgehoben werden. Wenn du das denkst, irrst du dich einfach, weil dir wissenschaftstheoretisches Basiswissen fehlt.
Das fehlt dir ganz offensichtlich.
Naturgesetze sind nur die beobachteten Regelmäßigkeiten in der Natur. Aus der Beobachtung, dass ein Apfel immer nach unten fällt, kann man die Wahrscheinlichkeit ableiten, dass ein Apfel das auch in 1000 Jahren tun wird.
Man kann das aber nicht beweisen. Das ist das Problem der Induktion,
Sorry, aber mit dieser Antwort muss ich meinen Vorwurf fehlenden wissenschaftstheoretischen Basiswissens auch auf dich ausweiten.
Die moderne Wissenschaftstheorie geht mit Sir Karl Poppers
Logik der Forschung nicht mehr davon aus, dass man (natur-)wissenschaftliche
Theorien (wie die Theorie der Naturgesetze) verfizieren müsste, also als wahr erweisen, wie das noch der logische Atomismus und Positivismus Moritz Schlicks, Rudolf Carnaps und der von dir genannte Bertrand Russel vermutet haben.
Stattdessen müssen Theorien in sich konsistent, also widerspruchsfrei sein und
Bedingungen angeben können, unter denen ihre Falschheit als erwiesen betrachtet werden muss. Dies ist für die Theorie der Naturgesetze z.B. dann der Fall, wenn TATSÄCHLICH konkret beobachtet würde, dass ein bekanntes Naturgesetz nicht mehr wirksam ist und sich damit keine Aussagen über zukünftig eintretende Ereignisse mehr machen ließen.
Und selbstverständlich muss eine Theorie auch erfolgreich sein, was bedeutet, dass mit möglichst wenig Annahmen möglichst viele beobachtete Ereignisse erklärt werden können müssen. Zudem müssen zukünftige Ereignisse nicht nur vorhergesagt werden können, sondern sie müssen auch tatsächlich eintreten (wie zuletzt die Relativitätstheorie messbare Gravitationswellen vorhergesagt hat, die vor kurzer Zeit zweifelsfrei tatsächlich gemessen wurden), wie das im Falle naturgesetzlicher Zusammenhänge insbesondere zutrifft.
Es müssen also lediglich die
Bedinungen ihrer Falsifikation angegeben werden können. Bis zu ihrer Widerlegung oder der Ersetzung durch eine bessere, gilt eine konsistente Theorie, aus der korrekte Aussagen über zukünftige eintreffende Ereignisse abgeleitet werden können, als gültig und wahr.
Insbesondere kann eine solche Theorie nicht erschüttert werden durch metaphysische Spekulationen darüber, dass sie von einem supranatürlichen Wesen außer Kraft gesetzt werden KÖNNTE. Was lediglich sein KÖNNTE, spielt wissenschaftlich keinerlei Rolle und hat nur Bedeutung in deiner oder clossens ausufernder Phantasie. Nicht einmal, wenn tatsächlich beobachtet werden würde, dass ein Naturgesetz plötzlich nicht mehr gilt, wäre das ein Beleg dafür, dass ein supranatürliches Wesen dafür verantwortlich ist.
Supranatürliche Wesen spielen für Erklärungen natürlicher Ereignisse wissenschaftlich überhaupt keine Rolle, da sie als Wirkursache beliebiger Ereignisse grundsätzlich nicht identifizierbar sind.
Roland hat geschrieben: ↑Sa 11. Mai 2019, 12:58
Auch wenn sich etwas immer und immer wieder wiederholt, ist damit nicht bewiesen, dass es unter bestimmten Umständen nicht anders sein kann.
Wie erklärt, ist das kein Kriterium, da die Wiederholung eines Ereignisses keine Verifikation erbringt, aber umgekehrt das TATSÄCHLICHE ausbleiben der Wiederholung die Naturgesetzlichkeit widerlegen würde. Das TATSÄCHLICHE Ausbleiben, nicht das nur mögliche!
Roland hat geschrieben: ↑Sa 11. Mai 2019, 12:58
Dann z.B., wenn ein höheres Wesen eingreift.
Da es keinerlei Beweis oder auch nur wissenschaftliche ernst zu nehmenden Beleg dafür gibt, dass jemals in der Geschichte dieses Universums irgendein Gott irgendein Naturgesetz TATSÄCHLICH außer Kraft gesetzt hätte, gibt es keinerlei Grund dafür anzunehmen, die Theorie der ausnahmslosen Naturgesetzlichkeit wirkender Kräfte sei inkorrekt.
Roland hat geschrieben: ↑Sa 11. Mai 2019, 12:58
"Sie (die Wahrscheinlichkeitsüberlegung) kann niemals ganz zur Gewissheit werden, weil wir wissen, dass es trotz häufiger Wiederholungen manchmal zu guter Letzt doch noch eine Überraschung gibt: wie in dem Fall des Huhns, dem das Genick umgedreht wird." (Bertrand Russel "Problem der Philosophie")
Wie ansatzweise erklärt, hat Popper (und die moderne Wissenschaftstheorie) gezeigt, dass dies auch nicht nötig ist.