Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

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Pluto
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#121 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

Beitrag von Pluto » So 12. Mai 2019, 10:18

Roland hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 09:48
Richtig. Geschichtswissenschaft kann, z.B. hinsichtlich der Auferstehung, bestimmte Dinge als hochwahrscheinlich feststellen. Hab's ja jetzt mehrfach genannt. Grab muss leer gewesen sein, sonst wäre der Auferstehungsglaube alsbald widerlegt worden. Die Jünger wandelten sich von verängstigtem Häuflein zu todesmutigen Verkündigern der Auferstehung. Man kann dann noch die handelnden Personen erforschen, etwa Pontius Pilatus, er findet bei Tacitus und Josephus Erwähnung und wird auch durch Ausgrabungsfunde bestätigt usw.
Und dann endet ihr Betätigungsfeld in dieser Frage auch schon weitgehend.
Ob Jesus Gottes Sohn war oder nicht, ob er wirklich auferstanden ist oder nicht, darüber kann sie keinerlei Aussagen machen.
Doch. Das kann man sehr wohl. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jesus verwesende Leiche auferstanden ist, geht gegen Null, weil dies noch nie anderswo beobachtet wurde.
Wie immer steckt der Teufel im Detail. Es werden drei ganz unterschiedliche Darstellungen der Auferstehung in der Bibel beschrieben, die sich im Detail gegenseitig widersprechen. Von wem wurde der Stein weg geschoben? Wer hat das leere Grab entdeckt? usw...


Roland hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 09:48
sven23 hat geschrieben:
Sa 11. Mai 2019, 13:21
Das Mantra aller Glaubensideologen: abba dat steht doch da.
Tja, so ist das eben bei der Exegese von Texten. Es geht darum, was drinsteht. :)
Und drin steht z.B. bei Mt. 16,8:
Wahrlich, ich sage euch: Es sind etliche unter denen, die hier stehen, die werden den Tod nicht schmecken, bis sie den Menschensohn kommen sehen in seinem Reich.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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sven23
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#122 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

Beitrag von sven23 » So 12. Mai 2019, 11:46

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 09:59
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 08:30
Es gibt übrigens sehr, sehr viele Menschen, die an ein Weiterleben nach dem Tod glauben - ohne damit einen seinen Sohn opfernden Gott in Verbindung bringen.
Richtig - das ist eine heilsgeschichtliche Frage, wer wo am selben Strang zieht.
Häh, die Heilsgeschichte basiert doch auf Jesus.
Übrigens ist der Text nicht von mir.

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 09:59
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 08:30
Nein, denn Vernunft ist doch laut closs anthropozentrisch kontaminiert.
Nicht unbedingt kontaminiert, sondern beschränkt.
Also liefern Theologen laut closs beschränkte Erklärungen. :lol:

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 09:59
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 08:30
Closs würde sagen: man hat eben erst viel später erkannt, was Jesus "wirklich dachte." :lol:So kann man sich in die eigene Tasche lügen.
"Sven würde sagen: Die Jünger haben in damals richtig erkannt. :lol: So kann man sich in die eigene Tasche lügen". - Verstehst Du: Das bringt nichts. ----- Neutral gesehen kann beides richtig sein.
Nein, das ältere, unverfälschte und noch nicht "christlich" kontamninierte Überlieferungsgut gilt als das authentischere zum Juden Jesus, der nur in seinem jüdischen Kontext verstanden werden kann. (historisches Plausibilitätkriterium)
Dass man hundert Jahre später plötzlich "verstanden" hat, was Jesus wirklich wollte, sind glaubensideologische Wunschgebilde, die in der historischen Forschung keine Heimat haben.
Für kanonische Ansprüche genügt es aber.

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 09:59
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 08:30
Glaubensideologische Theologen können so ziemlich alles "erklären".
Halte Dich erst mal an die normalen Theologen - auch diese können Dir viel erklären.
Tue ich doch:

„Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.“
Gerd Theißen

Damit gibt er den Konsens in der Forschung wieder und befindet sich in guter Gesellschaft:

"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"
Karl Rahner


„Es bedarf keines Wortes, daß sich Jesus in der Erwartung des nahen Weltendes getäuscht hat.“
(Rudolf Bultmann, Das Urchristentum, S. 22)
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

SilverBullet
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#123 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

Beitrag von SilverBullet » So 12. Mai 2019, 12:04

“Roland“ hat geschrieben:Schön, dass wir uns mal einig sind!
„Wunder geschehen“ :-)

“Roland“ hat geschrieben:
“SilverBullet“ hat geschrieben:Letztlich geht es aber gar nicht um das Brechen von Naturgesetzen, sondern darum, dass es jemand behauptet, der diese Behauptung auch nur gehört haben kann, was sich fortsetzt, bis der jeweilige Vorgänger (sehr schnell) zu einem kompletten Unbekannten wird.
Ohne Anlass soll dann vom „Brechen der Naturgesetze“ ausgegangen werden.
So ist das aber nicht. Wir reden von nichts Geringerm als von der Zeitenwende (vor Christus – nach Christus) und nicht von irgendjemandem, der irgendeine Behauptung von irgendjemandem gehört hat. Und diese Zeitenwende geht auf Augenzeugenberichte zurück.
Also statt zu sagen: "ohne Anlass soll dann vom „Brechen der Naturgesetze“ ausgegangen werden" muss man sagen: "aus gegebenem Anlass kann vom „Brechen der Naturgesetze“ ausgegangen werden", denn es zwingt einen ja niemand. Es ist und bleibt Glaube.
Wenn wir beim „Brechen von Naturgesetzen“ so exakt sind und festhalten, dass wir eigentlich den Überblick nicht haben, dann sollten wir auch hier in gleicher Weise exakt sein und festhalten, dass nur ein antiker Text in einer „stark übersetzten“ Form vorliegt, also eine reine Erzählung.

Ein Argument kann nur dann stichhaltig sein, wenn es den gleichen bzw. einen besseren Exaktheitsgrad aufweist.

Aus deinem Text kann man erkennen, dass du etwas für besser hältst („Zeitenwende“, „Augenzeugenberichte“), aber dieses „besser“ hält keiner Überprüfung stand.

Ich kann meine Einstufung als „Behauptung auf Basis von Hörensagen und starker Fan-Übersetzung/Veränderung/Beeinflussung“ durch den Text begründen.

Ich habe diese antike Geschichte neulich mal mit „Robin Hood“ verglichen, was auch ein Text ist, der einen Lebenslauf innerhalb historischer Umstände enthält, aber der sich einfach auflöst, je weiter man zurückgeht. Obwohl 1000 Jahre später, liegt eine sehr ähnliche Entstehung vor, so dass über die Grundlagen einfach nichts mehr gesagt werden kann.

Geschichten starten nicht nur, weil es die entsprechenden Vorkommnisse gab, sondern vermutlich weitaus mehr, weil Menschen sie hören wollen (was auch immer ihre Motivation ist).

“Roland“ hat geschrieben:Ist sogar eine ziemlich wahrscheinliche Aussage. Oder bist du tatsächlich der Meinung, er könne kein höheres Wesen als uns Menschen geben?
Wieder: sei exakt – was stellst du dir unter „höheres Wesen“ vor?
Menschliche Eigenschaften in der Unsichtbarkeit von Luft?
Oder willst du dich nur klein machen, so dass „höheres Wesen“ eher auf deine Rolle abzielt (was ja auch durch deine Einstufung meiner Aussage als „anthropozentrisch“ unterstützt wird – ich soll mich auch klein machen)?

Du musst bedenken, dass sämtliche auferstandenen „Götter“(?), Menschen und was sonst noch, „wieder“ verschwunden sind, so dass es heute nur um Erzählungen geht.
Erzählungen, egal ob verbal oder als Text vorliegend, gehen von Menschen aus.
Bei einem Tisch, so simpel das auch sein mag, liegt eine ganz andere Situation vor: er ist einfach nur da.
Warum können (auferstandene) „Götter“(?)/Menschen nicht genau wie ein Tisch, einfach nur da sein?
Weil dann plötzlich niemand mehr eine Geschichte erzählen kann?

"Auferstehen" ist ein Zusammenhang der durch eine Kombination mit "nicht da sein" sehr, sehr ungünstig platziert ist - in einer Geschichte macht das nichts, aber "im Reich der Tische" hat so etwas keine Chance.

“Roland“ hat geschrieben:Und wie gesagt, unsere Zeitenwende geht auf Augenzeugen zurück, die ein höheres Wesen selbst gesehen, gehört und erlebt haben.
Du bist Fan einer Geschichte und ignorierst, dass du nur einen Text vor dir hast. In den ältesten Textversionen, die man gefunden hat, steht zudem etwas über Luft/Wind/Hauch/Atem, also einen ziemlich unspektakulären Weltanteil – wir wissen heute was Luft ist und warum ein Mensch atmet.

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#124 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

Beitrag von closs » So 12. Mai 2019, 14:30

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 11:46
die Heilsgeschichte basiert doch auf Jesus.
Eigentlich basiert sie auf der Genesis.

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 11:46
Also liefern Theologen laut closs beschränkte Erklärungen.
Das tut jeder. - Aber warum beziehst Du etwas auf Theologen, was vorher im Kontext heutiger "Aufklärung" gesagt wurde?

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 11:46
Nein, das ältere, unverfälschte und noch nicht "christlich" kontamninierte Überlieferungsgut gilt als das authentischere zum Juden Jesus, der nur in seinem jüdischen Kontext verstanden werden kann. (historisches Plausibilitätkriterium)
Das ist ein METHODISCHES Kritierum (das wir übrigens in der Literaturwissenschaft genutzt haben - aber dort war das Original ein Text und nicht eine Person). - Das HEILSGESCHICHTLICHE Kriterium ist ein ANDERES Kritierum - andere Herangehensweise. - Wer bei der Bibel damit recht hat, wissen wir streng genommen nicht.

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 11:46
Dass man hundert Jahre später plötzlich "verstanden" hat, was Jesus wirklich wollte, sind glaubensideologische Wunschgebilde
Manchmal ist Dein blutiges Laientum, das bei jeder Gelegenheit ins Ideologische ausbricht, schon herausfordernd. - Willst Du damit sagen, dass das heutige Verständnis des Atoms "glaubensideologisch" ist, weil es jünger ist als das von Demokrit?

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#125 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

Beitrag von sven23 » So 12. Mai 2019, 14:53

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:30
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 11:46
die Heilsgeschichte basiert doch auf Jesus.
Eigentlich basiert sie auf der Genesis.
Und ist noch sehr unheil.

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:30
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 11:46
Also liefern Theologen laut closs beschränkte Erklärungen.
Das tut jeder. - Aber warum beziehst Du etwas auf Theologen, was vorher im Kontext heutiger "Aufklärung" gesagt wurde?
Der Kontext bezog sich auf Theologen und wenn du Zitate nicht ständig verstümmeln würdest, könnte man das auch erkennen. :roll:

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:30
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 11:46
Nein, das ältere, unverfälschte und noch nicht "christlich" kontamninierte Überlieferungsgut gilt als das authentischere zum Juden Jesus, der nur in seinem jüdischen Kontext verstanden werden kann. (historisches Plausibilitätkriterium)
Das ist ein METHODISCHES Kritierum
In der Tat ist es das, und das ist doch gerade die Stärke der Forschung, dass sie keine Glaubensideologie benötigt. :thumbup:


closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:30
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 11:46
Dass man hundert Jahre später plötzlich "verstanden" hat, was Jesus wirklich wollte, sind glaubensideologische Wunschgebilde
Manchmal ist Dein blutiges Laientum, das bei jeder Gelegenheit ins Ideologische ausbricht, schon herausfordernd. - Willst Du damit sagen, dass das heutige Verständnis des Atoms "glaubensideologisch" ist, weil es jünger ist als das von Demokrit?
Nein, in dem Beispiel wäre Demokrit vergleichbar mit der christlichen Verfälschung der jüdischen Gaubenswelt. Das heutige Atommodell wäre vergleichbar mit der heutigen Jesusforschung.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#126 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

Beitrag von closs » So 12. Mai 2019, 16:34

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:53
Und ist noch sehr unheil.
Richtig - siehe 1.Kor. 13,12

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:53
Der Kontext bezog sich auf Theologen
Nein. - Es ging um den Begriff der säkular anthropozentrisch definierten "Vernunft".

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:53
Der Kontext bezog sich auf Theologen und wenn du Zitate nicht ständig verstümmeln würdest, könnte man das auch erkennen. :roll:
Wie so oft: Nachweislich falsch.

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:53
In der Tat ist es das, und das ist doch gerade die Stärke der Forschung, dass sie keine Glaubensideologie benötigt.
Dir fehlen primitivste Grundlagen. - "Methodische Grundlagen" heißt, dass es Grundlagen für methodisches Arbeiten sind, die auch anders sein könnten. - Das hat mit Deinem Schmarrn nicht das Geringste zu tun.

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:53
Nein, in dem Beispiel wäre Demokrit vergleichbar mit der christlichen Verfälschung der jüdischen Gaubenswelt. Das heutige Atommodell wäre vergleichbar mit der heutigen Jesusforschung.
Du drehst es jetzt wieder auf den Kopf. - Macht nichts: Ist Dir damit wenigstens klar geworden, dass ein späteres Urteil wahrer sein KANN als ein früheres Urteil? (Um mehr geht es mir nicht)

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#127 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

Beitrag von sven23 » So 12. Mai 2019, 17:40

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 16:34
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:53
Und ist noch sehr unheil.
Richtig - siehe 1.Kor. 13,12
Sag ich doch immer: die sog. Heilsgeschichte war ein Geschichte des Unheils.

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 16:34
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:53
Der Kontext bezog sich auf Theologen
Nein. - Es ging um den Begriff der säkular anthropozentrisch definierten "Vernunft".
Es ging darum, dass du Theologen vernünftige Erklärungen zutraust.
Wenn andere von vernünftigen Begründungen sprechen, dann sind sie natürlich anthropozentrische kontaminiert. :lol:

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 16:34
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:53
Der Kontext bezog sich auf Theologen und wenn du Zitate nicht ständig verstümmeln würdest, könnte man das auch erkennen. :roll:
Wie so oft: Nachweislich falsch.

Nachweislich richtig:

closs: Meinst Du nicht, dass dazu die Theologie eine vernünftige Erklärung hat?

Ich: Nein, denn Vernunft ist doch laut closs anthropozentrisch kontaminiert.


closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 16:34
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:53
In der Tat ist es das, und das ist doch gerade die Stärke der Forschung, dass sie keine Glaubensideologie benötigt.
Dir fehlen primitivste Grundlagen. - "Methodische Grundlagen" heißt, dass es Grundlagen für methodisches Arbeiten sind, die auch anders sein könnten. - Das hat mit Deinem Schmarrn nicht das Geringste zu tun.
Und weil closs die primitivsten Grundlagen beherrscht, hat er heute einen Doktortitel. :lol:
Lass doch mal die Kirche im Dorf und begrenze dich auf Dinge, die du verstehst.
Wenn du Recht hättest, wäre Kanonik die Standardmethode und nicht die HKM.

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 16:34
sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 14:53
Nein, in dem Beispiel wäre Demokrit vergleichbar mit der christlichen Verfälschung der jüdischen Gaubenswelt. Das heutige Atommodell wäre vergleichbar mit der heutigen Jesusforschung.
Du drehst es jetzt wieder auf den Kopf. - Macht nichts: Ist Dir damit wenigstens klar geworden, dass ein späteres Urteil wahrer sein KANN als ein früheres Urteil? (Um mehr geht es mir nicht)
In der Naturwissenschaft auf jeden Fall, denn hier gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, die die Modelle vervollständigen.
Bei den biblischen Texten haben wir keine neuen Quellen, deshalb haben die Forschungsergebnisse seit über 200 Jahren ihre Gültigkeit.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Münek
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#128 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

Beitrag von Münek » So 12. Mai 2019, 19:32

closs hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 09:59
Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 01:53
Schieb´doch nicht immer die Theologie vor. Wir reden hier nicht von der Theologie, sondern von Ratzingers merkwürdigen These
Das ist keine Privat-Idee von Ratzinger.
Es ist Ratzingers Deutung des Begriffs "Reich Gottes", welches er in seinem Jesusbuch mit der Person Jesu identifiziert und die der Theologe Klaus Berger vehement als falsch ablehnt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 01:53
Was versteht "DIE" Theologie unter "Reich Gottes"?
In der RKK wird die "Nähe des Himmelreichs" als Umstand gedeutet, der durch Jesus ermöglicht wurde.
Ganz toll! :clap: Was versteht denn nun die Theologie unter dem Begriff "Reich Gottes"? Das war doch meine Frage.

closs hat geschrieben: - wenn Du so willst, ist das "Reich des Fürsten" umfangen vom Himmelreich.
Ganz toll! :clap: Was versteht denn nun die Theologie unter dem "Reich Gottes"? Das war doch meine Frage.

closs hat geschrieben:Soweit zum Verständnis
VERSTÄNDNIS? :shock: Du hast meine Frage doch gar nicht beantwortet.

closs hat geschrieben:wie das dann theologisch dargestellt wird, ist eine Frage an Theologen.
Das heißt, Du weißt es nicht. Dann solltest Du mit Deine Behauptungen vorsichtiger sein.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 01:53
Warum ignorierst Du sie dann?
Falsch. - Weder ich nocht ohnehin die Theologie ignorieren etwas - wir haben nur andere Vorannahmen als Du, aus denen andere Interpretationen kommen als bei Dir.
Jesu klare Zusicherung an einige seiner Jünger, dass sie es noch erleben werden, dass der richtende Menschensohn in Macht und Herrlichkeit in den Wolken des Himmels und mit ihm das Reich Gottes kommt, kann man weder umdeuten noch weginterpretieren.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 01:53
Um zu erkennen, dass Gott NICHT die vor 2000 Jahren von Jesus als nah angekündigte Herrschaft auf Erden angetreten hat, genügt der gesunde Menschenverstand.
NACHDEM man den ganzen Vorgang nach seinen hermeneutischen Vorannahmen interpretiert hat.
Dass Jesus das "Nahe-Herbei-Gekommensein" des Reiches Gottes verkündigt hat, beruht nicht auf Vorannahmen. Jesus dachte an das Kommen und endzeitliche Eingreifen Gottes auf Erden. Dass Gott den Himmel verlässt und bei den Menschen auf Erden Wohnung nimmt, steht auch in der Offenbarung des Johannes.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 01:53
Setzen kann ich soviel ich will. Ich "setze" (Vorannahme), also "ist" es, klappt allerdings nur im Taka-Tuka-Land. :)
Das scheint momentan mehr Dein als mein Problem zu sein.
Du bist doch derjenige, für den Setzung und Hermeneutik das Allerwichtigste, sozusagen das "Ei des Kolumbus" ist.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 01:53
Wie kann ein Geist ein Maßstab sein, von dem wir nichts wissen und nichts wissen können?
Maßstab kann auch Maßstab sein, wenn man ihn kennt.
Sach bloß. Sieh´ Dir nochmal meine Frage an.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 01:53
Du meinst das "Jenseits". Was finden denn da für Entscheidungen statt? Kläre uns mal auf.
ICh kann Dir Grundlagen geben.
Ich habe nach konkreten Entscheidungen im "Jenseits" gefragt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 01:53
Ich spreche hier von Entscheidungen in der Menschheitsgeschichte, die nicht ein Gott, sondern der Mensch getroffen hat.
Das wissen wir doch nicht.
Du hast die Frage gestellt: Wer entscheidet: Der Mensch oder Gott? Meine Antwort war: Der Mensch. Du scheinst zu glauben: Gott. Wann hat er denn zuletzt was entschieden?

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#129 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

Beitrag von closs » So 12. Mai 2019, 20:06

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 17:40
Sag ich doch immer: die sog. Heilsgeschichte war ein Geschichte des Unheils.
Aus dem Unheil ins Heil - ganz recht.

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 17:40
Wenn du Recht hättest, wäre Kanonik die Standardmethode und nicht die HKM.
Falsch. - Die HKM ist Standard, weil sie eine religions-neutrale Grundlage für die folgende spirituelle Interpretation bilden kann.

sven23 hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 17:40
In der Naturwissenschaft auf jeden Fall, denn hier gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, die die Modelle vervollständigen. Bei den biblischen Texten haben wir keine neuen Quellen, deshalb haben die Forschungsergebnisse seit über 200 Jahren ihre Gültigkeit.
Es geht nicht um neue Quellen, sondern neue Erkenntnisse ZU den Quellen.

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#130 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen - Teil II

Beitrag von closs » So 12. Mai 2019, 20:28

Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 19:32
Es ist Ratzingers Deutung des Begriffs "Reich Gottes", welches er in seinem Jesusbuch mit der Person Jesu identifiziert und die der Theologe Klaus Berger vehement als falsch ablehnt.
Möglich - jetzt wäre interessant, welche Begründungen beide bringen. - Ich kann da nur spekulieren.

Nebenbei: Küng verbindet mit "Reich Gottes" die "Gewissheit, dass Gott bereits der Schöpfer und der verborgene Herr dieser widersprüchlichen Welt ist und dass er in der Zukunft sein Wort einlösen wird". - Das wäre vielleicht mal für Dich eine Antwort, was "nahes Himmelreich" katholisch bedeutet.

Lutherisch finde ich gerade:
" Nach Jesu Kreuzigung und Auferstehung war den Jüngern endgültig klar geworden, dass Jesus kein äußeres Königtum in dieser Welt aufrichten wollte und auch künftig nicht will. So predigen die Apostel, dass Jesus der gesandte Christus in Niedrigkeit ist, der für uns am Kreuz gestorben und dann auferstanden ist, wie er es vorausgesagt hatte. In göttlicher Herrlichkeit wird er zum Gericht wiederkommen und uns ins ewige Leben holen. Statt dem „König-sein“ Jesu verkündigen die Apostel ihn nun mit der viel höheren Ehrenbezeichnung als den „Herrn“ / „Kyrios“ = Gott, und statt Jesu Königsherrschaft (Reich), verkünden sie das künftige ewige Leben in seiner Gegenwart und Herrlichkeit" (Detlef Löhde)

Wir müssen das nicht diskutieren - ich will damit nur zeigen, wie "nahes himmelreich" in den großkirchlichen Theologien verstanden wird.

Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 19:32
Was versteht denn nun die Theologie unter dem Begriff "Reich Gottes"? Das war doch meine Frage.
Das passt doch - eben habe ich zwei spontan gefundene Erklärungen zitiert.

Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 19:32
Ganz toll! :clap: Was versteht denn nun die Theologie unter dem "Reich Gottes"? Das war doch meine Frage.
Und was ich dazu gesagt habe, war eine Antwort. - Du darfst nicht erwarten, dass Du keine Verständnis-Bringschuld hast, wenn jemand was sagt.

Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 20:06
closs hat geschrieben:
wie das dann theologisch dargestellt wird, ist eine Frage an Theologen.

Das heißt, Du weißt es nicht. Dann solltest Du mit Deine Behauptungen vorsichtiger sein.
Moment: Inhalte vermitteln und diese wissenschaftlich verpacken sind zwei Paar Stiefel. - NAtürlich weiß ich normalerweise NICHT, wie einzelne Inhalte jeweils theologisch verpackt werden (das können nur Spezialisten). - Versteck Dich nicht immer hinter der Wissenschaft, sondern denke SELBST.

Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 19:32
Jesu klare Zusicherung an einige seiner Jünger, dass sie es noch erleben werden, dass der richtende Menschensohn in Macht und Herrlichkeit in den Wolken des Himmels und mit ihm das Reich Gottes kommt, kann man weder umdeuten noch weginterpretieren.
Vergleiche das mit den Zitaten, die ich oben gebracht habe.
1) Ist beides vereinbar?
2) Falls nein: Glaubst Du, dass sowohl Küng als auch der andere Theologe deshalb eisegetisch argumentieren?

Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 19:32
Dass Jesus das "Nahe-Herbei-Gekommensein" des Reiches Gottes verkündigt hat, beruht nicht auf Vorannahmen. Jesus dachte an das Kommen und endzeitliche Eingreifen Gottes auf Erden. Dass Gott den Himmel verlässt und bei den Menschen auf Erden Wohnung nimmt, steht auch in der Offenbarung des Johannes.
Quellen-mäßig vollkommen richtig - aber VERSTÄNDNISMÄSSIG!!!!


Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 19:32
Du bist doch derjenige, für den Setzung und Hermeneutik das Allerwichtigste, sozusagen das "Ei des Kolumbus" ist.
Das Allerwichtigste ist das Erkennen. - Setzung und hermeneutik sind insofern wichtig, als dass deren Existenz und Funktion bewusst sein muss.

Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 19:32
Sach bloß. Sieh´ Dir nochmal meine Frage an.
Sorry, es sollte heißen: "Maßstab kann auch Maßstab sein, wenn man ihn NICHT kennt".

Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 19:32
Ich habe nach konkreten Entscheidungen im "Jenseits" gefragt.
Ach - Thema wird die Existenz Deiner Individualität sein und die Bedingungen, dass alles gut wird.

Münek hat geschrieben:
So 12. Mai 2019, 19:32
Du hast die Frage gestellt: Wer entscheidet: Der Mensch oder Gott? Meine Antwort war: Der Mensch. Du scheinst zu glauben: Gott. Wann hat er denn zuletzt was entschieden?
Das ist nicht falsifizierbar. - Es ist vollkommen offen, ob Entscheidungen, die in der Welt geschehen, durch Mensch oder Gott initiiert sind.

Wenn Du morgen in der Fußgängerzone läufst und plötzlich den Drang spürst, ins Café Maier zu gehen, ist das zwar formell Deine Entscheidung, aber sie kann dadurch gemacht worden sein, dass Gott Dir den Drang gegeben hat, dorthin zu gehen - wo Du dann "zufällig" Klaus Berger triffst, Ihr Euch sofort ineinander verliebt und fortan in einer WG legt. :lol:

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