Das ist nicht das gleiche. Dein Lieblingsbeispiel ist doch “Legen wir die Texte auf Basis der Annahme 'Jesus ist nur Mensch' oder 'Jesus ist auch göttlich' aus?†und das willst du uns ernsthaft als “Hermeneutik†verkaufen. Es geht hier jedoch schlicht um eine Annahme, die die Interpretation sehr stark einfärben wird, und nicht um ein unperfektes Vorverständnis von Bedeutungen der Einzelelemente (z. B. der einzelnen Worte) – um das man nicht herum kommt um überhaupt etwas zu verstehen.
Du begreifst den hermeneutischen Zirkel daher als ideologisches Rechtfertigungsinstrument und nicht als seriöse (nach der klassischen Hermeneutik: wissenschaftliche) Methode, sich der Bedeutung von Texten (oder anderen Kulturprodukten) anzunähern.
Mit deinen Schwänken kommen wir hier nicht weiter – die kann niemand überprüfen. Die einfache Arbeit, die hier alle Kritiker zum Schweigen bringen würde, nämlich einfach auf ein paar einschlägige Werke zur Hermeneutik, die in der Naturwissenschaft eine Rolle spielen, zu verweisen, willst du dir nicht machen. Wobei, das wäre vergeblich, da solche Werke nicht existieren.Selbst hier bist Du in Deiner naßforsch-selbstbewussten Art hintendran. - Wir hatten bereits vor 40 (in Worten: vierzig) Jahren an der Uni ein interdisziplinäres Seminar, in dem die einen Naturwissenschaftler Deiner Aussage zugepflichtet haben, aber deren Kollegen aus der QM geantwortet haben: "Wir tun seit Jahren nichts anderes als hermeneutisch vorgehen". - Die Begründung war: "Weil uns nichts anderes übrig bleibt". ---- Aber klassisch hast Du recht: Wer die Fliehkräfte bei einer Maschine oder den Eiweißgehalt von Pilzen messen will, bedarf keiner Hermeneutik.
Ein naturwissenschaftlicher Text ist natürlich auch ein Kulturprodukt – er bedeutet etwas – und könnte daher hermeneutisch interpretiert werden, obwohl es kein Beispiel gibt, wo das für die wissenschaftliche Praxis notwendig wäre. Hier würde sich die Hermeneutik aber immer noch auf den Text beziehen und eben nicht auf die Natur selbst.
Wie willst du denn den hermeneutischen Zirkel auf die Natur anwenden? Was für eine Bedeutung hat denn ein quantenmechanisches System? Wo in der Naturwissenschaft nimmt man an, dass so etwas eine Bedeutung haben könnte?
Aha, was war denn dann das:Wenn man verstanden hat, dass Descartes auch bspw. Röntgenstrahlen als "Res extensa" gemeint hätte, hast Du recht, obwohl diese im klassischen Sinn nicht gerade räumlich ausgedehnt sind. - Röntgenstrahlen sind NICHT "Res cogitans".
Dieses Zitat buche ich auf MEINER Seite. - Du suchst Zitate und meinst dann, sie widerlegten MICH. - Tun sie aber nicht, Du Witzbold.
Siehe hier:Richtig. - Deshalb muss man kapazitativ in der Lage sein, Descartes' Grundgedanken auf heute zu übertragen - konkret: Wären damals Elementarteilchen bekannt bewesen, hätte sie Descartes zu den Res extensae gezählt. - Oder willst Du etwa ein Drittes zwischen Res cogitans und Res extensa postulieren?
Descartes’ Philosophie zeichnet sich durch den Versuch aus mit absoluter Präzision und scharfen Dichotomien unverrückbar sichere Gewissheit zu erreichen.Claymore hat geschrieben: ↑Mi 29. Mai 2019, 21:20Zu meinen, dass man nach dieser Bankrotterklärung für die fundamentale cartesische Unterscheidung in “res extensa†und “res cogitans†einfach weitermachen kann wie bisher, indem man ersteres salopp mit “dem Physikalischen†und letzteres mit “dem Mentalen†assoziiert, ist bloß die typische closs’sche Denkfaulheit.
Daher kannst du nicht einfach res extensa umdefinieren und Elementarteilchen dazu zählen oder res extensa synonym für das Physikalische verstehen. Die Existenz ausdehnungsloser Dinge, die nicht zu res cogitans gezählt werden können, widerlegt die zentrale cartesische Dichotomie und untergräbt wesentlich das Fundament seiner Metaphysik.
Hätte Descartes von ausdehnungslosen Elementarteilchen gewusst, muss man annehmen, dass er eine komplett andere Metaphysik entwickelt hätte. Du interpretierst Descartes hart gegen den Strich, wenn du meinst, dass es sich hier um ein unwesentliches Detail handelt und man irgendwelche weiterhin gültigen “Grundgedanken†aus der naturwissenschaftlich veralteten Hülle herausschälen könnte. Das kann man vielleicht an anderer Stelle machen, wie Descartes’ kuriosen Ansichten über die Zirbeldrüse … aber nicht bei seiner fundamentalen res-extensa-res-cogitans-Dichotomie.
Daher hast du ja auch nur schwammiges produziert mit deinen Ausführungen zu res extensa und res cogitans, die als Kategorien so nicht mehr haltbar sind. Wenn du die Welt in physikalisch und mental unterteilen willst, dann würde ich mal gerne die Definitionen dazu hören! Was ist nun die Essenz des Physikalischen und des Mentalen? Verläuft die Grenze noch einigermaßen dort, wo sie Descartes ausmachte, oder ist sie nicht radikal verschieden? Oder müssen wir uns gänzlich vom Essentialismus trennen?