Krieg und Frieden

[sven23]

Eigentlich müssten die ganzen Putin-Versteher und Russland-Fans in Scharen die ah so phöse BRD verlassen und ins gelobte Russland übersiedeln. Merkt man nur nichts davon.  
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Putin scheint zu befürchten, dass sich die NATO mit dem Rückzug russischer Militärs aus der Ukraine nicht zufrieden geben würde.

Der Status Quo ante Bellum wäre aber der Mininalkompromiss für Verhandlungen. Über Reparationszahlungen wäre noch gesondert zu verhandeln.
Russland hat ca. 20% des ukrainischen Territoriums besetzt, in dem aber 80% der Wertschöpfung stattfinden. Die Frage ist also, ob die Ukraine ohne dieses Territorium überhaupt wirtschafltich überlebensfähig ist. Wenn Russand dann noch seine Ankündigung einer Landbrücke nach Transnistrien wahr macht, dann wäre die Ukraine vollends vom Schwarzen Meer abgeschnitten, was natürlich völlig inakzeptabel wäre.
Zu den Gaslieferungen hat der frühere Außenminister Gabriel einen interessanten Vorschlag gemacht. Er schlägt vor, dass die EU Russland wegen Nichteinhaltung der Lieferverträge verklagt und als Ersatzvornahme das in der Nordstream 2 Pipeline anstehende Gas beschlagnahmt.

Zu Putin: Eine demokratische, rechtsstaatliche und wirtschaftlich prosperierende Ukraine wäre für Putin eine Bedrohung. Die russische Bevölkerung könnte auf die Idee kommen, dass es neben der putinschen Kleptokratie noch andere Modelle gibt, die einer breiten Bevölkerungsschicht zugute kommen.
In einem funktionierenden Rechtsstaat müßte Putin befürchten, dass Korruption und die zahlreichen Morde an Journalisten und Oppositionellen aufgearbeitet würden.
Das ist wohl auch der Grund, warum er dazu "verdammt" ist, bis an sein Lebensende an der Macht zu bleiben.

[sven23]

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat sich eine kleine Clique die Herrschaft über die Bodenschätze unter den Nagel gerissen und beutet das Land schamlos aus. Die breite Bevölkerung bleibt aussen vor.

Die Industrie samt Produktion von Wirtschaftsgütern ist nicht weltmarktfähig, das Industriedesign zum Teil grauenhaft.

Das Militär ist marode, die Raumfahrtindustrie ist im Prinzip nicht mehr existent.

Wie ich bereits ausführte, ist die russische Lebensweise für andere Länder nicht attraktiv, was letzendlich dazu führt, dass die russische Gesellschaft von Gewalt, Unterdrückung und Fatalismus geprägt ist. Die zunehmende staatliche Propaganda lähmt das Land. 

Eine sehr zutreffende Beschreibung.
Was würde sich ändern, wenn Putin weg wäre? Manche sagen voraus, dass sich nicht viel ändern würde.
Wenn man sich die teilweise widerliche Propaganda im russischen Staatsfernsehen anschaut, dann muss man befürchten, dass sie Recht haben.
Die Propaganda hat sich so tief in den Köpfen eingegraben, dass eine Kursänderung auf absehbare Zeit fast unmöglich erscheint.

[sven23]

Das ist das dumme Geschwätz der AfD und dem Querdenkerpöbel, die versuchen werden, anhand der Energiekrise durch Aufstände etc. unser Land zu destabilisieren. Aber das wird ihnen nicht gelingen.

Die Linke will ja auch Demonstrationen organisieren. Man hat dann das gleiche Problem wie bei Corona. Will man sich vom rechten Rand instrumentalisieren lassen oder will man sich erkennbar abgrenzen?

[piscator]

Sven schreibt:
Was würde sich ändern, wenn Putin weg wäre? Manche sagen voraus, dass sich nicht viel ändern würde.
Wenn man sich die teilweise widerliche Propaganda im russischen Staatsfernsehen anschaut, dann muss man befürchten, dass sie Recht haben.
Die Propaganda hat sich so tief in den Köpfen eingegraben, dass eine Kursänderung auf absehbare Zeit fast unmöglich erscheint.

Putin ist nur ein Teil Russlands, das Problem liegt viel tiefer. Im Prinzip hat sich in Russland seit dem 19. Jahrhundert nicht viel geändert.

Das zaristische Untertanenprinzip samt Nebenerscheinungen wie Leibeigenschaft etc., verbunden mit einer Adelskaste, die sich nach Westen orientiert hat,
wurde durch die Sowjetunion abgelöst, in dem der einzelne Bürger noch weniger zu sagen hatte als im Zarenreich. Statt dem Adel ga es dei Nomenklatura, die
autokratische Herrschaft Lenins wurde dann durch den Diktator Stalin abgelöst.

Die kommunistische Wirtschaftsordnung mit Schwerpunkt auf Rüstung hat dazu geführt, dass eine Modernisierung der Wirtschaft wie im Westen nicht erfolgte,
das Ganze wirkt sich heute noch aus. Und ohne moderne Wirtschaft gibt auch keine Zivilgesellschaft, die eine Mittelschicht hervorbringt.

Es gibt kein nennenswertes russisches Produkt von Weltruf, das jeder haben will. Russische Güter des täglichen Bedarfs wie Waschmaschinen, Unterhaltungselektronik sind veraltet oder Schrott. Russische Autos oder Motorräder will keiner haben. Es gibt keine russischen Gesellschaftsentwürfe, die attraktiv für andere Länder sind. Im Gegenteil, wer kann, verlässt das Land.

Ein Staatsgebilde wie Russland kann nur durch Druck und massive Propaganda existieren. Das Ende ist absehbar.

[R.F.]

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Ein Staatsgebilde wie Russland kann nur durch Druck und massive Propaganda existieren. Das Ende ist absehbar.

Aber auch das Ende der USA, Europas und Chinas.

[piscator]

Die USA ist das Paradeland der Optimisten. Wie die Geschichte zeigt, sind die USA immer wieder in der Lage, sich neu zu erfinden. Die europäische, genauer gesagt die deutsche Wehleidigkeit, kennen die USA nicht. Lies einfach mal Ralph Waldo Emerson.

Ein US-Amerikaner hat in der Regel keine Problem damit, seine Habseligkeiten zu packen und ein paar hundert Meilen weiter zu ziehen, um dort einen neuen Job anzunehmen, hierzulande stirbt man nicht weit vom Platz der Geburt.

China hat eine Geschichte, die ein paar Tausend Jahre alt ist, sie ist zudem von Konfuzius geprägt, das chinesische Weltreich hat fremde Invasoren überstanden, Bürgerkriege, die Verwerfungen des Kommunismus und wird auch die kapitalistischen Extreme der heutigen Zeit überstehen. Wenn es China schafft, seine Nachbarn und deren Kultur zu achten und es aufgibt, andere Länder auszubeuten, wird es noch lande in der einen oder anderen Form bestehen.

Wir Europäers sind ein seltsames Völkchen, wir wollen mit Gewalt die Vereinigten Staaten von Europa schaffen, ein politisches Gebilde, da wir eine taumelnder Riese daher kommt. Die Politiker scheinen dabei nicht zu begreifen, dass wir das im Geiste schon längst vollzogen haben. Der europäische Kontinent ist geprägt von kriegerischen Auseinandersetzungen, Eroberungsfeldzügen, Streit um die einzig richtige Religion, den Investiturstreit, Faschismus und Kommunismus. Die Europäer haben das gründlich satt und sich arrangiert. Aus früheren Erzfeinden sind Freunde geworden, wir haben eine gemeinsame Währung, Freizügigkeit und verschienden Kulturne, die sichnicht an Landesgrenzen halten.

Wir werden uns verändern, aber wir bleiben bestehen.

[sven23]

Gibt es erste Anzeichen dafür, dass die Stimmung in Russand für die Zustimmung zu Putins militärischem Abenteuer kippen könnte?
Eine Anklage wegen Hochverrat erscheint mir aber derzeit mehr durch Wunschdenken geprägt als durch Aussicht auf Erfolg.

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/russische-abgeordnete-wollen-putin-wegen-hochverrats-anklagen/ar-AA11DG93

[sven23]

Es werden nun tatsächlich von der Polizei Ermittlungen eingeleitet, allerdings nicht gegen Putin, sondern gegen die Abgeordneten.
Konnte man denn von einer Kreml-hörigen Justiz auch anderes erwarten? Die Abgeordneten könnten einen hohen Preis für ihren Mut bezahlen.

https://www.n-tv.de/politik/Russische-A ... 79796.html

[piscator]

Es ist interessant, daß Russland nicht in völliger Putin Hörigkeit verharrt, sondern sich offener Widerstand zeigt.

Das werden die Behörden nicht auf Dauer unterdrücken können und es besteht die Hoffnung, dass sich das zu einer großen Bewegung entwickelt. 

[piscator]

Der russische Rückzug aus Charkow wird die allseits bekannten russischen Trolle ins Schwitzen bringen, muss nun quasi über Nacht der Rückzug als taktisches Manöver erklärt werden, das den Sieg unweigerlich mit sich bringt.