Janina hat geschrieben:Die Theodizee ist ein Problem von Theologen, nicht eines von Mathematikern. Sie fragen, wo Gott in Auschwitz war. Kein Mathematiker hat je gefragt, wo die Logik in Auschwitz war. Es hieß sogar, nach Auschwitz könnte man keine Musik mehr machen. Esther Bejarano hat in Auschwitz Musik gemacht, und macht sie auch heute noch.Andreas hat geschrieben:Meiner Meinung nach ist das Theodizeeproblem ein logisches Problem
Ich denke auch, dass wir gerade deshalb Musik machen sollten. Bekannt sind die Worte von Theodore W. Adorno, der sagte, dass es barbarisch sei, wenn jemand nach Auschwitz noch ein Gedicht schreiben würde, was dann sofort widerlegt wurde, da jüdische Dichter wie Nelly Sachs und Paul Celan die deutsche Literatur sofort wieder reanimierten und verteidigt haben:
http://www.hagalil.com/archiv/2000/11/celan.htmBereits 1948 war der junge Dichter Paul Celan-Antschel aus Czernowitz in der Bukowina, nach kurzen Aufenthalten in Bukarest und Wien, in Paris eingetroffen. Er, der jüdische Dichter, war nur knapp der Vernichtung entkommen, die Deutsche ihm zugedacht hatten. Seine Eltern waren 1942 deportiert und in einem Lager in Transnistrien/Ukraine ermordet worden, ebenso wie viele seiner Bekannten und Verwandten. Jetzt war er allein in der französischen Metropole angekommen und schrieb Gedichte in deutscher Sprache. Sie war das einzige, so wird Celan Jahre später bekennen, was ihm inmitten der Verluste geblieben war, jene deutsche Sprache, in der ihm seine Mutter Verse von Goethe und Schiller vorgesprochen hatte, und die nun zugleich die Sprache ihrer Mörder war. In keiner anderen Sprache hätte er ihr und den anderen Ermordeten gedenken können.
"Kunst kommt nicht vom Können, sondern vom Müssen", dieses Wort Arnold Schönbergs fand Celan Jahre später in Adornos Essay über den Komponisten und strich es sich an. Auch er hatte keine Wahl: Er musste Gedichte schreiben, Gedichte in deutscher Sprache[...]
Der Philosoph wiederum hat sein Verdikt auch unter dem Einfluss der Lyrik Celans langsam zurückgenommen und revidiert. Celan registrierte das sehr genau, wie aus dem Briefwechsel der beiden hervorgeht, der in den "Frankfurter Adorno-Blättern" erscheinen wird. Als im Januar 1962 in der Zeitschrift Merkur Adornos Aufsatz Jene zwanziger Jahre erschien, dankt ihm der Dichter in einem Brief für dessen letzten Sätze, mit denen "über die Entfernung hinweg, Ihre Person nahe und ansprechbar" geworden sei. Jene Sätze lauten: "Der Begriff einer nach Auschwitz auferstandenen Kultur ist scheinhaft und widersinnig, und dafür hat jedes Gebilde, das überhaupt noch entsteht, den bitteren Preis zu bezahlen. Weil jedoch die Welt den eigenen Untergang überlebt hat, bedarf sie gleichwohl der Kunst als ihrer bewusstlosen Geschichtsschreibung. Die authentischen Künstler der Gegenwart sind die, in deren Werken das äußerste Grauen nachzittert."
Vermutlich kennst Du sein Gedicht „Todesfuge“ denn damit werden alle Schüler im Abitur gequält. Sehr gut vorgetragen von Ben Becker: