Wissenschaft und Universität

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sven23
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#291 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von sven23 » So 28. Jul 2019, 20:00

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 18:27
2) "Der Mensch ist geistig an einem Tag entstanden" ------->Aussagen-Logik ----------> Ergebnis: Die Aussage, der Mensch sei evolutions-biologisch entstanden, ist widerlegt".

Closs verweschselt mal wieder Aussagen-Logik mit Glaubensideologie. :roll:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#292 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von closs » So 28. Jul 2019, 20:40

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Ja, die einen mit wissenschaftlicher Methodik, die anderen mit Glaubensideologie.
Sachlich nach wie vor falsch, aber für Dich ideologisch unerläßlich.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Rate mal, wem die Kommission den Vorzug gab und warum?
Weil die Theologie eine religions-apriori-freie "Bodenplatte" braucht, auf der sich sauber weiterarbeiten lässt.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Kanoniker stellen das Glaubensbekenntnis voran, dass die biblischen Texte göttlich inspiriert und irrtumsfrei sein, was eine Infragestellung der Texte per se aussschließt.
"Inspiriert und irrtumsfrei" ist etwas anderes als das, was Du ideologisch für verwertbar hältst. Ratzinger verwendet hier den Begriff "im Wesentlichen" - damit ist also NICHT gemeint, dass die drei Könige "Könige" gewesen sein müssen. - Da solltest Du wirklich mal mit einem gestandenen Fachmenschen sprechen. - Und natürlich werden die Texte hinterfragt. Was denn sonst?

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Aber diese Forme der Exegese bezeichnet die Kommission als dumm und gefährlich.
Aber damit ist nicht das gemeint, was sie selber meint. - Meinen tut sie, dass die HKM nur dann "echt" ist, wenn sie nicht hermeneutisch-tendenziell ist - dazu würden bereits Aussagen gehören wie "Jesus hatte eine Naherwartung im Verständnis des AT".

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Dann gelten die nach closs gut begründeten Dogmen der Kirche gar nicht?
Doch - es sind Wirklichkeits-Aussagen geistiger und nicht biologischer Natur - und zwar in Verkündigungssprache. - Ich gestehe Dir gerne zu, dass dies für Laien und vor allem für die Gemeinde heute schwer verstehbar ist - das darfst Du als meine Kritik an den Kirchen verstehen.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Wie willst du das mit Evolution und Biologie in Einklang bringen?
Gar nicht - es sind zwei unabhängige Ebenen.

sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 20:00
Closs verweschselt mal wieder Aussagen-Logik mit Glaubensideologie.
Versuch doch mal, ernsthaft zu sein.

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Thaddaeus
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#293 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von Thaddaeus » So 28. Jul 2019, 23:30

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 20:40
Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 17:22
Solange du diesen Punkt nicht einsiehst, ist es aussichtslos sich weiter darüber auszutauschen. Man kann jemanden keine Grundrechenarten beibringen, wenn der einfach nicht begreift, wie Multiplizieren und Dividieren funktionieren.
Nee - nee. ---- Du musst schon erklären, welchen Sinn Aussagen-Logik hat, wenn sie innerhalb der Hermeneutiken keine Funktion hätte. - Wie oben erwähnt: BEIDE Hermeneutiken (Evolution) erfüllen Deine Voraussetzung.
Du scheinst einen zentralen Punkt nicht zu verstehen.

Mit Logik untersucht man nicht die Wirklichkeit, also das, was der Fall ist, was die Tatsachen sind. Was der Fall ist müssen die empirischen Wissenschaften mit ihren experimentellen Verfahren herausfinden. Wenn man herausfinden will, wie viele Monde der Jupiter hat, muss man durch ein Teleskop schauen und die Monde zählen. Wenn es eine Evolution gibt, dann muss die durch prähistorische Funde, Beobachtungen in der Natur, geologische und biologische Befunde, genetische Abstammungslinien und und und belegt werden. Die von Darwin untersuchten Darwinfinken sind z.B. ein Beleg für evolutionäre Veränderungen etc.pp.

Mit Logik untersucht man die AUSSAGEN, die darüber gemacht werden, was der Fall ist und was nicht der Fall ist. Wenn du hier eine deiner Thesen postest, dann hat diese sprachlich formulierte These einen Inhalt, das nennt man die Proposition, also das, was die These aussagt bzw. behauptet. Und sie hat eine logische Form. Beides kann mit logischen Mitteln untersucht werden.

Z.B. die Aussage:
"Wer das liest, ist Analphabet."

Diese Aussage drückt aus, dass, wer die Aussage liest, ein Analphabet ist.
Nun ist der Begriff "Analphabet" definiert als ein Mensch, der des Lesens nicht mächtig ist.
Ein Analphabet kann also die Aussage "Wer das liest, ist Analphabet." nicht lesen.
Wer die Aussage lesen kann, ist per Definition kein Analphabet. Genau das behauptet aber die Aussage.
Bei der Aussage: "Wer das liest, ist Analphabet." handelt es sich also um ein Paradoxon. Das ist ihre logische Form.

Wenn man etwas über die Natur erfahren will, muss man empirische Wissenschaft betreiben. Wenn man etwas über die Konsistenz und Widerspruchsfreiheit von Modellen, Theorie und Aussagen über die Natur und Welt erfahren will, muss man DIESE begrifflich, logisch und mathematisch analysieren.

Wenn du die These aufstellst, dass es Wahrheit ausschließlich in Bezug auf eine ganz bestimmte Hermeneutik gibt und alle Hermeneutiken gleichberechtigt sind, dann kann mit logischen Mitteln gezeigt werden, dass diese Art des Relativismus widersprüchlich ist, wenn man die Aussage auf sich selbst anwendet.

Wenn ich argumentiere:
Nein, es gibt keine Hermeneutik, in der das Gesetz vom ausgeschlossenen Widerspruch außer Kraft gesetzt und es diesbezüglich zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen könnte!
wenn ich eine beliebige Aussage von dir aussagenlogisch widerlege und diese Widerlegung logisch korrekt ist, kann keine andere Hermeneutik existieren, nach der deine logisch korrekt widerlegte Aussage plötzlich wahr ist und nicht mehr falsch!

Wenn das möglich wäre, dürften nämlich in der "anderen" Hermeneutik, in der deine logisch widerlegte Aussage plötzlich wahr wäre, die fundamentalen logischen Gesetze nicht gelten, mit denen ich deine Aussage ja gerade widerlegt habe. Und eine solche Hermeneutik, in der die fundamentalen logischen Gesetze nicht gelten, gibt es nicht.

Es kann sie nicht geben, weil in dieser "Hermeneutik" JEDE getroffene Aussage wahr wäre - auch zwei sich direkt widersprechende Aussagen - WEIL die fundamentalen logischen Gesetze nicht gültig sind und darum Beliebiges gefolgert werden kann (ex falso quodlibet).
Dann ist dies eine rein logische Analyse darüber, dass es keine Hermeneutk geben kann, in der eine logisch widerlegte und also falsche AUSSAGE plötzlich wahr werden kann.


Und: Hermeneutik ist etwas anderes als Weltbild oder Weltanschauung.
Hermeneutik untersucht die Bedingungen des Verstehens und der Analyse von Texten. Dabei hat sich herausgestellt, dass eben nicht JEDE (noch so abwegige) Interpretation eines Textes gleichberechtigt ist mit jeder anderen. Umberto Eco hat ein ganzes Buch darüber verfasst: DIE GRENZEN DER INTERPRETATION.

closs
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#294 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von closs » Mo 29. Jul 2019, 00:17

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 23:30
Nein, es gibt keine Hermeneutik, in der das Gesetz vom ausgeschlossenen Widerspruch außer Kraft gesetzt und es diesbezüglich zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen könnte!
Dem widerspreche ich nicht - im Gegenteil: Jede Hermeneutik muss in der Lage sein, gegen das Gesetz vom ausgeschlossenen Widerspruch NICHT zu verstoßen, also diesem Gesetz zu folgen.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 23:30
Mit Logik untersucht man die AUSSAGEN, die darüber gemacht werden, was der Fall ist und was nicht der Fall ist.
Ja - ich würde ergänzen: Was gemäß einer bestimmten Hermeneutik der Fall ist und was nicht der Fall ist. NB: Ich verwende hier "Hermeneutik" so, wie ich es an der Uni gelernt habe.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 23:30
Hermeneutik untersucht die Bedingungen des Verstehens
Die JEWEILIGEN Bedingungen des Verstehens - so würde ich zustimmen.

Zum Wort "Hermeneutik": Dieses Wort ist ziemlich heterogen besetzt - letztlich läuft es darauf hinaus, dass unterschiedliche Positionen des Subjekts zum Objekt zu unterschiedlichen Erkenntnissen über das Objekt führen/können. - Subjekt und Objekt sind immer verschmolzen, ob man will oder nicht (Mathematik und Naturwissenschaften sind da ganz oder weitgehen außen vor) - aber wir reden hier ja weitgehend von Geisteswissenschaft.

Davon abgesehen kämpfe ich nicht um Worte (Sprache ist immer Chiffre), sondern um die Erkenntnis, dass sich die Aussagen "Der Mensch wurde an einem Tag geschaffen" und "Der Mensch entstand über Jahrmillionen Jahre" NICHT widersprechen müssen, wenn man es einmal geistig und das andere Mal naturalistisch untersucht - das hat nichts mit "Weltanschauung" zu tun, sondern hat - tja - mit den jeweiligen Bedingungen des Verstehens zu tun. - BEIDES kann wahr sein - abhängig von der Ebene, auf der man es sieht.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 23:30
Umberto Eco hat ein ganzes Buch darüber verfasst: DIE GRENZEN DER INTERPRETATION.
Kenne ich leider nicht - ersatzweise habe ich aus gegebenem Anlass gerade "Die Interpretation der Bibel in der Kirche" (Päpstliche Kommission, 1993) gelesen, wo "Hermeneutik" genauso verwendet wird, wie ich es gelernt habe - man muss nun kein RKK-Fan sein, aber dumm sind deren Theologen/Philosophen/Aussage-Logiker nun wirklich nicht.

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 23:30
Dann ist dies eine rein logische Analyse darüber, dass es keine Hermeneutk geben kann, in der eine logisch widerlegte und also falsche AUSSAGE plötzlich wahr werden kann.
Da muss ich nachfragen, wie Du es genau meinst:

Eine innerhalb EINES Bedingungs-Systems des Verstehens widerlegte und somit falsche Aussage, kann selbstverständlich nicht im selben System wahr sein - also Zustimmung.

Insofern kann die Biologie mit ihren Aussagen nicht zum Ergebnis kommen, dass der Mensch an einem Tag entstand - das gilt aber umgekehrt bei einem spirituellen Bedingungs-System des Verstehens ganz genauso. - Aus meiner Sicht sind damit Deine Aussagen NICHT in Frage gestellt - siehst Du das anders?

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 23:30
Du scheinst einen zentralen Punkt nicht zu verstehen.
Du möglicherweise ebenfalls nicht. - Ich habe immer noch den Verdacht, dass Du meinst, es gäbe eine ganz bestimmte Hermeneutik, die formal über anderen Hermeneutiken steht. Verdacht gerechtfertigt?

Thaddaeus hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 23:30
Wenn du die These aufstellst, dass es Wahrheit ausschließlich in Bezug auf eine ganz bestimmte Hermeneutik gibt und alle Hermeneutiken gleichberechtigt sind, dann kann mit logischen Mitteln gezeigt werden, dass diese Art des Relativismus widersprüchlich ist, wenn man die Aussage auf sich selbst anwendet.
Dass Du das logisch zeigen kannst, aber ich kann Deiner Aussage deshaln nicht folgen, weil Du mich da missinterpretierst.

Denn "Wahrheit" steht über JEDER Hermeneutik - es gibt keine absolute Wahrheit in einer bestimmten Hermeneutik. - Was eine Hermeneutik bieten kann, ist eine widerspruchsfreie Erklärung zu "etwas" im Sinne der eigenen Bedingungen des Verstehens. - Konkret (ich habe es gerne, wenn man Grundsatzaussagen, konkret macht): Ein Biologe kann eine widerspruchsfreie Erklärung zu "Wie entstand der Mensch?" im Sinne der eigenen Bedingungen des Verstehens liefern - der Theologe kann es aber AUCH - obwohl sich beide Antworten widersprechen.

Dieser Widerspruch hat nichts mit einem Verstoß gegen Aussage-Logik zu tun, sondern mit den unterschiedlichen Bedingungen. - Insofern spielst Du meines Erachtens auf dem falschen Feld, wenn Du über Aussage-Logik referierst - was Du da sagst, ist völlig korrekt, aber nicht das Problem. -

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sven23
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#295 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von sven23 » Mo 29. Jul 2019, 06:31

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 20:40
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Ja, die einen mit wissenschaftlicher Methodik, die anderen mit Glaubensideologie.
Sachlich nach wie vor falsch, aber für Dich ideologisch unerläßlich.
Nach wie vor richtig. :thumbup:

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 20:40
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Rate mal, wem die Kommission den Vorzug gab und warum?
Weil die Theologie eine religions-apriori-freie "Bodenplatte" braucht, auf der sich sauber weiterarbeiten lässt.
Eben, keine Glaubensbekenntnisse vorschalten. Genau das macht die Forschung und kommt z. b. zu dem Schluss, dass Jesus eine Naherwartung hatte.
Was soll es jetzt bringen, auf die "Bodenplatte" Glaubensbekenntnisse drauf zu satteln, um dann zum gegenteiligen Schluss zu kommen, nämlich das Jesus keine Naherwartung hatte, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Die apriori-freie Bodenplatte kann man sich dann schenken.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 20:40
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Kanoniker stellen das Glaubensbekenntnis voran, dass die biblischen Texte göttlich inspiriert und irrtumsfrei sein, was eine Infragestellung der Texte per se aussschließt.
"Inspiriert und irrtumsfrei" ist etwas anderes als das, was Du ideologisch für verwertbar hältst. Ratzinger verwendet hier den Begriff "im Wesentlichen" -
Ist die Naherwartung denn unwesentlich?

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 20:40
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Aber diese Form der Exegese bezeichnet die Kommission als dumm und gefährlich.
Aber damit ist nicht das gemeint, was sie selber meint.
Häh, die Kommission meint nicht, dass evangelikale Schriftauslegung dumm und gefährlich ist? Meinst du, sie verfährt wie closs und meint nie, was sie sagt? :roll:

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 20:40
- Meinen tut sie, dass die HKM nur dann "echt" ist, wenn sie nicht hermeneutisch-tendenziell ist - dazu würden bereits Aussagen gehören wie "Jesus hatte eine Naherwartung im Verständnis des AT".
Die Komission sprach nicht von HKM, sondern von evangelikaler Schriftauslegung. :roll:

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 20:40
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Dann gelten die nach closs gut begründeten Dogmen der Kirche gar nicht?
Doch - es sind Wirklichkeits-Aussagen geistiger und nicht biologischer Natur - und zwar in Verkündigungssprache. - Ich gestehe Dir gerne zu, dass dies für Laien und vor allem für die Gemeinde heute schwer verstehbar ist - das darfst Du als meine Kritik an den Kirchen verstehen.
Wenn du schlauer als die Kirche bist, dann erklär uns doch mal, wie eine geistige Jungfrauengeburt zu verstehen ist.

closs hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 20:40
sven23 hat geschrieben:
So 28. Jul 2019, 19:56
Wie willst du das mit Evolution und Biologie in Einklang bringen?
Gar nicht - es sind zwei unabhängige Ebenen.
Also haben die kirchlichen Dogmen gar nichts mit dem tatsächlichen historischen und prähistorischen Geschehen zu tun.
Es sind reine Fiktionen. Die Frage wäre, warum man daraus Dogmen gemacht hat. Doch wohl nur, weil man sie naturalistisch verstanden hat.
Die nächste Frage wäre, warum man sich nicht von überholten Dogmen trennt.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#296 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von closs » Mo 29. Jul 2019, 08:40

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Eben, keine Glaubensbekenntnisse vorschalten. Genau das macht die Forschung und kommt z. b. zu dem Schluss, dass Jesus eine Naherwartung hatte.
Nee - eben nicht. - Das ist - wie wir inzwischen aus dem Kommissions-Text gelernt haben - eine der hermeneutisch-tendenziellen Aussagen einer HKM, die sich nicht apriorifrei halten kann.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Was soll es jetzt bringen, auf die "Bodenplatte" Glaubensbekenntnisse drauf zu satteln, um dann zum gegenteiligen Schluss zu kommen, nämlich das Jesus keine Naherwartung hatte, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Die apriori-freie Bodenplatte kann man sich dann schenken.
Das hättest Du gerne, um hermeneutisch-tendenziell fröhliche Urständ zu feiern. - Nein - die "Bodenplatte" hat hier überhaupt keine Schlüsse zu ziehen, weil es sich hier um eine spirituelle Frage handelt.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Ist die Naherwartung denn unwesentlich?
Das wäre ein Beispiel für "wensentlich".

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
die Kommission meint nicht, dass evangelikale Schriftauslegung dumm und gefährlich ist?
Das schon - aber diese Kritik wendet sich nicht gegen sie selbst (der Kontext war, dass da wieder was so interpretiert wurde, als würde die Kommission sich selber kritisieren - ich weiß nicht mehr was, weil ich es abgelegt habe).

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Die Komission sprach nicht von HKM, sondern von evangelikaler Schriftauslegung.
NEIN - das steht unter "HKM".

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Wenn du schlauer als die Kirche bist
Es ist mir nicht bekannt, dieses zu sein, und wird auch nicht angestrebt. :lol:

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
dann erklär uns doch mal, wie eine geistige Jungfrauengeburt zu verstehen ist.
s.o.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Also haben die kirchlichen Dogmen gar nichts mit dem tatsächlichen historischen und prähistorischen Geschehen zu tun.
Doch - weil dieser Fall, dass ein Mensch in der Zeitgeschichte erstmals bewusst "Ich" sagen und nach Gott fragen konnte, stattgefunden hat. - Das ist der Start dessen, was man im christlichen Verständnis "Bewusstsein" nennt.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Die nächste Frage wäre, warum man sich nicht von überholten Dogmen trennt.
Welches Dogma ist überholt und von wem/was überholt? - Dogmen muss man nicht rausschmeißen, sondern verstehen. - Keiner hat was von "Überholern", die nur deshalb so schnell sind, weil ihnen das Gewicht der Erkenntnis fehlt.

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Janina
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#297 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von Janina » Mo 29. Jul 2019, 08:45

Claymore hat geschrieben:
Sa 27. Jul 2019, 13:12
Janina hat geschrieben:
Do 25. Jul 2019, 21:03
Wenn du als Lösung eines Problems die Wellenfunktion psi(r, t) gefunden hast, dann ist psi*(r, t) = psi(r, t) * exp(i a) (mit a ∈ ℝ) auch eine Lösung, die aber nur die Phase a verschoben ist. Beide Lösungen sind gültige Lösung, aber widersprechen sich. Wie entscheidet man, welche wahr ist? Ganz einfach - gar nicht.
Wobei ich hier eine Frage hätte: Was ist mit Superposition? Da wird man die Phase der einzelnen Komponenten nicht ignorieren können.
Das ist richtig. Hier gilt Psi(r, t) = psi1(r, t) + psi2(r, t)
Wenn ich psi1 und psi2 gleichermaßen zu psi1* und psi2* phasenverschiebe, ändert sich deren Phasendifferenz nicht. Psi wird dann zwar zu Psi* phasenverschoben, aber es gilt nach wie vor: |psi1| = |psi1*|, |psi2| = |psi2*| und |Psi| = |Psi*|.

closs hat geschrieben:
Sa 27. Jul 2019, 13:34
Janina hat geschrieben:
Sa 27. Jul 2019, 11:36
Immerhin verstehen wir, dass es anders erst recht nicht möglich ist.
Das kommt auf die Definition von "verstehen" an.
Exakt. Seit wir wirklich wissenschaftlich verstehen können, ist gefühltes "verstehen" nur noch eine dumme Phrase. Hier gibt es tatsächlich einen Bedeutungswandel. Verstehen heißt jetzt wissenschaftlich verstehen. Erkennen im Sinne von Durchvögeln wird nicht mehr verwendet. 8-)

closs hat geschrieben:
Sa 27. Jul 2019, 13:34
Ich habe schlicht Respekt vor dem, was man NICHT weiß.
Du solltest mehr Respekt haben vor dem, was wir wissen.

closs
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#298 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von closs » Mo 29. Jul 2019, 08:59

Janina hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 08:45
Hier gibt es tatsächlich einen Bedeutungswandel. Verstehen heißt jetzt wissenschaftlich verstehen.
Aber doch nur in der Wissenschafts-Sprache. - Im Alltag und um so mehr in spirituell ausgerichteten Systemen versteht :D man es anders. - Wir haben hier einen der vielen Polysem-Fälle.

Janina hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 08:45
closs hat geschrieben: ↑
Sa 27. Jul 2019, 13:34
Ich habe schlicht Respekt vor dem, was man NICHT weiß.

Du solltest mehr Respekt haben vor dem, was wir wissen.
Vor dem, was man im wissenschaftlichen Sinne des Wortes "wissen" nennt, habe ich sehr wohl Respekt - aber ich weiß eben auch, dass dies System-Wissen ist, das auch ontisches Wissen sein kann, aber nicht muss. - Bei dieser Frage steigst Du als Wissenschaftlerin nicht ein, weil in Deiner Funktion als Wissenschaftlerin bereits in Deiner Definition von Wissen alles geklärt ist.

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sven23
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#299 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von sven23 » Mo 29. Jul 2019, 11:05

closs hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 08:40
sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Eben, keine Glaubensbekenntnisse vorschalten. Genau das macht die Forschung und kommt z. b. zu dem Schluss, dass Jesus eine Naherwartung hatte.
Nee - eben nicht. - Das ist - wie wir inzwischen aus dem Kommissions-Text gelernt haben - eine der hermeneutisch-tendenziellen Aussagen einer HKM, die sich nicht apriorifrei halten kann.
Nein, wir haben aus dem Text gelernt, dass keine (religiösen) apriori vorgeschaltet werden sollen. Nur so läßt sich die Methode objektiv anwenden.

closs hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 08:40
sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Was soll es jetzt bringen, auf die "Bodenplatte" Glaubensbekenntnisse drauf zu satteln, um dann zum gegenteiligen Schluss zu kommen, nämlich das Jesus keine Naherwartung hatte, weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Die apriori-freie Bodenplatte kann man sich dann schenken.
Das hättest Du gerne, um hermeneutisch-tendenziell fröhliche Urständ zu feiern. - Nein - die "Bodenplatte" hat hier überhaupt keine Schlüsse zu ziehen, weil es sich hier um eine spirituelle Frage handelt.
Das ist völliger Unsinn und würde die gesamte Forschung bescheinigen, dass sie ihre Arbeit nicht korrekt macht. Wahrscheinlich fährst du im gleichen Fahrwasser wie Roland, der Theißen als Bibelfälscher und Ideologen bezeichnet, allein aus dem Grund , weil ihm die Ergebnisse nicht gefallen.
Er meint, die Evangelien seien historisch zuverlässig, schließlich stünde ja drin, dass sie zuverlässig seien. :lol:
Und das sind dann die gleichen Leute, die der Forschung vorwerfen, dass die keine Glaubensbekenntnisse vorschaltet.

closs hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 08:40
sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Ist die Naherwartung denn unwesentlich?
Das wäre ein Beispiel für "wensentlich".
Eben, und die Forschung hat diese wesentliche Frage selbstverständlich auf Basis der Quellen behandelt und kommt zu den bekannten Ergebnissen:

Als Jesus den gegenwärtigen Beginn der Gottesherrschaft verkündigte, rechnete er mit deren Kommen während seines Lebens.

Gerd Theißen

"...daß wir.....unbefangen, ehrlich, nüchtern und deutlich zugeben müssen, daß es bei Jesus wirklich eine zeitliche Naherwartung gegeben hat, die so....sich nicht erfüllt hat"

Karl Rahner

Es bedarf keines Wortes, daß sich Jesus in der Erwartung des nahen Weltendes getäuscht hat.
(Rudolf Bultmann, Das Urchristentum, S. 22)




closs hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 08:40
sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
die Kommission meint nicht, dass evangelikale Schriftauslegung dumm und gefährlich ist?
Das schon - aber diese Kritik wendet sich nicht gegen sie selbst (der Kontext war, dass da wieder was so interpretiert wurde, als würde die Kommission sich selber kritisieren - ich weiß nicht mehr was, weil ich es abgelegt habe).
Nein, sie meint die evangelikale Schriftauslegung, die z.B. der Bibelbund praktiziert, incl. Chikagoer Erklärung.

closs hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 08:40
sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Die Komission sprach nicht von HKM, sondern von evangelikaler Schriftauslegung.
NEIN - das steht unter "HKM".
Jetzt bist du wieder verwirrt.

"Der fundamentalistische Zugang ist gefährlich, denn er zieht Personen an, die auf ihre Lebensprobleme biblische Antworten suchen. Er kann sie täuschen, indem er ihnen fromme, aber illusorische Interpretationen anbietet, statt ihnen zu sagen, dass die Bibel nicht unbedingt sofortige, direkte Antworten auf jedes dieser Probleme bereit hält. Ohne es zu sagen, lädt der Fundamentalismus doch zu einer Form der Selbstaufgabe des Denkens ein."
Päpstliche Bibelkommission

closs hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 08:40
sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
dann erklär uns doch mal, wie eine geistige Jungfrauengeburt zu verstehen ist.
s.o.
Oben ist nichts. Also weißt du nicht, was eine geistige Jungfrauengeburt sein soll, aber behauptest es mal einfach mal. :roll:
Vor allem behauptest du noch, dass das Dogma gut begründet ist.
Mit anderen Worten: du weißt mal wieder nicht, wovon du redest.

closs hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 08:40
sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Also haben die kirchlichen Dogmen gar nichts mit dem tatsächlichen historischen und prähistorischen Geschehen zu tun.
Doch - weil dieser Fall, dass ein Mensch in der Zeitgeschichte erstmals bewusst "Ich" sagen und nach Gott fragen konnte, stattgefunden hat. - Das ist der Start dessen, was man im christlichen Verständnis "Bewusstsein" nennt.

closs hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 08:40
sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 06:31
Die nächste Frage wäre, warum man sich nicht von überholten Dogmen trennt.
Welches Dogma ist überholt und von wem/was überholt? - Dogmen muss man nicht rausschmeißen, sondern verstehen. -
Dann erklär uns mal die geistige Jungfrauengeburt, wenn du sie verstanden hast? :roll:
Übrigens das Dogma der heilsnotwendigen Mitgliedschaft in der RKK hast du ja auch nicht verstanden, sonst wärst du doch Mitglied. :roll:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#300 Re: Wissenschaft und Universität

Beitrag von closs » Mo 29. Jul 2019, 11:39

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 11:05
wir haben aus dem Text gelernt, dass keine (religiösen) apriori vorgeschaltet werden sollen.
So ist es - und dass dies bisweilen die HKM selber tut, was dann NICHT "echtes Verständnis" ist.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 11:05
Das ist völliger Unsinn und würde die gesamte Forschung bescheinigen, dass sie ihre Arbeit nicht korrekt macht.
Falsch - es gibt soviel Forschung mit unterschiedlichen Hermeneutiken, dass man das so nicht sagen kann. Es würde alledings unterstreichen, was die HKM machen darf und was nicht.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 11:05
Wahrscheinlich fährst du im gleichen Fahrwasser wie Roland, der Theißen als Bibelfälscher und Ideologen bezeichnet, allein aus dem Grund , weil ihm die Ergebnisse nicht gefallen.
Das würde Roland dementieren (und hat es wahrscheinlich schon x-mal gemacht). - Nein - ich bin gerade im Fahrwasser der päpstlichen Bibelkommission.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 11:05
Eben, und die Forschung hat diese wesentliche Frage selbstverständlich auf Basis der Quellen behandelt und kommt zu den bekannten Ergebnissen
Das sagt die HKM mehrheitlich - und einige Theologen auch. - Aber dadurch wird es nicht historisch wahr. - Objektiv ist die Frage, ob hier die HKM sachlich heutral bleibt oder hermeneutisch-tendenziell einen draufsetzt - siehe Kommission.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 11:05
sie meint die evangelikale Schriftauslegung, die z.B. der Bibelbund praktiziert, incl. Chikagoer Erklärung.
Ja - da muss was gewesen sein - anders kann man sich die ausführliche und aggressive Auseinandersetzung nicht erklären. - Aber was haben wir mit "evangelikal" zu tun (was eh ein weiter Begriff ist)? - Es geht hier um die Frage, in welchem Rahmen HKM ohne hermeneutische Tendenz-Interpretationen/Kontaminierungen "echt" sein kann.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 11:05
Jetzt bist du wieder verwirrt.
Keine Angst - ich bezieht mich auf MEIN Zitat (Hermeneutische Verfälschung der HKM innerhalb der HKM).

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 11:05
Oben ist nichts.
Da ist allerhand - Stichpunkt: Eine geistige Wahrheit (Reinheit) wird historisch abgebildet.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 11:05
Vor allem behauptest du noch, dass das Dogma gut begründet ist.
Das sind sie alle - was nicht heißen muss, dass sie wahr sein müssen. - Es gilt immer der Glaubens-Vorbehalt.-

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 11:05
Mit anderen Worten: du weißt mal wieder nicht, wovon du redest.
O doch - das sagst Du immer dann, wenn Dir Aussagen aus dem Horizont gleiten.

sven23 hat geschrieben:
Mo 29. Jul 2019, 11:05
Übrigens das Dogma der heilsnotwendigen Mitgliedschaft in der RKK hast du ja auch nicht verstanden
Verstanden habe ich es - sogar in Übereinstimmung mit Theologen. - Aber die praktische Auslegung ist mir zu weltlich.

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