Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Rund um Bibel und Glaube
Claymore
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#111 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Claymore » So 3. Mär 2019, 21:41

Stromberg hat geschrieben:
Mo 25. Feb 2019, 22:01
Claymore hat geschrieben:
Mo 25. Feb 2019, 21:49
Dass die Unkenntnis über die Anfangsbedingungen bei Bohm prinzipiell ist, tut nichts zur Sache.
Doch, da beliebig.
Das ist wie die Zeit vor dem Urknall.
Hm?
De-Broglie-Bohm scheidet außerdem schon deshalb aus, da sie nicht korrekt sein kann; sie lässt sich mit relativistischen Phänomenen nicht in Einklang bringen. Aus diesen und vielen anderen Gründen wird sie auch von kaum einem Physiker vertreten.
Ah gut. Ich habe versucht das zu überprüfen und verschiedenste Meinungen von Physikern dazu gelesen. Die weitere Diskussion ist damit wohl eher sinnlos.
Stromberg hat geschrieben:
Do 28. Feb 2019, 15:25
Nein; eine Tatsache.
Ob nun das Auge, das Flagellum, unsere Wirbelsäule oder das Immunsystem; den Genetikern und Biologen ist es jedesmal aufs Neue wieder und wieder gelungen die kreationistischen "Ideen" ad absurdum zu führen.

Die in diesem Fall von Kreationisten behauptete, nicht reduzierbare Komplexität ist damit widerlegt, denn es wurde behauptet, der "Flagellenmotor" als Fortbewegungsmittel ist so hoch komplex, dass er sich aufgrund der (behaupteten) Tatsache, würde man nur ein einziges Teil entfernen er "nutzlos" wäre, nicht entwickelt haben kann. Die nicht reduzierbare Komplexität ist in diesem Fall also als Unsinn zu den Akten zu legen.
Meines Wissens behauptet kein Evolutionsbiologe, der Bakterienmotor sei "de novo" und ohne Vorgängerstrukturen in heutiger Komplexität sozusagen "aus dem Nichts" entstanden.
Ich kann mich da an ein Video von einem gewissen Ken Miller erinnern, der vorführte, dass man eine Mausfalle ohne Auslöser als Krawattenklammer benutzen kann.

Auf mich wirkte das wie reine Metaphysik. Major Tom meldet: “die vollständige Abkoppelung von empirischem Input ist erfolgreich durchgeführt worden.”

Also, als philosophisches Argument ist das nicht schlecht, aber was hat das alles noch mit Biologie zu tun?

Ähnlich geht mir das mit dem Wörtchen “angepasst”. Wie kann man “angepasst” in der Biologie definieren ohne dass die Theorie tautologisch wird?

closs
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#112 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » So 3. Mär 2019, 21:54

Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 21:17
Einen "historisch-kritischen/-methodischen Jesus" wird Lindemann nicht kennen.
Als Wissenschaftler kennt er NUR diesen - er nennt ihn "historischen Jesus", weil die Wissenschaft "historisch-methodisch" "historisch" nennt.

Im Grunde ist dieser Sprach-Zirkus nur deshalb nötig, weil es Leute von außen gibt, die "historisch" mit "so war er vor 2000 Jahren" gleichsetzen. - Das ist aber unprofessionell. - "Historisch" aus dem mund eines Wissenschaftlers bedeutet "das, was ich mit meinem Modell methodisch zu dem ermittle, was vor 2000 Jahren geschehen ist". - Und der Wissenschaftler wird hinzufügen: "Es kann auch ganz anders gewesen sein".

Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 21:17
Lindemann gibt ja nicht seine persönliche Einzelmeinung wieder, sondern stellt den aktuellen Stand der historisch-kritischen Forschung dar.
Das kann sein: "Das, was ich mit meinem Modell methodisch zu dem ermittle, was vor 2000 Jahren geschehen ist".

Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 21:17
Dass sich nach Deiner laienhaften Auffassung ein ganzer Forschungszweig täuscht, beweist wieder einmal schlagend, dass der "Dunning-Kruger-Effekt" tatsächlich existiert.
Oje, das sowieso - aber ich meine es natürlich andersrum. Aber da ich mir solche Sachen verkneife, ein sachlicher Hinweis:

Der "ganze Forschungszweig" untersucht nach EINEm hermeneutischen Vorannahemen-Satz, EINEM Modell und EINER Methodik das Buch "Die Bibel" und KANN dabei zu ähnlichen Ergebnissen kommen. Aber das heißt doch nicht, dass sie in Bezug auf das, was Jesus vor 2000 jahren gedacht und gemeint hat, recht haben muss - vielleicht gibt es ja noch andere exegetische Ansätze oder andere theologischen Disziplinen, die es sich zum Forschungs-Gegenstand machen, was Jesus vor 2000 jahren gedacht und gemeint hat.

Die HKE klärt diese Frage unter der Vorannahme, dass Jesus nur Mensch war - kann man gerne machen. - Die kanonische Exegese (die ich gar nicht verherrlichen will) tut dies unter der Vorannahme, dass Jesus auch göttlich war - kann man ebenfalls machen.

Wenn nun die HKE zum Ergebnis käme, dass ihr methodisch ermittelter "historischer" Jesus mit dem kanonisch und kerygmatisch ermittelten Jesus nicht vereinbar ist, stimmt das einerseits, sagt aber andererseits nichts darüber aus, wer recht hat, da "gedacht und gemeint" spirituelle Ausdrücke sind, die man historisch-kritisch nur einseitig erfassen kann.

Die HKE ist gut für äußere Erkenntnisse (Liste für das, was die HKE tut oder glaubt zu tun, steht sogar in wik - und Du kennst diese Liste ohnehin), aber nicht für innere Erkenntnisse. - Sie ist "Bodenplatte" und nicht "Haus".

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#113 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » So 3. Mär 2019, 23:24

closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 20:38
Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 20:21
Du kannst doch nicht ernsthaft die Theologen, die bei der Analyse der Evangelientexte die historisch-kritische Auslegungsmethode anwenden, mit solchen Exegeten auf eine Stufe stellen, deren AUSLEGUNGSBASIS explizit ihr Glauben ist, Jesus von Nazareth sei der präexistente, eingeborene "Sohn Gottes" gewesen.
Inhaltlich nein, da beide sehr unterschiedliche Forschungs-Objekte haben.
Nein - Forschungsobjekte waren und sind nach wie vor die biblischen Schriften.

closs hat geschrieben:aber wissenschaftlich schon.

:lol: :lol: :lol:

Der war gut. Es war doch gerade die UNWISSENSCHAFTLICHKEIT der von Ratzinger favorisierten "glaubensbasierten kanonischen Exegese", die es verhinderte, dass sie in den theologischen Fakultäten Fuß fassen konnte.

Nun komm´ mal langsam in die Wirklichkeit zurück....

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 20:21
Es ist ganz bestimmt KEINE Vorannahme, die biblischen Schriften in derselben Art und Weise auszulegen wie andere antike Texte auch.
Natürlich ist es das.
Da sollte man nachträglich den Mitgliedern der "Päpstlichen Bibelkommission" gehörig die Ohren lang ziehen. Satansbrut... :devil:

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 20:21
Dir scheint es offensichtlich ein Ärgernis zu sein, dass selbst die "Päpstliche Bibelkommission" eine solche Vorgehensweise der "historisch-kritischen Exegese" ausdrücklich abverlangt
Überhaupt nicht - da bin ich ganz konform.
Das nehme ich Dir nicht ab.

closs hat geschrieben:Das Problem ist, dass die kommission extrem unterschiedlich verstanden wird.
Wird sie ja nicht. :)

An ihrer klaren Aussage gibt es nichts zu deuteln. Es sei denn, man leidet unter dem Dunning-Kruger-Syndrom.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 20:21
Was man unter diesem "Verständnis" zu verstehen hat, habe ich mehrfach versucht, Dir nahe zu bringen.
Hast Du - aber das ist nicht das Kommissions-Verständnis, sondern das säkular interpretierte Verständnis.
Du Witzbold - Du weißt doch genau, dass die "Päpstliche Bibelkommission" eine "spirituelle" Schriftinterpretation" AUSDRÜCKLICH ablehnt.

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#114 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Mo 4. Mär 2019, 00:16

closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 21:54
Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 21:17
Einen "historisch-kritischen/-methodischen Jesus" wird Lindemann nicht kennen.
Als Wissenschaftler kennt er NUR diesen.
Auf keinen Fall - dieser Begriff ist Deine persönliche Wortschöpfung - ein Etikette, welches Du dem renommierten Theologen Lindemann aus offensichtlichen Gründen gern anpappen möchtest.

Klappt aber nicht, mein Lieber. Lies Dir lieber noch einmal sein SPIEGEL-Interview durch...

closs hat geschrieben:er nennt ihn "historischen Jesus", weil die Wissenschaft "historisch-methodisch" "historisch" nennt.
Herr, wirf Hirn herab!

"Historisch-kritisch" IST eine Auslegungsmethode. Eine METHODE der Auslegung. Mehr nicht...


closs hat geschrieben:Im Grunde ist dieser Sprach-Zirkus nur deshalb nötig,
Es gibt keinen Sprach-Zirkus, sondern nur Deine laienhafte Auffassung von "historisch-kritischer Bibelexegese".

Wie wenig Du von dieser Auslegungsmethode verstehst, hat Dir Andreas erst kürzlich in mehreren sehr gut begründeten Beiträgen
Punkt für Punkt vor Augen geführt. Es gibt keinen Punkt, wo ich ihm nicht ausdrücklich zustimme. Er hat mit seiner Kritik den Na-
gel auf den Kopf getroffen.

Du bist halsstarrig und uneinsichtig.

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#115 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Mo 4. Mär 2019, 00:32

closs hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 21:54
Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 21:17
Lindemann gibt ja nicht seine persönliche Einzelmeinung wieder, sondern stellt den aktuellen Stand der historisch-kritischen Forschung dar.
Das kann sein.
Das kann nicht sein - das IST so. ;)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 21:17
Dass sich nach Deiner laienhaften Auffassung ein ganzer Forschungszweig täuscht, beweist wieder einmal schlagend, dass der "Dunning-Kruger-Effekt" tatsächlich existiert.
Oje, das sowieso - aber ich meine es natürlich andersrum.
War mir klar. Die Standardexegese an den theologischen Fakultäten unterliegt selbstverständlich dem "Dunning-Kruger-Effekt".

:lol: :lol: :lol: Naja - wir haben ja Karneval. :smiley15:

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#116 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von PeB » Mo 4. Mär 2019, 06:54

Andreas hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 13:45
Sorry meine Kapazitäten sind auch begrenzt.
Ich fange mal hiermit an:
PeB hat geschrieben:
Fr 1. Mär 2019, 09:14
Ich bin ja nicht so naiv, wie es sich vielleicht angesichts des Diskussionsverlaufes für dich darstellt. Ich bin selber Wissenschaftler und weiß, wie Wissenschaft funktioniert. Ich will jetzt hier keine grundsätzliche Wissenschaftskritik anbringen, aber wenigesten folgendes sagen:
Irgendwo im Forum wurde kürzlich gesagt, Wissenschaft sei doch keine Frage bestehender, demokratischer Mehrheiten. Doch, manchmal ist sie das! Eine Lehrmeinung ist eine Lehrmeinung aufgrund bestehender Zustimmungsmehrheiten - diese können sich aus der Plausibilität der Theorie ergeben, sie ergeben sich aber auch aus dem Umstand, dass beispielsweise junge Studenten und angehende Wissenschaftler von ihren akademischen Lehrern entsprechend beeinflusst werden und/ oder es hinsichtlich der angestrebten Karriere für opportun halte, eine bestimmte Meinung zu vertreten. Das kann durchaus auch unbewusst erfolgen und ich unterstelle, dass das auch oftmals der Fall ist.
Was ich damit sagen will ist: Wissenschaft hat nicht per se recht, weil sie "die Wissenschaft" ist und von Männern (und Frauen) mit akademischen Graden, weißen Kitteln und Doktorhüten vertreten werden.
Du beschreibst hier völlig richtig, das Problem von hierarchischen Strukturen innerhalb der Wissenschaft, und wie es darin zu Moden verschiedener Schulen kommt.

Ich frage mich nur, warum du dasselbe Phänomen nicht auch innerhalb des Urchristentums bzw. der "Alten Kirche" sehen willst.

Will ich das nicht sehen?? ;)
Ich meine, andersrum wird ein Schuh draus: es wird ja gesehen, dass es in der alten Kirche "hierarchische Zwänge" gab, wie du das nennst. Ich stelle hier zum Ausgleich die hierarchischen Zwänge innerhalb der Wissenschaft entgegen und fordere daher ja auch:
PeB hat geschrieben:
Fr 1. Mär 2019, 09:14
Kurz: ich plädiere lediglich dafür, wissenschaftliche Aussagen mindestens ebenso kritisch zu hinterfragen, wie man die schriftlichen Zeugnisse hinterfragt, die man mittels dieser wissenschaftlichen Aussagen in Zweifel ziehen will.
Eine konkrete Frage dazu könnte beispielsweise lauten: wird die Spätdatierung von der Wissenschaft wegen "hierarchischer Zwänge" in der Ur-Kirche präferiert oder wegen "hierarchischer Zwänge" in der eigenen Wissenschaft? :thumbup:

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#117 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mo 4. Mär 2019, 09:09

Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 23:24
Es war doch gerade die UNWISSENSCHAFTLICHKEIT der von Ratzinger favorisierten "glaubensbasierten kanonischen Exegese", die es verhinderte, dass sie in den theologischen Fakultäten Fuß fassen konnte.
Aber doch nur aus Sicht einer ganz bestimmten SChule, die ihre Pfründe nicht verlieren will. - Wissenschafts-philosophisch kann man Theologie zur Wissenschaft zählen oder auch nicht - je nach Definition.

Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 23:24
Forschungsobjekte waren und sind nach wie vor die biblischen Schriften.
Ähm - ja. - Aber die Forschungs-Gegenstände sind unterschiedlich - der eine untersucht mehr äußere historische Geschehenisse in der Geschichte, der andere mehr innere spirituelle Geschehnisse in der Geschichte.

Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 23:24
Wird sie ja nicht. :)

An ihrer klaren Aussage gibt es nichts zu deuteln. Es sei denn, man leidet unter dem Dunning-Kruger-Syndrom.
Dann hatte die Kommission halt ein Dunning-Kruger-Syndrom - aber was soll das?

Münek hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 23:24
Du weißt doch genau, dass die "Päpstliche Bibelkommission" eine "spirituelle" Schriftinterpretation" AUSDRÜCKLICH ablehnt.
Mein Gott - das bezieht sich doch nur auf die Basis-Disziplin HKE (Bodenplatte). - Dafür wird sie gebraucht: Als Grundlage für die Deutung im Sinne von "Was hat Jesus geistig gemeint und gedacht".

Münek hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 00:16
Auf keinen Fall - dieser Begriff ist Deine persönliche Wortschöpfung
Es ist eine Konkretisierung dessen, was hier offensichtlich nicht verstanden wird. - Lindemann MUSS "historisch" wissenschaftlich meinen, wenn er als Wissenschaftler spricht.

Münek hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 00:16
"Historisch-kritisch" IST eine Auslegungsmethode. Eine METHODE der Auslegung.
Und damit Teil dessen, was man im Sinne der Wissenschaft "historisch" nennt. - Aber das schließt doch nicht aus, dass meinetwegen die kanonische Exegese bei geistigen Fragestellungen mit Ergebnissen näher an dem ist, was vor 2000 Jahren wirklich geschehen ist.

Münek hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 00:16
Wie wenig Du von dieser Auslegungsmethode verstehst, hat Dir Andreas erst kürzlich in mehreren sehr gut begründeten Beiträgen
Punkt für Punkt vor Augen geführt.
Das war ein bißchen anders - denn SEINE Auffassung ist ziemlich nahe an dem, was ich von früher als "historisch-kritisch" kenne (und was möglicherweise auch die Kommission meint). - Das Problem liegt bei "Euch", die ihr die HKE nicht als Basis-Exegese ZUM spirituellen Bibel-Verständnis versteht, sondern meint, mit der HKE wäre die Bibel umfassend interpretiert.

Münek hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 00:32
War mir klar. Die Standardexegese an den theologischen Fakultäten unterliegt selbstverständlich dem "Dunning-Kruger-Effekt".
Du musst nicht übertreiben. - Die HKE ist in dem Sinne, wie es die Kommission incl. Ratzinger meint, voll ok und sogar unverzichtbar - aber eben nur als "Bodenplatte", auf der erst das eigentliche spirituelle, substantielle Verständnis-Haus gebaut ist.

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#118 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Mo 4. Mär 2019, 11:27

closs hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 09:09
Münek hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 00:32
War mir klar. Die Standardexegese an den theologischen Fakultäten unterliegt selbstverständlich dem "Dunning-Kruger-Effekt".
Du musst nicht übertreiben. - Die HKE ist in dem Sinne, wie es die Kommission incl. Ratzinger meint, voll ok und sogar unverzichtbar - aber eben nur als "Bodenplatte", auf der erst das eigentliche spirituelle, substantielle Verständnis-Haus gebaut ist.
Nein - das, was Du als "Bodenplatte für das spirituell-substanzielle Verständnis-Haus" bezeichnest, sind NICHT die Ergebnisse der historisch-kritischen Exegese, sondern die selbstfabrizierten, angeblich ewiggültigen DOGMEN der katholischen Kirche.

Die Dogmen wiederum beruhen NICHT auf den Forschungsresultaten der modernen, wissenschaftlich ausgerichteten Bibelexegese.

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#119 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mo 4. Mär 2019, 11:38

Münek hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 11:27
Die Dogmen wiederum beruhen NICHT auf den Forschungsresultaten der modernen, wissenschaftlich ausgerichteten Bibelexegese.
Passt aber insofern auf die "Bodenplatte", als dass RKK-Dogmen von der HKE nicht falsifiziert/falsifizierbar sind.

Münek hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 11:27
Nein - das, was Du als "Bodenplatte für das spirituell-substanzielle Verständnis-Haus" bezeichnest, sind NICHT die Ergebnisse der historisch-kritischen Exegese
Natürlich nicht - genauso wie ein Erker im zweiten Stock kein Ergebnis der Bodenplatte ist.

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Andreas
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#120 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Andreas » Mo 4. Mär 2019, 15:29

PeB hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 06:54
Andreas hat geschrieben:
So 3. Mär 2019, 13:45
Ich frage mich nur, warum du dasselbe Phänomen nicht auch innerhalb des Urchristentums bzw. der "Alten Kirche" sehen willst.

Will ich das nicht sehen?? ;)
Okay, du siehst es also, aber ich habe den Eindruck, dass wir das unterschiedlich bewerten.

PeB hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 06:54
Ich meine, andersrum wird ein Schuh draus: es wird ja gesehen, dass es in der alten Kirche "hierarchische Zwänge" gab, wie du das nennst. Ich stelle hier zum Ausgleich die hierarchischen Zwänge innerhalb der Wissenschaft entgegen und fordere daher ja auch:
PeB hat geschrieben:
Fr 1. Mär 2019, 09:14
Kurz: ich plädiere lediglich dafür, wissenschaftliche Aussagen mindestens ebenso kritisch zu hinterfragen, wie man die schriftlichen Zeugnisse hinterfragt, die man mittels dieser wissenschaftlichen Aussagen in Zweifel ziehen will.

Da rennst du offene Türen bei mir ein. Denn ich betrachte die wissenschaftlichen Aussagen kritisch (im Sinne von vergleichen und unterscheiden). Der zweite Teil deines Satzes ist immer noch dieselbe ungerechtfertigte Unterstellung, dass wissenschaftliche Aussagen zum Ziel hätten, schriftliche Zeugnisse (des Glaubens der Bibelautoren) in Zweifel ziehen zu wollen. Richtig ist, dass diese wissenschaftlichen Aussagen die Ergebnisse von gläubigen Christen sind, die um ein wahrhaftiges Verständnis der Texte der Bibelverfasser und ihrer Glaubenszeugnisse ringen. Kein Mensch will da etwas in Zweifel ziehen. Es ist keine Bibelkritik, Kritik im Sinne von "Wir kritisieren die Bibel um unseren eigenen Glauben zu zersetzen". Das wäre doch absurd, meinst du nicht auch?

Es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als die wissenschaftlichen Aussagen kritisch zu hinterfragen, weil es da fast zu keiner Frage einen absoluten Konsens gibt. Da werden keine Wahrheiten verkündigt, und selbst wenn es dort Mehrheitsmeinungen gibt, so verschwinden die Minderheitenmeinungen nicht aus dem wissenschaftlichen Diskurs. Oft werden sie sogar zu Mehrheitsmeinungen, wenn die alten Professoren im Ruhestand, und die nächste Generation endlich am Drücker ist.

Im Gegensatz zur Abfassungszeit des NT und danach, zu Zeiten der Apostolischen Väter, der Apologeten und der Kirchenväter werden im wissenschaftlichen Betrieb keine Schriften vernichtet und keine Personen exkommuniziert oder getötet, die eine andere Meinung vertreten als der Mainstream. In der Kirche ist das bis zum Dreißigjährigen Krieg "inspirierte" Tradition gewesen.

Die meisten Christenverfolgungen gingen von streng Bibelgläubigen aus. Juden verfolgten Judenchristen, beispielsweise Saulus den Stephanus und das hörte ja nicht auf, nur weil Paulus die Seiten wechselte. Später in der Zeit, als es darum ging, einen neutestamentlichen Kanon zu generieren, verfolgten bibelgläubige Christen andere bibelgläubige Christen. Als der Kanon im 4. Jahrhundert endlich feststand, ging es dann so richtig in die Vollen damit, dass bibelgläubige Christen bibelgläubige Christen verfolgten.

Die meisten Christen assoziieren mit dem Wort Christenverfolgung gerade das nicht, weil die vom Heiligen Geist in die Wahrheit geleiteten Kirchen nur die Christenverfolgungen an die große Glocke hängen, die nicht von Christen veranstaltet wurden und über die eigenen Christenverfolgungen am besten gar nicht spricht. Ich habe da keine Zahlen zu bieten, aber mich würde nicht wundern, wenn von Christen mehr Christen getötet wurden als von allen anderen zusammen.

An solchen Früchten gemessen scheint mir die göttliche Inspiration an den Universitäten wesentlich stärker zu wehen als im Kirchenbetrieb. Ich bin mir ziemlich sicher, dass die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Bibel einen erheblichen Einfluss auf den mittlerweile friedlicheren Umgang der Christen untereinander hatte.

Glaube mir, ich bin einer der ganz wenigen Christen, die über den eigenen Tellerrand schauen, die sich alles ansehen, egal aus welcher christlichen Ecke es kommt. Ich lese die Literatur der RKK, ebenso die aller evangelischen Richtungen, die evangelikalen eingeschlossen und ebenso die von christlichen Sondergemeinschaften, wie die der Zeugen Jehovas und selbst die Literatur von Atheisten kenne ich. Entscheidend ist aber in allen Fällen für mich die Nachvollziehbarkeit der Quellen und Begründungen von Aussagen. An der Qualität dieser trennt sich die Spreu vom Weizen. Prüfet alles, das Gute behaltet - aber das ist halt viel Arbeit. Viele lesen nur das, was sie gerne hören wollen und manche meinen sogar vor angeblich schädlicher Literatur warnen zu müssen. Kommt halt drauf an wem man vertraut:
Mk 7,18-23 hat geschrieben:Er antwortete ihnen: Begreift auch ihr nicht? Versteht ihr nicht, dass das, was von außen in den Menschen hineinkommt, ihn nicht unrein machen kann? Denn es gelangt ja nicht in sein Herz, sondern in den Magen und wird wieder ausgeschieden. Damit erklärte Jesus alle Speisen für rein. Weiter sagte er: Was aus dem Menschen herauskommt, das macht ihn unrein. Denn von innen, aus dem Herzen der Menschen, kommen die bösen Gedanken, Unzucht, Diebstahl, Mord, Ehebruch, Habgier, Bosheit, Hinterlist, Ausschweifung, Neid, Lästerung, Hochmut und Unvernunft. All dieses Böse kommt von innen und macht den Menschen unrein.
Nahrungsmittel sind in dieser Metapher nicht gemeint, denn kein Nahrungsmittel geht in das Herz und kommt als böser Gedanke wieder aus ihm heraus. Da braucht es keine HKM dazu um das richtig zu verstehen. Wer hier die Aufhebung jüdischer Speisegebote hinein deutet, kann nicht lesen.

PeB hat geschrieben:
Mo 4. Mär 2019, 06:54
Eine konkrete Frage dazu könnte beispielsweise lauten: wird die Spätdatierung von der Wissenschaft wegen "hierarchischer Zwänge" in der Ur-Kirche präferiert oder wegen "hierarchischer Zwänge" in der eigenen Wissenschaft? :thumbup:
Die Wissenschaft präferiert keine Spätdatierung. Das ist wieder nur dein Vorurteil. Das eine Beispiel hat dich also nicht überzeugt. Ich bringe dir so viele, die das Gegenteil belegen, bis du "Halt" sagst:

LMU - katholische Fakultät - Einleitungswissenschaft hat geschrieben:I. Zeit der Abfassung
In der Forschung ist man sich heute relativ einig, dass das MkEv gegen 70 n. Chr. entstanden sein muss. Mk 13 (die markinische Apokalypse) wird meist als Indiz für die bereits erfolgte (bzw. kurz bevorstehende) Zerstörung des Tempels gelesen.

Manchen Autoren sind die Anspielungen auf das Ende Jerusalems zu unspezifisch, um als vaticinium ex eventu gelten zu können. Würde wirklich bereits zurückgeblickt auf die Tempelzerstörung, wäre mit deutilicheren Bezügen zu rechnen.
Andere erkennen diese gerade im Bezug auf die »Zerstörung der großen Gebäude«, da die die Templeplattform selbst nicht zerstört wurde.
Ein Plus für die Zeit kurz nach 70 ergibt sich aus einer gattungskritischen Beobachtung: Die Frage der Jünger nach Zeichen und Zeitpunkt des Endes (Mk 13,4) weist in apokalyptischen Schulgesprächen auf die Sitaution einer enttäuschten Naherwartung (E. Brandenburger). Diese Enttäuschung dürfte im Urchristentum mit dem Ende des Tempels zusammenhängen.
Hier werden keine Wahrheiten verkündet. Hier gibt es kein: "Wir bekennen ..., wir verwerfen ..." wie in der evangelikalen Chicago-Erklärung zur Irrtumslosigkeit der Bibel, kein "... die belegt die katholische Kirche mit dem Anathema" wie es wörtlich im nicäischen Glaubensbekenntnis heißt.
Zuletzt geändert von Andreas am Mo 4. Mär 2019, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.

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