piscator hat geschrieben:Die jungen Leute in meiner näheren Verwandtschaft sind fast alle unter 30, haben ihre Ausbildung abgeschlossen und bringen alle mindestens EUR 3.000,00 netto nach Hause.
Soll ich jetzt zu denen sagen, okay, die Welt ist halt mal so, kann ich auch nichts dafür, dass ihr soviel Geld habt.
Und zu dem jungen türkischen Totalversager nebenan sage ich dann "Ey Digger, was geht ab?
Das kann ja genauso umgekehrt sein. - Davon abgesehen: Das ist nicht der typische Fall. - Häufiger scheint mir der Fall zu sein, dass es ein 40jähriger Handwerker mit zwei Kindern, der jeden morgen um halb sechs aufsteht, auf 2.500 Euro netto bringt und seine Frau nochmal auf 450 oder vielleicht bei Halbtags-Job auf 1000 Euro bringt und mit 3 oder 3.500 Euro 4 Personen durchzubringen hat - noch häufiger der Fall, dass eine Familie zu den 50% der Haushalte gehört, die nicht mehr als 2.000 Euro brutto p.m. zur Verfügung hat.
piscator hat geschrieben:Und den wirklichen Sozialfällen hilft man nicht, wenn man sagt, die Welt ist halt so, dann verlieren die komplett ihre Würde und die Hoffnung auf ein besseres Leben.
Sehe ich anders: Den vielen Rackerern, die (oft wegen Familie) am Existenzminimum rumkrebsen, sagt man nicht noch, dass sie wenig leistungsfähig sind - DAS ist es nämlich, was ihnen die Würde nimmt.
Ich sehe es doch bei der Generation meiner Kinder:
* Schein-Akademisierung per Bachelor
* Formbar für den Markt, also willkommen
* Eh Mangel an jungen Menschen
* Erstaunlich hohe Monatsverdienste
Ich gönne das denen WIRKLICH - aber wie wollen die später mal Familie haben, wenn man sich daran gewöhnt hat, dreimal in der Woche essen zu gehen oder sich was bringen zu lassen? - Oder am laufenden Band Junggesellen-Abschiede zu machen, bei denen keiner weniger als 500 Euro pro Kopf kostet? - Und dreimal im jahr in Urlaub zu fahren?
Wie auch immer: Aber vergleiche das jetzt mal mit den 50% der HAUSHALTE, die weniger als 2.000 Euro pm haben. - Es scheint so, dass sowohl Du als auch auch (wahrscheinlich aus sozialen Gründen) in Ecken wohnen, die nicht typisch sind für die Durchschnittsrealität. - Wir haben wirklich eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, die im Großen und Ganzen eben NICHT dadurch bedingt ist, dass die Einen mehr und die anderen weniger leisten.
piscator hat geschrieben:Und Hilfe bei der SPD zu suchen ist garantiert der falsche Weg weil die immer noch nicht kapiert haben, dass das Schaffen von Jobs durch überbordenden Bürokratismus und das Gängeln von Arbeitgebern und Arbeitnehmern kontraproduktiv ist.
"Bürokratismus" und "Gängelei" ist selbstverständlich NICHT die Lösung. - Wir bräuchten ein System, das bürokratiearm dem sozialen Frieden dient - "Mehrwertsteuer" war ein Beispiel dafür.
Damit könnte man auch das Argument entschärfen, dass niedere Einkommen fast nicht mehr bekommen als Hartzler (wofür die Hartzler ja nun wirklich nichts können).