Bislang galt für mich der Grundsatz, dass ich nie im Volkspark Hasenheide spazieren gehe. Das ist ein Park in Kreuzberg/Neukölln, in dem an jedem zweiten Baum ein Dealer wartet. Hier wird offen mit Drogen gehandelt, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Mich stört das, vor allem weil sich der Staat, dem ich im Prinzip vertraue, hier ohnmächtig zeigt. Hin und wieder eine Razzia, aber in Wahrheit wird der permanente, massenhafte Rechtsbruch toleriert. Ich wollte dort nie spazieren gehen, weil ich dann auch so tun würde, als seien diese Zustände eigentlich ganz normal und erträglich.
Seitdem ich aber hin und wieder einen Kinderwagen ausfahre und die Hasenheide der für mich nächste Park ist, setze ich mich diesen Zuständen aus, schiebe den Kinderwagen durch ein Spalier von Afrikanern, die sich keine Mühe geben, die Natur ihres Geschäfts zu kaschieren. Selbst ihre Verstecke sind mehr oder weniger öffentlich. Ich fühle mich dort nicht unsicher, das ist es nicht, die Dealer werden mir nicht einmal lästig. Sie ignorieren mich. Wahrscheinlich gilt ihnen ein Kinderwagen als Teil einer Glücksdroge, die immun macht für ihre Angebote.
Ich glaube, das Gefühl, das mich durch diesen Park begleitet, ist seltsamerweise Scham. Ich schäme mich dafür, dass dieser Staat, dessen Bürger ich bin, den ich als Staatsbürger mittrage, dieser Zustände nicht Herr wird.
http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 03045.html
Ich kenne den Volkspark Hasenheide - und bin auch genau der Meinung des Artikels hier.