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Säkularismus
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sven23
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#261 Bild(er) von Gott

Beitrag von sven23 » Sa 1. Mai 2021, 19:56

Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 18:41
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 16:55
Ich hatte das schon mehrmals gepostet, hier ein kleiner Auszug.

Was ist mit Dir?
Ich hatte das ja schon mehrfach gepostet, gerade weil es meine Meinung wiedergibt.
Aber es gibt auch Schattenseiten, das sollte man auch nicht verschweigen. Jesus war halt auch nur ein Kind seiner Zeit.



Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 18:41
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 16:55
Vor allem nehmen auch Menschen Teil, die gar nicht teilnehmen wollen. In jedem Krieg sterben auch Zivilisten, Frauen und Kinder. Sie werden verschleppt, versklavt, gefoltert,vergewaltigt und ermordet. Ganze Landstriche werden verwüstet, Städte zerstört und entvölkert. Krieg ist Destruktion.
Das können mir auch Kriesgsphilosphen nicht schön reden.

Sicher. Niemand würde das bestreiten. Ich am allerwenigsten. Wenn Du ein riesiges Gemälde betrachtest, bleibst Du auch nicht unentwegt an einer Stelle hängen, die dazu noch die hässlichste ist. Du betrachtst das ganze Bild. Wenn Du immer nur auf einen Fleck starrst, was weißt Du dann von dem Gemälde? Was davon hast Du dann gesehen?
Wenn der 2. Weltkrieg ein Gesamtgemälde ist, um in deinem Bild zu bleiben, welche Stelle würdest du hervorheben, die du als hübsch und positiv bewerten würdest?


 
Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 18:41
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 16:55
Ähm, doch. Zumindest hat man begriffen, dass Krieg das Gegenteil von etwas Gutem ist. Man kann natürlich Befreiungskriege als notwendiges Übel anführen, so wie die Amerikaner Europa vom Faschismus befreit haben. Aber die wenigsten Deutschen haben den 8. Mai 1945 als Befreiung empfunden.

Zum einen, was ich sagen will, ist so gemeint wie in dem Beispiel mit dem Gemälde. "Nichts" ist nicht wörtlich gemeint.
Du bewertest das.
Was hast du gegen Bewertungen? Ist es die Angst, sich feszulegen?
Bedenke, auch Jesus hat seine Umwelt ständig bewertet. Manchmal positiv, manchmal negativ.

Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 18:41
Aber ich will es nicht einfach bewerten. Ich will es mir zunächst anschauen. Ich habe mich ein paar Jahre auf meine eigene Weise mit dem 2. WK beschäftigt, aufgrund der Vergangenheit meines Großvaters. Dabei ist mir klar geworden, wie schwierig oder unmöglich es ist, dieses Ereignis wirklich zu erfassen und begreifen. Schon allein deshalb, weil es darüber heute nur sehr wenig Informationen gibt. So viele Zeitzeugen sind gestorben und haben ihre Erinnerungen mit ins Grab genommen. Wir haben es verpasst, ihnen zuzuhören und daraus zu lernen. Der "Holocaust" - den ich aus Respekt vor den Juden lieber "Shoah" nennen würde - war nur ein Teilaspekt davon. Man kann immer was dazu lernen. Immer.
Also das stimmt so nicht. Es gab unzählige Zeitzeugenbefragungen durch Historiker, Soziologen, Psychologen usw. Es gibt unzählige Dokumente, privates und öffentilches Filmmaterial usw. Du wirst keinen früheren Krieg finden, der besser dokumentiert ist als der 2. Weltkrieg.
Und lernen kann man auch heute noch daraus, so man denn willens ist. Eine wichtige Lehre ist: wehret den Anfängen.




 
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Eusebius
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#262 Bild(er) von Gott

Beitrag von Eusebius » Sa 1. Mai 2021, 20:09

sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 19:40
Warum sollte man sich auf solche Studien nicht verlassen?
Die Tatsache, dass sie einem die Ergebnisse nicht gefallen, ist kein Argument. Und wenn viele, oder alle Studien in diese Richtung weisen, dann läßt sich das nicht einfach wegwischen.
Jeder hat seinen eigenen Maßstab, seine eigenen Kriterien, wonach er Dinge sortiert und priorisiert.

Systeme, die seit tausenden von Jahren existieren und sich sicherlich mehr als bewährt haben, sind für mich per se an höherer Stelle als irgendwelche Interpretationen irgendwelcher Statistiken von irgendwelchen mehr oder weniger komplexen, sehr fragwürdigen und kaum noch durchschaubaren Studien. 

Studien gegenüber bin ich grundsätzlich sehr kritisch eingestellt. Weil die Qualität und Aussagekraft einer Studie sehr sehr schlecht sein kann, ohne, dass man es ihr ansieht. Statistiken und Auswertungen sehe ich noch viel kritischer, weil sich da der Mißbrauch ganz wunderbar anbietet, weil man sich alles irgendwie hindrehen kann, wie es einem passt. So, wie man mit der Bibel alle möglichen Dinge aufzeigen kann, wie man will, so kann man das auch mit Studien machen. Zu einigen Themen gibt es viele viele Studien und die Ergebnisse unterscheiden sich teils sehr deutlich. Dann gibt es Leute, die sammeln Studien zu einem Thema und ordnen das ab nach dem Ergebnis. ZB 50 Studien zeigen eindeutig, dass sich das Klima drastisch erwärmt. 30 Studien zeigen, dass es so bleibt. 10 zeigen, dass wir eine Eiszeit zu erwarten haben. Und weil die 50 eben die Mehrzahl ist, schließt man daraus, dass das vermutlich am wahrscheinlichsten ist. Ohjemine. Dabei sind so viele Studien dicke Wälzer mit endlosen Datenbergen die man auf so viele Arten auswerten kann.

"Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst missbraucht hast."
Zuletzt geändert von Eusebius am Sa 1. Mai 2021, 20:25, insgesamt 1-mal geändert.

Eusebius
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#263 Bild(er) von Gott

Beitrag von Eusebius » Sa 1. Mai 2021, 20:25

sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 19:56
Wenn der 2. Weltkrieg ein Gesamtgemälde ist, um in deinem Bild zu bleiben, welche Stelle würdest du hervorheben, die du als hübsch und positiv bewerten würdest?
Dazu sage ich nichts weiter. Das wäre dann das Thema "2. Weltkrieg". An dem Thema würde ich mich aber nicht beteiligen.
 
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 19:56
Was hast du gegen Bewertungen? Ist es die Angst, sich feszulegen?
Bedenke, auch Jesus hat seine Umwelt ständig bewertet. Manchmal positiv, manchmal negativ.

Ich lege mich nur fest, wenn ich mir wirklich sicher bin. Und damit ich sicher bin, muss es auch triftige Gründe geben. Ich habe zu oft erlebt, dass ich in meinen Anschauungen daneben lag. Darum bin ich sowieso vorsichtig. Das gebietet meine Vernunft.
Jesus - bitte? Mit wem redest Du? Bin ich oder beanspruche ich irgendeine Autorität? Auf keinen Fall.
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 19:56
Also das stimmt so nicht. Es gab unzählige Zeitzeugenbefragungen durch Historiker, Soziologen, Psychologen usw. Es gibt unzählige Dokumente, privates und öffentilches Filmmaterial usw. Du wirst keinen früheren Krieg finden, der besser dokumentiert ist als der 2. Weltkrieg.
Und lernen kann man auch heute noch daraus, so man denn willens ist. Eine wichtige Lehre ist: wehret den Anfängen.

So unterschiedlich können die Ansichten sein. Ich sehe vor allem viele schwarze Flecken auf diesem Gemälde. Vieles, was verborgen ist. Sehr vieles. Was das ist, weiß ich nicht - schließlich ist es verborgen. Aber es gibt viele Unklarheiten, Ungewissheiten, ungeklärte oder strittige Fragen. Zum Thema Shoah hat man Vieles klargestellt, denke ich. Im Kern ist sie unbestritten. Aber wie gesagt, für mich nur ein Teilaspekt. Wichtig ja, aber nur ein Teilaspekt.

Wenn jemand mich fragen würde, wie er damit anfangen sollte, sich mit dem Thema zu beschäftigen.... Ich würde ihm sagen: Suche Überlebende der Zeit und rede mit ihnen. Befrage sie zu ihren Erinnerungen aus der Zeit. Noch gibt es sie. Höre Dir genau an, was sie zu sagen haben. Nimm Dir alle Zeit, die Du hast. Beurteile nichts. Lass sie ausreden. Animiere sie dazu, möglichst viel zu erzählen. Schreib Dir wichtige Dinge davon auf oder nimm es auf Band auf. Mache das mit vielen Menschen. Männern, Frauen. 5, 10, 20 - so viele wie möglich. Schau diesen Menschen in die Augen. Berühre sie. Lasse Dir Fotos zeigen aus der Zeit. Lasse Dir Gegenstände zeigen, die sie noch haben. Wie ein altes Taschenmesser. Ein alter Ring. Vielleicht sogar ein Abzeichen. Höre Dir einfach ihre Geschichten an. Vergiss alles, was Du jemals darüber gehört oder gelesen hast. Das ist ein guter Anfang.

Später würde ich empfehlen, originale Dokumente der Zeit zu beschaffen. Zum Beispiel die Deutschen Wochenschauen. Alle anschauen. Vorurteilsfrei. Mit allem drum und dran. Oder Tonaufnahmen von politischen Reden. Die Originale. So,wie sie damals im Radio zu hören waren. Nicht lesen: Anhören. Verstehen. Und darüber nachdenken. Alte Zeitungen beschaffen. Und lesen. Und so weiter. Nicht lesen, was andere darüber schreiben sondern die Originale selber anschauen, lesen, anhören und dann darüber nachdenken. Was auch sehr wichtig dabei ist, vielleicht noch wichtiger als andere: Ein Gefühl dafür bekommen. Ein Mensch ist ein Mensch, er ist lebendig, er ist ein Zeuge der Zeit und wenn Du ein Teil des Lebens eines Zeitzeugen wirst, dann berührst auch Du diese Zeit durch ihn. Wenn Du echte Gegenstände aus der Zeit hast, dann wird die Geschichte auch ein Teil Deiner Geschichte. Wenn Du siehst, was die Menschen damals sahen, wird ihre Geschicht auch zu einem Teil Deiner Geschichte. Das ist meiner Ansicht nach viel wertvoller als alles, was man an einer Schule lernt. Wo man nicht wirklich etwas mit anfangen kann, weil es einen nicht berührt. Es ist etwas Fremdes. Darum kann man es auch schlecht verstehen. Nicht intellektuell sondern mit dem Herz.

Wenn Du das machst, hast Du schon sehr viel zu tun. Aber wer macht das schon?

Ich könnte jetzt noch so weiter machen, aber was soll´s. Du verstehst mich schon.
Zuletzt geändert von Eusebius am Sa 1. Mai 2021, 20:37, insgesamt 1-mal geändert.

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sven23
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#264 Bild(er) von Gott

Beitrag von sven23 » Sa 1. Mai 2021, 20:33

Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:09
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 19:40
Warum sollte man sich auf solche Studien nicht verlassen?
Die Tatsache, dass sie einem die Ergebnisse nicht gefallen, ist kein Argument. Und wenn viele, oder alle Studien in diese Richtung weisen, dann läßt sich das nicht einfach wegwischen.
Jeder hat seinen eigenen Maßstab, seine eigenen Kriterien, wonach er Dinge sortiert und priorisiert.
Z. B. in Doppelblindstudien sind die Kriterien klar definiert. Das Studiendesign ist so angelegt, dass subjektive Beeinflussungen möglichst ausgeschlossen sind.
Aber tröste dich: das hat auch ein ehemaliger User hier nicht verstanden, der angeblich eine Doktorarbeit machen wollte.

Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:09
Systeme, die seit tausenden von Jahren existieren und sich sicherlich mehr als bewährt haben, sind für mich per se an höherer Stelle als irgendwelche Interpretationen irgendwelcher Statistiken von irgendwelchen mehr oder weniger komplexen, sehr fragwürdigen und kaum noch durchschaubaren Studien. 
Was sollen das für Systeme sein?


Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:09
Studien gegenüber bin ich grundsätzlich sehr kritisch eingestellt. Weil die Qualität und Aussagekraft einer Studie sehr sehr schlecht sein kann, ohne, dass man es ihr ansieht. Statistiken und Auswertungen sehe ich noch viel kritischer, weil sich da der Mißbrauch ganz wunderbar anbietet, weil man sich alles irgendwie hindrehen kann, wie es einem passt.
Deshalb ist es wichtig, die Randbedingungen für die Studien zu publizieren. Glaubwürdig kann nur sein, wer alle Daten offen legt.
Wer natürlich betrügen will und Daten fälscht, der kann damit eine Zeit lang durchkommen. Aber auf Dauer fliegt er auf, wie viele Beispiele gezeigt haben. Da kann man sich auf die Kontrolle der wissenschaftlichen Community verlassen, weil auch ein gewisser Konkurrenzdruck herrscht.



Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:09
ZB 50 Studien zeigen eindeutig, dass sich das Klima drastisch erwärmt. 30 Studien zeigen, dass es so bleibt. 10 zeigen, dass wir eine Eiszeit zu erwarten haben. Und weil die 50 eben die Mehrzahl ist, schließt man daraus, dass das vermutlich am wahrscheinlichsten ist.
Da machst du es dir ein wenig einfach. Am Anfang der Klimadiskussion gab es sicher auch Gegenstudien und Gutachten, die vor allem interessgesteuert waren.
Aber mittlerweile herrscht ein großer Konsens in der Klimaforschung. Selbst ein Trump leugnet das inzwischen nicht mehr, aber nur, weil er Klima mit Wetter verwechselt.















 
[/quote]
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Eusebius
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#265 Bild(er) von Gott

Beitrag von Eusebius » Sa 1. Mai 2021, 20:43

sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:33
Was sollen das für Systeme sein?

Die genannten: TCM, Ayurveda, Tibetische Medizin.
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:33
Da machst du es dir ein wenig einfach. Am Anfang der Klimadiskussion gab es sicher auch Gegenstudien und Gutachten, die vor allem interessgesteuert waren.
Aber mittlerweile herrscht ein großer Konsens in der Klimaforschung. Selbst ein Trump leugnet das inzwischen nicht mehr, aber nur, weil er Klima mit Wetter verwechselt.

Das war nur ein Beispiel. Du kannst mich da nicht vom Gegenteil überzeugen, das bringt nichts. Ich habe mir meine Meinung selbst gebildet und ich habe für mich diese Erkenntnisse gewonnen. Dabei bleibt es. Es bringt mir nichts, Studien zu studieren, mich mit Statistik etc. zu befassen. Ich muss auch nicht recht haben. Ich kann das sehr gut so stehen lassen, was Du schreibst. Ist für mich voll in Ordnung. Du hast Deine eigene Perspektive, Deine eigenen guten Gründe, das respektiere ich auch. Ich will da auch nichts dran ändern.


 

Lena
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#266 Bild(er) von Gott

Beitrag von Lena » Sa 1. Mai 2021, 21:06

Tree of life hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 19:32
Ich glaube, mich erinnern zu können, dass du mir woanders schriebst, du redest im realen Leben sehr gerne.

Jo, aber in miner Muetersproch... :mrgreen:
Kannst du mir helfen, dich richtig zu verstehen?
Erbreich 

Eusebius
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#267 Bild(er) von Gott

Beitrag von Eusebius » Sa 1. Mai 2021, 22:42

JackSparrow hat geschrieben:
Fr 30. Apr 2021, 21:38
Durchaus. In welcher Form könnte er mich aufklären? Mir ist keine Methode bekannt, mit der sich ein Gott zweifelsfrei als ein Gott ausweisen könnte.

Hallo Jack. Bevor unser Dialog nun endgültig versinkt, möchte ich Dir noch kurz etwas schreiben. Es sind ein paar weitere Zitate von Alexander Eben, dem Neurochirurgen. Vielleicht spricht Dich ja doch etwas davon an. Vielleicht nicht jetzt aber vielleicht irgendwann einmal.


Man kann sich auf zwei Arten irren. Indem man glaubt, was nicht wahr ist. Oder indem man sich weigert zu glauben, was wahr ist.
Søren Kierkegaard (1813–1855)

In allen meinen Niederschriften tauchte ein Wort immer und immer wieder auf: real. Vor meinem Koma war mir nie aufgefallen, wie trügerisch dieses Wort sein kann. Sowohl an der Medizinischen Hochschule als auch in der Schule des gesunden Menschenverstands, die man Leben nennt, war mir beigebracht worden, dass etwas entweder real ist (ein Autounfall, ein Football-Spiel, ein belegtes Brot auf dem Tisch vor einem) oder eben nicht. In meinen Jahren als Neurochirurg war ich vielen Menschen begegnet, die an Halluzinationen litten. Ich glaubte zu wissen, wie absolut erschreckend nicht reale Phänomene für diejenigen sein können, die sie erleben. Und in den wenigen Tagen meiner ICU-Psychose hatte ich selbst Gelegenheit, ein paar beeindruckend realistische Albträume zu erleben. Sobald sie jedoch vorüber waren, erkannte ich diese Albträume sehr schnell als die Wahnvorstellungen, die sie waren: vom Gehirn, das sich alle Mühe gab, seine Funktion wieder aufzunehmen, durch Verschaltungen erzeugte neuronale Trugbilder. Während ich im Koma lag, hatte mein Gehirn aber nicht nur unzureichend gearbeitet. Es hatte überhaupt nicht gearbeitet. Der Teil meines Gehirns, der, wie ich in den Jahren an der Medizinischen Hochschule gelernt hatte, für den inneren Aufbau der Welt verantwortlich war, in der ich lebte und mich bewegte, und dafür, dass ich die Rohdaten, die über meine Sinnesorgane hereinkamen, zu einem sinnvollen Universum zusammensetzen konnte, dieser Teil meines Gehirns war am Ende. Und dennoch war ich am Leben und bei Bewusstsein, wirklich bei Bewusstsein in einem Universum, das vor allem von Liebe, Bewusstheit und Realität geprägt war. (Da war es wieder, dieses Wort.) Diese Tatsache war für mich einfach unbestreitbar. Ich wusste es so unzweifelhaft, dass es wehtat. Was ich erlebt hatte, war realer als das Haus, in dem ich saß, oder die Holzscheite, die im Kamin brannten. Doch das medizinisch-wissenschaftlich geprägte Weltbild, für dessen Erwerb ich viele Jahre gebraucht hatte, ließ keinen Platz für diese Realität. Wie konnte ich genug Raum schaffen, sodass diese beiden Realitäten koexistieren konnten?

Wer ein wirklicher Sucher nach der Wahrheit werden will, muss mindestens einmal im Leben möglichst alles angezweifelt haben. René Descartes (1596–1650)
Es dauerte etwa zwei Monate, bis die ganze Fülle meines neurologischen Wissens zu mir zurückgekehrt war. Lassen wir im Moment mal die eigentlich rätselhafte Tatsache beiseite, dass dieses Wissen überhaupt zurückgekehrt ist (es gibt nach wie vor keinen medizinischen Präzedenzfall für meinen, bei dem ein Gehirn nach einem derart heftigen Langzeitangriff gramnegativer Bakterien wie E. coli seine kompletten Fähigkeiten auch nur annähernd wiedererhalten hat). Nachdem es jedenfalls zurückgekehrt war, hatte ich weiterhin mit der Tatsache zu kämpfen, dass alles, was ich in den vier Jahrzehnten meines Studiums und meiner Arbeiten über das menschliche Gehirn, das Universum und darüber, was die Realität ausmacht, gelernt hatte, im Widerspruch zu meinen Erlebnissen während meines siebentägigen Komas stand.

Als ich in mein Koma fiel, war ich ein ganz und gar weltlicher Arzt, der sein gesamtes Berufsleben an einigen der renommiertesten Forschungsinstitutionen der Welt verbracht und dort versucht hatte, den Zusammenhang zwischen dem menschlichen Gehirn und dem Bewusstsein zu verstehen. Es war nicht etwa so, dass ich nicht an das Bewusstsein glaubte. Ich war mir einfach nur mehr als andere Menschen der überwältigenden mechanischen Unwahrscheinlichkeit bewusst, dass es unabhängig vom Gehirn existiert. In den 1920er-Jahren machte der Physiker Werner Heisenberg (und andere Begründer der Quantenmechanik) eine Entdeckung, die so seltsam ist, dass sich die Welt immer noch nicht so recht damit abgefunden hat. Bei der Beobachtung subatomarer Phänomene ist es unmöglich, den Beobachter (das heißt, den Wissenschaftler, der das Experiment macht) vollständig vom Beobachteten zu trennen. Im Alltag übersieht man diese Tatsache allerdings leicht.

Wir sehen das Universum als einen Ort voller einzelner Objekte (Tische und Stühle, Menschen und Planeten), die gelegentlich miteinander interagieren, aber dennoch im Wesentlichen voneinander getrennt bleiben. Auf der subatomaren Ebene erweist sich die Vorstellung der Getrenntheit der Objekte jedoch als vollkommene Illusion. Auf der Ebene winzigster Teilchen ist jedes Objekt des physischen Universums eng mit jedem anderen Objekt verbunden. In Wirklichkeit gibt es überhaupt keine »Objekte« in der Welt, sondern nur energetische Schwingungen und Beziehungen. Was das bedeutet, sollte eigentlich offensichtlich sein, ist es für viele aber nicht.

Es ist unmöglich, die innerste Realität des Universums zu erforschen, ohne sein Bewusstsein einzusetzen. Das Bewusstsein ist nicht nur alles andere als ein unwichtiges Nebenprodukt körperlicher Prozesse, wie ich vor meinem Erlebnis gedacht hatte, es ist auch sehr real, und zwar sehr viel realer als der Rest der physischen Existenz und höchstwahrscheinlich die Basis von allem. Aber keine dieser beiden Einsichten wird wirklich in das Bild der Wissenschaft von der Realität integriert.

Je nachdem, mit wem man sich unterhält, ist Bewusstsein für die wissenschaftliche Forschung entweder das größte Rätsel oder absolut uninteressant. Erstaunlich ist, wie viele Wissenschaftler es für Letzteres halten. Für viele – vielleicht die meisten – Wissenschaftler ist Bewusstsein nichts, worüber man sich Gedanken machen müsste, weil es ihrer Ansicht nach nur ein Nebenprodukt körperlicher Prozesse ist. Viele Wissenschaftler gehen sogar noch weiter und sagen, Bewusstsein sei nicht nur ein zweitrangiges Problem, sondern zudem nicht einmal real. Viele Wortführer der neurowissenschaftlichen Bewusstseinsforschung und der Philosophie des Geistes würden jedoch um Differenzierung bitten. In den letzten paar Jahrzehnten haben sie begonnen, das »schwierige Problem des Bewusstseins« zu erkennen. Obwohl sich die Idee seit Jahrzehnten herauskristallisiert hatte, war es David Chalmers, der sie in seinem 1996 veröffentlichten, brillanten Buch “The Conscious Mind“ formulierte.
Das schwierige Problem betrifft die Existenz der bewussten Erfahrung und kann in folgenden Fragen zusammengefasst werden: Wie entsteht Bewusstsein durch die Funktionsweise des menschlichen Gehirns? In welcher Beziehung steht es zu dem Verhalten, mit dem es einhergeht? In welchem Verhältnis steht die wahrgenommene zur realen Welt? Das von Chalmers definierte »schwierige Problem« ist so schwer zu lösen, dass manche Denker gesagt haben, die Antwort liege ganz und gar außerhalb dessen, was die »Wissenschaft« leisten kann. Doch dass es außerhalb der Grenzen der gegenwärtigen Wissenschaft liegt, schmälert das Phänomen des Bewusstseins in keiner Weise, sondern liefert vielmehr einen Hinweis auf seine unermesslich tief gehende Rolle im Universum.

Die Vorherrschaft der ausschließlich auf dem physischen Bereich basierenden wissenschaftlichen Methoden während der letzten vierhundert Jahre stellt ein großes Problem für uns dar. Wir haben den Kontakt zu dem tiefen Mysterium im Zentrum unserer Existenz verloren: unserem Bewusstsein. Es war (unter verschiedenen Namen und in Form von verschiedenen Weltbildern zum Ausdruck gebracht) in den vormodernen Religionen wohlbekannt und wurde von ihnen gehütet, ist jedoch in unserer säkularen westlichen Kultur in dem Maße verlorengegangen, in dem wir uns von der Macht der modernen Wissenschaft und Technik haben fesseln lassen. Für all die Erfolge der westlichen Zivilisation hat die Welt einen hohen Preis bezahlt, und zwar im Hinblick auf die wichtigste Komponente unserer Existenz: unsere menschliche Seele. Die Schattenseite der Hochtechnologie – moderne Kriegführung, gedankenloser Mord und Selbstmord, Verfall der Innenstädte, ökologische Schäden, katastrophaler Klimawandel, Polarisierung der wirtschaftlichen Ressourcen – ist schlimm genug. Doch was noch viel schlimmer ist: Unsere Konzentration auf den exponentiellen Fortschritt in Wissenschaft und Technologie hat vielen von uns relativ viel Lebenssinn und Freude geraubt und auch das Wissen darüber, wie unser Leben bis in alle Ewigkeit in den großen Plan der Existenz eingebunden ist.

Fragen zur Seele, zum Leben nach dem Tod, zur Reinkarnation, zu Gott und dem Himmel sind mit den Mitteln der konventionellen Wissenschaft schwer zu beantworten, was dann so gedeutet wurde, dass all das möglicherweise gar nicht existiert. Desgleichen entzogen sich erweiterte Bewusstseinsphänomene wie Remote Viewing, außersinnliche Wahrnehmung, Psychokinese, Hellsichtigkeit, Telepathie und Vorauswissen hartnäckig einem auf »standardmäßigen« wissenschaftlichen Untersuchungen basierenden Verständnis. Vor meinem Koma zweifelte ich vor allem deshalb an ihrer Richtigkeit, weil ich sie noch nie auf einer tieferen Ebene erfahren hatte und weil sie nicht ohne Weiteres mit meiner vereinfachenden wissenschaftlichen Sicht der Welt in Einklang gebracht werden konnten. Ebenso wie viele andere wissenschaftliche Skeptiker weigerte ich mich sogar, mir die Daten genauer anzuschauen, die für Fragen zu diesen Phänomenen relevant waren. Ich fällte vorschnelle Urteile über diese Daten und diejenigen, die sie zur Verfügung stellten, weil meine eingeschränkte Sichtweise es mir nicht erlaubte, mir auch nur eine vage Vorstellung davon zu machen, wie solche Dinge tatsächlich geschehen können. Diejenigen, die behaupten, es gäbe keine Beweise für Phänomene, die auf ein erweitertes Bewusstsein hinweisen, obwohl es überwältigende Belege dafür gibt, sind willentlich unwissend. Sie glauben, dass sie die Wahrheit kennen, ohne sich die Fakten anschauen zu müssen.

Denjenigen, die immer noch in der Falle des wissenschaftlichen Skeptizismus sitzen, empfehle ich das 2007 veröffentlichte Buch “Irreducible Mind. Toward a Psychology for the 21st Century .“ Diese schlüssige wissenschaftliche Analyse erbringt überzeugend den Beweis für ein außerkörperliches Bewusstsein. “Irreducible Mind“ ist das bahnbrechende Werk einer hoch angesehenen Forschergruppe des Fachbereichs für Wahrnehmungsstudien an der University of Virginia. Die Autoren bieten einen erschöpfenden Überblick über die relevanten Daten, und die Schlussfolgerungen daraus sind unumgänglich: Diese Phänomene sind real, und wir müssen versuchen, sie in ihrem Wesen zu verstehen, wenn wir die Realität unserer Existenz begreifen wollen.
Zitiert aus:

Alexander Eben - Blick in die Ewigkeit

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#268 Bild(er) von Gott

Beitrag von sven23 » So 2. Mai 2021, 06:31

Lena hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 21:06
Tree of life hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 19:32
Ich glaube, mich erinnern zu können, dass du mir woanders schriebst, du redest im realen Leben sehr gerne.

Jo, aber in miner Muetersproch... :mrgreen:
Und das ist Switzerdütsch? Ich find die Sprach ja lustig, teilweise verstehe ich sie sogar. ;)
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#269 Bild(er) von Gott

Beitrag von sven23 » So 2. Mai 2021, 06:34

Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:43
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:33
Da machst du es dir ein wenig einfach. Am Anfang der Klimadiskussion gab es sicher auch Gegenstudien und Gutachten, die vor allem interessgesteuert waren.
Aber mittlerweile herrscht ein großer Konsens in der Klimaforschung. Selbst ein Trump leugnet das inzwischen nicht mehr, aber nur, weil er Klima mit Wetter verwechselt.

Das war nur ein Beispiel. Du kannst mich da nicht vom Gegenteil überzeugen, das bringt nichts. Ich habe mir meine Meinung selbst gebildet und ich habe für mich diese Erkenntnisse gewonnen. Dabei bleibt es. Es bringt mir nichts, Studien zu studieren, mich mit Statistik etc. zu befassen. Ich muss auch nicht recht haben. Ich kann das sehr gut so stehen lassen, was Du schreibst. Ist für mich voll in Ordnung. Du hast Deine eigene Perspektive, Deine eigenen guten Gründe, das respektiere ich auch. Ich will da auch nichts dran ändern. 
Hast du denn dabei deine eigenen Ansprüche erfüllt und alles vorhandene Material gesichtet oder ist das nur so ein Bauchgefühl?
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#270 Bild(er) von Gott

Beitrag von sven23 » So 2. Mai 2021, 07:12

Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:25
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 19:56
Wenn der 2. Weltkrieg ein Gesamtgemälde ist, um in deinem Bild zu bleiben, welche Stelle würdest du hervorheben, die du als hübsch und positiv bewerten würdest?
Dazu sage ich nichts weiter. Das wäre dann das Thema "2. Weltkrieg". An dem Thema würde ich mich aber nicht beteiligen.
Verstehe ich nicht.
Du wirfst mir vor, ich würde nur die dunklen, negativen Seiten des Krieges betrachten. Auf die Nachfrage, welches denn die hellen, positiven Seiten sein sollen, sagst du:
das sag ich dir nicht.
Aber du wirst sicher deine Gründe dafür haben.
 
Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:25
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 19:56
Was hast du gegen Bewertungen? Ist es die Angst, sich feszulegen?
Bedenke, auch Jesus hat seine Umwelt ständig bewertet. Manchmal positiv, manchmal negativ.

Ich lege mich nur fest, wenn ich mir wirklich sicher bin. Und damit ich sicher bin, muss es auch triftige Gründe geben. Ich habe zu oft erlebt, dass ich in meinen Anschauungen daneben lag. Darum bin ich sowieso vorsichtig. Das gebietet meine Vernunft.
Klar können Menschen sich auch irren, das gehört dazu. Wichtig ist, dass man seinen Irrtum einsieht und ihn möglichst korrigiert. Absolute Sicherheit gibt es selten. Wenn man so ein Sicherheitsbedürfnis hat, darf man gar nichts mehr sagen, schreiben oder entscheiden.
Das würde für Entscheidugsträger in Politik und Wirtschaft bedeuten, dass sie praktisch nichts mehr entscheiden können.



Eusebius hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 20:25
sven23 hat geschrieben:
Sa 1. Mai 2021, 19:56
Also das stimmt so nicht. Es gab unzählige Zeitzeugenbefragungen durch Historiker, Soziologen, Psychologen usw. Es gibt unzählige Dokumente, privates und öffentilches Filmmaterial usw. Du wirst keinen früheren Krieg finden, der besser dokumentiert ist als der 2. Weltkrieg.
Und lernen kann man auch heute noch daraus, so man denn willens ist. Eine wichtige Lehre ist: wehret den Anfängen.

So unterschiedlich können die Ansichten sein. Ich sehe vor allem viele schwarze Flecken auf diesem Gemälde. Vieles, was verborgen ist. Sehr vieles. Was das ist, weiß ich nicht - schließlich ist es verborgen. Aber es gibt viele Unklarheiten, Ungewissheiten, ungeklärte oder strittige Fragen. Zum Thema Shoah hat man Vieles klargestellt, denke ich. Im Kern ist sie unbestritten. Aber wie gesagt, für mich nur ein Teilaspekt. Wichtig ja, aber nur ein Teilaspekt.

Wenn jemand mich fragen würde, wie er damit anfangen sollte, sich mit dem Thema zu beschäftigen.... Ich würde ihm sagen: Suche Überlebende der Zeit und rede mit ihnen. Befrage sie zu ihren Erinnerungen aus der Zeit. Noch gibt es sie. Höre Dir genau an, was sie zu sagen haben. Nimm Dir alle Zeit, die Du hast. Beurteile nichts. Lass sie ausreden. Animiere sie dazu, möglichst viel zu erzählen. Schreib Dir wichtige Dinge davon auf oder nimm es auf Band auf. Mache das mit vielen Menschen. Männern, Frauen. 5, 10, 20 - so viele wie möglich. Schau diesen Menschen in die Augen. Berühre sie. Lasse Dir Fotos zeigen aus der Zeit. Lasse Dir Gegenstände zeigen, die sie noch haben. Wie ein altes Taschenmesser. Ein alter Ring. Vielleicht sogar ein Abzeichen. Höre Dir einfach ihre Geschichten an. Vergiss alles, was Du jemals darüber gehört oder gelesen hast. Das ist ein guter Anfang.

Später würde ich empfehlen, originale Dokumente der Zeit zu beschaffen. Zum Beispiel die Deutschen Wochenschauen. Alle anschauen. Vorurteilsfrei. Mit allem drum und dran. Oder Tonaufnahmen von politischen Reden. Die Originale. So,wie sie damals im Radio zu hören waren. Nicht lesen: Anhören. Verstehen. Und darüber nachdenken. Alte Zeitungen beschaffen. Und lesen. Und so weiter. Nicht lesen, was andere darüber schreiben sondern die Originale selber anschauen, lesen, anhören und dann darüber nachdenken. Was auch sehr wichtig dabei ist, vielleicht noch wichtiger als andere: Ein Gefühl dafür bekommen. Ein Mensch ist ein Mensch, er ist lebendig, er ist ein Zeuge der Zeit und wenn Du ein Teil des Lebens eines Zeitzeugen wirst, dann berührst auch Du diese Zeit durch ihn. Wenn Du echte Gegenstände aus der Zeit hast, dann wird die Geschichte auch ein Teil Deiner Geschichte. Wenn Du siehst, was die Menschen damals sahen, wird ihre Geschicht auch zu einem Teil Deiner Geschichte. Das ist meiner Ansicht nach viel wertvoller als alles, was man an einer Schule lernt. Wo man nicht wirklich etwas mit anfangen kann, weil es einen nicht berührt. Es ist etwas Fremdes. Darum kann man es auch schlecht verstehen. Nicht intellektuell sondern mit dem Herz.

Wenn Du das machst, hast Du schon sehr viel zu tun. Aber wer macht das schon?

Ich könnte jetzt noch so weiter machen, aber was soll´s. Du verstehst mich schon.
Genau das machen Historiker doch. In letzter Zeit sind ja Archive geöffnet und unbekanntes Material für Historiker zugänglich geworden. Dabei stellt sich u. a. heraus, dass das weit verbreitete Narrativ der Trümmerfrauen, die Deutschland wieder aufgebaut haben, ein Mythos ist, um mal ein Beispiel zu nennen.
Es werden immer mal wieder neue, unbekannte Dokumente auftrauchen, die ein vollständigeres Bild ermöglichen und möglicherweise auch kleine Korrekturen notwendig machen, aber im Großen und Ganzen sind die Umstände schon gut dokumentiert.
Geschichte ist ja der Versuch, Vergangenheit zu rekonstruieren, um sie zu verstehen. Man könnte es mit einem großen Puzzle vergleichen. Man wird nicht mehr alle Puzzlesteine finden, weil viele unwiederbringlich verloren gegangen sind. Aber wer schon mal ein Puzzle zusammengesetzt hat, weiß, dass es gar nicht notwendig ist, auch noch den letzten Stein zu finden. Das Motiv läßt sich auch mit Lücken recht gut erkennen.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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