jose77 hat geschrieben: ↑Di 5. Mär 2019, 23:24
Ich gehe lieber zum Chef. Der Buchhalter macht dann was der Chef sagt. Aber dafür muss man den Chef kennen, und sich nicht mit unteren Chargen abgeben.
*Schulterzucken* Ganz wie du meinst.
Ich halte es halt für ziemlich arrogant und ineffizient, immer gleich alles zur Chefsache zu machen. Warum sollte man den Chef mit Kleinigkeiten belästigen? Und wenn es um Fachwissen geht, dann ist die jeweilige Abteilung ohnehin meist besser informiert als der Chef.
Aber hier wird die Metapher der "Firma" auch etwas überstrapaziert - als Monotheist glaubt man ja an die Existenz eines allwissenden und allmächtigen "Chefs", der eh alles im Griff hat.
Als Polytheist dagegen hat man ein "Team" mit einer gewissen Hierarchie und mehreren Spezialbereichen.
Und es wird vielleicht etwas das Thema sprengen, wenn ich auf die dahinter liegende Konzeption des polytheistischen Gottesbildes an sich hinweise - zumindest in der ägyptischen Sicht - wonach die Gottheiten, die wir anbeten, ohnehin nur flüchtige, menschlich-begrenzte Aspekte und Projektionen sind.
Die Gottheit, die hinter dem Bild oder dem Namen steht, ist viel größer und in ihrer wahren Natur nicht greifbar. Daher könnte auch wohl die selbe Gottheit uns in verschiedenen Gestalten begegnen - heute die Buchhalterin mit grauem Dutt und Brille, am nächsten Tag der Einkaufsleiter im Anzug mit gelber Krawatte.
Oder derselbe Aspekt wird einmal von der einen, einmal von der anderen Gottheit ausgefüllt. (wenn ich die Durchwahl für die Buchhaltung wähle, dann geht mal der eine und mal die andere ans Telefon...).
Ich habe das schon öfter angesprochen: Ebenso wie die Christen gehe ich davon aus, dass das Göttlich an sich "größer ist als unser Verstand".
Das Christentum leitet daraus ab: Du sollst dir kein Bild machen, denn das wahre Bild kannst du eh nicht erkennen.
Mein Glaube leitet daraus ab: Mache dir möglichst viele Bilder, damit du darin zumindest ein paar Teilaspekte begreifen kannst, und eine Ahnung des wahren Bildes bekommst... "through a glass, darkly" (1. Korinther 13:12) (ich finde die geläufige englische Version dieses Verses einfach wunderbar poetisch)
liebe Grüße
Mirjam