Ich dachte ja immer, dass das eigene Ego schon ein wichtiger Teil der Wahrheit ist. Selbst dann, wenn es nur eine Einbildung sein sollte, halte ich es mittlerweile auch für sinnvoll, wenn "ich" zum Pinkeln aufs Klo gehe, und mein "es" es nicht einfach so laufen lässt. Meine Mutter fand die Etablierung meines Egos allein schon deswegen erstrebenswert.AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2019, 15:28Das eigene Ego abzulegen, ist der erste Schritt zur Wahrheit aber auch der schwerste. Insofern kann ich die heftige Ablehnung schon verstehen.
Na ja, wenn man vom "Verständnis der Bibel" spricht, sitzt man längst in einer Filterblase - was immer das sein mag.AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2019, 15:28Aber wieso denn? Man muss doch nicht unbedingt glauben, um die Bibel verstehen zu können.Andreas hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2019, 15:16Lovetrails Frage scheint mir nicht ganz unberechtigt zu sein, denn den Präterismus anderen Interpretationen entgegenzustellen, ergibt nur einen Sinn, wenn man an Prophetie im Sinne von göttlichen Vorhersagen der Zukunft glaubt. Ein Atheist würde das nicht glauben. Dann hättest du aber die ganze Zeit INHALTLICH für eine Position gekämpft, die du für dich selbst nicht in Anspruch nimmst. Das hinterlässt bei den anderen offensichtlich ein Gschmäckle.
Das Problem ist allein schon diese unüberschaubare Menge an heterogenen Textaussagen, welche in der Bibel stehen. Ich wäre schon mehr als zufrieden, wenn ich jedes Buch der Bibel für sich genommen, verstehen würde. Ich glaube aber nicht, dass das erreichbar ist, weil selbst innerhalb so manchen biblischen Buches theologische Diskurse aufeinander treffen. Das stört mich nicht, macht es aber auch nicht einfacher.AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2019, 15:28Man kann eine Textaussage auch und vielleicht neutral gesehen nur ohne Glaubensvernebelung objektiv erkennen.
Viele Textaussagen der Bibel sind selbst schon subjektive Aussagen von unterschiedlichen Glaubensgemeinschaften - jüdischer (AT) und christlicher (NT) Glaubensgemeinschaften beispielsweise. Das kann bzw. muss man aber auch noch viel weiter differenzieren - falls man einzelne Textaussagen wirklich so verstehen wollte, wie sie damals von den Lesern verstanden werden sollten.AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2019, 15:28Sicher kann man auch glauben und Texte verstehen, aber in der Regel eher nicht, weil einem die eignen Glaubenssubjektivität im Wege steht oder die seiner Glaubensgemeinschaft.
Welcher Definition? Bedeutet für dich "Filterblase" automatisch, dass deren Inhalte "falsch" sind? Warum beziehst du die Möglichkeit nicht mit ein, dass sowohl der Futurismus als auch der Präterismus lediglich Filterblasen sind? Beides könnten trotzdem biblische Wahrheiten unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften sein, die ihre jeweiligen Glaubensvorstellungen in der Bibel verewigt haben. Zumindest wäre das eine Erklärung dafür, dass bei Bibelzitatenschlachten meist beide Seiten den Sieg für sich beanspruchen.AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2019, 15:28Das macht doch keinen Sinn, was Du sagst. Angenommen der Futurismus oder der Präterismus entspräche der biblischen Wahrheit, dann ist doch nur die eine Sichtweise die Filterblase, nach Definition.Andreas hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2019, 15:16Der "gelungene" Transfer deines Gegenübers von seiner Filterblase in die präteristische Filterblase, ergäbe nur dann einen Sinn, wenn die präteristische Filterblase irgendwie "besser" wäre als die andere. "Besser" kann sie aus deiner Sicht aber nur sein, wenn du selbst an göttliche Vorhersagen in der Bibel und deren Eintreffen bzw. Eingetroffensein in der Welt glaubst.
Was soll eine "biblische" Wahrheit denn sein? Das vom Autor beabsichtigte Textverständnis beim Leser oder die Übereinstimmung einer Prophetie mit der Wirklichkeit der Welt? Prophetie ist insofern eine biblische Wahrheit, weil sie in der Bibel thematisiert wird - ist sie aber auch DIE Wahrheit? Ist die Zerstörung des Tempels 70 n. Chr. die Erfüllung einer biblischen Prophetie? Wurde diese Prophetie tatsächlich vor der Zerstörung ausgesprochen, oder erst danach aufgeschrieben und dem Propheten nachträglich in den Mund gelegt worden? Wenn du die Antwort auf solche Fragen nicht kennst, gehst du ziemlich leichtfertig mit dem Begriff der Wahrheit um. Zumindest ist dann die Frage von Lovetrail berechtigt, ob du an göttliche Vorhersagen glaubst oder nicht. Der Präterismus, den du so vehement vertrittst, ergibt nur Sinn, wenn du göttliche Voraussagen mehr als nur in Betracht ziehst.
Es macht durchaus Sinn die biblischen Texte zunächst wie jeden anderen Text zu behandeln. Da aber die Intention, deren Inhalte (Gott) und der Zweck dieser Schriften der Glaube ist, wird man den Autoren nicht gerecht werden, wenn man beim reinen Verstehen stehenbleibt. Irgendwann muss sich jeder Bibelleser, der Frage stellen, ob und was er selbst davon halten mag.AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2019, 15:28Es dreht sich auch nicht darum, was man besser oder schlechter findet. Schon der falsche Ansatz für ein redliches Textverständnis.
Jedem der durch die Lektüre der biblischen Texte zum Glauben kommt, gleich Unredlichkeit zu unterstellen, müsste man auch erst mal begründen. Das ist wie mit dem Ego oben. Könnte ja sein, das Glaube zur Wahrheit des Menschen gehören könnte - egal was er glaubt, und ob es der Wahrheit entspricht. Allein schon deshalb, weil er nicht alles wissen kann, was es zu wissen gäbe.
Siehe oben, Was lässt dich meinen, dass ein Präterist nicht in einer Filterblase ist? Dass es Gott und göttliche Voraussagen gibt, wäre doch notwendige Vorraussetzung dafür - oder etwa nicht? Wenn's Gott und/oder göttliche Vorhersagen nicht gibt, liegt ja auch der Präterist falsch, d.h. in einer Filterblase, die nicht der Wahrheit entspricht. Da du Gott nicht wissen kannst, kann deine Meinung eigentlich nur auf einem Glauben an Gott beruhen. Möglicherweise spielt dir dein "Es" auch nur einen Streich.AlTheKingBundy hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2019, 15:28Naja, jeder Christ, der Futurist ist, ist meiner Meinung nach in einer Filterblase, was den eschatologischen Aspekt angeht. Filterblasen lehne ich ab und versuche mich, so weit wie möglich, aus den eigenen herauszubewegen. Die Wahrheit ist eine schöne Sache, aber oft auch schmerzhaft, jedenfalls anfangs.Andreas hat geschrieben: ↑So 8. Dez 2019, 15:16Hältst du aber den christlichen Glauben per se für eine Filterblase, und Filterblasen per se für etwas schlechtes, solltest du den anderen vielleicht glaubhaft machen, dass dein Weltbild keine Filterblase darstellt, oder dass du gar kein Weltbild hast, oder zumindest, was du an Filterblasen bzw. Weltbildern auszusetzen hast.
Das Problem ist doch, dass die Prophetie eine Brücke aus der Bibel in die Wirklichkeit zu schlagen versucht, und nur in Übereinstimmung mit dieser zusammen die Wahrheit sein kann. Die Interpretationen der biblischen Texte die du priorisierst, stehen und fallen, an diesem Punkt genauso, wie die der Futuristen. Da steht dann halt Meinung gegen Meinung, wenn man die Wahrheit nicht kennt.
Helmuth beruft sich auf den Heiligen Geist. Es ist Wahrheit, dass der Heilige Geist in der Bibel thematisiert wird. Das Verständnis biblischer Aussagen wird solchermaßen hermeneutisch vom Verfasser weg und in Richtung auf den Leser hin verlagert. Dass dies zirkelschlüssig ist, heißt ja nicht, dass es allein darum auch falsch sein muss. Falls das tatsächlich so funktionieren sollte, wäre es nicht unredlich, dass es so in der Bibel formuliert ist, und auch nicht unredlich, dass vom Leser versucht wird, es so zu praktizieren.
Der Heilige Geist, der allerdings nur dort weht, wo er auch wehen will, ist eine plausible Begründung für dieses unbestreitbare Phänomen, dass Bibelleser, seien sie gläubig oder nicht, biblische Aussagen ziemlich unterschiedlich verstehen. Dafür gibt es allerdings auch noch eine lange Reihe anderer Begründungen, von denen alle unbezweifelbar der Wahrheit entsprechen. Dass all diese Begründungen viel mit dem Ego zu tun haben, ist allerdings auch unbestreitbar.
Anscheinend habe ich unterwegs irgendwo den Faden verloren ... da wollt ich doch gar nicht hin.