Pluto hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Computer werden in Zukunft noch viel mehr können - aber sie werden kein (Eigen-)Bewusstsein in christlicher Definition haben.
Genau dafür hat Alan Turing in den 50er Jahren seinen Turing-Test entwickelt.
Sollte es einem Computer der Zukunft gelingen diesen
Turing-Test zu bestehen, wird er auch nach christlicher Definition nicht von einem Menschen zu unterscheiden sein (sonst würde er den Test ncht bestehen).
Was erwartest du mehr als den Turing-Test?
Vom Turingtest halte ich nur dann etwas, wenn ich ihn selbst mit einem Programm durchführen könnte. Dann würde ich dem Programm Heinrich Bölls Geschichte
An der Brücke erzählen. Darin geht es um einen kriegsverletzten ehemaligen WW2-Soldaten, der für ein statistisches Amt an einer Brücke sitzt und nichts anderes zu tun hat, als die Leute zu zählen, die den ganzen Tag über die Brücke laufen. Er verliebt sich in eine junge Frau, die jeden Tag morgens über die Brücke geht und abends wieder zurück. Wenn sie kommt, seine "kleine ungezählte Geliebte", dann zählt er nicht nur sie nicht mit, sondern keinen, der in diesem Augenblick ebenfalls über die Brücke geht. Er tut das, weil er nicht will, dass diese junge Frau, an die er sein Herz verloren hat, die aber nichts davon weiß, in irgendeiner Statistik auftaucht und die anderen auch nicht, die in diesem heiligen Augenblick, wenn sie erscheint, auf der Brücke sind. Sie sollen ungezählt bleiben.
Wenn das Programm mir daraufhin erklären könnte, worum es in dieser Geschichte tatsächlich geht, dann wäre ich bereit, es als menschlich zu betrachten.
Die verschärfte Version dieses Tests bestünde darin, darauf zu warten, dass ein Roboter sich so verhält wie dieser verliebte Kriegsheimkehrer.
"Mit einem Gerät, das an eine Wurstschneidemaschine in einem Feinkostgeschäft erinnert, hat Gerry Rubin vom Howard Hughes Medical Institute das Gehirn einer Taufliege in feine Scheiben geschnitten. Das ist keine einfache Sache, denn das Taufliegenhirn hat nur einen Durchmesser von 300 Mikrometern (1 Mikrometer = 10 hoch -6 m) und ist im Vergleich zum menschlichen Gehirn nur ein kleiner Fleck. Das Gehirn einer Taufliege enthält rund 150 000 Neurone. Jedes ultradünne Schnittpräparat, das nur eine Dicke von 50 Nanometer (1 nm = 10 hoch -9m) hat, wird sorgfältig fotografiert und in einen Computer eingespeist. Dann versucht das Computerprogramm, die Verdrahtung Neuron für Neuron zu rekonstruieren. Bei der gegenwärtigen Geschwindigkeit wird Rubin in rund 20 Jahren jedes einzelne Neuron im Gehirn der Taufliege identifiziert haben. [...]
Die Speicherung der Daten, die das Mikroskop liefert, ist logistisch ebenfalls bemerkenswert. Die größte kommerziell verfügbare Festplatte kann rund 1 Billion Byte (oder 1000 Gigabyte) an Information speichern. Sobald sein Projekt läuft, hofft Rubin, bei einer einzigen Taufliege pro Tag rund 1 Million Gigabyte an Daten einzuscannen; daher erwartet er, große Lagerräume mit Festplatten zu füllen. Da jedes Taufliegenhirn ein wenig anders ist, muss er zudem einige hundert solcher Gehirne scannen, um ein typisches Taufliegenhirn darstellen zu können. Wenn man vom Taufliegenhirn ausgeht, wie lange wird es dann wohl dauern, das menschliche Gehirn zu schneiden und auszuwerten? «In 100 Jahren wüsste ich gern, wie das menschliche Bewusstsein funktioniert. Das 10- bis 20-Jahre-Ziel ist es, das Taufliegen-Gehirn zu verstehen», meint Rubin."
[Michio Kaku, Die Physik des Bewusstseins, 1. Aufl., Hamburg: 2014, S. 375+376]