closs hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben:Warum soll es nur These und Anti-These geben, warum nicht viele, vielleicht unendlich viele Ausprägungen?
Weil sich "These - Antithese" auf jeweils EINE Sache bezieht. - Yin - Yang/männlich - weiblich/Positron - Elektron.
Auch wenn es sich auf eine Sache bezieht, kann es in Realität mehrere Möglichkeiten geben. Die Dualität ist nur die einfachste Betrachtungsebene (so - oder nicht so). Etwas dual zu betrachten ist bereits eine Vereinfachung (oder eine Zwangsbedingung), die bereits einem Zweck entspricht.
Beispiel: Im Bundestag werden gerne Gesetzespakete geschnürt, weil ein Abgeordneter nur zustimmen darf oder nicht.
Eigentlich würde er gerne einigen Punkten zustimmen, anderen nicht. Die Dualisierung ist hier ein Mittel des Zwangs.
Insofern ist die Konzentration auf Dualität künstlich. Man kann aber dabeisagen, dass Dualität vielleicht der einfachste Fall ist und wir hoffen, wenn wir das hinbekommen, dann können wir die Mechanismen auch in komplexeren Situationen verwenden.
Aber wir sollten nie vergessen, dass dies eben künstlich ist.
closs hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben: Warum soll es nötig sein, These und Anti-These aufzuheben? Was bedeutet das eigentlich?
"Aufheben" bei Hegel heisst sowohl "außer KRaft setzen" als auch "hochheben/veredeln" - konkretes Beispiel: ...
Also, wenn ich das richtig verstehe, ist die Aufhebung der These/Antithese der Versuch, eine Beschreibung zu finden, in denen die beiden Dinge nicht mehr als Gegensatz, sondern als verschiedene Aspekte ein und desselben Dings erkannt werden können.
In der Physik ist das ein durchaus fruchtbares Denken. So sehen Magnetismus und elektrische Phänomene sehr verschieden aus, es scheint als wären das grundsätzlich verschiedene Dinge. Tatsächlich lassen sie sich in der elektromagnetischen Theorie vereinheitlichen.
So gesehen kann dieser Versuch tatsächlich als ein Mittel der besseren Erkenntnis gesehen werden. Durch die globalere Perspektive gelingt es mir, eine größere Menge von Aspekten einheitlich zu betrachten.
closs hat geschrieben:
"Dialektik" im Sinne Hegels ist nicht irgendein rhetorisches Gedöns (so wird es manchmal dargestellt), sondern eine Technik zu Erkenntnis. Gerade der Kritische Rationalismus ist eine Paradebeispiel für Hegelsche Dialektik: Da ist eine These, zu der man methodisch gefordert die Antithese sucht ("Falsifikation"). - "Schwäne sind weiss" ist die These - "Schwäne sind schwarz" ist die Antithese. - Wird ein schwarzer Schwan gefunden, ist die These falsifiziert.
Gerade weil es eine Technik ist, ist das Reden von der "Aufhebung der Dialektik" irgendwo sinnlos. Auch das Herstellen von behauenen Steinen ist eine bestimmte Technik. Die brauche ich heute nicht mehr, weil ich keine Steine als Werkzeuge mehr verwende. Aber damit verschwindet die Technik ja nicht. Sie wird nur lediglich unnötig.
Vielleicht meint Hegel ja das damit: Ich brauche die Technik nicht mehr, weil ich alles erkannt habe, was es zu erkennen gilt. Fragt sich dann nur, warum er das nicht auch einfach sagt.
closs hat geschrieben:
Ist das ein Ansatz, über geisteswissenschaftliche Inhalte zu sprechen?
Schon möglich. Demonstriere mir doch die Technik mal.
These: Es gibt den menschlichen Geist
Anti-These: Es gibt den menschlichen Geist nicht.
Kontext: Wir haben Geist noch gar nicht definiert, wir haben nur ein vages Verständnis davon.
Gruß
Thomas
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.