Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

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AlTheKingBundy
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#1191 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von AlTheKingBundy » Mi 1. Mai 2019, 07:47

sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:13
Das ist ja auch nicht mit Naherwartung gemeint, denn Jesus hatte keine Naherwartung auf sich selbst, sondern auf die Zeitenwende, die anbrechende Gottesherrschaft (Königsherrschaft), die mit dem Gericht verbunden war. Deshalb mahnte Jesus seine Landsleute zur Umkehr und Eile.

Die Dinge sind nicht voneinander zu trennen. Das Gericht war mit der Wiederkunft Jesu verknüpft und der Errichtung des Königreich Gottes.

Luk 21,31 So erkennt auch ihr, wenn ihr dies geschehen seht, dass das Reich Gottes nahe ist.

Mat 24,31 Und er wird seine Engel aussenden mit starkem Posaunenschall, und sie werden seine Auserwählten versammeln von den vier Winden her, von dem einen Ende der Himmel bis zu ihrem anderen Ende.
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
(Albert Einstein, 1879-1955)

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Münek
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#1192 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Mi 1. Mai 2019, 08:54

closs hat geschrieben:
Di 30. Apr 2019, 23:44
Münek hat geschrieben:
Di 30. Apr 2019, 22:18
Sie sehen es aber NICHT als Interpretationen der Evangelisten und der Urchristen an - wie Du es behauptest.
:?: - Es ist in der Theologie bekannt, dass das Urchristentum "Naherwartung" in Deinem Verständnis hatte.
Ich spreche von der Naherwartung Jesu (Kommen des Reiches Gottes). Diese ist von der Naherwartung der Urchristen zu unterscheiden (Parusie des richtenden Menschensohnes).

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Di 30. Apr 2019, 22:18
In dem "Katechismus der Katholischen Kirche" (KKK) ist nicht mal andeutungsweise davon die Rede, dass die ersten Menschen tierische Vorfahren hatten, von denen sie evolutionsbiologisch abstammen.
Stimmt ;) - weil es dort nicht um evolutions-theoretische Fragen geht.
Doch doch - es geht um die Entstehung und Herkunft des Menschen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Di 30. Apr 2019, 22:18
Im KKK wird nach wie vor davon ausgegangen, dass am Beginn der Weltgeschichte das Stammelternpaar Adam und Eva stand.
Das ist geistig und nicht biologisch gemeint.
Deine Umdeutung widerspricht der klaren Aussage des KKK. Wann, wie und wo soll sich denn der Sündenfall, der laut Paulus und der katholischen Erbsündenlehre als historisches Geschehen die Sünde und den Tod in die Welt gebracht haben soll, "GEISTIG" abgespielt
haben?
:lol: :lol:

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Di 30. Apr 2019, 21:05
Nö - nicht wenn die Leiche bereits stinkend in Verwesung übergegangen ist. In diesem Stadium ist nun wirklich nichts mehr zu retten.
"Wunder" nennt man deshalb so, weil in ihnen biologische oder physikalische Gesetzmäßigkeiten aufgehoben sein können.
Du meinst wie bei der Müllerstochter, die Stroh zu Gold spann. :)

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sven23
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#1193 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Mi 1. Mai 2019, 08:56

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:47
sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:13
Das ist ja auch nicht mit Naherwartung gemeint, denn Jesus hatte keine Naherwartung auf sich selbst, sondern auf die Zeitenwende, die anbrechende Gottesherrschaft (Königsherrschaft), die mit dem Gericht verbunden war. Deshalb mahnte Jesus seine Landsleute zur Umkehr und Eile.

Die Dinge sind nicht voneinander zu trennen. Das Gericht war mit der Wiederkunft Jesu verknüpft und der Errichtung des Königreich Gottes.
Nee, eben nicht. Der Jude Jesus ist nur im Kontext seiner jüdischen Religion zu verstehen. Ebenso wie sein Vorbild und Lehrer Johannes der Täufer glaubte er an die unmittelbar bevorstehende Gottesherrschaft, die untrennbar mit dem Gericht verbunden war. Deshalb seine Mahnung zur Eile und zu rechtzeitigen Umkehr.

Alles andere ist posthume Umdeutung der enttäuschten Naherwartung.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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closs
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#1194 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von closs » Mi 1. Mai 2019, 09:31

sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 06:18
In vielen Punkten herrscht seit David Friedrich Strauss ein breiter Konsens.
Ja - innerhalb einer hermeneutisch gleich-gestrickten Gruppe.

sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:32
Closs sollte vor allem erst mal kapieren, dass die von ihm zitierte Definition keine Cherry-Picking Veranstaltung ist
Wenn man eindeutig sachliche und mehrdeutig weltanschauliche Teile der HKE unterscheidet, ist dies kein Cherry-Picking.

sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:32
Päpstliche Bibelkommission.
Was sie sagt, bezieht sich ganz sicher auf Punkte 1 - 9 und in EIGENEM Verständnis auf Punkte 10 - 14. - Der spätere Antichrist-Vorwurf bezieht sich ausschließlich auf Vertreter der HKE, die bei 10 - 14 spezifisch weltanschaulich deuten.

sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:32
Das sollte auch einem closs inzwischen geläufig sein.
Das ist es auch. -HAst Du MEINE Unterscheidung verstanden?

Der Rest Deiner Aussagen ist übliches Ad-hominem-Rum-Ideologisieren.

Münek hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:54
Ich spreche von der Naherwartung Jesu (Kommen des Reiches Gottes).
Das tut die Theologie ebenfalls und kommt zu anderen Ergebnissen als die von Dir vertretenen ERgebnisse der HKE.

Münek hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:54
Doch doch - es geht um die Entstehung und Herkunft des Menschen.
Oje - NEIN - es geht um die GEISTIGE Herkunft des Menschen, die biologisch dargestellt wird, weil dies dem Vorstellungs-Verständnis der damaligen Menschen entspricht.

Münek hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:54
Deine Umdeutung widerspricht der klaren Aussage des KKK. Wann, wie und wo soll sich denn der Sündenfall, der laut Paulus und der katholischen Erbsündenlehre als historisches Geschehen die Sünde und den Tod in die Welt gebracht haben soll, "GEISTIG" abgespielt
haben?
Dir fehlt grundlegendstes Verständnis.

Münek hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:54
Du meinst wie bei der Müllerstochter, die Stroh zu Gold spann.
Oder Wasser zu Wein. - Wer bist Du, dass Du Gott vorschreiben könnte, was er kann, falls es ihn als Entität gibt?

SilverBullet
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#1195 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von SilverBullet » Mi 1. Mai 2019, 10:04

“sven23“ hat geschrieben:Das ist richtig, bis auf die Radikalkritik, die meint, dass Jesus eine rein literarische Figur ist.
Naja, so „radikal“ wirkt das nicht auf mich, sondern es ist lediglich das einfache Nachschauen, welche Quellen tatsächlich vorliegen -> eher keine.
Interessant wird es mit dem „radikal“ aber, wenn diese Theologen am Ende doch wieder auf „Gott hat die Welt erschaffen“ abdrehen.

Hier ein Beispiel: Interview mit dem Theologen Hermann Detering

Ziemlich nüchtern schildert der Theologe, dass es eigentlich keine Quellen gibt.
Das hindert ihn aber nicht daran, keine vernünftige Konsequenz zu ziehen, sondern er formuliert:
Zitat-aus-dem-Link
Wahrheit des Glaubens sollte sich nicht über die Geschichte definieren. Das Gleichnis vom „Verlorenen Sohn“ verliert nicht an Wert, wenn ich weiß, dass Vater und Sohn fiktive Gestalten sind. Und umgekehrt wird das Gleichnis für mich nicht dadurch wichtiger, dass ich Namen und Adresse der auftretenden Personen kenne.
Ob es einen historischen Jesus gegeben hat, der am Kreuz gestorben ist, ist in religiöser Hinsicht irrelevant… sollte es jedenfalls sein für jemanden, der für die Sprache der Zeichen und Symbole empfänglich ist.


Welcher Forscher sagt etwas wie „Die Wahrheit des Glaubens sollte sich nicht über die Geschichte definieren“?

Das ist doch pure Religionsmotivation, die einem hier entgegen springt.

Genau hierin sehe ich das Theaterstück der Kirchen:
sie führen eine wissenschaftsähnliche Vorstellung auf, um am Ende doch wieder nur die Qualität einer magischen Heizdecke zu verkaufen.

“sven23“ hat geschrieben:Für seine Existenz spricht z. b. die Naherwartung, die im Zentrum seiner Verkündigung stand. Da sie sich schon bei Abfassung der Evangelien als Irrtum erwiesen hat, hätte sie schwerlich erfunden werden können.
Oder die Sündentaufe durch seinen "Lehrer" Johannes, die später zu Irritationen in den Urgemeinden führte. Da mußten sich die Schreiber dann was einfallen lassen.
Das Herumstochern in Fanliteratur und deren Entwicklung ist immer nur Kaffeesatzleserei.

Man deutet das Schreibverhalten der Fans aus dem „Übersetzten“, strickt sich dabei eine Geschichte und schliesst dann aus dieser Geschichte auf das historisch Vorhandene – am Ende bekommt man dann noch den theologischen Ratschlag serviert „glaubt Leute, glaubt“ - Aua!

“sven23“ hat geschrieben:Da findet man in der Tat kaum etwas, außer die Erwähnung in einem Nebensatz oder nachträglichen Fälschungen. Das muss aber nicht zwangsläufig gegen seine Existenz sprechen, sondern kann auch einfach nur heißen, dass er zu Lebzeiten ein kleiner, unbedeutender Wanderprediger unter vielen war.
Es führt unzweifelhaft zu der Situation zu sagen „wir können nichts darüber aussagen, was eigentlich komisch ist“.
Die Situation „die Forscher sind sich weitgehend einig darüber, dass es einen historischen Jesus gab“ basiert rein auf Religionsmotivation und sonst auf nichts.

“sven23“ hat geschrieben:Über Paulus, den Initiator der posthumen Jesusbewegung, gibt es sogar überhaupt keine außerbiblischen Erwähnungen, was ja auch schon seltsam genug ist.
Und wir sprechen über eine Zeit, in der die Kommunikationswege mehr als minderwertig waren, d.h. ausser über Nacherzählungen, hat der normale Mensch sowieso kaum etwas über die „weiter entfernte“ Umgebung (bei sehr engem Radius) erfahren. Die einzigen Informationswege, die etwas umfassender und schneller waren, lagen auf Seiten der Machthaber, die schlicht so schnell wie möglich wissen wollten, was vor sich geht.

“sven23“ hat geschrieben:In vielen Punkten herrscht seit David Friedrich Strauss ein breiter Konsens
Ich kenne diesen Namen nicht, also habe ich sofort nachgesehen, ob es ein Theologe ist -> Bingo, es ist ein Theologe.

Wenn es in dieser Fangruppe zu einer Einigung kommt, dann sehe ich darin keinerlei Sensation und keinerlei Grundlage deren „Erkenntnisse“ zu übernehmen, im Gegenteil, „selber denken“ ist hier wichtiger denn je.

Fangruppen gibt es in dieser Religion genügend und alle betreiben sie Kaffeesatzleserei – man erkennt dies an dem Problem, das die in diesem Forum aktiven „Gläubigen“ mit Aussagen von HKE begeisterten Theologen haben.
Eine dieser Haltungen aufzugreifen, weil sie ein wenig „wissenschaftlich“ anmutet, halte ich nicht für ratsam – wie gesagt: man geht dabei eher den Kirchen/Theologen auf den Leim.

“sven23“ hat geschrieben:Das gilt für alle Exegesen, die auf Glaubensbekenntnissen beruhen, da kann man von "Forschung" in keinster Weise sprechen.
Für die historisch-kritisch arbeitenden Theologen trifft es noch am ehesten zu, wenngleich eine unabhängige Forschung immer vorzuziehen wäre.
Man sollte aber doch nicht so verzweifelt sein, dass man Aktivitäten, die „wissenschaftlich“ anmuten, gleich zur Forschung erklärt.

Bei Religionen gibt es zwei weit verbreitete Aspekte:
• den Regentanz und
• das Lesen aus „dem Werfen von Knochen“

„Den Regentanz“ kann man relativ leicht in den Auflagen für „Gläubige“ und den Ritualen erkennen.
„Das Lesen aus den Knochen“ wurde von den Kirchen auch in die Unis eingeschmuggelt und läuft unter „Forschung“.

“sven23“ hat geschrieben:Die Kirche steht immer noch im Gegensatz zur historisch-kritischen Forschung, weshalb der Satz von Konzelmann auch heute noch Gültigkeit hat.
Die Kirchen decken eine Bandbreite an Angeboten ab.
Selbst die „Radikalkritik“ der Theologen schwenkt auf „Gott ist der Schöpfer“ ein – siehe oben.

Religion ist Gesellschaftspolitik und „dehnt und streckt sich“ in alle Richtungen, um Einfluss zu behalten.

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#1196 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von AlTheKingBundy » Mi 1. Mai 2019, 10:06

sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:56
AlTheKingBundy hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:47
sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:13
Das ist ja auch nicht mit Naherwartung gemeint, denn Jesus hatte keine Naherwartung auf sich selbst, sondern auf die Zeitenwende, die anbrechende Gottesherrschaft (Königsherrschaft), die mit dem Gericht verbunden war. Deshalb mahnte Jesus seine Landsleute zur Umkehr und Eile.

Die Dinge sind nicht voneinander zu trennen. Das Gericht war mit der Wiederkunft Jesu verknüpft und der Errichtung des Königreich Gottes.
Nee, eben nicht. Der Jude Jesus ist nur im Kontext seiner jüdischen Religion zu verstehen.

Na dann frage ich mich, auf welcher Grundlage die HKE ihre Ergebnisse erzielt. Wird die Bibel völlig außer Acht gelassen? Auf Grundlage welcher Quellen werden hier Aussagen getroffen?

sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:56
Ebenso wie sein Vorbild und Lehrer Johannes der Täufer glaubte er an die unmittelbar bevorstehende Gottesherrschaft, die untrennbar mit dem Gericht verbunden war.

Nichts anderes habe ich gesagt.

sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:56
Alles andere ist posthume Umdeutung der enttäuschten Naherwartung.

Wo habe ich das Gegenteil behauptet? Hast Du meinen Beitrag überhaupt gelesen?
Beste Grüße, Al

Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.
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#1197 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Mi 1. Mai 2019, 11:11

closs hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 09:31
sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 06:18
In vielen Punkten herrscht seit David Friedrich Strauss ein breiter Konsens.
Ja - innerhalb einer hermeneutisch gleich-gestrickten Gruppe.
Unter Wissenschaftlern, die sich einer wissenschaftichen Methodik verpflichtet fühlen. Kanoniker können da nicht mitreden.

closs hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 09:31
sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:32
Closs sollte vor allem erst mal kapieren, dass die von ihm zitierte Definition keine Cherry-Picking Veranstaltung ist
Wenn man eindeutig sachliche und mehrdeutig weltanschauliche Teile der HKE unterscheidet, ist dies kein Cherry-Picking.
Ähm, das Weglassen von essentiell wichtigen Punkten, die die apriori-Freiheit der Methodik ausmachen, ist definitv verfälschendes Cherrypicking, aber da bist du ja seit jeher erkenntnis- und beratungsresistent.


sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:32
Päpstliche Bibelkommission.
Was sie sagt, bezieht sich ganz sicher auf Punkte 1 - 9 und in EIGENEM Verständnis auf Punkte 10 - 14.
Die Bibelkommission bezieht sich auf die historisch-kritische Methode, bestehend aus Punkt 1-14, nimm das endlich mal zur Kenntnis. :roll:

„Die historisch-kritische Methode ist die unerläßliche Methode für die wissenschaftliche Erforschung des Sinnes alter Texte. Da die Heilige Schrift als ‚Wort Gottes in menschlicher Sprache‘, in all ihren Teilen und Quellen von menschlichen Autoren verfaßt wurde, läßt ihr echtes Verständnis diese Methode nicht nur als legitim zu, sondern es erfordert auch ihre Anwendung.“
Päpstliche Bibelkommission.

Die evangelikale Schriftauslegung bezeichnet die Bibelkommission als "dumm und gefährlich".

Sie geht sogar noch weiter:

„Der fundamentalistische Zugang ist gefährlich, denn er zieht Personen an,
die auf ihre Lebensprobleme biblische Antworten suchen.“



closs hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 09:31
Der spätere Antichrist-Vorwurf bezieht sich ausschließlich auf Vertreter der HKE, die bei 10 - 14 spezifisch weltanschaulich deuten.
Der Antichristvorwurf ist kindisch, albern und dumm, und kam nur deshalb zustande, weil die Ergebnisse der Forschung nicht gefielen.

closs hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 09:31
sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:32
Das sollte auch einem closs inzwischen geläufig sein.
Das ist es auch. -HAst Du MEINE Unterscheidung verstanden?
Deine Unterscheidung ist die eines glaubensideologischen Laien, nicht die der Forschung und nicht die der Bibelkommission.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#1198 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Mi 1. Mai 2019, 11:30

AlTheKingBundy hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 10:06
sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:56
AlTheKingBundy hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 07:47


Die Dinge sind nicht voneinander zu trennen. Das Gericht war mit der Wiederkunft Jesu verknüpft und der Errichtung des Königreich Gottes.
Nee, eben nicht. Der Jude Jesus ist nur im Kontext seiner jüdischen Religion zu verstehen.

Na dann frage ich mich, auf welcher Grundlage die HKE ihre Ergebnisse erzielt. Wird die Bibel völlig außer Acht gelassen? Auf Grundlage welcher Quellen werden hier Aussagen getroffen?
Die historisch-kritische Forschung hat ja den Anspruch, die ursprüngliche Bedeutung eines Textes zu erfassen und die weitere Entwicklung nachzuzeichnen. Dabei kann sie differenzieren zwischen (möglicherweise) authentischen Jesusworten und ihm später in den Mund gelegten, vor allem nach seinem Tod. Diesen Anspruch haben z. B. Kanoniker nicht.
Passagen wie "Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende kommen...." gelten als authentisch, gerade weil sie später zu Problemen führten. Sie hätten schwerlich erfunden werden können.

Die Naherwartung Jesu: Durch die Zeichen, die Jesus wirkt, ist die Wahrheit seiner Ankündigung, ist die Nähe des Reichs verbürgt. Aus den Gegenwartsaussagen geht die Nähe als potenzierte Naherwartung hervor. Das 'Schon' des ankommenden Gottesreichs ist nur dann als eschatologischer Vollzug zu verstehen, wenn die Basileia alsbald als endgültiger Heilszustand immerwährendes Präsenz sein wird. Durch das in Jesus anhebende Kommen der Gottesherrschaft ist Jesu Zukunftserwartung Naherwartung (XVIf).
Nimmt man den proklamativen Charakter der Basileia-Ansage hinzu, der sich aus der Nähe der Ereignisse ergibt, sowie das keine Zwischenräume mehr zulassende Motiv der Plötzlichkeit der Gerichtspredigt Jesu (Lk 17,24.27.29; 21,35), so ist der Schluss unvermeidlich, dass Jesus sich die Nähe massiv zeitlich vorgestellt hat. Jesus erhofft nicht die Nähe der Gottesherrschaft, sondern er ist sich ihrer Nähe so absolut gewiss, dass er sie proklamiert. Nur weil das Gastmahl (Lk 14,15ff) schon bereit ist, ergeht die Einladung so dringlich und wirkt sie sich so fatal aus für diejenigen, die sie ausschlagen. Angespannte eschatologische Wachsamkeit über mehrere Generationen hin zu fordern, ist in sich widersinnig. Bei Jesus, wo das Motiv der Plötzlichkeit seinen ursprünglichen Sitz hatte, stand eine Naherwartung im Hintergrund, die das Ende noch innerhalb der jetzt lebenden Generation erwartete (XVIII).

Erich Grässer


AlTheKingBundy hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 10:06
sven23 hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:56
Alles andere ist posthume Umdeutung der enttäuschten Naherwartung.
Wo habe ich das Gegenteil behauptet? Hast Du meinen Beitrag überhaupt gelesen?
Aber Jesus hatte keine Naherwartung auf sich selbst. Erst posthum wurde aus dem Verkünder der Verkündete.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#1199 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von Münek » Mi 1. Mai 2019, 12:52

closs hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 09:31
Münek hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:54
Ich spreche von der Naherwartung Jesu (Kommen des Reiches Gottes).
Das tut die Theologie ebenfalls und kommt zu anderen Ergebnissen als die von Dir vertretenen ERgebnisse der HKE.
Es liegt keine offizielle Gegendarstellung der katholischen Kirche zum historisch-kritischen Konsens über Jesu Irrtum vor. Berger und Ratzinger sind nicht DIE Theologie - und Berger widerspricht ausdrücklich Ratzingers eigenwilligen These vom Reich Gottes..

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:54
Doch doch - es geht um die Entstehung und Herkunft des Menschen.
Oje - NEIN - es geht um die GEISTIGE Herkunft des Menschen, die biologisch dargestellt wird, weil dies dem Vorstellungs-Verständnis der damaligen Menschen entspricht.
Die Paradiesgeschichte handelt von der Erschaffung des ersten Menschen, den Gott aus dem Staub des Ackerbodens bildete, Leben einhauchte und in den Garten Eden setzte. Nix "geistige Herkunft".

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:54
Deine Umdeutung widerspricht der klaren Aussage des KKK. Wann, wie und wo soll sich denn der Sündenfall, der laut Paulus und der katholischen Erbsündenlehre als historisches Geschehen die Sünde und den Tod in die Welt gebracht haben soll, "GEISTIG" abgespielt haben?
Dir fehlt grundlegendstes Verständnis.
War mir klar, dass Du keine Antwort weißt.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 08:54
Du meinst wie bei der Müllerstochter, die Stroh zu Gold spann.
Oder Wasser zu Wein. - Wer bist Du, dass Du Gott vorschreiben könnte, was er kann, falls es ihn als Entität gibt?
Für mich existiert der biblische Gott eben so wenig wie Rumpelstilzchen, der für die Müllerstochter Stroh zu Gold spann.

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#1200 Re: Historisch-kritische Exegese und ihre Folgen

Beitrag von sven23 » Mi 1. Mai 2019, 13:04

SilverBullet hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 10:04
“sven23“ hat geschrieben:Das ist richtig, bis auf die Radikalkritik, die meint, dass Jesus eine rein literarische Figur ist.
Naja, so „radikal“ wirkt das nicht auf mich, sondern es ist lediglich das einfache Nachschauen, welche Quellen tatsächlich vorliegen -> eher keine.
Interessant wird es mit dem „radikal“ aber, wenn diese Theologen am Ende doch wieder auf „Gott hat die Welt erschaffen“ abdrehen.

Hier ein Beispiel: Interview mit dem Theologen Hermann Detering
Richtig, die Radikalität bezieht sich ausschließlich auf die Historizität der Person des galiläischen Wanderpredigers.
Die Forschung meint aber, dass gerade die nachträglichen Korrekturen der Irrtümer ein Beleg für die Historizität sind. Denn warum hätte man eine rein literarische Figur mit solchen Geburtsfehlern ausstatten sollen?



SilverBullet hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 10:04
Genau hierin sehe ich das Theaterstück der Kirchen:
sie führen eine wissenschaftsähnliche Vorstellung auf, um am Ende doch wieder nur die Qualität einer magischen Heizdecke zu verkaufen.
Genaus das ist die Schizophrenie innerhalb der Theologie. Einerseits benötigt man die historisch-kritische Forschung, eine wissenschafliche Existenzberechtigung an den Universitäten zu haben, andererseits kommt aus dieser Ecke das genaue Gegenteil der Bestätigung der kirchlichen Glaubensideologe, die sich auf dem verkündeten Christus begründet. Diese Diskrepanz ist nicht auflösbar, was Kirchenmänner wie Ratzinger und Berger dazu veranlaßt, in der historisch-kritischen Methode ein Werk des Teufels zu sehen. :lol:


SilverBullet hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 10:04
“sven23“ hat geschrieben:Für seine Existenz spricht z. b. die Naherwartung, die im Zentrum seiner Verkündigung stand. Da sie sich schon bei Abfassung der Evangelien als Irrtum erwiesen hat, hätte sie schwerlich erfunden werden können.
Oder die Sündentaufe durch seinen "Lehrer" Johannes, die später zu Irritationen in den Urgemeinden führte. Da mußten sich die Schreiber dann was einfallen lassen.
Das Herumstochern in Fanliteratur und deren Entwicklung ist immer nur Kaffeesatzleserei.
Da ist was dran, es gibt keine absolute Sicherheit, nur Wahrscheinlichkeiten auf Basis der Textquellen. Aber die Ergebnisse der historsch-kritischen Forschung sind weitaus wahrscheinlicher, als diejenigen, für die Glaubensbekenntnisse benötigt werden.
Die historisch-kritische Methode kommt ja bekanntermaßen ohne Glaubensbekenntnisse aus und es gibt keinen Sonderstatus für religiöse Texte.

SilverBullet hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 10:04
“sven23“ hat geschrieben:In vielen Punkten herrscht seit David Friedrich Strauss ein breiter Konsens
Ich kenne diesen Namen nicht, also habe ich sofort nachgesehen, ob es ein Theologe ist -> Bingo, es ist ein Theologe.
Ja, aber einer, der Zweifel an dem kirchlich verkündeten Christus hatte und die Textquellen auf ihren historischen Gehalt abklopfte.
Die Ergebnisse sind für die Kirche niederschmetternd, haben aber weitgehend bis heute Gültigkeit in der Forschung. (siehe Konzelmann)



SilverBullet hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 10:04
“sven23“ hat geschrieben:Das gilt für alle Exegesen, die auf Glaubensbekenntnissen beruhen, da kann man von "Forschung" in keinster Weise sprechen.
Für die historisch-kritisch arbeitenden Theologen trifft es noch am ehesten zu, wenngleich eine unabhängige Forschung immer vorzuziehen wäre.
Man sollte aber doch nicht so verzweifelt sein, dass man Aktivitäten, die „wissenschaftlich“ anmuten, gleich zur Forschung erklärt.
Man muss schon unterscheiden zwischen streng historisch-kritischer Untersuchung der Texte und glaubensideoligisch motivierter Textbehandlung, die quasi nur darauf abzielt, ein Glaubenskonstrukt zirkelreferent zu bestätigen.


SilverBullet hat geschrieben:
Mi 1. Mai 2019, 10:04
Selbst die „Radikalkritik“ der Theologen schwenkt auf „Gott ist der Schöpfer“ ein – siehe oben.
Das ist wohl meist so. Es gibt wenige Theologen wie Gerd Lüdemann, der über die Beschäftigung mit der Bibel seinen Glauben komplett verloren hat.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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